Spekulatius, Spekulatius

Der Umgang mit Gerüchten und Spekulationen. Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie diejenigen, die sie entweder verursacht haben oder sie ausräumen könnten, dazu beitragen, dass sie sich zu ihrem eigenen Unwillen halten oder gar über das Stille-Post-Prinzip ausweiten.

Hertha-Manager Dieter Hoeneß flüchtet sich oft und gerne in die Phrase „Ich beteilige mich nicht an Spekulationen“, wenn er um klare Auskünfte beispielsweise bei Transfers gebeten wird. Dass er damit die Fragestellung verfehlt, ist zwar berufsbedingt erklärbar, macht die Sache aber nicht besser. Ein „kein Kommentar“ oder ein klares Dementi wären imho da viel besser.

Noch schöner aber wird es, wenn ein Berufssportler sich am Ende darüber mokiert, dass an allen Ecken und Enden geredet wird, aber nie das direkte Gespräch gesucht wird. Was so einfach nicht stimmt. Denn all den Gesprächsversuchen hat er sich vorher konsequent entzogen. Ja sogar seine Mailbox mit einem falschen Namen versehen, um lästigen Fragestellern die Kontaktaufnahme zu erschweren. (Und ja ich weiß, dass das auch eine Art von Humor ist. Aber nicht jeder ist ein wandelndes Filmlexikon.)

Und wenn er dann auch noch interpretierbare Äußerungen („Ich bleibe gerne, wenn niemand was dagegen hat“) von sich gibt (und selbst die – Diva, die er nun mal ist – nur vor laufenden TV-Kameras), im Grunde also das Feuer schürt, über dass er sich beklagt, darf er sich einfach nicht wundern, dass er in den Medien weiterhin die Schlagzeilen bestimmt. Nicht immer ist da, wo Rauch ist, auch wirklich Feuer. In den meisten Fällen aber schon. Es ist halt alles eine Frage von Ursache und Wirkung. Und von einem ehrlichen Umgang miteinander.

Szenen meines Lebens III

Den Täter zieht es immer wieder zurück an den Tatort. Heißt es. Da ich bislang einer Ersttäterschaft nicht verdächtig bin (geschweige dass ich eine Tat begangen habe), kann ich das nicht hinreichend verifizieren. Auch die auf diesem Sektor erfahrenen Damen (Liza Marklund) und Herren (Henning Mankell) von internationalem Ruf haben das nicht immer bestätigt.

Und doch scheint es zu stimmen. Immer und immer wieder zieht es mich hin zu einer kleinen, aber wohlfeilen Lokalität in Friedrichshain. Geradezu magisch angezogen werde ich. Ob das an der Stille des kleinen Örtchens liegt? An dem warmen Licht, dass sich durch die Blätter schlägt? Ist der röhrende Hirsch schuld? Das friedlich nach Eicheln suchende Wildschein? Diese papierene Waldlandschaft schlägt mich immer wieder in den Bann.

Oder liegt es schlicht daran, dass ich in der „Wilden 13“ beim twitternden Barkeeper meines Vertrauens neben körperlicher Labung auch noch Bildungsgut finde? Seine Spreegeflüsternheit musste mich nämlich neulich ob eines Tweets korrigieren. Der beschaulichen Waldlandschaft nach erfolgreich verrichtetem Geschäft den Rücken kehrend und sich wieder gen Tresen mühend, kam mir nämlich folgender Tweet in den Sinn:

Dies scheint offensichtlich doch nicht so der Regelfall zu sein. Oben schon erwähnter Barkeeper frug – aus einer Laune heraus – die aus den Tiefen des hinteren Raumes wieder auftauchenden Holden unvermittelt, ob denn die Papierhandtücher auf ihrem Reservoir der Erleichterungen schon alle seien. Er, als Vertreter des männlichen Geschlechts könne das ja gaaaanz schlecht wissen, da er dieses weibliche Etablissement nicht so häufig betrete. Vor allem dann nicht, wenn Gästinnen anwesend und der Ort in seiner naturgemäßen Bestimmung nach in Benutzung sei. Ergebnis: Nicht selten schamhaftes Erröten. Was tief blicken lässt …

P.S. Auf dem Damenklo soll es Gerüchten zufolge übrigens eine andere Tapete geben als die Waldlandschaft mit Hirsch, Schwein & Co. Ich kann das aber nicht verifizieren.

 

Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust

Es gibt so Dinge, die passen für gemeinhin nicht zusammen. Feuer und Wasser,  Tag und Nacht, Frauen und Männer. Im Fußball ist es auch nicht anders. Der FC Bayern zum Beispiel und der 1.FC Wundervoll aka 1.FC Union Berlin. Hier der Deutsche Rekordmeister, dort der Unterhund aus dem Südosten unseres bezaubernden Berlins.Hier der millionenschwere Vorzeigeklub aus dem Süder unseres Landes mit gefühlt einer Million Mitgliedern, dort der ewig klamme, finanziell stets auf der Rasierklinge tanzende Arbeiterklub, der noch nicht mal 6000 Mitglieder zählen darf (auch wenn er hart daran arbeitet). Hier Kommerz pur mit einem,  geben wir den Kind mal einem netten Namen, traditionell eher zurückhaltenden Publikum, dort ein Anhang, der den Kick pur will, Events ablehnt und sich ewig übt im dem Spagath zwischen notwendiger Marketenderei und Professionalisierung.

Das ich dieses Erfolgsunternehmen Namens FC Bayern und das ewige Stehaufmännchen 1. FC Union mal gemeinsam auf einem Fanschal verewigt sehen würde, hätte ich mir so nicht träumen lassen. Meine beiden Lieblinge in trauter Zweisamkeit. Der Stern des Südens und die Eisernen. Nicht nur beim gemeinsamen Kick gestern Abend, sondern halt auch auf dem wärmend Tuch für schnupfenanfällige Hälse an kalten Tagen. Ich mag den Schal. Auch wenn seine Farbe einen Touch zu viel Weinrot enthält. Genau das richtige für Stadionbesuche in der AllianzArena. Falls ich es endlich mal wieder dahin schaffe.

Abhaken. Einfach abhaken

Fans sind auch nicht anders gepolt als Trainer und Spieler. Die sprechen ja gerne davon, also nach herben Pleiten und großen Schlappen, dass man das Ding ganz schnell abhaken solle. Und nach vorne schau’n müsse. Nächste Woche (so denn keine englische ansteht ), das werde dann ganz bestimmt ein ganz anderes Spiel. Aber hallo!

So musste man sich dann nicht groß wundern, dass am Sonntag eine illustre Runde eiserner Anhänger sich schwitzenderweis nach einem 0:5 im DFB-Pokal gegen Bremen zwecks eiligster Schöntrinkung in der Margarete F einfand, um eben diesem beigewohnten Trauerspiel eine Abkühlung gerstenkaltschaliger Art folgen zu lassen. Merke übrigens: Das ist der Vorteil des Fandaseins! Denn die Herren Berufssportler müssen zwecks Ausübung ihrer Tätigkeit und zur vollen Erhaltung ihrer Arbeitskraft auf derartige Gelage verzichten, die einen am Ende des Abends das grausame Geschehen vielleicht ein klein wenig besser erdulden lassen.

Und natürlich wendet man sich dann, nach ausgiebiger Analyse der Fehler („Wie konnte der bloß so aufstellen. So konnte das ja nüscht werden“ „Das war doch Feigheit vor dem Feind“) sowie ebenso zahlreichen wie kostenlosen Verbesserungsvorschlägen („Der muss den xyz bringen. Und nen zweiten Stürmer“), die jedes Trainerherz aufjauchzen lassen müssten ob all der aufrichtigen Anteilnahme, auf einmal unversehens und wie fremdbestimmt den kommenden Ereignissen zu. Bremen? Abhaken! Aber, hallo! Denn Oberhausen, das wird ein ganz anderes Spiel.

Was allein schon durch die musikalischen Begleitumstände klar sein dürfte. MAZ ab:

Zero Toleranz

An anderer Stelle habe ich mich heute schon darüber ausgelassen, was mich ärgert. Auch beim Fußball und meinem geliebten 1. FC Union gibt es immer wieder Sachen die mich ärgern. Da faselt spricht man immer wieder so gerne von Gastfreundschaft, hofft auf tollen, laut- und zahlstarken Besuch in unserem Wohnzimmer, preisen das „Balllhaus des Ostens“, auch wenn es derzeit nur die schönste Baustelle der Welt ist, immer und immer wieder. Und wenn sich dann mal jemand in unsere Foren verirrt, schlägt ihm da im Großen und Ganzen starke Ablehnung entgegen. Ob man denn kein eigenes Forum oder gar zu große Langeweile habe, ist da noch die geringste Geringschätzung. Womit jetzt nicht die Trolle dieser www-Welt gemeint sind, denen man gemeinhin kein Futter geben sollte. Immer wieder klingt dann – mal abgesehen von ein paar klugen Köpfen – eine ablehnende Haltung durch. Eine „Alles außer Union ist Scheiße“-Einstellung. Zero tolleranz also!

Man muss nicht andere Vereine wertfinden und schönschätzen. Aber bitte schön, nicht immer gleich alles Artfremde raus komplimentieren.

Noch ärgerlicher finde ich aber dieses ewige Rumsticken. Dieses permanente Aufkleben von Union-Zeichen an allen passenden wie unpassenden Orten. Beispielsweise hier:

Muss das wirklich in der S-Bahn passieren? Oder bei Straßenschildern? Auf Ampeln?

(Liste ließe sich spielend fortsetzen)

Wir sollten doch alle auch Botschafter unseres Vereins sein! Es gibt nun aber so viele Menschen, die mit solchen Botschaften so gar nichts anfangen können. Eher so im Gegentum.

Ein Verhalten fantechnischerseits, dass meine Wenigkeit irgendwie an das Reviermarkierungsverhalten junger Hunde oder erst kürzlich geschlechtsreif gewordener Primaten erinnert . Wuff, wuff, wuff. Meiner ist größer als deiner

So musst das Emden

Ui, ui, Steffi, bist du dir da sicher, was du da machst? Ich meine, wir Unionfans haben doch einen Ruf zu verteidigen. Da kann man den Herren Ordnungshütern doch nicht. So etwas wirft ja das ganze schöne, beidseitig festgezurrte Weltbild durcheinander. Womöglich singt ihr demnächst auch noch. „Alle Stullen sind meine“ oder so. Oder gar „Grün, grün, grün, sind alle meine Kleider.“ Ach ne, das geht ja nicht, wir sind ja rot-weiß. Tschuldigung. Kleines Missgeschick. Kann ja mal vorkommen.

Schade eigentlich, dass ich nicht dabei bin. Wäre sicherlich ne lustige Tour geworden. Der Kneiper meines Vertrauens am Steuer, die ganze Baggage dabei. Aber der Ligaendspurt ruft, und mit ihm mich der Ruf des Vaterlandes, äh der der Redaktion. Da ist heute Werde bei Wolfsburg, Holland in Not, und wir voll in Action bei neun Bundesligaspielen, die zeitgleich abgefrühstückt werden müssen.

Abschied aus dem Jahntierpark

Es gibt so Fußballspiele, da ist das drum herum viel spannender als das eigentliche geschehen auf dem Rasen. Heute gab es so ein Spiel im Jahnsportpark, als der 1. FC Union seine finale Drittligavorstellung gegen RW Erfurt gab. Finale was den Spielort und die Spielklasse angeht. Das Spiel endete 1:1. Phasenweise drängte sich einem auch der Eindruck von Sommerfußball auf. Dann wurde es wieder recht unterhaltsam. Wozu auch der Schiedsrichter mit seinen Pfiffen beitrug. Was nichts über deren Qualität aussagt.

Schöner waren da schon die Reaktion auf den Rängen vor dem Spiel. Zunächst war da die Mannschaft, die mit dem Spruchband „Danke für alles. Wir sehen uns zuhause …“ allen Fans wohl aus dem Herzen sprachen. Vorbei ist endlich die grausame, baubedingte Zeit des Exils. Die so lange dauerte. Viel länger als je gedacht. Es geht zurück nach Hause, nach Köpenick. Am 8. Juli ist es so weit, dann wird die Neue Alte Försterei mit einem Spiel gegen Hertha BSC eingeweiht.

Großartige Szenen auch rund um Sebastian Bönig. Immer wieder erklang ein „Bönig und Union“-Gesang auf den Rängen. Man bei den Köpenickern nicht vergessen, dass Bönimeyer den bitteren Gang in die Viertklassigkeit mit angetreten war. Und das zu einer Zeit, als er locker andere Angebote aus der seinerzeit drittklassigen Regionalliga hätte bekommen können. Nun bekam er sein „Abschiedsspiel“. Sogar als Kapitän!

Womit er den schwersten Job des Tages hatte. Er musste als Sechser omnipräsent auf dem Feld sein. Und doch eigentlich unsichtbar für seinen Trainer, so er denn seiner vorhersehbaren Auswechslung irgendwie hatte entgehen wollen.

Denn auch das war klar wie Kloßbrühe: Am Ende des Tages würde der Ur-Bayer nicht mehr auf dem Feld stehen dürfen. Schließlich sollte Daniel Schulz, von Trainer Uwe Neuhaus vor zwei Jahren für viele zunächst unverständlich zum Kapitän für Bönig ernannt worden, die Ehrung mit der Drittliga-Trophäe absolvieren dürfen. Verständlich. Der großen Gesten war ja überhaupt mit Bönigs Einsatz in der Startelf auch schon genug getan worden.

Auf diesen Moment hatte Stadionsprecher Christian Arbeit die rund 6000 Besucher schon vor der Partie eingestimmt. „Schön dass ihr heute dabei seid, bei dieser wirklich allerersten verdienten Meisterehrung in diesem Stadion.“ Die Ränge tobten vor Begeisterung. Später die Herren Kicker, die sich abwechselnd mit dem Pott feiern ließen. Mein Dank für das Bildchen, gilt diesem jungen Mann hier

Auch nicht unlustig waren die Erfurter Anhänger mit ihrem von keinerlei Fachkenntnis getrübten Schmähgesang  „Zweite Liga. Niemand weiß warum.“

Alleine da hätte ich mir unsererseits eine passende Antwort gewünscht. Und die hätte klar lauten müssen: „Macht euch doch nicht lächerlich.“ Wofür, werte RWE-Fans, lasst euch das gesagt sein, ein klitzekleiner, ein eher winzig zu nennender Blick auf die Tabelle genügt hätte.

Aber wir wollen euch nicht groß mit Mathematik überfordern. Ihr habt euch ja schon dadurch ausgezeichnet, dass ihr bei eurer Wegeplanung eine Großdemo munter ignoriertet (ich weiß ja, so etwas kommt hier ja in Berlin immer so völlig überraschend und unvbermittelt zustande, mit so etwas kann man ja gar nicht rechnen) und dadurch erst weit nach dem ohnhin schon nach hinten verschobenem Anpfiff im Stadion aufdribbeltet.

Des Wartens müde

Da sitzt man. Und zittert. Kaut an den Fingernägeln. Schaut auf die Uhr, schaut in die Rund. Äh, sorry, falscher Kontext, schaut natürlich auf diverse Live-Ticker, surft in zahlreichen Fanforen. Und hofft. Bittet. Bettelt. Fleht. Dass Paderborn sich noch eine Blöße gibt. Bei jedem akustischen Tonsignal der Live-Ticker schreckt man auf, eilt jegliche Konversation einstellend flinken Fußes zum heimischen PC und ärgert sich zunächst über irgendwelche belanglosen Treffer in Aue, Stuttgart oder Hintertupfingen. Und später dann doch über den Führungstreffer des SCP. Man flucht. Brüllt „Mist“. Als ob damit alles wieder in Frage gestellt würde, als ob eine Katastrophe nahen könnte.

Dabei ist der 1.FC Union so gut wie aufgestiegen. Vier Punkte aus fünf Spielen, dazu ist die Truppe von Trainer Uwe Neuhaus viel zu abgezockt, als sie das noch vergeigen könnte. Der Vorsprung ist so komfortabel, dass die Konkurrenz maximal näher rücken könnte, mehr aber wohl nicht. Und selbst für das Mehr müssten die Köpenicker schon viermal in Folge richtig patzen.

Echte Fans sind aber „homo emoticusse“, des rationalen Denkens eher selten fähig!!

Und so treibt die Unrast des Herzens den Eisernen um. Viel, viel zu lange braust die Schwalbe schon über den Eriesee.. Und nun, so kurz vor Torschluss, vergeht die Zeit so langsam. Quält. Spielt mit einem wie die Katze mit der noch lebenden Maus. Schleudert einem das kalte Hohnlächeln ins Gesicht. „Wie weit noch Steuermann?“

Unioner sind des Wartens müde. Man möchte endlich feiern, jubeln, lachen, singen. Einziehen ins gelobte Land, dass da heißt 2. Liga. Auf dass die Nacht zum Tage werde. Echte Aufstiege, also nicht so eine Rückkehraktion nach einem einjährigen Betriebunfall Namens Oberliga, gibt es halt nicht jedes Jahr mal so eben um die Ecke. Das ist nicht wie kurz Zigaretten holen gehen …

Nun heißt es scheinbar weiter warten. Frühestens nächsten Sonnabend gegen Regensburg kann der Deckel drauf gemacht werden. Noch eine Woche bis Buffalo!*

*Nun gut stimmt nicht ganz. Wenn Haching am morgigen Sonntag gegen Wuppertal verliert, kann Union mit einem Sieg in Sandhausen doch noch den Aufstieg feiern.