Mir graut davor …

 

Oh nein. Bitte nicht. Mir graut schon jetzt davor. Und für all die, die bei GoT6x09 nicht up to date sind, bitte einfach an dieser Stelle aufhören zu lesen. Hochgradiger Spoileralarm, ehrlich. Und ich will euch nicht den Spaß verderben. Also bitte einfach ein andermal zum Wandererwischendenwelten.de zurückkehren. Für heute habt Ihr hier leider Feierabend.

Bring(t) mich zum Rasen

FotoIch mag keine kleinen Kinder. Nicht mal mit Speck und Zwiebelchen. Und Bücher über Fußball schon gar nicht. Sicher, ich hab ein paar davon. Aber alles mehr oder weniger Zufallsprodukte. Fußball findet auf dem grünen Rasen statt. Meinethalben auch auf den Rängen oder in den Gazetten. ersatzweise im TV, wenn der Weg zum Stadion zu weit ist und man daher nur die Bidlschirme anbrüllen kann.  Und ja doch, ich schreib selber darüber. Dennoch mag ich Fußballbücher nicht.

Und nun sitze ich vor etwas, was diese beiden Themen vereint. Sie zu einer untrennbaren Einheit verwebt. Verwobt würde die Autorin wohl in ihrem als Stilmittel recht gern gepflegten Ostbrandenburgisch sagen. Stefanie Fiebrig aka @rudelbildung, für mich aber immer noch „La Lamm“ (so steht sie weiter in meinem Mobilfunkverzeichnis), hat es geschafft, mein Interesse zu wecken mit zwei Themen, die mich so gar nicht reizen – Kinder und Fußball. Ausnahmsweise nicht wordgepresst, sondern zwischen ein paar Pappdeckeln in schönstem Stadiongrün. Und mit einem treffenden Titel: Bring mich zum Rasen.

Der allein hat es ja schon in sich. Ist da das substantivierte Verb gemeint? Oder soll mich jemand zum Ort des Spielgeschehens geleiten? Auch hier steht zwei für eins. Steffi parliert munter vor sich hin. Nimmt uns mit auf eine beschauliche Reise, die wir gar nicht beenden wollen. Sie beschreibt ihre Liebe zum runden Leder, einst erwacht aus Liebe zu Menschen. Aus Momenten, in denen sie Authentizität einfangen wollte durch das Objektiv ihrer Kamera.

Locker flockig erzählt sie von ihrer Zuneigung zu Trikots und Farben. Und amüsiert sich selber über ihre eigene Unzulänglichkeit, das Trikot eines abgewanderten Fußballgottes adäquat ausfüllen zu können. Allein diese Passagen weckten ein ambivalentes Gefühl in mir. War es doch meine Wenigkeit, die ihr einst das Leibchens unseres ewigen Torwartes unserer Herzen verschafft hatte. Jan Glinker bleibt unsere Nummer 1, ungeachtet der Tatsache, dass er derzeit nicht mal bei einem Viertligisten seiner liebsten Berufsbeschäftigung nachgehen darf. Mit sehr viel Wehmut nahm ich daher einst zu Kenntnis, dass sie Avatar bei Twitter geändert hatte. Nicht mehr die die Rückenansicht besagten Leibchens zierte es, sondern ein wohlfeil gezeichnetes Selbstportrait. Ein Gelungenes muss ich sogar sagen. Denn wunderbar malen kann sie neben „schreiben“ auch, auch wenn sie in „Bring mich zum Rasen“ behauptet, dass sie so vieles nicht könne.

Dieses Buch liefert keine Ergebnisse, keine tiefschürfenden Analysen oder Hintergrundberichte. Es erhebt auch nicht den Anspruch, von Fußball Ahnung zu haben.  Es lebt von seinen Gefühlen und von seiner  Leidenschaft. Von den Geschichten über Menschen und den Geschichten, die die Autorin über sich preisgibt. Beispielsweise  von dem Testspiel, bei dem sie sich ihren Göttergatten geangelt hat und von dem sie heute nicht einmal mehr das Ergebnis weiß. Was wir hiermit ihr nachreichen: 2:1 ging’s aus im schönen Schöneiche an einem kalten End-Januar-Nachmittag des Jahres 2009. 2:1. Aber nicht für die Guten! Auch wenn da bei denen zahlreiche der ehemals Guten sich tummelten.

Diese Anekdoten mach „Bring mich zum Rasen“ lesenswert. Diese ungewohnte Perspektive, eine völlig andere Art des Draufschauens. Es ist ein Muss für Freunde des runden Leders. Egal welche Farben sie tragen. Weil es die Liebe zum seinem Klub nicht verbirgt oder mit großem Sendungsbewusstsein brutal vor sich herträgt. Es ist zeitlos quasi stellvertretend für alle Fans und ihre Fanwerdung. Und es hält überraschende Momente bereit.

Denn mal ehrlich, wer käme schon auf den Gedanke ein zweites Mal zu besingen? Nur Erbsensuppe wird aufgewärmt besser. Doch Steffi schon. Sie tut das .mit eiern Nonchalance, als würde sie mal eben in den Garten flip-floppen, um Gartenkräuter für das Abendbrot einzusammeln. So „schrub“ sie über das zweite Derby im Olympiastadion, nicht über jeden Abend im Februar 2010, an dem John-Jairo Mosquera, Torsten Mattuschka und  Torsteher Maikel Aerts – letzterer eigentlich auf der anderen Seite, aber dank seiner Mithilfe doch für einen Moment auf der Seite der Guten – unsterblich wurden.

Es ist nicht alles nur lustig. Manche Kapitel stimmen einen sehr nachdenklich. Und Melancholie tritt auf. Aber auch das ist großes Kino. Weil Steffi wieder wunderbar mit unserer Gefühlswelt spielt.

Und jetzt sitze ich hier und schreibe über etwas, was ich noch nicht mal zur Gänze kenne. Denn nach den ersten 30 Seiten hatte es mich schon so gepackt, dass ich eine Elegie darauf verfassen musste. Und die Gefahr, auf den folgenden Seiten enttäuscht zu werden, erachte ich als gering. Ich kenne Rudelbildungs Stil aus dem Stadtteilmagazin Maulbeerblatt oder ihrem Blog Textilvergehen, in dem sie sich leider in letzter Zeit viel zu wenig produziert. Und wenn nur durch Bilder  oder als Randgelächter bei den stets überlang daherkommenden Podcasts. Wenn es mir nicht weiter gefallen sollte, bin ich selber schuld. Das wäre so, als ob ich nach einem perfekten Date am Abend der jungen Dame leider sagen muss, es liegt an mir, nicht an ihr.

Und nun entschuldigen Sie mich, bitte. Ich muss aufhören. Da warten noch rund 190 weitere Seiten auf mich.

Wie Coca-Cola Uns Jogi auf die Sprünge hilft

Ja, ja, die Macht der Sponsoren. Alltäglich. Unübersehbar. Der Einfluss wächst. Wer zahlt, will ja auch die Musik bestellen, oder? Doch langsam wird mir das ganze unheimlich. Zu welch perfiden, nahezu subversiven Methoden ein omnipotenter Brausehersteller greift – und nein, liebe Fußballgemeinde, ausnahmsweise ist nicht dieser komische, die Fußballwelt verändernde Energiedrinkhersteller aus einem bis 1806 zum Heilligen Römischen Reich gehörigen Landstrich gemeint – scheut keine Kosten und Mühen, um nachhaltig auf den Bundes-Jogi einzuwirken – So zumindest lehrte mich heute  mein täglich Gang in die Kantine.

Das, ein liebgewonnenes Ritual, wenn manchmal auch Qual (mangels Wahl), offerierte mir ein seltsam Bild beim Griff ins Kühlregal. Der in Atlanta beheimatete und mit dem DFB verbandelte Getränkelieferant sendet deutliche Signale nach Santo Andre aus, wo Jogi gerade über die Aufstellung für das USA-Spiel brütet. Und dort stand sie nun, fein säuberlich aufgereiht. Jogis neue Viererabwehrkette von rechts nach links: Philipp (was der gar nicht gerne hören mag), Jerome (endlich wieder innen), Per und Benedikt. Sachen gibt’s.

FotoPS: Es waren zu meiner nicht gelinden Überraschung tatsächlich die letzten vier Cola-Zero-Flaschen im Regal. Ich musste dafür nicht mal sortieren oder suchen.

 

PPS: Und  jeder, der jetzt den naheliegenden Gedanken hegt, dass Cola mit Absicht Nullen empfiehlt respektive mit einer veritablen Umstellung die Joginatoren zu schwächen hofft,  damit Klinsis US-Boys die nächste Runde erreichen, sollte sich dringend als Verschwörungstheoretiker staatlich vereidigen lassen 😉

 

 

 

Hören Sie auf, zu jammern, Herr Wulff

So, so, jetzt hat er also ein Buch geschrieben der Christian. Eins, das endlich die wahre Sicht auf die Dinge enthüllt. Was eine Freude … Und, Überraschung, bitter Unrecht ist dem kleinen Wulff geschähen.

Eine Träne für Petronius, und eine für Sie.

Nun gut den Makel des Versagers hatten Sie mit dem Sieg über Gabriel abgestreift. Aber auch das war nur das Glück des Augenblickes. Oder politische Dummheit des SPD-Mannes. Niemand in Niedersachsens CDU hatte ernsthaft kandidieren wollen, weil der Wahlausgang sicher schien. So mussten Sie als Streichkandiat ein drittes Mal ran nach Ihren beiden grandiosen, farblosen Niederlagen. Und hatten schlichtweg Glück. Nicht weniger, nicht mehr.

Ganz ehrlich, Sie haben es bis heute nicht begriffen. Du weißt gar nichts Jon Snow möchte man Ihnen entgegenrufen.

Eine Kampagne wittern Sie, wie die Kollegen von der Zeit so schön geschrieben haben. Vor allem der linken Coleur. Datierend aus den Zeiten ihrer Präsidentschaftsbewerbung. Bild, Spiegel und FAZ bekommen alle ihr Fett ab Klein-Chrissie gegen den Rest der Welt. Süß!!

Mal abgesehen davon, dass Ihnen hier eine seltsam anmutende  Rechts-Links-Schwäche unterstellt werden muss, möchte man fast applaudieren, dass sie den Zeitpunkt des tiefen Misstrauens, das Ihnen entgegenschlug, begriffen haben.

Denn das mag sogar stimmen. Weil Sie im besten Mannesalter, als noch vergleichsweise junger Politiker für sich beschlossen hatten, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen und sich in die soziale Hängematte des Bundespräsidialamtes zu legen. Mit nur 49 Jahren? Mit Nicht-mal-50!!  In Rom kam auch erst ab einem gewissen Alter in den Senat. Aber um dort etwas zu leisten!

Darf ich hier mal kurz die niedersächsische Verfassung zitieren, deren oberster Lordsiegelbewahrer Sie seinerzeit waren: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Volke und dem Lande widmen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und die Niedersächsische Verfassung sowie die Gesetze wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegenüber allen Menschen üben werde“, heißt es in Artikel 31. Kraft dem Volke widmen!

Hallo, merken sie was? Von Pfründen abgreifen steht da weniger. Der Weg ins Kanzleramt war zu weit. Zu merkelig. Zu dornig. Zu unsicher. Also sich schnellstmöglich zur Ruhe setzen. So ein repräsentativer Job ist doch auch was Feines. Zudem glamouröser. Und nicht so undankbar wie ein alltäglicher Kampf im Dschungel des niedersächsichen Landtages. Nicht so ermüdend. Ist Ihnen da nie das Wort Fahnenflucht in den Sinn gekommen? Anderen schon. Und Misstrauen. Sehr viel Misstrauen.  Wie soll man einem solchen Burschen vertrauen, der bei der ersten besten Gelegenheit kneift? Der nur an sich selber denkt.

Glauben Sie ein Richard von Weiszäcker hätte so gehandelt? Wie war das doch noch gleich mit Kants kategorischem Imperativ?

Weizsäcker. Hach. Es ist eine Schande, dass man Sie beide qua Amtes  in einem Atemzug überhaupt erwähnen muss.

Ihre Haltung zu Glogowski schon vergessen? Waren Sie es nicht, der sich als einer der schärfsten Kritiker gegenüber Bruder Johannes bei der Düsseldorfer Flugaffäre aufgespielt hatte? Forderten Sie nicht einen Bundespräsidenten, der moralisch integer sei? Und mal ehrlich, wenn Ihnen auch rechtlich nichts nachzusagen ist, allein die Tatsache, dass das geprüft werden musste, disqualifizierte sie mehr als genug für das Amt.  Davon, dass Sie die Medien in der Ausübung ihres Jobs behindern wollten, wollen wir gar nicht erst anfangem.Mit zweierlei Maß zu messen, zeugt nicht von Führungseigenschaften.

Nein, mein Herr. Sie hatten das Amt nicht verdient. Was Sie jetzt mit Ihrem Buch noch einmal nachdrücklich beweisen.

Sie haben sich mit der Kandidatur fürs Bundespräsidialamt als das geoutet, was man in der Politik nicht sehen will: als einen hemmungslosen Karrieristen und Beutelschneider. Hauptsache sich ins gemachte Nest setzen und dick abkassieren. Menschen wie Sie sind der Grund dafür, dass der Berufsstand des Politikers ein so niedriges Ansehen hat. und auch jetzt tun sie noch alles dafür, dass das so bleibt.

Willkommen im Club, Angie

Ich hatte das ja gestern schon mal getwittert. Willkommen im Club, Angi-Maus. Aber was die lieben Kollege von der Gazette mit den vier Buchstaben sich jetzt leisten, ist auch etwas heuchlerisch.

Uns? Nur weil es jetzt auch das Merkelchen betrifft, spionieren die Amis uns aus?Das machen die doch schon immer und nicht erst jetzt.  Wo war der  bildliche Aufschrei, als eben diese etwas prominentere Handynutzerin von all den Sachen im „Neuland“ nix wissen wollte, die Abschöpfungsmaßnahmen der NSA als unwichtig beiseite schob. Sie war ja nicht betroffen. Nur Otto-Normal-Bürger. Und jetzt soll man sich mit ihr solidarisieren über soviel Unverfrorenheit unserer Freunde? Ne, meine Herren. Ist nicht. Geschieht ihr Recht. Und wo bleibt denn die berechtigte Fragem, wieso Herr Pofallera gelogen hat? Lügen durfte! Weil er von der armen, abgehörten Merkel das Plazet dazu hatte …

Was zu weit geht …

Okay, okay, ich weiß ja. Notleidender Industriezweig und so. Arbeitsplatz sichernde Maßnahmen. Schon klar. Es wird einem leicht blümerant zumute. Und so erträgt man nahezu klaglos die Inflation der Feiertage, die oft und gerne von jenseits des großen Teiches zu uns rüberschwappt. Die spukenden Geister um Halloween, die originalsprachlich mit „Trick or treat“ wenigstens noch mit einer Alliteration aufwarten können. Auch die die Zahl der zu küssenden Personen hat ja durch den „US Valentinstag“ nicht zwingend zugenommen. Wohl aber das Brimborium nebst wohlduftendender Flora drum herum. Und ja doch, es gibt ja auch bei uns noch den guten alten Muttertag. Ein wohlfeiler Tag, der mich so überhaupt nicht tangiert. Wohl aber mein geliebtes Mütterlein. Wehe mir, so ich ihn einmal vergesse. Das Schmollen möchten Sie nicht ertragen. Meine engste  Vorfahrin ist ja sonst eine echt patente Frau. Argumenten zugänglich und so. Und natürlich stimmt sie meinem oftmals dezent vorgetragenem Hinweis vollumfänglich zu, dass der Muttertag in Germanien von den Nazis auf schnödeste instrumentalisiert und missbraucht worden ist, die ja ohnehin in ihrer Ideologie der Frau mehr die Rolle der Gebärmaschine zugeiwesen hatten. Dann nickt mein Liebmütterlein zustimmend. Und schert sich ein paar Monate später nicht die Bohne darum. Nun gut, ich hab kapituliert. Blume 4000 oder FlEUROpfutsch können meinen großzügigen Obolus alljährlich einstreichen. Ist ja für La  Mama. Also einen guten Zweck. Und ich bin ja das einzige Kind. Aber, ich möchte das jetzt noch einmal betont wissen, ABER, was zu weit geht, geht zu weit. Omatag? Diesmal mache ich nicht mit, dieser neumodische Tag zum Wohle der darbenden Pflanzenindustrie wird von mir boykottiert:

 

Bastelanleitung als Liebeserklärung.

Um es vorwegzunehmen: Ich wollte dieses Buch nicht lesen. Diese „Liebeserklärung an den großartigsten Fußballverein der Welt.“ Allein schon deshalb, weil ich Liebe nicht erklärt bekommen möchte, sondern erleben will.  Fühlen will. Schwerwiegender noch: Als ich „111 Gründe, den 1.FC Union Berlin zu lieben“  das erste Mal in den Händen hielt, hatte es einen nahezu gleichnamigen Begleiter in blau, der sich mit einem Charlottenburger Verein beschäftigte. Eine kurze Recherche später musste ich feststellen. Das ’schloburger Druckerzeugnis war nicht der einzige seines Typs. Identische Klone für nahezu jeden Fußballverein, der ein wenig mehr Historie als die TSG 1899 oder der Rote-Brause-Verein aus Leipzig aufweisen konnten, drängten zu Hauf auf den Markt. 08/15 also würde mich erwarten. Nee, dann doch lieber auf den ebenso fleißigen wie stets etwas nörgelig daherkommenden Wegbegleiter Matze Koch und dessen epochales Werk „Immer weiter ganz nach vorn“ warten. Der nicht gerade für seine eiserne Zurückhaltung bekannte Quasi-Monopolist der modernen Union-Berichterstattung würde mit Anmerkungen zum Ist-Zustand des 1.FC Wundervoll nicht hinter dem Berg halten. Und da das seit mindestens zwei Jahren immer ein Gesprächsthema auf unseren zahlreichen Auswärtsfahrten gewesen ist und sein wird, könnte ich im Grund auch darauf warten.

Unabhängig davon muss ich noch anmerken: Ich mag keine Fußballbücher. Sie langweilen mich. Auch wenn ich ein paar davon gelesen haben. Frank Willmanns einstmals als Union-Bibel willkommenen geheißenes „Eisern Union“ zum Beispiel. Den Titel Bibel verspielte er sich trotz Aktualisierung und einiger Nachträge durch ein Werk über den DDR-Rekordmeister. Ein Verein, der bei Unionern namentlich nicht stattfindet. „You know who …“  Auch die danach entstanden Bände, beispielsweise von Tino Czwerwinski und Gerald Karpa, habe ich mir reingezogen. Auch Sam Pfaffs Karikaturenbuch „Voll dit Leben – Eisern Union“, welches – strenggenommen – kein Fußballbuch ist, sondern eine gezeichnete Homage an die Eisernen. Und natürlich auch das geniale Oranje brillant von David Winner, ein Buch, das so betörend sein soll wie eine Körpertäuschung von Johann Cruyff. Doch nichts von alldem hat mich so überzeugt wie der Godfather der Fußballautoren, Nick Hornby, mit seinem Fußballfieber.

Aber da lag es nun vor mir. Und der „lack of better things to do“ trieb mich dazu, es aufzuschlagen. Dies aber, wie oben angemerkt, anfangs eher mit Widerwillen denn Begeisterung. Denn allein der Titlel machte schon deutlich, es konnte sich nur an eine einzige Zielgruppe richten. Die der unerschütterlichen, im Glauben festen Eisernen.

Womit ich – bei aller innigen Zuneigung – schon immer ein Problem hatte. Im aktuellen Merchandise-Katalog gibt es eine sehr ehrlich Seite. Selbstverliebt? Steht da. Und wird mit einem fetten ausdrücklichen Ja! beantwortet. Eben in diese Kerbe schlägt Nussbückers Buch auch. Es überhöht – wenn auch qua Auftrag – den eigenen Verein und steht damit nicht zwingend für gelebte Toleranz in der Fußballkultur. Etwas, das meines Erachtens dringender denn je bewahrt werden sollte. Nicht nur bei Union.

Kritik oder dergleichen war also bei Nussbücker eher weniger zu erwarten. Und reine Lobhudelei ist nun mal nicht mein Ding. Allein schon der Titel las sich wie ein „Union für Anfänger“. Ein moderner Do-it.yourself-Ratgeber, der sich den „Nachfahren der Schlosserjungs“ widmete, weil sie eben gerade trendy und hip sind. Die kleine Bastelanleitung: So werde ich ein  voll cooler Rot-Weißer. Scheiß Kommerz, so mein erster Gedanke..

Ich will es jetzt nicht mit Marcel Reich-Ranicki halten und von einem bemerkenswerten Buch sprechen. Aber es hält imho  weitaus mehr, als es auf den ersten Blick verspricht. Vielleicht die größte Stärke des Buches ist es, dass es eben nicht als Chronik daherkommt, die von den langwierigen Anfängen in grauer Vorzeit erzählt, sich mühsam durch die Fallstricke der Historie windet und dann endlich in der Gegenwart einen Heiligenschein ausbreitet. Häppchenweise werden von Nussbücker bunte Anekdoten ausgebreitet. Man kann das Buch jederzeit weglegen, dort weitermachen, wo man aufgehört hat. Oder einfach an einer x-beliebigen Stelle wieder anfangen zu lesen.

Und so hangelt man sich munter durch. Grinst. Nickt beifällig, wenn man sich und/oder die eine oder andere Episode wiedererkennt.

An einer Stelle bin ich übrigens fast persönlich ein kleines bisschenbeleidigt. Nussbücker hat bei seinen Recherchen natürlich auch auf zeitgenössische Druckerzeugnisse zurückgegriffen. Und so findet sich auf Seite 263 unter der Fußnote 28 ein Artikel von mir aus dem Kurier als Quelle. Ein gewisser MB – so mein Kürzel bei meinem Brötchengeber – hatte sich einer simulierten Vollkörperkontrolle unterzogen. MB? Wtf?  Nussbrücker macht sich nicht die Mühe, den Klarnamen zu verwenden, sond ern nutzt ungerührt das Zeitungskürzel. Hätte ja auch Arbeit erfordert, diesen rauszufinden. Schließlich schreibt MB erst seit 14 Jahren über die Eisernen. Muss man nicht wissen …

Und so erscheint ein  gänzlich der Union-Affinität unverdächtiger  BZ-Autor an anderer Stelle als veritablere Quelle für die Geschichte der Eisernen,  der maximal in der Urlaubszeit –  wenn all seinen eisernen Kollegen mit Abwesenheit glänzen, –  in voller Schönheit und Gänze seines Namens mal ein Artikelchen über die Köpenicker verfasst hat. Obwohl er streng genommen so viel mit den Rot-Weißen zu tun hat, wie Eisbären am Südpol zu finden sind.

Künstlerpech, möchte man meinen. Doch es offenbart auch etwas anderes. Nussbücker hat sich bei seinen schnellen Forschungen zum Buch wohl im Wesentlichen auf im Internet zugängliche Quellen gestützt. Dieser Fundus wuchs exponential an mit der Neuzeit. Folglich schlägt sich das auch in seinem Werk nieder. Das bedruckte Papier, so es denn nicht aus der Hand der Programmierer war, hat er weniger verwendet. Und bei gerade oben erwähntem Beispiel merkte man ihm deutlich an, dass er nicht vor Ort war bei der simulierten Kontrolle. Ob unsere Ultras da mit mir glimpflich umgesprungen sind – Beispiel Karton unten den Füßen – oder ich ihnen Ideen für bessere Fotos aufnötigte, um die Geschichte besser ins Bild setzen zu können, weiß Nussbücker nicht. Hindert ihn aber nicht daran, darüber ein Urteil zu fällen.

Nussbrücker will unterhalten. Das gelingt ihm. Zweifelsohne.Schön seine selbstironischen Anmerkung zur Handhabung von glücksbringenden Ritualen beim Stadionbesuch (Seite 174 f.).  Doch manchmal bleibt er dabei an der Oberfläche. Es ist eben nicht – wie auf Seite 51 erwähnt – ein rammsteinwürdige Gitarrenwand zwischen dem Theater-Intro und der Nina-Hagen-Hymne, es ist Rammstein. Mit ein Grund, warum die Gesamtlänge nicht im offiziellen Handel zu finden ist. Denn die Musiker um Till Lindemann dulden diesen liebenvollen Missbrauch, nicht aber die kommerzielle Nutzung. Was aber auch irgendwie verständlich ist.

Ein weiteres Manko seiner Erzählungen. Er ist nicht zwingend des Auswärtsfahrens verdächtig. Der Bewegungsradius bei Gastspielen scheint  maximal entlang der Spree zu verlaufen. Und so entgehen ihm natürlich einige hübsche Anekdoten entlängs der Reiserouten durch diese Republik. Die Sonderzüge des V.I.R.U.S. beispielsweise, die auf einigen Rücktouren hübsch von der Mannschaft begleitet wurden. Auch den Drachenboot-Fun-Cup fand ich nicht wieder oder habe es überlesen. Egal. Alles Gute kann eh nie zusammenkommen.

Man merkt aber, dass Nussbücker – obgleich Altfan laut Selbstauskunft – stellvertretend für die Kategorie der 21-Jahrhundert-Unioner steht. Also derjenigen, die nach 2005/06 den Weg an die Wuhle fanden. Manche mir in 14 jähriger Arbeit liebgewonnene Namen tauchen gar nicht oder höchst spärlich auf. Steffen Baumgart beispielsweise. Sven Beuckert. Oder Ronny Nikol und Tom Persich. Frank Pagelsdorf wird nicht erwähnt. Georgi Wassilew höchtens en passant.

Übrigens ist dieser Leitfaden für Union-Besucher trotzdem gar nicht so übel. Er ist in einem amüsanten Stil geschrieben. Locker. Leicht verdaulich. Und er konfrontiert Gäste, Gelegenheitsbesucher und Groundhopper durchaus mit Union spezifischen Eigenarten, die man sich immer vor Augen halten sollte, wenn man an der Alten Försterei weilt. Ein Buch, das auch später Geborenen oder aus anderen Bezirken denn Ostberlin stammenden Fußballfreunden einiges klar macht und einem die eiserne Kultur näher bringt. Es ist halt nicht nur eine Homage für Eiserne, sondern auch eine Bastelanleitung für Neu-Unioner und solche, die es werden wollen. Eine humorvolle zwar, aber.eben eine Bastelanleitung. Aber Basteln muss ja kein schlechter Zeitvertreib sein. Zumal das Büchlein mit seinen 9,95 Euro durchaus erschwinglich daherkommt.

 

P.S. Kuriosum am Rande: Sowohl Nussbücker als auch Frank Willmann kommen aus Thüringen. Besagter Matze Koch hält es – obwohl Berliner – auch mit „Blau-Gelb-Weiß …“ Schon komisch, dass so viele eiserne Buchautoren irgendwie mit CZ ena verbandelt sind.

Tisch Bunki

Ich hab’s geschafft. Endgültig. Der Eintrag in die Ruhmeshallen ist mir nicht mehr zu nehmen. Doch, doch. Und ich bin auch ein kleines bisschen stolz drauf. Gibt ja so Sachen, die sind nicht zu bezahlen. Und für alles andere gibt es ja bekanntlich Mastercard.

Ich bin keine austauschbare Nummer mehr. Sonder endgültig angekommen im Olymp der Unverwechselbarkeit. Der Gastronom meines Vertrauens hat mich- gottseisgetrommeltundgepfiffen –  final geadelt. Zu recht. Als Ehrenvorsitzender des Komitees zur Unterstützung notleidender Wirte – eien Aufgabe, die ich ernst nehme –  trug ich meine Bestellung immer schon zielgerichteter vor als andere. Ein sonor vorgetragenes „303  für die 17“ und schon schäumte der kühle Gerstensaft standesgemäß vor mir auf dem Tische, ohne dass der arme Keller den mühevollen Umweg des Übersetzens in seinem Gehirn (Ein Radeberger – also 303  – auf  Bunki bonieren, der an Tisch 17 sitzt) gehen musste. Das ist nicht mehr nötig. Solcherlei kryptische Hieroglyphen gehören endgültig der Vergangenheit an. Egal übrigens, wo ich Platziert werde. Denn künftig bin ich – siehe unten – mein eigener Tisch.