Bunkis (B)Allerlei III

Dortmund gegen Bayern. Am drittletzten Spieltag der Saison. Morgen, irgendwann  kurz nach der Prime Time. Ein Zeitpunkt, der für ein spannendes Finale nicht schlecht gewählt sein dürfte. Die Ligamacher hatten also einen Plan. Meister und Vizemeister so kurz vor Schluss, das roch nach einem möglichen Finale, der im puristischen Ligabetrieb ja eigentlich gar nicht vorgesehen ist.  Nach einem (Vor-)Entscheidungsspiel um den Titel. Keine schlechte Idee, also.

Dumm nur für die Herren der DFL, dass die beiden Hauptprotagonisten so gar nicht mitspielen wollen. Die einen waren zu sehr auf Europa fokussiert. Und die anderen? Nun ja, gefräßig wie sonst keiner. Wer konnte denn ahnen, dass diese perfiden Bajuwaren den ehrenwerten Herrn Klopp so schnell Lügen strafen würden mit seiner Ewigkeits-These, dass sie Punkte hamstern würden, als gebe es kein Morgen mehr.

Ja, es gibt noch ein Duell dieser beiden Übermannschaften in diesem Jahr. Aus Vermarktungsgründen wurde es aber kurzfristig nach London verlegt. Ist ja heutzutage en vouge solche Kicks gern in anderer Herren Länder – Vorzugsweise Asien – zu transferieren. Und so mutiert der eigentliche Ligagipfel, das Hochlicht der Spielzeit 12/13 zwischen amtierendem Champion und dem Vize zu einem Stino-Punktspiel zwischen dem neuem Meister und dem aktuellen Vize. Es juckt keinen mehr, ob die Münchner das vierte Auswärtsgegentor der Saison fressen oder ob die stolze Serie von 14 (Rückrunden-)Siegen in Folge reißt. Alles nur noch  technisches Geplänkel,  das Vorspiel vo dem Hauptact. Schade eigentlich!!

Ruf mich nicht an

Wie soll man es einem Menschen klar machen, der Fußball nicht mag? Wie erklärt man es ihm, für den der Satz „Some people believe football is a matter of life and death, I am very disappointed with that attitude. I can assure you it is much, much more important than that“ ein Buch mit sieben Siegeln ist?

Dabei hat der alte Schotte noch untertrieben. Es fängt schon morgens an. Dieses Kribbeln, das einen den ganzen Tag nicht mehr loslassen wird.  Diese nicht enden wollende Spannung, dieses Hochgefühl. Weil du weißt, Tage wie diese, sollten nie zu Ende gehen.

Von Minute zu Minute wirst du ungeduldiger. Ja, Chef, wird erledigt. Natürlich. Gleich morgen früh und sei es mit nem Kater. ABER! NICHT! JETZT!

Die quälende Frage: Was ziehe ich bloß an? Welches Trikot? Das kleine Schwarze? Finale dahoam? Ne, das hat beim letzten Mal schon kein Glück gebracht. Nein, wir sind ja nicht abergläubig. Natürlich nicht. Aber nicht ohne Grund wolltest du es der Altkleidersammlung spenden. Sollen die doch auch mal ein quasi unbenutztes Markenprodukt aus dem Hause mit den drei Streifen weiterverschenken können. Die 30 Euro!! Pah.

Lassen wir das. Es gibt wichtigeres. Der Zeiger tickt. Unerbittlich .Und doch will er nicht vorangehen. Stunden bis zum Anpfiff. Die letzten SMS. Du kommst auch noch? Okay. Beeil dich. Keine Plätze frei. Zumindest nicht lange.

Keine Atempause. No mercy, no surrender. Du rennst, hastest machst, nur um dann dabei zu sein. Entgegen deinen Gewohnheiten eilst du noch vor dem ersten Kaffee vier Stockwerke hinunter, nur um beim nächstgelegenen Kiosk den Kicker an dich zu zerren. Hatte ich meine feuchten Hände schon erwähnt?

Seit Wochen hast du gewartet. Dich durch grausame Vorrundenspiele gequält. Abends, allein. Geographie gepaukt durch die Reisen in aller Herren entlegenen Länder. Rosenheim Trondborg sei uns selig. Und ist aber auch egal. Nichts und niemand kann und darf einen jetzt stören.

Du hast dich gerade von deinem Freund getrennt? Glückwunsch, schön für dich. War ja auch Zeit. Gutes Timing, übrigens. Da kannst du ja heute Abend …  Wie jetze? Reden? Ich hab schon Leute aus weniger nichtigen Gründen gevierteilt.

Jetzt gilt’s..Du machst dich bereit wie Javi Martinez vor dem entscheidenden Zweikampf. Du fährst die Ellenbogen aus und behauptest dich am Tresen deines Vertrauens gegen all die Eventkucker, die WM mit EM verwechseln. Mailand, Madrid, Hauptsache Italien – so strömen sie in die Vorführhallen. Gerne auch fünf Minuten nach Anpfiff, nur um dann entsetzt festzustellen, es sei doch bloß Fußball. Wieso  es denn so voll sei? Titten?  Nimm sie weg. Und hör auf jetzt alle der Reihe nach zum umarmen, du stehst im Weg for Gods sake. Gute Kinderstube? Mir doch egal.

Tagelang lächelst du Abends beim Kneipier deines Vertrauens, wohl wissend um seine Laune, wenn wieder einmal der Festnetzglocke schriller Ton erschallt und ein weiterer Ahnungsloser der Reservierung bedarf. Ja sicher, gerne doch. Und wieder nur ein Tee wie beim letzten Tatort?  Bisschen Kandis gefällig? Arme Irre.

Herr, Ober. Ein Bier noch. Eins geht noch vor der Pause. Selbst wenn die Blase noch so drängt. Die Leberwerte können warten. Und du räumst deinen Platz nicht. Zwischen dir und dem Erfolg liegen nur noch Sekunden. Du starrst auf dem Bildschirm, als gebe es kein Morgen mehr.

Gierig saugst du letzten Infomationen aus dem Netz. Süddeutsche, Bild, Spox. Die Mann-gegen-Mann-Vergleiche. All die guten wie schlechten Omen, die Wahrscheinlichkeiten und Zufälle, die Verletzungshistorien, Formkurven und die drohenden Gelbsperren. Du kannst sie runterbeten wie ein Mantra.

Dabeisein. Mittendrin. Nicht nur dabei. Das ist alles, was jetzt zählt. Du likest Fotos von Freuden, die eins der begehrten Tickets ergattern konnten und via Gesichtsbuch dich daran teilhaben lässt. Du twitterst das Innerste aus dir heraus. Momentaufnahmen für die Ewigkeit. Von denen du auch Monate später noch erzählen wirst. Von all den Flüchen. Dem Daumendrücken. Die orgiastischen Torschreie, die so laut waren, dass man mit ihnen – als Energie genutzt – eine mittlere Großstadt problemlos mit Strom hätte versorgen können.

Go Borussia, Go! Stern des Südens, come on! The road to Wembley …

Die Schlusspointe? Denke Sie sich selber eine aus. Ich muss los.

 

 

Last Exit, Borissov

Wat ein schöner EC-Abend. Tolle Siege von Schalke und Dortmund – zumindest gefühlt -, dazu der 6:1-Lille-Hammer des Stern des Südens. Alle auf Achtelfinalkurs. Und doch alle nicht im Gleichschritt.

Denn während dem BVB ein Remis im Amsterdam reicht, um die K.o.-Phase zu schaffen, muss Schalke gewinnen, um aus eigener Kraft in die Runde der letzten 16 einzuziehen.

Und die Bayern? Die sind der einzige Klub aus dem deutschen Trio, der sich am 5. Spieltag der Champions League nicht selber eine Runde weiter schießen kann. Bate muss patzen, sonst kommt es zu einem Endspiel in München am letzten Spieltag (vorausgesetzt, dass Valencia Lille auch noch putzt).

So kurios es klingt, ist aber so. Selbst ein Sieg in Valencia wäre für das Weiterkommen keine Garantie. Man müsste am letzten Spieltag gegen die Weißrussen zu Hause mindestens remisieren.

Falls die Heynckes-Elf aber patzt, käme nämlich der direkte Vergleich zum Einsatz, da alle drei Kontrahenten 12 Zähler aufzuweisen hätten. Und es zählen zunächst nur die Resultate untereianander. Das schöne 6:1 gegen die hoffnungslos überforderten Franzosen wäre Makulatur. Und in punkto Tordifferenz liegen die Spanier (8:4 Tore) weit vor den Münchnern (3:4) und den Jungs aus dem Osten (5:8).

 

 

Vizeminga

Foto: Gunnar Jans

Bayern auf Augenhöhe mit Bayer? Endet die Saison als dreifacher Runners up? Als Tripple-Vize? Oder, wie Kollege @westernworld es so schön vorschlug, als Vizeminga? Wäre schon irgendwie bitter. Spott würde Land auf, Land ab sich Kübelweise auf das Aushängeschild des deutschen Fußballs ergießen. Es täte so weh. Weil ein Scheitern kurz vor dem Zieleinlauf einfach unendlich schmerzvoll ist.

Und es wäre trotzdem eine Leistung.

Denn schauern wir doch einfach mal genauer hin, was die Bajuwaren heuer wirklich erreicht haben. Im DFB-Pokal stehen sie im Endspiel. Sie sind also eine Runde weiter als im Vorjahr, als man im Halbfinale zu Hause (!) an Schalke scheiterte.

Das Cup-Finale, für gewöhnlich eigentlich nur ein Zubrot zur Saison, steht unter besonderen Vorzeichen. Drei Mal in einer Spielzeit  gegen den gleichen Gegner zu verlieren, Saison übergreifend wäre es dann sogar die fünfte Pleite gegen den BVB in Folge(!), wäre ein herber Schlag für das Münchner Selbstverständnis. Es ist also diesmal mehr als nur ein Zubrot, mehr als ein Trostpflaster.  Eine Woche vor dem Endspiel gegen Chelsea in der Champions League will zudem keiner, dass sich ein Negativerlebnis in den Köpfen der Spieler festsetzt.

Der Einzug ins Final „dahoam“ in der Königsklasse ist auch eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr. Seinerzeit war ja schon unrühmlich  im Achtelfinale gegen Inter Mailand Schluss, als man nach einem wundervollen 1:0 im San Siro zu Hause  und einer neuerlichen 2:1-Führung im Rücken 30 Minuten dilettierte und den Lombarden zwei Minuten vor dem Ende den Siegtreffer zum 3:2 erlaubte. Von wegen revnchen für das verloren Endspiel von 2010! Diesmal setzte sich die „Mia san Mia“-Fraktion zunächst in der schwersten Vorrundengruppe mit ManCity, Neapel und Villareal souverän durch und triumphierte später im Halbfinale  gegen einen der ganz Großen des Weltfußballs. Das war schon mehr, als man vor der Saison erwarten konnte.

Doch kommen wir zum Kerngeschäft. Kommen wir zur Bundesliga. das die überragenden Dortmunder den Titel würdig verteidigt haben und sich auch noch anschicken, das All-Time-High der Münchner von 79 Punkten aus den Spielzeiten 71/72 und 72/73 mal eben so im Vorbeigehen zu pulverisieren. Sie haben den Titel verdient keine Frage! Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Den Vorwurf, den sich die Heynckes-Elf gefallen lassen muss, ist der der Überheblichkeit zum Rückrundenbeginn, als man sich auf den Lorbeeren der Herbstmeisterschaft ausruhend und nach einem überaus spaßbetonten Trainingslager schon im sicheren Hafen glaubte.

Was also sind die bisher erreichten 70 Zähler wert? Zunächst einmal sicherten sie die Vizemeisterschaft ab. Anders als in der Vorsaison musste man nicht bis zum 33. Spieltag darum zittern, überhaupt an der Quali für die Königsklasse teilnehmen zu dürfen! Auch hier geht der Daumen also zunächst nach oben.

70 Punkte. Das sind fünf mehr als im Vorjahr. Die Spielzeiten 63/64, 64/65 und die Vereinigungssaison 91/92, als die Bundesliga mit 16 Teams respektive 20 Mannschaften am Start waren, müssen wir jetzt bei der Betrachtung außen vor lassen. In also 46 vergleichbaren Jahren Bundesliga-Geschichte hätte das 18 Mal zum Titel gereicht. Acht weitere Male wäre die Meisterschaft dann sogar nur über das Torverhältnis entschieden worden.

Will heißen: Ein Punkt in Köln und die Punktausbeute hätte dem FCB in 26 regulären Spielzeiten die Schale beschert. Sollten Lahm, Schweini & Co. am 34. Spieltag in Köln gewinnen, worauf der geneigte Hertha-Freund ja hofft,  hätte das in 32 von 46 Fällen gereicht, um ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Nicht schlecht, oder?  Nur – s.o. – die überragenden Dortmunder standen dem halt entgegen.

Mit anderen Worten. Auch wenn jetzt alles bitter enden sollte, darf/muss/kann man zufrieden sein!

Wollen Sie wissen, was mich dieses Geschreibsel am Ende interessiert, wenn Dortmund und Chelsea die Cups in den Nachthimmel stemmen sollten? Ja, richtig geraten: Nicht die Bohne!

 

Ich wär‘ dann mal weg

Klingt gut. Zu gut, um wahr zu sein. Und so wäre wohl ein Titel wie „Ich wär‘ dann mal gern weggewesen“ ehrlicher gewesen. Denn es geht hier um Madrid. Nicht Mailand, oder Hauptsache Italien. Nein, nur um Madrid. Um das Endspiel der Champions Legaue am kommenden Sonnabend. Und ich hätt‘ dabei sein können!

Ja, richtig gelesen, letztes Wochenende nach dem grandiosen, hyperformidablen Pokalsieg gegen Werder Bremen ergab sich für mich eine Chance, die ich mir nie hätte erträumen lassen. Ich bekam zu vorgerückter Stunde auf der Siegesfeier der Bayern eine Karte (für lau) offeriert für das Spiel der Spiele, für das grandiose Finale zwischen dem „Feierbiest „Lous van Gaal seiner Truppe und seinem Schüler, den selbsternannten „Special One“ Jose Mourinho und dessen Lombarden! Kurz ich hätte meine Bayern sehen könne, meinen Stern des Südens, der in der spanischen Metropole gegen Inter Mailand um die Krone der Schöpfung der Königsklasse kicken sollte.

Ich hätte einiges dafür gegeben. Einiges, doch nicht alles. Eine Grenze hat halt Tyrannenmacht. Es ging nicht. Das warum ist dabei schnell erklärt. Flüge aus Berlin nach Madrid waren so gut wie ausverkauft. Erst ab 1000 Euro aufwärts gab es noch Tickets. Und die hatten ein paar kleine Tücken. Denn Zwischenlandungen in Paris, Mallorca oder sonstwo beinhalten nun mal das Risiko weiterer Verspätungen. Was nicht gut für meinen Blutdruck gewesen wäre. Und eine Ankunftszeit so gegen 19 Uhr ist auch kein echter Garant für ein zeitiges Erscheinen im Bernabeau.

Tücke Nr. 2 war die schlichte Tatsache, dass ich ein paar Tage länger als spieltechnisch-notwendig in der iberischen Metropole hätte verweilen müssen. Zugegeben, es gibt schlimmere Städte als Madrid im Mai. Aber die Mindest-Verweildauer war auch nicht so ganz kompatibel mit den von meinem Brötchengeber angedachten Arbeitszeiten.  Zudem schreckten mich die Übernachtungspreise  von 250 Euro aufwärts (pro Tag versteht sich!) doch ein klein wenig.

Es ging nicht. Es ging ums Verrecken nicht. 2000 Euro? Nein. Und wenn die Tränchen noch so kullerten.

Und so verpasse ich zum zweiten Mal in meinem Leben das Endspiel in der Königsklasse.Denn schon einmal war ich kurz davor, mit so einen Trip zu gönnen. Zu selig Abizeiten gab es an meiner Penne einiullustres, fußballbegeistertes Jungmannen-Trio. Allesamt Pastorensöhne bzw Enkel. Und so begab es sich eines grauen Mittwochsmorgens, erste Stunde,- Altbau, dass wir im P3 Religionskurs (Prüfungsrelevant, die älteren Semester werden sich erinnern) wie ein Mann aufstanden. Keine Ultrachoreo hätte synchroner laufen können. Da standen wir drei. Wie eine eins. Und  zum Erstaunen unserer Mitspieler, entspunn sich folgender Dialog.  Wir: „Herr H., (Name der Redaktion bekannt), wir müssen jetzt gehen.“ H: „Aber warum denn, meine Herren?“ Wir: „Na wir müssen doch nach München, zum Europacup.“ H: „Meine Herren, ich wünsche Ihnen ein schönes Spiel.“ Hacken zusammenklappen, auf der Stelle kehrt machen und raus war eins. Die verwirrten Blicke unserer Kursteilnehmer im Rücken noch spürend, kletterten wir  in unsere 28-PS-Nähmaschine (aka als Renault 4), gaben das was man so Gas nennt, aber bei disem Wagentyp nicht wirklich dem entspicht. Und ab ging es gen Süden. In den Kassler Bergen ließen wir uns munter von Lastern überholen und kamen irgendwann an der Isar an. Müde, kaputt, aber frohen Mutes. Und das Spiel entsprach unseren Hoffnungen. Aber so was von. Ein 5:0 gegen den RSC Anderlecht im Viertelfinale ließ es uns verschmerzen, dass es schweinekalt war und  nicht mal Glühwein ausgeschenkt wurde.

Und weil es so toll geklappt hatte, sogar die Rückfahrt unmittelbar nach dem Abpfiff hatten wir so erfolgreich bewerkstelligt, dass wir pünktlich am nächsten Morgen wieder in der Schule saßen, bekamen wir Lust auf mehr. Das Mehr war das Halbfinale. Gegner Real Madrid. Wieder ein Mittwoch morgen. Der Dialog mit Herrn H, nahezu identisch („Ja, ja ich weiß schon, Sie müssen nach München zum Europacup. Meine Herren ich wünsche …“).  Und das Spiel noch toller. Neben den Temperaturen gefielen die Hausherren mit einem satten 4:1 gegen die Königlichen. Dass Lothar M. von einem Spanier fast das Ohr abgetreten wurde, ließ sogar die Haupttribüne des bestimmt nicht durch überbordende Emotionen bekannte Sitzplatzpublikum mitgehen. Wahnsinn! Und wir mittendrin!!

Ums kurz zu machen. Wir beschlossen, aller guten Dinge sind drei, auch zum Finale nach Wien zu reisen.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich das Finale verpasste? Aus dem simplesten aller Gründe, wir armen Schüler hatten nicht genug Kohle, die horrenden Schwarzmarktpreise zu berappen. So waren wir dazu verurteilt ohnmächtig am heimischen Stintmarkt in Lüneburg in der Kneipe unseres Vertrauens den kommenden Wahnsinn verfolgen zu müssen. Erinnern Sie sich noch des Dramas? Wir jubelten noch über den Trefer von Wiggler „Ich treff eigntlich nie“ Kögl, als ein unbekannter, nie wieder in Erscheinung tretender Algerier in Portos Diensten mit der Hacke egalisierte. Und wir hatten uns noch nicht wirklich beruhigt, da stand es schon 1:2. Aus der Traum. Und alles, alles  nur, davon waren wir überzeugt, weil wir nicht hingefahren waren.Wir waren schuld! Was zu unserem großen Glück bis heute keiner Uli Hoeneß  gesteckt hat.

Jetzt fahre ich wieder nicht hin. Und hätte sogar eine Karte gehabt. Also Minjheer van Gaal , bitte, bitte, enttäuschen Sie mich nicht. Holen Sie das Triple. Feiern Sie anschließnd so schön wie in Berlin. Und lassen Sie mich bitte, bitte nicht auf ewig schuldig fühlen, wenn es diesmal wieder nicht hinhaut.

What a mess

Ich habe einem Freund in England. Hm, stelle bei genauerer Betrachtung gerade fest, dass ich soeben gegen die gute journalistische Grundregel des ersten Satzes verstoße, wonach man mit einem Erdbeben anfangen und sich dann langsam steigern soll. Doch lassen wir das. Kehren wir einfach zu meinem Freund zurück. Der, obwohl Deutscher, seit Jahren auf die Insel ausgewandert ist und sich dort englischer gibt als der freilaufende gemeine Eingeborene.

Dieser Freund war, besser gesagt ist, so eine Art akademische Genie. Zwischenprüfung nach zwei Semestern, nach drei ging es rüber nach London. Masters-Degree, PhD. Alles easy pickings für ihn. Und jetzt arbeitet er seit Jahr und Tag für „History of Parliament“. Er war das, was man so auf gut deutsch als „brainy“ zu bezeichnen pflegte. Muss ich noch erwähnen, dass damit ein gutes Stück Arroganz gepaart war? Ein Herabblicken auf die, die geistig deutlich minderbemittelt waren? Aus irgendeinem für mich nicht erklärbaren Grund hatte er mich und meine akademische Mittelmäßigkeit aber voll ins Herz geschlossen. Diese Schranke, die er gerne anderen gegenüber nutze, stand nie zwischen uns.

Gut, er hat mich mehrfach aufgefordert, ich solle doch meine Staatsexamensarbeit über Shakespeares „Henry V“ drüben bei ihm auf der Insel in eine Doktorarbeit ausbauen. Noch häufiger aber empfahl er mir, ich soll mir doch einfach in Fleet Street einen Job suchen.

Wäre natürlich reizvoll gewesen. Aber das kann ich nicht. Ich bin der englischen Sprache halbwegs mächtig. Ich bin sogar dazu in der Lage gewisse Wortspiele auf Anhieb zu verstehen. Beispielsweise das legendäre „Don’t mention the score“, dass ich glaube „News of the World“ oder die „Daily Mail“ auf ihrem Frontcover führten, als Becks & Co Rudi Völlers als Nationalelf getarnte Freizeitballspieltruppe mit 5:1 vorführte und damit Rache für das „last goal in Wembley“ nahmen.

Ich habe auch über das „ManU of War“ geschmunzelt (von dem ich leider nicht mehr weiß in welcher Gazette es stand), als Manchester United in der Champions League 2007 die Roma mit 7:1 auseinander nahm. Aber ich wäre nie im Leben selber drauf gekommen, aus „Man of War“, also Kriegs- bzw. Linienschiff, oben Erwähntes zu fabrizieren. Dafür ist mir die englische Zunge mit all ihren Puns und Proverbs dann doch nicht vertraut genug. Und die Yellow Press da drüben auf ihrem Eiland ist zwar oft sehr martialisch, aber eben auch sehr wortwitzig. Damit hätte ich mich nie messen können als eventuell Zugereister (Anmerkung: Wer immer ein Bild von den erwähnten Titelblättern hat, möge es mir bitte zu kommen lassen. Ich habe es trotz intensiver Suche leider nicht gefunden).

Also musste ich meinem Freund immer und immer wieder ausreden, mich gen London holen zu wollen. Es gab da einfach kein Betätigungsfeld für mich. Und um dort ein, zwei Monate als „Praktikant“ zu hospitieren, dazu gebricht es mir an Zeit, Geld und überhaupt.

Letzten Mittwoch war es dann aber so weit. Da hatte ich beim Betrachten des Champions-League-Finales zwischen Manchester United und dem FC Barcelona mal eine Eingebung. Nach dem 2:0 der Katalanen hätte ich folgende Headline getitelt:

WHAT A MESS(i)!

Nur eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Sorry my good old friend, ich muss wohl doch hier drüben bleiben.

Ich weiß, was ihr letzten Mittwoch getan habt

„Weichei.“
„Warmduscher.“
„Muttiküsser.“

Der nicht mehr ganz so junge Mann in den Reihen hinter uns ließ an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig. Dass er seine liebevollen Worte ganz offensichtlich primär dem Gegner und sekundär dem Schiedsrichter gewidmet hatte, war nicht zu überhören. So isser halt der Fußball. Von der Kreisklasse hin bis zur europäischen Bühne. Überall ein einig Volk von vor sich hin proletisierenden Fans.

„Kauf dir einen Blindenhund. Oder zwei!“
„Hey, Schiri. Wenn ich Aua brülle, pfeifst du dann auch!“

„Geh‘ zum Puppentheater.“
„Kasperkopf.“
„Oh, geht doch.“ (Nur zur Erläuterung: der am Boden liegende -Preussen-Akteur war unverhofft von einer Wunderheilung betroffen und unvermittelt wieder aufgesprungen, als das Bällchen in seine Nähe kam)

Doch, doch, als das gilt immer noch oben gesagten Protagonisten. Obwohl sein eigenes Team eine Perfomance an den Tag legte, wo oben aufgeführte „Lobpreisungen“ eher noch geschmeichelt gewesen wären. Wer genaueres über diesen Spieleabend wissen möchte, schlage nach bei LaLamm, der ich hiermit ausdrücklichst und auch im Namen meiner Anverwandten für die Illustration danke.  Immerhin war der Ggener ja nur ein fünftklassiger Beinaheabsteiger. Und die unsrigen ein aufstrebender Bald-Zweitligist. Da kann man schon mal …

Aber lassen wir das.

Schlimmer noch als die Vorstellung, die ja wenigstens traditionsgemäß endete, war dann der weitere Verlauf des Abends. Da  wurde eine illustre Aneinanderreihung von  Fehlerketten als Champions League präsentiert, die einem E-Jugendteam zur Ehre gereicht hätten. In den Hauptrollen: Minimo Oddo, Geh Roberto, Dämlichelis, Christiane Lell, (die nicht mal von Turbine Potsdam bei einer pekuniären Zuwendung in Höhe von 10 Millioen Euro verpflichtet werden würde). Es war so schlimm. Da brennote es an allen Ecken und Enden.  Mark van Bummel tanzte den Unzulänglichkeits-Limbo, trefflich assistiert von dem Herrn Schweinsteher.

Sagte ich Hauptrollen? Tschuldigung, Waren wohl eindeutig Nebenrollen in dem ibero-franco-argentinischen Streifen: Gibst du mich Ball, mach‘ ich dich Messi!

Ich konnte gar nicht so viel trinken, wie ich gekotzt habe.

Und bevor hier jetzt jemand sagt, dass alles hätte schon vor Tagen publiziert werden müssen: Stimmt. aber ich habe mich bis heute nicht von der blutarmen Vorstellung erholt.