Ich war so gut wie tot

Nun ja. Klingt ewas melodramatisch. Aber kommt meinem Gefühlsleben gleich. Mein Lappi hatte seit einer Woche den Geist aufgegeben, weil ich ihn einer körperlichen Züchtigung unterzogen hatte. Damit kann man ja eventuell noch umgehen. Dass sich aber zudem meine SIM-Card am Dienstagabend in den Ruhestand versetzte ohne jede Form der Vorwarnung führte zu einem Kommunikations-Unfähigskeits-Gau meinerseits. Ich bin mir noch nie so nackt vorgekommen, wie in den letzten zwei Tagen …

Konflikt weitet sich aus

Und nun? Jetzt hat meine/unsere gute Freundin K. ein Problem. Wen einladen zu ihrem 30. Wiegenfeste? Sie will es sich mit keinem von uns verderben. Ist ja ihr gutes Recht.

Mir fallen dazu nur DtH ein:

Irgendwann kommt für jeden mal der Tag,
an dem man sich entscheiden muss,
auf welcher Seite man im Leben ist,
auch wenn es noch so sehr weh tut.

Plötzlich war sie da

Plötzlich war sie da. Unangemeldet. Der Schiri hatte gerade angepiffen, als sie auf der Pressetribüne erschien. Seit fünf Tagen hatte sie keinen Laut von sich gegeben. Keine Mail, keine SMS, kein Anruf. Und nun stand sie da, als wäre nie etwas passiert. Als wüsste sie nicht genau, dass ihre Anwesenheit mich in meiner Arbeit stören würde. Weil all mein Denken wieder nur bei ihr sein würde. Tauche ich auf ihren beruflichen Terminen auf? Und dazu noch ohne Vorwarnung!

Hatte der Sonntag, als sie mir anchgelaufen war, nicht genug gezeigt? Erst saßen wir in einem Cafe, habe ein paar Gläser getrunken. Und dann leider Gottes doch geredet. Quintessenz: bedingungslose Liebe gäbe es nicht mehr! (Aber ist es nicht gerade ein Zeichen von Liebe, keine Bedingungen zustellen? Sondern einfach zu geben?) Und es sei für sie ein verdammt gutes Gefühl, nicht mehr kontrolliert zu werden. Mit anderen Worten, endlich könne sie tun und lassen, was ihr gefällt, sich in allen erdenklichen Richtungen austoben. Nun ja, wenn es dass ist, was sie will, warum genießt sie es dann nicht und wühlt in der Vergangenheit? Warum mit reden wollen, statt mich mit meinem Schmerz allein lassen?

Dann nahm sie mich doch mit zu ihr. Doch nur um an meiner Schulter zu kuscheln. Und sorry, bei aller Liebe, als normal veranlagter Mann,der seit den rund zwei Monaten seiner Trennung Enthaltsamkeit geübt hatte (oder üben musste ;-)), konte das im wahrsten Sinne des Wortes nicht befriedigen. Wie soll Mann da auf andere Gedanken kommen, wenn ein warmer, weicher, vetraut riechender, stark vermisster süßer Frauenkörper sich an einen schmiegt? Und dann noch die Frau, für die meine Gefühle unvermindert vorhanden sind. Was sie weiß! Also ging ich. Was noch etwas dauerte. Denn rund 15 Minuten standen wir im Flur, redeten in Englisch aufeinander ein. Und als gar nichts mehr ging, kamen all ihre alten Vorwürfe. Weil sie nicht sehen, wollte (Konnte?), dass ich versucht hatte einiges zu ändern. Aber so etwas ist nun mal ein Prozeß und geht nicht von heute auf morgen …

Nun brach sie wieder in meine Welt ein. Eien, die sie zwar im Lauf der Jahr kennengelernt und gelegentlich besucht hatte. Aber die nicht die Ihre war. Zumindest nicht beruflich. Und schon gar nicht private! Eine Welt, die mehr als nur mein Job ist. Da stand sie nun unvermittelt beim Anpfiff. Neue Frisur, neue Jacke (die, die wir vor unserer Trennung gemeinsam angekuckt und dann doch nicht gekauft hatten). Doch kein Wort von ihr an mich direkt. Außer ein, zwei Kommentaren zum Spiel. Auch danach war sie irgendwo von der Bildfläche und im VIP-Raum verschwunden. Als ich schon längst gegangen war, kam ein dann ihr Anruf, wo ich denn sei. Ob ich nicht noch in den VIP-Raum käme? Klasse!

Sie ist mir nachgelaufen …

Sie ist mir nachgelaufen. Eineinhalb Tramstation lang. „Bleib doch mal stehen“, flehte ihre Stimme aus dem Handy. Als ich mich umdrehte, sah ich sie an der Kreuzung hinter mir. Die Ampel war rot.

Dabei hatte ich ihr doch zu verstehen gegeben, dass ich sie nicht sehen wollte. Wirklich nicht konnte. Ihre Mail in der sie um ein Treffen am selbigen Abend bat, war auch so sachlich gewesen, so unpersönlich, als ob man ganz beiläufig einen alten Bekannten nach Jahren mal wieder rein zufällig getroffen hat.

Freiräume für sich selber fordern, ach was rede ich, die totale Freiheit verlangen, sie sich immer hinten rum heimlich zu nehmen, aber jetzt mir den nötigen Abstand nicht gönnen wollen. Den Abstand, den ich einfach brauche, um meiner Gefühle Herr zu werden.

Trotz meiner E-Mail-Absage hatte sie dann angerufen. Seit Wochen erstmals auf dem Handy und nicht hinten rum auf meinem Festnetz. Also dort, wo kein Anrufbeantworter dran ist, sondern ich nur die ISDN-Nummer erkennen kann. Jetzt der Anruf auf meinem Handy: Wo ich denn sei. Sie würde hinkommen. Ich wollte nicht. Und sagte es ihr noch mal. Und deutlich. Weil ich keinen Sinn darin sah. Wir würden doch wieder nur in alte Verhaltensmuster fallen. Daher mein eiliger Aufbruch. Und während ich die Alle runter eilte, dem Alex entgegen, kam sie mit der Tram hoch. Mich sehen, an der nächsten Haltestelle raus springen und mir nachrennen und gleichzeitig anrufen war eins: „Bleib doch mal stehen!“ Und da stand sie nun …

Wenn ich wenigstens wütend wäre. Allein, es überwiegt die große Enttäuschung. Und der Ärger über mich selbst, dass ich mir fast vier Jahre etwas selbst vorgemacht habe.

Wie doof kann man eigentlich sein?

Und mir hilft es derzeit auch wenig, dass mein Chef mir rät, ich solle irgendetwas machen, was ich mit ihr nie hätte machen können. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Sprachkurs schön und gut. Es gebricht auch mal an der Kohle (Keine Angst, ich verhungere trotzdem nicht).

Ich bin nicht der Typ, der gerne alleine irgendwo hingeht oder -fährt.