Mir/Es graut der Morgen

Tomorrows To-Do-List:

1) Ausschlafen (wird von mir mit einer nahezu weltmeisterlich anmutenden Perfektion erledigt werden)

2) Wagen von Schnee und Eis befreien (wird ohne des durch des Frühlings holden belebenden Blick schon schwieriger, muss aber als machbar eingeschätz werden)

3) Wagen starten (und da fängt das Grauen an. Ganz bestimmt)

Denn mein treuer Weggefährte .. Sagte ich übrigens schon, dass ich ihn Henry getauft habe? Mit dem Kleiner Zusatz, der Vierte. Also müsste ich hier um präzise zu sein von Henry IV sprechen. Der Einfachheit halber bleibe ich aber bei Henry, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich meine, erstens kennen Henry und ich uns nunmehr zweieinhalb Jahre. Also kann man von einer gewissen Vertrautheit sprechen. Und zweitens ist es einfacher so. Wirkt nicht so hölzern und gestelzt.

Doch zurück zu Henry. Die Sache ist nämlich die. Er ist ein Franzose. Und der vierte seiner Art in meinem Hause. Daher auch die Vier. Mist, ich schweife schon wieder ab. Was ich sagen wollte ist dies, hm, wie nenn ich das Kind nur beim Namen? Henry ist ja so sensibel. Wenn er das hier mitkriegt … Also kurz gesagt, manchmal ist er etwas schwach auf der Brust. Was ich ja hier schon mal zart andeutete.Kurz, das lbeste Fahrzeug aller Fahrzeuge französischen Fabrikates hat sich noch nie an der Leistungs- und Ausdauerfähigkeit des berühmten Duracell-Häschens orientiert, sondern ging da seiner Landsmannschaft entsprechend stets seine eigenen Wege. Und dies wie gesagt auch schon mal im Sommer, wenn ich ihn gar zu lang ignorierte und im wilden Friedrichshain darbend und nach Bewegung gierend schnöde am Wegesrande einen guten Mann sein ließ. Friedrichshain, hauchen Sie entsetzt? Etwa …? Ja,  eben jenes wilde, unbotmäßige, sich mit letzter Kraft dem sterbenden parasitären Kapitalismus widersetzende Friedrichshain, in dem Sommers wie Winters als Zeichen des Protestes lustige Feuerchen mit den bunten Wägelchen veranstaltet werden.

Wer würde da nicht Angst kriegen so er denn aus Metal gebaut und vier Räder sein eigen nennt. Zumal wochenlang und mutterseelenallein. Autos sind ja auch nur Menschen und wollen nicht sträflich vernachlässigt werden. Wenn man das macht, geschieht es einem ganz recht, das man ihrerseits brutal mit Liebesentzug gestraft wird. Was nie einfacher umgesetzt ward, als durch einfache Funktionsverweigerung schon beim Anlassen. Und das auch schon mal im Sommer …

Dem geneigten Leser wird es beim Blick aus dem Fenster auch nicht entgangen sein, dass wir gerade was haben? Richtig! Winter. Die Zeit, in der neben den Jahresendzeitflügelfiguren allerlei Engel in gelb  Hochkonjunktur haben. All die Pferdestärkchen unter den blechernen Hauben frieren herzergreifend. Dem Henry seine nun auch schon weit über 10 Tage. Ob er mir das wieder mal übel nimmt?

Oh Henry, mir graut vor dem Morgen, dass ich wieder auf Altmeister Goethes Spuren wandeln muss. Gilt wirklich nomen est omen? Heinrich! Schaun mer mal …

Szenen meines Lebens V

Los jetzt, alle mal mitsingen:

Ein Auto steht am Straßenrand ganz still und stumm
Es hat aus lauter Purpur ein Mäntlein um
Sag was mag denn mit ihm sein
Warum steht es da allein …

Na liebe Gemeinde, dämmert es schon? Nicht? Dann mal bitte den Blick von der glänzenden Motorhaube und der glitzernden Windschutzscheibe etwas absenken. Ja, richtig gesehen. Da fehlt etwas. Das Nummernschild, um genauer zu sein. Ganz präzise ausgedrückt nur das vordere. Hinten war alles okay!

Natürlich pasiert einem so etwas immer dann, wenn man es gerade eilig hat. Beispielsweise wenn man die Bunkine nebst ihrer werten Frau Mutter abzuholen gedenkt, um an der Waldbühne einem wunderschönen Konzert der Toten Hosen lauschen zu gehen. Diese informieren, dass alles anders als geplant laufen muss, uns die Zeit knapp gar zu werden drohe, war eins.

Was tun, sprach Zeus? Die Götter warn’n zwar nicht besoffen, aber weiterer guter Rat teuer. Das der getreue Wegbegleiter zudem nicht ansprang, entspannte die Situation nicht wirklich. Erst einmal also meldete man sich als ordentlicher Bundesbürger bei seinem Freund und Helfer.  Und weil meine Wenigkeit halt gerade auf der Straße stand und das Örtliche fern, entschied man sich natürlich für die Einseinsnull.

Begeisterter Empfang am anderen Ende der Leitung, als ich versuchte ein Ohr für mein Dilemma zu bekommen. Aber so was von. Ich möge mich doch bitte an ein örtliches Revier wenden. Dauerte auch keine dreieinhalb Minuten, ehe ich dem guten Mann verständlich gemacht hatte, dass ich,  wenn er mir nur mit einer Nummer weiter hülfe, doch gar nicht unverschämterweis seine heilige Leitung weiter zu blockieren gedachte. Lange stand er auch nicht auf derselbigen. Gefühlte weitere dreieinhalb Minuten später hatte er es verstanden. Doch, doch! So schlecht kann die Ausbildung unserer Herren Ordnungshüter also gar nicht sein.

Meinen Standort als solchen, dem ich ihm wohlweislich kund getan hatte, geflisssentlich ignorierend, übermittelte er mir nur die zentrale Rufnummer der Berliner Ordnungshüter. Bitte kmme jetzt keiner auf den abwegigen Gedanken, dass hier Gehässigkeit seinerseits im Spiel gewesen sei, nur weil ich gewagt hatte, ihn in seiner Wachsamkeit zu stören.

Nun gut, was soll man machen. Wenn der eine nicht will, dann muss eben der andere. Flatrate sei dank, kostet so ein Anruf ja nichts. Und in den zwei Minuten mehr würde mit meinem verschwundenen Nummernschild wohl auch nicht weiter groß Schindluder getrieben werden können als zuvor auch schon. Denn wann das gute Teil abhanden gekommen, wusste ich ja nicht zu sagen. Schließlich stand der rote Renner schon ein paar Tage friedlich, schiedlich auf seinem Parkplatze vor sich hin.

Frischen Mutes also zum nächsten Telfonat. Bescheiden mein Begehr vorgetragen, das ich das Abhandenkommen eines Kfz-Zeichens zu melden gedachte. Bis zum ende kam ich nicht. „Gehen sie zur Zulassungstelle“, blökte es kurz und bündig aus dem Lautsprecher. Zulasungstelle? Ja doch, Superidee. Am späten Freitagnachmittag. Warten bis Montag also. Und in der Zwischenzeit laufe ich die Gefahr, dass jemand auf meine Kosten Banken überfällt, eine terroristische Zelle mit gründet oder, um mal ein kleinwenig realistischer zu werden, munteren Tankbetrug betreibt. Diesen dezenten Hinweis meinerseits aufgreifend, bekam ich gelangweilter Stimme einen bahnbrechenden Tipp. Ich könne doch zu einem Revier meiner Wahl gehen. Hatte ich schon meine Zeitknappheit erwähnt? Hatte ich? Okay. Sie können mir also folgen.

Ich ließ Notlage Notlage sein und folgte also dem Lockruf des Konzertes. Auch weil ich die Bunkine nicht enttäuschen wollte. Die hatte sich ja sehr auf die Düsseldorfer gefreut. Und Open Air ist ja eh immer spannend, so denn das Wetter mitspielt. Also doch noch auf den Weg gemacht. Nicht aber ohne vorher den Versicherer meines Vertrauens von meiner Unnummernheit in Kenntnis zu setzen. Sicher ist sicher.

24 Stunden später begab es sich zu der Zeit, als ich nach getanenem Tagwerk des Abends im friedlichen Friedrichshain  heimwärts radelte,  dass ich an einer Wache vorbei kam. Da dachte ich, dass hier mir endlich einer zuhören müsse. Und siehe da, ich klopfte klingelte, und es ward mir aufgetan. Ich fand gar Raum in der Herberge, äh im Reviere. Mehr noch! Mein Anliegen, wurde mir versichert, sei  wichtig. Man merkte sich die  Worte und bewegte sie in seinem Herzen.

Warum ich denn nicht früher gekommen wäre?  Auch das chiplich mitgebrache Foto, dass wir nach nur 30 Minuten Rumfummelei am PC des Reviers mit gemeinsamen Kräften endlich überspielt hatten (was da angeblich nicht alles aus Sicherheitsgründen gesperrt und unmöglich war. Mein lieber Scholli wie fangen die denn so bloß Verbrecher?), fand des netten Beamten höchste Lobpreisung. Und als  wir auch noch feststellten, dass unserer beider Zuneigung einem südöstlich in dieser Stadt beheimatetem Fußballklub galt, war der Bann endgültig gebrochen. Die Polizei, dein Freund und Helfer. Dieser Mann gab mir den Glauben zurück.

Was lernen wir daraus? Beim nächten Notruf, egal worum es geht, verlange ich erst einmal nur noch eins: Nach dem diensthabenden Eisernen.

Szenen meines Lebens III

Den Täter zieht es immer wieder zurück an den Tatort. Heißt es. Da ich bislang einer Ersttäterschaft nicht verdächtig bin (geschweige dass ich eine Tat begangen habe), kann ich das nicht hinreichend verifizieren. Auch die auf diesem Sektor erfahrenen Damen (Liza Marklund) und Herren (Henning Mankell) von internationalem Ruf haben das nicht immer bestätigt.

Und doch scheint es zu stimmen. Immer und immer wieder zieht es mich hin zu einer kleinen, aber wohlfeilen Lokalität in Friedrichshain. Geradezu magisch angezogen werde ich. Ob das an der Stille des kleinen Örtchens liegt? An dem warmen Licht, dass sich durch die Blätter schlägt? Ist der röhrende Hirsch schuld? Das friedlich nach Eicheln suchende Wildschein? Diese papierene Waldlandschaft schlägt mich immer wieder in den Bann.

Oder liegt es schlicht daran, dass ich in der „Wilden 13“ beim twitternden Barkeeper meines Vertrauens neben körperlicher Labung auch noch Bildungsgut finde? Seine Spreegeflüsternheit musste mich nämlich neulich ob eines Tweets korrigieren. Der beschaulichen Waldlandschaft nach erfolgreich verrichtetem Geschäft den Rücken kehrend und sich wieder gen Tresen mühend, kam mir nämlich folgender Tweet in den Sinn:

Dies scheint offensichtlich doch nicht so der Regelfall zu sein. Oben schon erwähnter Barkeeper frug – aus einer Laune heraus – die aus den Tiefen des hinteren Raumes wieder auftauchenden Holden unvermittelt, ob denn die Papierhandtücher auf ihrem Reservoir der Erleichterungen schon alle seien. Er, als Vertreter des männlichen Geschlechts könne das ja gaaaanz schlecht wissen, da er dieses weibliche Etablissement nicht so häufig betrete. Vor allem dann nicht, wenn Gästinnen anwesend und der Ort in seiner naturgemäßen Bestimmung nach in Benutzung sei. Ergebnis: Nicht selten schamhaftes Erröten. Was tief blicken lässt …

P.S. Auf dem Damenklo soll es Gerüchten zufolge übrigens eine andere Tapete geben als die Waldlandschaft mit Hirsch, Schwein & Co. Ich kann das aber nicht verifizieren.

 

Ihr Arschlöcher

Was habe ich euch eigntlich getan? Nur weil mein Wagen kein rostiger Golf I ist, dürft ihr mir den Außenspiegel abtreten? Schon das zweite Mal in diesem Jahr. Ich bin kein Milionär oder ein kapitalistischer Ausbeuter. Das kostet mich wieder 250 Euro und vor allem Zeit! Die habe ich nicht. Ich arbeite für mein Geld, ihr Wichser. ich kriege kein Hartz V. Ich kann nicht morgens rumlungern. Ich habe mir dieses süße Autochen mühsam vom Munde abgespart! Und dafür auf einiges verzichtet!! Aber das interessiert euch nicht. Oh, teuer, kaputt machen.

Aber eins schwöre ich, wenn ich einen dabi erwische oder beim Grafitti-Sprayen gegen die Hauswand, wo ich wohne, dessen Schädel haue ich gegen die Häuserwand. Mit Freuden! Und wenn ich dafür in den Knast muss, ihr Sozialschmarotzer. Euch geht es viel zu gut.