Die Kronprinzen hinter den glorreichen Sieben

Hannover! Ich war mir so sicher! Ganz klar Hannover! Und das aus dem Kopf heraus. 96, Arminia und – tätä – der OSV! Alle dabei. Doch bevor ich mir zu viel selbst auf die Schulter Klopfen konnte vor Begeisterung, hatten mich die Fakten bei fussballdaten.de eines besseren belehrt. Es waren mitnichten nur die Leinstädter!

Wovon hier die Rede ist? Na von Fußball-Zweitligisten. Besser gesagt von Städten, die seit 1974 mehr als einen Zweitligaklub hervorgebracht haben. Und angeregt dazu hat mich @saumselig, der drüben bei Textilvergehen mal so ganz salopp Berlin ob seiner sieben Zweitliga-Vereine die Hauptstadt der Zweitklassigkeit „schimpft“.

Doch wer oder was, so frug ich mich, nahm hinter den „glorreichen Sieben“ aus Berlin die Vizemeisterschaft ein? Die Antwort oben ist zwar nicht falsch, aber eben nicht vollständig. Denn nicht nur die niedersächsische Landeshauptstadt hatte schon drei Vertreter ins Bundesliga-Unterhaus entsandt, sondern eben auch Köln mit – na logisch – dem langjährigen Ewigen Zweitliga-Tabellenführer Fortuna  (mittlerweile von Alemannia Aachen abgelöst), dem Eff-Zeh und Viktoria!

Auch noch in der Spitzengruppe finden wir, man höre und staune, Ingolstadt! Der ESV und der MTV kickten einst in Liga zwo, nun der Nachfolgefusionsverein der beiden Fußball-Abeilungen, der FC Ingolstadt 04!

Weitere Städte, aus denen jeweils zwei Klubs es in den Unterbau der deutschen Eliteliga schafften:

Hamburg (FC St. Pauli und HSV Barmbek-Uhlenhorst)
Freiburg (der eigentliche Traditionsklub FC und der Lokalrivale SC!)
Bochum (VfL und Wattenscheid 09)
Frankfurt (FSV und Eintracht)
Essen (Rot-Weiß und Schwarz-Weiß)
Würzburg (FV ’04 und Kickers)
Paderborn (TuS Schloß-Neuhaus und SC Paderborn 07)
Gütersloh (DJK und FC)
Stuttgart (VfB und Kickers)
Remscheid (BV Lüttringhausen und sein späterer Nachfolger BVL Remscheid)

Streiten könnte man sich allerdings noch, ob der TSV Havelse als Hannover’sch gelten darf. Dann wäre die Leinestadt doch der Kronprinz hinter unserer geliebten Spreemetropole. Ich plädiere aber eher für Nein. Denn Unterhaching ist ja auch nicht wirklich München.

Das Geschäft meines Lebens

Den Kreditinstituten sei Dank habe ich das Geschäft meines Lebens gemacht. Glaubt ihr nicht? War aber so. Die haben doch, um mal wieder ihre Kunden zum persönlichen Vorsprechen zu nötigen, lustig Millionen von Scheckkarten kaputt gemacht, oder so. Na ja, jedenfalls bekamen jede Menge Leute einfach kein Geld obwohl ihre Konten Deckung und/oder Deckungs ähnliches Verhalten aufwiesen. Logischerweise musste es bei einer solchen Stückzahl auch Freunde von mir treffen.

Und dann kam ich!! Da hilft kein Betteln und  kein Beten, nur Bunki rettet den Planeten. Blitzartig trat die „Bank of Bunkus“ in Aktion und kreditierte einem an Liquidität mangelnden Kumpel 50 Euronen als Cash-Soforthilfe. Großzügig wie meine Freunde nun mal veranlagt sind, wusste er sich für diese selbstverständliche Gefälligkeit auch gleich zu revanchieren. Prompt übernahm er unaufgefordert (!) die Rechnung meiner Cola, die wir, um das Frieren und das Warten auf die Veranstaltung in der Yuma Bar zu verkürzen, in einer italiener-ähnlichen Neuköllner Eckkneipe zu uns nahmen.

Das waren immerhin stolze 2,20 Euro, die er da für mich hinlegte unaufgefordert. Und diejenigen unter meinen Lesern, die die alte Zinsrechnerformel Z=(k*p*t)/100 im Kopf haben, also quasi alle, denn wir sind ja aus den Zeiten vor Pisa allumfassend gebildet, haben auch sofort angesichts der stolzen 4,4% anerkennend mit dem Kopf genickt.

Mehr als der Spareckzins also. Was mein Gegenüber nach kurzer Überlegungsphase dann auch anerkannte. Und wenn man es genau nimmt, ist das noch weit mehr. Denn natürlich wurde die zu DM-Zeiten als „Lübecker“ bezeichnete Zahl ja prompt zurücküberwiesen. Ergo ergänzen wir die oben genannten Formel um fünf Werkstage und kommen auf eine sagenhaft anmutende Verzinsung von 316,8%. Ein Faktor, bei dem selbst die Herren Fugger vor Neid erblasst wären. Hey, das soll mir mal einer nachmachen.

Solchermaßen nachdenklich gestimmt, reagierte besagter Freund höchst erfreut, als ich in der Yuma Bar dem Veranstalter für einen Wegedienst eine von jenen neumodischen Biobrausegetränken spendieren wollte, bei denen man als Normaltrinkender eigentlich nur „de nada“  sagen kann. „Hey, jetzt ist dein Gewinn wieder weg“, entfuhr es ihm hocherfreut.

Was mich kurz in ein Nachdenken und dann etwas länger in eine Kilometergeldberechnung stürzte. Der Weg von der Bühne zum Tresen betrug – dem Wunsche nach Einfachheit geschuldet – jetzt mal exakt 10 m. Für gewöhnlich erstattet einem der Herr Brötchengeber finanzamtkompatible 0,30 Euronen pro Kilometer. Hm, so ne Nadebio kostet auch bestimmt auch wieder zwei Teuros. Also zwei auf 10 m, 20 auf 100, und 200 € auf den Kilometer. Holy shit! So viel habe ich umgerechnet noch nie jemandem spendiert, wenn man von der Bunkine absieht. Doch der steht das als nahe Verwandte ja irgendwie auch zu.

Das breite Grinsen auf den Gesicht meines Freundes, der mich bei meiner Überschlagsrechnung observierte, blieb nicht von langer Dauer. Denn . Jottseisjetrommeltundjepfiffen, der Herr Gastgeber verzichtete großzügig auf die Einladung mit der lapidaren Bemerkung, er trinke eh auf Kosten des Hauses bei diesen Veranstaltungen. Puh, noch mal Glück gehabt!

Nein danke

Location Ostkreuz. Zwei junge Damen, weiß gewandet, beim Verteilen einer Gratiszeitung. „Hier bitte, nehmen sie. Ist umsonst“, flöteteten die leicht fröstelnd daherkommenden Holden die „Welt kompakt“ lobpreisend an.

„Danke nein, ist Springer“, brummte es ihnen en passant entgegen. Ungläubiges Staunen der Verteilerinnen. „Schon wieder einer?“

Kleiner Trost für alte Damen

Man soll ja nett zu alten Damen sein. Über die Straße helfen und so (ohne Yeah!). Also ersparen wir der einstmals im Wedding gegründeten Sportkameradin aus Charlottenburg nun die verdiente Häme, weisen nicht daraufhin, dass der Sportsfreund Michael P. derzeit einer Schallplatte mit Sprung gleicht:

„Wir sind der Überzeugung, dass Friedhelm Funkel der richtige Trainer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist“, sagte Michael Preetz (42), der Geschäftsführer Sport von Hertha BSC. Der eine oder andere Beobachter fühlte sich beim Pressegespräch des Berliner Bundesligisten wie in einer Zeitmaschine. Wenn das Tabellenschlusslicht am Sonntag Heimrecht gegen den Hamburger SV genießt, wird erstmals Funkel auf der Hertha-Bank sitzen (17.30 Uhr, Olympiastadion). Nur, den identischen Satz hatte Preetz mehrfach benutzt, zuletzt vor einer Woche. Da jedoch hieß der Trainer Lucien Favre.

Also machen wir der alten Damen doch einmal Mut., und betrachten die Lage der Liga nach Spieltag 7 und am Schluss. Getreu dem alten Satz, dass Ranglisten rocken, zuletzt sehr schön gelesen beim Blogfreund @nolookpass, wollen wir doch jetzt Hertha mal frei nach Tenacious D mutig die Socken aus den Schuhen rocken. Ihr seit noch nicht abgestiegen: Schaut her:

08/09 Borussia Mönchengladbach  3 Punkte
07/07 Energie Cottbus                        2 Punkte
06/07 VfL Bochum                               4 Punkte
05/06 1.FC Nürnberg                           3 Punkte

04/05 Hansa Rostock                           5 Punkte
03/04 1. FC Köln                                   3 Punkte
02/03 1. FC Kaiserslautern                 3 Punkte
01/02 VfL Wolfsburg                            3 Punkte
00/01 Energie Cottbus                         4 Punkte

99/00 MSV Duisburg                             3 Punkte
98/99 VfL Wolfsburg                            4 Punkte
97/98 Hertha BSC                                 2 Punkte*

Das kann man sich ruhig mal auf der Zunge zergehen lassen. 9 (* Mannschaften in Fettdruck)  von 12 Schlusslichtern des 7. Spieltages schafften den Klassenerhalt. 75% der Klubs, seit Hertha anno 1997 die Erstklassigkeit wieder erklommen hatte, konnten sich noch retten. Sie alle sprangen dem Tod von der Schippe.

Wobei es unerheblich war, wie viele Zähler auf dem Konto sich zuvor „angehäufelt“ hatten. Zwei Punkte bedeuten nicht das Aus für Cottbus in der Spielzeit 07/08, zwei Zähler nicht für die blaue-weißen Berliner in der Aufstiegssaison. Fünf Zähler halfen Hansa aber seinerzeit auch nicht groß dabei, die Kogge musste der Erstklassigkeit am Ende adieu sagen.

Was lernen wir daraus? Es kommt nicht drauf an, dass es gut ist, es kommt drauf an, dass es rockt. Und im Gegensatz zu Herrn Lulu-Lala Favre, hat Funkels Friedhelm zumindest äußerlich viel mehr das Zeug dazu, als Rockstar durchzugehen.

P.S: Und ja, ich weiß, dass das keine echte Rangliste, sondern nur eine simple Auflistung ist. Aber Rangliste und rocken war so eine schöne Alliteration. Man möge mir diese kleine Ungenauigkeit verzeihen. Danke.

Nimm sie mit

Ne, wir wollten uns nicht in einem Garten treffen. Nur an der Weltzeituhr. Wozu sie den Kollegen @bosch zitiert. Man fühle sich gleich wie ein Spion. Klingt gut. Irgendwie richtig aufregend. Berlin. Kalter Krieg. Versteckte Briefkästen. Vorsicht, sie kommen.

Ist aber alles nicht so. Ist kein Agentenfilm oder ein Thriller. Nicht mal ein richtiges Date. Nur so ein Konzert, zu dem ich alleine nicht hingehen wollte. Ich mag so etwas nicht. Ich gehe ja nicht mal alleine ins Kino. Zumindest nicht zu mir selber. Bis auf James-Bond-Filme vielleicht. Aber das ist auch die absolute Ausnahme und passiert in der Regel nur alle zwei Jahre. Wie dem auch sei. Ich frug und sie  sagte zu. Könnte heiß werden. So 36 Grad. Drum geht es heute in den Admiralspalast unweit des einstigen Tränenpalastes. Was auch wieder stark an den kalten Krieg erinnert. Es geht zu  2raumwohnung. Wäre mir persönlich zum Leben zu klein, ist ja aber nur Musik. Für die soll ja Platz in der kleinsten Hütte sein.

Szenen meines Lebens V

Los jetzt, alle mal mitsingen:

Ein Auto steht am Straßenrand ganz still und stumm
Es hat aus lauter Purpur ein Mäntlein um
Sag was mag denn mit ihm sein
Warum steht es da allein …

Na liebe Gemeinde, dämmert es schon? Nicht? Dann mal bitte den Blick von der glänzenden Motorhaube und der glitzernden Windschutzscheibe etwas absenken. Ja, richtig gesehen. Da fehlt etwas. Das Nummernschild, um genauer zu sein. Ganz präzise ausgedrückt nur das vordere. Hinten war alles okay!

Natürlich pasiert einem so etwas immer dann, wenn man es gerade eilig hat. Beispielsweise wenn man die Bunkine nebst ihrer werten Frau Mutter abzuholen gedenkt, um an der Waldbühne einem wunderschönen Konzert der Toten Hosen lauschen zu gehen. Diese informieren, dass alles anders als geplant laufen muss, uns die Zeit knapp gar zu werden drohe, war eins.

Was tun, sprach Zeus? Die Götter warn’n zwar nicht besoffen, aber weiterer guter Rat teuer. Das der getreue Wegbegleiter zudem nicht ansprang, entspannte die Situation nicht wirklich. Erst einmal also meldete man sich als ordentlicher Bundesbürger bei seinem Freund und Helfer.  Und weil meine Wenigkeit halt gerade auf der Straße stand und das Örtliche fern, entschied man sich natürlich für die Einseinsnull.

Begeisterter Empfang am anderen Ende der Leitung, als ich versuchte ein Ohr für mein Dilemma zu bekommen. Aber so was von. Ich möge mich doch bitte an ein örtliches Revier wenden. Dauerte auch keine dreieinhalb Minuten, ehe ich dem guten Mann verständlich gemacht hatte, dass ich,  wenn er mir nur mit einer Nummer weiter hülfe, doch gar nicht unverschämterweis seine heilige Leitung weiter zu blockieren gedachte. Lange stand er auch nicht auf derselbigen. Gefühlte weitere dreieinhalb Minuten später hatte er es verstanden. Doch, doch! So schlecht kann die Ausbildung unserer Herren Ordnungshüter also gar nicht sein.

Meinen Standort als solchen, dem ich ihm wohlweislich kund getan hatte, geflisssentlich ignorierend, übermittelte er mir nur die zentrale Rufnummer der Berliner Ordnungshüter. Bitte kmme jetzt keiner auf den abwegigen Gedanken, dass hier Gehässigkeit seinerseits im Spiel gewesen sei, nur weil ich gewagt hatte, ihn in seiner Wachsamkeit zu stören.

Nun gut, was soll man machen. Wenn der eine nicht will, dann muss eben der andere. Flatrate sei dank, kostet so ein Anruf ja nichts. Und in den zwei Minuten mehr würde mit meinem verschwundenen Nummernschild wohl auch nicht weiter groß Schindluder getrieben werden können als zuvor auch schon. Denn wann das gute Teil abhanden gekommen, wusste ich ja nicht zu sagen. Schließlich stand der rote Renner schon ein paar Tage friedlich, schiedlich auf seinem Parkplatze vor sich hin.

Frischen Mutes also zum nächsten Telfonat. Bescheiden mein Begehr vorgetragen, das ich das Abhandenkommen eines Kfz-Zeichens zu melden gedachte. Bis zum ende kam ich nicht. „Gehen sie zur Zulassungstelle“, blökte es kurz und bündig aus dem Lautsprecher. Zulasungstelle? Ja doch, Superidee. Am späten Freitagnachmittag. Warten bis Montag also. Und in der Zwischenzeit laufe ich die Gefahr, dass jemand auf meine Kosten Banken überfällt, eine terroristische Zelle mit gründet oder, um mal ein kleinwenig realistischer zu werden, munteren Tankbetrug betreibt. Diesen dezenten Hinweis meinerseits aufgreifend, bekam ich gelangweilter Stimme einen bahnbrechenden Tipp. Ich könne doch zu einem Revier meiner Wahl gehen. Hatte ich schon meine Zeitknappheit erwähnt? Hatte ich? Okay. Sie können mir also folgen.

Ich ließ Notlage Notlage sein und folgte also dem Lockruf des Konzertes. Auch weil ich die Bunkine nicht enttäuschen wollte. Die hatte sich ja sehr auf die Düsseldorfer gefreut. Und Open Air ist ja eh immer spannend, so denn das Wetter mitspielt. Also doch noch auf den Weg gemacht. Nicht aber ohne vorher den Versicherer meines Vertrauens von meiner Unnummernheit in Kenntnis zu setzen. Sicher ist sicher.

24 Stunden später begab es sich zu der Zeit, als ich nach getanenem Tagwerk des Abends im friedlichen Friedrichshain  heimwärts radelte,  dass ich an einer Wache vorbei kam. Da dachte ich, dass hier mir endlich einer zuhören müsse. Und siehe da, ich klopfte klingelte, und es ward mir aufgetan. Ich fand gar Raum in der Herberge, äh im Reviere. Mehr noch! Mein Anliegen, wurde mir versichert, sei  wichtig. Man merkte sich die  Worte und bewegte sie in seinem Herzen.

Warum ich denn nicht früher gekommen wäre?  Auch das chiplich mitgebrache Foto, dass wir nach nur 30 Minuten Rumfummelei am PC des Reviers mit gemeinsamen Kräften endlich überspielt hatten (was da angeblich nicht alles aus Sicherheitsgründen gesperrt und unmöglich war. Mein lieber Scholli wie fangen die denn so bloß Verbrecher?), fand des netten Beamten höchste Lobpreisung. Und als  wir auch noch feststellten, dass unserer beider Zuneigung einem südöstlich in dieser Stadt beheimatetem Fußballklub galt, war der Bann endgültig gebrochen. Die Polizei, dein Freund und Helfer. Dieser Mann gab mir den Glauben zurück.

Was lernen wir daraus? Beim nächten Notruf, egal worum es geht, verlange ich erst einmal nur noch eins: Nach dem diensthabenden Eisernen.

Du hast die Wahl, Fisch

Für alle die, die gestern Abend in den ersten vier Programmen des DEF (Deutsches Einheitsfernsehen) leider keine Zeit hatten, anlässlich der näher rückenden Bundestagswahl aka „nine-twentyseven“ die große Nicht-Debatte über die Tigerentenkoalitionsmöglichkeitenvermeidung zu verfolgen oder sich anderweitig, zum Beispiel für die gelbe Familie auf PRO7 entschieden hatten („Homer for Kanzler“) , folgt hier servicehalber kurz eine inhaltliche Zusammenfassung der Inhalte des TV-Duells Merkel – Steinmeier:

Ein Walfisch sagt zum Thunfisch,
wollen wir es tun, Fisch?
Da sagt der Thunfisch zum Walfisch, du
hast die Wahl, Fisch….

Und damit zurück in die angeschlossenen Funkhäuser.

Verzeiht drum, wenn ich Zweifel hege

Der Aufstieg und der überragende Saisonstart in der Zweiten Liga mit 10 Punkten aus vier Spielen haben offensichtlich auch bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten geweckt. Die Qualitäten von Neuhaus scheinen auch andernorts gefragt.“

So steht’s geschrieben, so hört man es gern.Und zwar im Tagesspiegel vom 13. September diesen Jahres. So soll es auch nach Außen wahrgenommen werden. Der Worte hör ich wohl. Allein mir fehlt der Glaube.

Bitte nicht falsch verstehen. Uwe Neuhaus ist ein absoluter Glücksgriff als Trainer für den 1. FC Union. Seine jüngst erfolgte Vertragsverlängerung erscheint in the long run absolut wünschenswert. ABER, und das musste ich groß schreiben, der Zeitpunkt überrascht.

Dabei ist man als Aufsteiger gerade erst in der Liga angekommen. Passiert übrigens Neulingen nicht gerade selten, dass sie einen furiosen Auftakt hinlegen. Nur um dann doch noch nach und nach wieder nach hinten durchgereicht zu werden. Branchentypisch reagiert man dann doch mit einer Trainerentlassung. Oft genug kurz vor oder in der Winterpause.

Ein Szenario, dass ich beim 1.FC Wundervoll für heuer zwar nicht erwarte, was aber wenn doch? Dann hätte man auf einmal eine Abfindung zu bezahlen, die sich nicht auf die eigentliche Restlaufzeit von 6 Monaten bezieht, sondern eine für 30 Monate. Das kann teuer werden.

Der klassische Zeitpunkt für eine Prolongation des Kontraktes wäre der spielfreie Januar. Jeder sieht, wohin die Reise geht, respektive gehen kann. Allein schon tabellarisch. Und zu sagen, man müsste jetzt schon unbedingt verlängern, weil Neuhaus anderenorts Begehrlichkeiten geweckt hat? Mit Verlaub gesagt, Schmarren.

Erstens: Wo ist den im Fußball-Oberhaus ein Job frei? Einer, der reizvoll ist und nicht ein Schleudersitz?  Ich seh keinen, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Zweitens: Selbst wenn er eins gehabt hätte haben sollen, so what? Er hatte noch einen gültigen Vertrag bis zum Sommer 2010. Den hätte er erfüllen müssen. Oder sich für teuer Geld freikaufen (lassen). Ganz außen vor lassen wir mal die Tatsache, dass er mit Unions Buchhaltung verbandelt ist, ergo daher wenig privates Interesse hat, der Stadt flinken Fußes den Rücken zu kehren.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass man angebliche Angebote lautstark kolportiert, um der ohnehin weniger stark Nachdenkenden und mehr aus dem Bauch heraus reagierenden Fanseele die dringende Notwendigkeit einer pekuniären Anhebung des Salärs des formidablen Übungsleiters schmackhaft machen zu wollen. Doch da man über Geld ja nicht spricht, vor allem wenn man es wie der 1.FC Wundervoll nicht im Übermaße hat, musste ein anderes Argument für die Volksgemeinschaft her.

Wenn man dann – wissend um die kleinen Befindlichkeiten der Hauptstadtpresse – noch ins Kalkül zieht, in welchem Medium diese Version zuerst auftauchte – und es war beileibe nicht der Tagespitzel – dann verstärkt das den Verdacht. Der rastlose Autor mit den drei Buchstaben, der in dem Blatt mit den vier Buchstaben seit Jahren trefflich sein Wesen treibt, ist eh in seiner ganzen Bericherstattungslinie seit jeher mehr auf Funktionärsschreibe denn auf Fanbetrachtung gepolt.  Mit anderen Worten, den Viereinsoberen sollen seine Worte für gemeinhin wohlfeil und genehm erscheinen. Und da, oh Wunder, gab es zuerst die künstlich geschürte Angst, dass man des trefflichen Übungsleiters verlustig gehen könne, wenn man nicht rechtzeitig gehandelt hätte. Hat man ja aber. So dass das Schulterklopfen bei so viel Weitsicht sicher ist.

Wollte man vielleicht auch von anderen Dingen ablenken? Beispielsweise der Tatsache, dass die  einst recht eilig herbeigeführte Trennung vom dubiosen Hauptsponsor millioneschwer vor dem Kadi enden könnte?

Ich bleibe dabei, imho hatte Neuhaus keine Angebote, die das hier und jetzt betreffen. Vielleicht für Juli 2010. Doch Vereine, die im September schon nach einem Chefcoach für die nächste Saison fahnden, sind mir suspekt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass UN so etwas wirklich reizen könnte.

Ich erkläre die Saison für verlängert

Werbung ist so eine Sache. Manche geht. Anderes geht gar nicht. Meistens geht es leider absolut nicht. Und langweilt nur. Wobei ich wohlgemerkt zu der Gattung Mensch gehöre, die für gut gemachte Commercials einiges übrig hat.

Jüngst fiel mein Blick auf ein außerordentlich gelungenes Exemplar von Annonce. Eine einem Hamburger Fußballklub nahestehende Autofirma veröffentlichte ganzseitig Nachstehendes. Ein anderer  Ansatz als bei meinem kürzlich,  zugegebenermaßen recht  einseitig, verordnetem Dekret. Ging aber in toto in dieselbe Richtung. Andere Stelle, gleiche Welle, sozusagen.

Dieses Überholverbot wäre in der Tat ein gar sehr zu Begrüßendes. Ob als Nr. 1 oder als Spitzenzweiter. Aufstieg ist Aufstieg ist Aufstieg! Und die Schatzmeister beider Vereine könnten sich sogar in dieser Spielzeit noch kräftig die Hände reiben. Ich erkläre die Saison für verlängert!

Jetzt kommt zusammen, was zusammen gehört

Ein Rentnerehepaar, ordentlich gekleidet, auf Stadtbesuch. Mit staunenden Augen betrachten sie durch die rollende S-Bahn-Fenster diese Stadt, die ja nicht zwingend durch Sauberkeit bestimmt ist.   „Kuck mal, der  nimmt echt die Zeitung aus dem Mülleimer wieder raus“, flüstert sie ihm angewiedert zu. „Der scheint Springer irgendwie nicht zu mögen“, kontert er trocken, als der Müllwühler die BZ angeekelt wieder zurück schmeißt.