Ist gut jetzt!!

Ja, doch. Wir hatten alle unseren Spaß. Vorher das Geplänkel. Verbal und diversen Foren. Mit dem Aufmarsch im Herzensgebiet der Anderen und der Antwort darauf. In den Gazetten, bei der Arbeit und in den Kneipen. Und bis auf die Nummer mit dem Bus nicht mal grenzüberschreitend. Doch da da kein wirklich großer Sachschaden entstanden ist, diesmal nicht –  wie auch schon vorgekommen – das Haus einer Privatperson attackiert worden ist, kann man das vielleicht ein allerletztes Mal als Folklore, als gelebtes Derby-Brauchtum abhaken. Ist ja kein Mädchenpensionat hier. (Oder war das jetzt schon wieder ein Rütteln an der Sexismusdebatte und daher gar einen Aufschrei wert? Nicht? Puh. Glück gerhabt.) Aber note not to myself: Repetita non placent!

Dann das 2.2 in einem tollen Derby. War das spannend. Keiner hat verloren (außer vielleicht dem Mann, der es für gewöhnlich nicht so gern sieht, wenn die Wessis in seinem Stadion jubeln Ooder war es: Der es nicht gern sieht, wenn ein Wessi ihn in seinem Stadion auswechselt?)  Die einen haben Moral und individuelle Klasse bewiesen, die anderen eine ihnen nie zuvor zugetraute Leistung abgerufen. Der Hauptstadtklub kann seinen Alleinvertretungsanspruch in Liga eins ab August spazieren führen. Und für die Köpenicker bleibt das Vergnügen, einmal mehr den großen  Bruder geärgert zu haben. Jeder hat eine Stadtmeisterschaft gewonnen. Die Roten 2011, die Blauen 2013. jeder fünf Punkte und 6:6 Tore auf dem Konto. Nur aufgrund der Softskills liegt Union in der ewigen DFL-Stadtmeisterschaftstabelle hauchdünn vorn, wenn man die knallharten UEFA-Richtlinien für große Turniere als Maßstab anlegst. Union hat 4:3 Auswärtstore. Hertha 3:2. Und auch die Fairplaywertung ist nach vier Duelle mit 8:10 Verwarnungen gerade so eben in Köpenick gelandet.  Alles schick also.

Daher könnte man doch endlich einmal aufhören, dem Gegenüber immer wieder alles und alles haarklein vorzurechnen. Mietnomaderei hier. Vermeintliche Ligauntauglichkeit für ganz oben dort. Hier: Wir hätten ja alle gern gesungen und Remmidemmi gemacht – aber mimimimi – ihr habt uns doch keine Karten gegeben, ihr Bösen. Ihr wolltet ja in eurem Winzstadion spielen. Dort: Ihr seit nicht mal zu hören, wenn ihr doppelt so viele seid. Diese wechselseitigen Verweise auf Kartensubventionierungen via Grupon oder Kaisers. Dieses manigfaltige Vorrechnen, was Kommerz ist und was so gerade eben noch nicht. Das Aufrechnen der Lobbyisten oder der einstigen Mauscheleien. Und, und und …

Wisst ihr was? Es langweilt langsam. Es explodoeren die Beiträge bei dimatetral entgegengesetztem Inhalt. Lasst es doch, bitte. Ratioo schlägt nun einmal emoztio nicht. Liebe kennt keinen verstand. Weder bei Frauen noch beim Fußball. Und nehmt endlich mal wieder Formen an. Dieses Gekeife ist ja unerträglich. Von der Wortwahl will ich gar nicht erst anfangen. Dieses ewige „Der hat aber angefangen ..“ Kann man jetzt endlich mal aufhören, ständig immer noch nur  auf den anderen zu schielen. Der Drops ist gelutscht bis zu einer Neuauflage. Lasst doch jeden ein Ding machen in aller Ruhe. Vielleicht zeigt es sich ja eines Tages doch, welches der bessere Weg ist. Ob es die eine Fußballkultur ist oder die andere. Was sich wahrscheinlich nie final klären lässt. Denn Kultur ist immer vielschichtig, nie eindimensional.

Aber immer und immer wider dem Gegenüber den Spiegel (der Selbstgerechtigkeit) vorzuhalten ist sinnlose Zeitverschwendung. Der Kampf gegen die Instanzen ob und wie eventuell Pyros in Stadien zuzulassen sind, wäre da viel besser. Zu klären, ob nur die Biedermeier im fernen Frankfurt am Main Emotionen zu respektieren haben oder die Brandstifter, dass eine Mehrheit der Stadionbesucher das Feuerwerk mitnichten als Bestandteil des Spiels begreift oder schlimmer noch als störend. So dass die Pyro-Romantiker ihrerseits das vielleicht sogar mal respektieren müssten. In dieser Debatte wären imho Anstrengungen viel sinnvoller untergebracht. .

Doch zurück zum Thema Jedes Berliner Lager verfolgt gerade ehrgeizige, spannende Ziele und sollte daher jetzt mal wieder vor seiner eigenen Haustür kehren. Da hat er genug damit zu tun, um seinen Klub auf seinem Weg weiter voranzubringen.Die Frage der Integration der gewachsenen eisernen Gemeinde. Der Versuch bei dem Weg voranzukommen, nicht zu viel Tradition und geliebtes Brauchtum verlieren oder auf dem Altar des schnöden Mammons opfern zu müssen.

Ich finde es besser, wenn Beispiele von sich aus beredt genug sind, um für den Klub zu werben. Wenn das Ambiente gefällt und zum Verweilen einlädt. Womöglich gar zur Wiederkehr. Diese ewige Betonung der Andersartigkeit, das permanente Heraustellen der vermeintlich Einzigartigkeit, der inhaltlich richtige aber langsam anödende Hinweis auf die Abwesenheit von Klatschpappen oder von Eckfahnen-Werbung trägt aber nun wirklich nicht dazu bei. Eher so weniger. Freuen wir uns, also doch still an dem, was wir haben. Und arbeiten bei uns daran, das uns erhalten bleibt.

Gedanken zur 3. Liga

Die 3. Liga – Fluch oder Segen? Gelobtes Land oder schleichender Tod? Der bei der Gründung vom DFB als Meilenstein gepriesene Zweitliga-Unterbau spaltet bis heute die Geister. Als Wettbewerb durchaus lukrativ ist er von der wirtschaftlichen Seite her äußerst schwer zu stemmen. Klagen darüber werden alljährlich laut. Auch von den Klubs, die der Drittklassigkeit entronnen sind. Wie beispielsweise der 1.FC Union.

Für den 1.FC Wundervoll, der sich gerade anschickt, vielleicht doch noch nach noch höheren Weihen zu greifen (so denn vor allem die Roten Teufel mitspielen), war die 3. Liga vor allem ein ruhmreiches Kapitel der jüngeren Vergangenheit. „Erster Deutscher 3. Ligameister der Welt“, jubelten die antikommerziell eingestellte Köpenicker kommerziell geschickt per Aufstiegs-T-Shirt im Sommer 2009.

Mittlerweile ist die höchste Spielklasse des DFB im fünften Jahr ihres Geschehens angekommen. Zeit also, sich einmal rückblickend wieder ein bisschen mit ihr zu befassen. Wobei es mir hier vor allem um die sportliche Ausrichtung geht, weniger um die Finanzen.

Was die Verringerung des Leistungsgefälles zwischen der DFL-Spielklasse 2. Bundesliga und dem Unterbau angeht, muss man sagen, dass das Projekt ein voller Erfolg ist. Zumindest was die ersten drei Jahre angeht. Von den neun Aufsteigern seit 2009 haben mit Osnabrück und Rostock nur zwei sich nicht gehalten, Düsseldorf reüssiert mittlerweile sogar in der Beletage des deutschen Fußballs, Braunschweig steht kurz davor und auch Union meldet – zumindest für das kommende Jahr – deutliche Ambitionen an.

Noch deutlicher wird es, wenn man bedenkt, dass in der Relegation sich ausnahmslos immer der Drittligist gegen den Tabellen-16. der 2. Liga durchgesetzt hat, während der Bundesliga-16. in 50% aller Fälle (Nürnberg 2009 /Gladbach 2011) die Klassenzugehörigkeit verteidigen konnte. Und nicht zuletzt die Tatsache, dass Jahr für Jahr mindestens ein Aufsteiger sich in oberen Tabellengefilden bis hin zur Relegationsnähe tummelt (2010 Düsseldorf als 4. und Paderborn als 5., 2011 Aue als 5., 2012 Braunschweig als 8.) untermauert diese These weiter. Auch dieses Jahr hat Aufsteiger Aalen diese Tradition fortgesetzt. Das geht nur mit gewachsenen Mannschaften, die nicht kurzfristig in Liga 3 mit dem Ziel Aufstieg zusammengekauft worden waren. Doch dazu später mehr.

Ob das aber weiter so anhält, Liga 3 und Liga 2 weiter so eng miteinander verzahnt bleiben, muss sich zeigen. Denn in dieser Saison sind mit Sandhausen und Regensburg zwei Ex-Drittligisten kurz davor, sich postwendend wieder aus dem Bundesliga-Unterbau zu verabschieden. Vielleicht nur die berühmte Ausnahme von der Regel, auch wenn ich eher denke, dass das ein Zeichen einer Trendwende ist.

Meine These: Seit 2008 haben die Klubs, die rechtzeitig alle notwendigen Maßnahmen auch bezüglich der Infrastruktur und des Nachwuchsbereichs einleitet haben, die Gunst der Stunden für sich entsprechend ausgenutzt. Künftigen Klubs – mit Ausnahme von R(etortenklu)B Leipzig  – werden es nicht mehr schaffen, sich im Lizenzfußball zu etablieren. Aber damit kann man Köpenick sicherlich gut leben.

Doch was passierte denn mit den Absteigern aus der 2. Liga? Die alte Boxregel „They never come back“, erstmals durchbrochen nicht von dem Größten, Muhammad Ali, wie jetzt manch einer vorschnell sagen mag, sondern 1960 von Floyd Patterson,  ist das Damoklesschwer für alle Absteiger. Von neun Absteigern schaffte es nur ein Drittel postwendend wieder zurückzukehren.  In diesem Jahr schickt sich der Karlsruher SC an, diese 1/3-Regel zu untermauern. Für Aachen und Hansa sieht es dagegen mau aus. Denn 33% der Zweitligaabsteiger sind sogar ganz in der Versenkung verschwunden so wie LR RW Ahlen, RW Oberhausen und die TuS Koblenz.

Dazu gibt es deutliche Unterscheide bei den Comeback-Kids. Nur ein finanzstarker Klub wie  Ingolstadt kann den Abstieg als Betriebsunfall reparieren, sich wieder auf Dauer im Bundesliga-Unterbau einnisten. Für Klubs die von Haus aus schwach auf der Brust sind, – da muss man kein großer Phrophet sein – bleibt maximal das Schicksal einer Fahrstuhlmannschaft.

Hier würde nur ein über längere Zeit gewachsenes Team, aus einem strukturstarken Gebeit, dessen Finanzen von Grund auf in Ordnung gebracht worden sind, künftig in die Phalanx der Zweitligisten wieder einbrechen können. Also stetig mitmischen, nicht mal so eben kurz ein Gastspiel geben. Und da sieht es weder bei den von der Insolvenz bedrohten Aachenern, den chronisch klammen Bielefeldern oder Rostock wirklich gut aus. Auch der VfL Osnabrück wird sich mangels Finanzmasse auch nur wieder auf ein Intermezzo in Liga zwei freuen können. So sie denn den Fünfkampf an der Spitze überhaupt für sich entscheiden können.

Womit das Schicksal der 3. Liga sich abzeichnet. Sie wird weiter ausbluten. Klubs werden weiter über ihre Verhältnisse leben, um an die Fleischtöpfe der DFL-Ligen heranzukommen. Die Insolvenz als Folge geht einher mit der sportlichen Diaspora. Noch mehr Tradition geht flöten.  Und Himmel hilf bei dem, was aus den viertklassig, fünfgeteilten Regionalligen droht. Lotte, Elversberg oder Illertissen – derzeit alle berechtigt an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga teilzunehmen – sind nicht gerade die Vertreter ihrer Art, die das Ballspiel liebende Publikum in Verzückung geraten ließe. Von drohenden Zweitvertretungen der Lizenzklubs wie Wolfsburg II, Hannover II, Schalke II oder Hoffenheim II wollen wir gar nicht erst anfangen zu reden.

Wodurch die 2008 noch so verheißungsvoll erscheinende Drittklassigkeit künftig noch mehr an Attraktivität verlieren wird. Und die nächste Spieklassenreform, die wiederum nur ein Rumdoktorn am System sein wird, sich schon jetzt abzeichnet.

Ich will mehr

Ja doch, die Meisterschaft wird nicht mehr in Gefahr geraten. Dazu ist der Vorsprung zu groß. Selbst wenn Dortmund (Sorry für alle LeverkusenFfans, die habe ich mangels Konstanz  nicht wirklich als Bayern-Jäger auf dem Schirm) alle seine noch ausstehenden 15 Spiele gewinnen sollte, wird das nicht langen angesichts der 12 Zähler Rückstand. Die Heynckes-Schützlinge müssten quasi jedes dritte Spiel verlieren, damit der Wettbewerb sich dann über die Tordifferenz entscheiden könnte. Und mal ehrlich, glaubt da jemand daran? Okay, Pleiten in Dortmund und eventuell bei Bayern kalkulieren wir einmal ein. Dann vielleicht noch eine Unvorhergesehene. Wären dann wohl immer noch mindestens drei Zähler Vorsprung. Titel Nr. 23, here you are!

Und doch stellt einen dieser Rückrundenauftakt nicht wirklich zufrieden. Ja doch, zwei Spiele, zwei Siege. Aber es fehlt die Leichtigkeit des Seins, die scheinbare Schwerelosigkeit, mit der die SchwatzGelben durch die Liga spazieren. Die kriegen ja gar nicht mit, wenn sie in Rückstand geraten, sondern ziehen ihren Stiefel durch. Und am Ende ist dann alles wieder schick. Die hauen mal so eben Bremen auf deren Geläuf mit 5:0 weg, dann schicken sie den Club mit drei Dingern heim. Die hören nach zwei Buden nicht auf, die sind gierig nach mehr. Die Rennen, Laufen, Machen und Tun. Die streben nur nach der Vizemeisterschaft und nehmen entspannt mit, was da noch kommen mag.

Und seien wir mal ehrlich, ohne die terrodeskehafte Einlage (so ab 0:40) von Molinaro, der sich danach am liebsten einen Gleichnamigen im Plural gegönnt hätte auf den Schreck, hätte das der erste Stolperstein sein können. Das ist zu wenig. Das macht keinen Spaß. das ist Fußballarbeit pur, die man von biederen Durchschnittsteams erwarten würde, nicht aber von so einem Ensemble von Ausnahmekönnern.

Es naht der Februar. Und mit großen Schritten ein Wettbewerb gegen einTeam, von dem wohl nur die Alten an der Isar noch wissen, wie man es bezwingt. Für die Jüngeren unter euch: Es klingt wie ein Lied aus grauer Vorzeit, aber ja, der FC Rumreich zu München hat die Borussia aus Lüdenscheid Nord schon Mal geschlagen. Etwas, was in den letzten sechs Liga- oder Pokalspielen nicht gelungen ist. Schmerzhaft misslungen ist, muss man bei fünf Pleiten anmerken. Und auch das Remis aus der Vorrunde, schmeckte mir nach vierfacher Meisterschaftspein und vor allem der Pokalfinalschmach nicht wirklich.

Malen wir den Teufel also einmal an die Wand. Was passiert, wenn am 27. Februar Die Kloppo-Jünger den nächsten Coup gegen Bayern landen? Das würde so viel Wasser auf ihre Mühlen bedeuten, dass auch die Meisterschaft noch mal spannend wird. Denn eins scheint sicher: Klopp hat denen bestimmt verboten Tabelle zu lesen. Also wissen die gar nicht, wie weit sie den Münchnern hinterherhinken, werden also ihren Stiefel weiter runter spielen, sich an sich selbst berauschen, um dann am Ende …

Schwerkraft

Eine Kleinfamilie quert im Dunkeln einen Zebrastreifen. Sie gemächlich, er auch. Aber das Kind, es hüpft. Hops, hops, hops – von einem Bein aufs andere. Lassen wir mal dahingestellt, dass das bei eisigem Untergrund sicherlich nicht die ratsamste Fortbwegungsart sein mag. Von wegen der Glätte und so. Aber es ist  unbeschwert. Hüpf. Sorgenfrei. Hüpf. Mit sich und der Welt  im Reinen und  voller Lebenslust, die es sicher nicht in Worte fassen könnte. Ein schöner Anblick. Nicht mal selten. Und wird doch von uns kaum roch richtig wahrgenommen.

Wir Erwachsennen hüpfen nicht. Auf keinen! Wir schreiten. Gehen. Stolzieren. Warum haben wir das Hüpfen verlernt? Ziehen uns die Alltagssorgen so sehr zu Boden, dass wir der Schwerkraft kaum noch entrinnen können? Oder versuchen wir es einfach nicht mehr?

Lauras Sternstunde

So, so. An der Hotelbar also. Und auch noch ´des Abends nach dem Drei-Königs-Treffen. Genauer gesagt nach dem Ball auf dem Drei-Königs-Treff der FDP. Das ist natürlich der echt beste Ort, um ein „professionelles Gespräch“ zu führen. Glaubt  jedenfalls die Frau Himmelreich. Laura mit Vornamen. Und ihres Zeichens Enthüllungsjournalistin. Und  ihre geifernden Kollegen beim Stern entblöden sich nicht, das unter der Überschrift „Der spitze Kandidat“ so richtig reißerisch an den Leser zu bringen. Bedient wahrscheinliche besser die  niederen Instinkte der Käuferschaft als die leicht despektierlich-sarkastisch gewählte Headline „Der Herrenwitz“, die Laura Himmelreich selber bar jeden Voyeurismus‘ gewählt hat.

Lassen wir mal dahingestellt, dass hier ein allzu rüstiger Rentner seinen männlichen Charme maßlos überschätzt, indem er eine Mitzwanzigerin in gelöster Atmosphäre zuflirtet. Unbeholfen zuzuflirten versucht. Eigentlich gibt sich der gute Rainer B. damit allein schon genug der Lächerlichkeit preis. Dermaßen große Altersbarrieren kann auch eine im Übermaß testosterongeschwängerte Aura der Macht nicht wirklich überbrücken. Das ist der eigentliche Herrenwitz. Nicht mehr, nicht weniger. Und schon gar nicht die ach so frivole Gesprächsführung des FDP-Spitzenkandidaten gegenüber Sterns Laura. .

Sei es, wie es sei. Kucken wir doch mal, was denn der guten Laura auf ihrer quasi feierabendlichen Investigativtour im Freistaat zu vorgerückter Stunde so Schlimmes widerfahren ist.  „Brüderles Blick wanderte auf meinen Busen.“ Hach, wie verwerflich. Wie überaus erniedrigend! Ist in  der Evolutionsgeschichte noch nie vorgekommen, oder was? Das natürlichste von der Welt wird hier als sexistisch instrumentalisiert.

„Im Laufe unseres Gesprächs greift er nach meiner Hand und küsst sie.“ Pfui, Spinne. Manch einer würde das als Galantarie begreifen, Brüderle gar als einen Kavalier der alten Schule begreifen. Ist ja immerhin etwas aus der Mode gekommen der gute alte Handkuss in Zeiten von „High five“ oder „Yo, was geht“ als Grußformeln. Natürlich ist es ein Annäherungsversuch. Aber ein respektvoller.

„Herr Brüderle“, sage ich, „Sie sind Politiker, ich bin Journalistin.“
„Politiker verfallen doch alle Journalistinnen“, sagt er.
Ich sage: „Ich finde es besser, wir halten das hier professionell.“
„Am Ende sind wir alle nur Menschen.“

Eben. Menschen. Zu vorgerückter Stunde. In einer Bar. Und nicht in einer professionellen Interviewsituation, wie hier versucht wird zu betonen. Für Frau Himmelreich aber ist das Private auf einmal Politisch.

Klingt ein bisschen gekünstelt die ganze Aufregung in meinen Augen. Und mal ehrlich, die Anbandeleien zwischen den Mächtigen und denjenigen, die darüber berichten, sind doch nichts Ungewöhnliches oder Entehrendes. Schon Gerhard Schröder vergessen und seine Doris? Oder Joschka Fischer, der dem Liebreiz der weiblichen Journaille gleich zwei Mal erlegen war?

“ … der Grat zwischen locker und enthemmt ist schmal“, schreiben die Kollegen vom Stern in aufrechter Empörung. Der zwischen rechtschaffener Entrüstung und Verklemmtheit ebenfalls, meine Herren. Denn bitte schön, Brüderles „“Sie können ein Dirndl auch ausfüllen.“ kann auch als unbeholfener Versuch eines Komplimentes angesehen werden. Nicht zu vergessen, ein dem Ambiente des Treffs angemessenes Kompliment. Befand man sich nicht gerade im Freistaat zu Bayern? Dirndl, Dekollete! Eben.

Warum sie erst jetzt mit diesem Scoop, dieser bahnbrechenden Enthüllungsgeschichte aufwartet, also ein Jahr nachdem sie sich zugetragen hat, erklärt die Autorin auf Twitter recht lapidar. „Weil eine Geschichte über das „neue Gesicht“ der FDP nun eine andere Relevanz hat.“, so ihre Aussage. Ach, ein Spitzenplotiker war er vorher nicht? Erst jetzt als Spitzenkandidat ist er das „neue Gesicht“? Lächerlich.

Im übrigen ist hier rech hübsch zu sehen, dass Frau H. das Instrumentarium von Twitter nicht beherrscht. Sie antwortet nämlich nicht nur dem aus der Reihen der Liberalen stammenden Fragesteller @OlliLuksic, sondern auch sich selber @im_Himmelreich. Ein ntm sozusagen. A note to myself. Bisschen aufgeregt die junge Dame. Aber das kann ja im Eifer des Gefechts mal passieren …

Nun ja, muss man ja nicht alles können. Das Internet ist eben tückisch. Was Sterns Laura aber beherrscht, sind ihre graue Zellen.  Über ein Jahr her das ganze. Doch so unauslöschlich ins Unterbewusstsein eingebrannt, dass man 12 Monate später exakt noch davon zitieren kann. Respekt. Neid. Kann ich eher nicht. Was übrigens auch anderswo aufgefallen ist.

Je später der Abend, umso geringer die Zitate, nur noch subjektive Wahrnehmung der Autorin. Sicherlich kein Zufall. Zum Glück weiß sie noch, wo sie ihre Hände hat.

Gegen ein Uhr nachts tippt ihm seine Sprecherin an die Schulter. Brüderle verabschiedet sich von den umstehenden Männern. Dann steuert er mit seinem Gesicht sehr nah auf mein Gesicht zu. Ich weiche einen Schritt zurück und halte meine Hände vor meinen Körper. Die Sprecherin eilt von hinten heran: „Herr Brüderle!“, ruft sie streng. Sie führte ihn aus der Bar. Zu mir sagt sie:“Das tut mir leid.“ Zu ihm sagte sie: „Zeit fürs Bett.“

Welch schöne Pointe. Da hat doch eine Geschlechtsgenossin den frivolen alten Sack so richtig schon zusammengeputzt. Wie einen Schuljungen hat sie ihn abtreten lassen. Köstlich.. Aber da langt Himmelreichs Laura nicht.

Ganz sicherlich will diese aufrechte Streiterin der Demokratie und ihres Geschlechtes auf keinen Fall nur Auflage und Quote mit anrüchigen Geschichten machen. Da wäre eine emanzipierte Frau von  Welt weit davon entfernt.

 

Sponsor of the Day

Sponsor of the Day? Die S-Bahn? Um Himmels Willen, was soll uns da beim Derby erwarten am 11. Februar? Im ersten Moment jagte mir ein Angstschauer über den Rücken. Im Winter ist die Gefahr ja viel größer bei einem Suizidversuch auf den Gleisen zu verhungern, als von einer Bahn überrollt zu werden. Und das besondere an dem Pony in der Bahn war ja weniger das Shettland Seppi. Wer immer schon mal die Öffentlichen in unserer geliebten Huptstadt genutzt hat, weiß, was sich da für skurrile Gestalten rumtreiben. Nachtschwärmer. Sich wärmende Tippelbrüder. Feierwütige TouristInnen. Ein Unpaarhufer ist da quasi Alltag. Nein, das besondere war also nicht der Vertreter der Gattung Equidae auf den Gleisen, sondern dass die Bahn auch fuhr.

Was also ist die geheime Botschaft, die uns die Herren aus Charlottenburg mit diesem Match-Präsentator mitteilen wollen? Sollte gar auf die vier größten Feinde der S-Bahn (Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter) aufmerksam gemacht werden? Dass wir zeitig aufbrechen sollen? Lieber aufs Auto umsteigen? Gar per pedes in die Betonschüssel eilen sollten?

Dass man sich als Einlaufkind bewerben soll, ist da nur die vordergründige Message. Einlaufkinder beim Fußball sind ja fast vor Erfindung der kommerziellen Balltretrei aufgetreten. Ein altbekannter Hut also. Ohne sie könnte so ein Event doch gar nicht stattfinden, würden alleine die Klatschpappen einen würdigen Rahmen bieten.

Je länger ich darüber nachdenke, komme ich nur zu einem Schluss. Die Botschaft ist subtil, aber passt: Egal wie es ausgeht, wir sollen das Stadtderby in vollen Zügen genießen.

Bau auf, bau auf – BER for ever

Also mal ganz ehrlich, ich versteh‘ diese Aufregung um den BER nicht. Dieses ewige Lamentieren, dass der Flughafen nicht fertig wird. Diese Todesangst. Dieses Rumhacken auf Wowereitchens Klaus. Als ob er selber mit Hand anlegen würde. Billig, einfach billig. Und ohne jedes Nachdenken vorgebracht.

Nun gut, der Flughafen sollte 2012 schon fertig sein, dann 2013, nun noch ein Jahr später. Alle meckern über Pfusch. Aber diese ganze Verschieberei, dis geradezu planmäßig anmutende verschieberei. Will da enrsthaft noch jemand an Zufall denken? Echt? Das kann kein Zufall sein. Da steckt mehr dahinter. Ja, mehr! Viel mehr!

Wann ist denn zuletzt in unserer geliebten Hauptstadt ein Großwerk rechtzeitig und auch noch im Kostenrahmen fertig gestellt worden? Na? Eben. Vor vier Jahren. Das Stadion an der Alten Försterei. Und was passiert dort gerade? Wider einmal zeitig und unter Einhaltung des Budgets? Wer schuftet dort bei Wind und Wetter vor sich hin? Mit nie enden wollendem Enthusiamus? Aber genau! Die Stadionbauer.

Und nun zählen sie mal bitte eins und eins zusammen. Uns Bürgermeister braucht eine positive Außendarstelllung, er muss zeigen, dass er als Herr aller Dinge Millionenprojekte erfolgreich stemmen kann. Dafür braucht’s Hilfe, Engagement, Einsatz. Fast hätte ich gesagt Ehrenamt.

Freunde in der Not, .. heißt es im Volksmund. Spätestens seit der Erbpachtregelung für die Alte Försterei sind Union-Boss Dirk Zingler und unser Errigierender Regierender richtig dicke. Allein schon wegen der Erbpachtstundung für die ersten fünf Jahre und künftigen Beihilfen für das Nachwuchsleistungszentrum.

Na, dämmert es schon? DZ würde auch Wowi gerne sofort unter die Arme greifen. Geht aber nicht. Weil: Wir bauen! Ergo sind alle rot-weißen Händer gebunden. Bis – na? – eben, 2013.

Nun gut, aber 2014, werden Sie jetzt sagen. Stimmt. Aber da gibt es noch die Kleinigkeit des Fanhauses in Eigenregie zu erledigen. Aber danach, also 2014, sind die Stadionbauer frei!

Dann wird ruckzuck mal eben der BER fertiggstellt. Nen Klacks, also ehrlich. Und danach – man ist ja gut in Form – nehmen sich die Eisernen die Kanzler-U-Bahn vor. Die wird dann sofort verlängert. Aber nicht nur bis zum Alex. Zwei Stationen sind doch für echte Stadionbauer keine Herausforderung. Bis Rostock, bis zur Ostsee wird die U55 ausgebaut. Was dann den positiven Nebeneffekt hätte, dass Union das größte Entmüdungsbecken der Welt sein Eigen nennen könnte.

Okay, die Frage der Beheizbarkeit stellt da vielleicht noch ein kleines Problem dar. Aber da könnte man bestimmt Gegenbauers Werner für gewinnen. Wer so kreativ Mietnomaderei betreibt wie er und sein balu-weißes Spielzeug im Olympiastadion, wird doch von irgendwoher ein kleines Heizkraftwerk für das Baltische Meer auftreiben können.

Szenen meines Lebens XI (nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge)

Lametta, Strohsterne, Weihnachtsterne, Lebkuchen, Plätzchen, Kränze,  Christbaumkugeln, Schokoherzen, Lichterketten, Weihnachtsmänner, Adventskalender, Zimtsterne und und und. An allen Ecken und Enden. Überall. Es gibt kein Entkommen. Und es geht mir sowas von auf den Keks. Aber sowas von. Aber auch alles.

Alles? Ne, stopp. Kommando zurück. Streichen Sie die Zimtsterne. damit haben Sie mich. Ich liebe es, wenn ein Plan aufgeht, äh , tschuldgung, falscher Film, ich meinte natürlich Zimsterne. Sie sind echt das einzige, wobei mir in der Vorweihnachtszeit das Herz aufgeht.

Dies hatte auch eine holde Apothekersfrau vernommen, die gelegentlich beim Plausche die ein oder andere Gerstenkaltschale mit mir teilt.  Und da ihre medizinische Grundversorgungstation sich derzeit einen harten innerbetrieblichen Wettbewerb liefert, ob sie eher ein Weihnachts-Give-Away-Lager oder eine medizinische Notfallstation ist, versprach sie mir Abhilfe. Sie wollte ein gerüttelt Maß an Sternen in der kneipe meines Vertrauens für mich deponieren. Ihr holder Göttergatte, sonst für meine Grundversorgung gegen Unterhopfung zuständig, würde dann dafür sagen, dass die guten Teile  bei mir ankommen.

Soweit der Plan. Gesagt, getan. Und so meldete mir mein WhatsApp frohen Mutes auch noch, dass eine Lieferung für mich eingetroffen sei. Mir lief schon das Wasser im Munde zusammen. Zimtsternstunden der Menschheit.

Doch es kann der beste nicht in Frieden naschen, wenn es dem bösen Kneiper nicht gefällt. Ahnen Sie es bereits? Nicht? Dann werfen Sie mal einen Blick auf untenstehendes Foto:

Schockschwerenot. Der hämisch vorgetragene Hinweis, man habe die Kekse in einer mir genehmen Form zusätzlich aufgehübscht, entschädigt nicht wirklich für den bösartigen, vorsätzlich herbeigeführten Mengenschwund. Von wegen Fest der Liebe. Gemeiner Mundraub. Oh Un- und Missetat.Kannst dir doch selber von deiner Holden was mitbringen lassen.  Ehrlich ey, Pix, dit gingt mir auf den Keks.

Tage wie dieser …

Ich hätt’s wissen müssen. Gleich morgens. Tage wie dieser … Nun gut, dass mit der Kaffeemaschine ist noch halbwegs glimpflich abgegangen. Die komischen Geräusche, mit denen sie sich lautstark in ihrer Ecke bemerkbar machte, ließen mich aufschrecken. Und ich gebe es ja auch zu, sie so weit unter den Tropfenfänger zu stellen, dass dieser ein Durchlaufen des erquickenden Morgentrunks ermöglichte, ist sinnvoll. Dass sie aber nur zur Hälfte darunter stand, eher weniger. Denn so ergoss sich das schwarze Gold hübsch an dem gläsernen Gefäß vorbei auf die Warmhalteplatte und wohin sonst so immer dass Gebräu sich bemüßigt fühlte.

Die Fortsetzung fand dann wenig später statt. Bei diesen Witterungsbedingung ist es ja nicht ratsam ohne Schal das Haus zu verlassen. Dies zu wissen und festzustellen, dass man es ignoriert hatte, ist wenig erbaulich, wenn zwischen sich und dem wärmenden Halstuch vier Stockwerke liegen. Und ne, ich hatte so wirklich gar und überhaupt nicht die Lust die 80 Stiegen hoch zu meinem  Palazzo noch bewältigen zu müssen.

Doch als pfiffiges Kerlchen ist man um Ideen selten verlegen. Oben in meinem Domizil war doch mein temporärer Mitbewohner. Der könnte doch. So aus dem Fenster und so.

Sie ahnen es schon? Stimmt. Denn was ich für einen echt feinen Plan hielt, entpuppte sich als Boomerang. Mit einer unglaublichen Zielsicherheit beförderte der gute Mann meinen lieben, kleinen Braunen ins Geäst eines vor dem Hause bösartig herumlungernden Baumes. Da flatterte er lustig in luftigen Höhen. Schöner Anblick. In der Tat. Nur leider half mir das nicht gegen den sich immer stärker an meinem Hals bemerkbar machenden Luftzug.

Ich wusste sofort jemanden, der nur mitleidig den Kopf schütteln würde. Ich hatte ihr „Also Papa“, schon in meinen Ohren. Die Bunkine kennt mich und meinen chronischen Schalschwund. Auch Mützen oder Handschuhe ging ich gern mal verlustig. Da hatte ich mich die letzten beiden Winter so angestrengt, mein Hab und Gut zu bewahren und nun das. Und mal abgesehen von meiner Unlust des Treppensteigens war ich nicht einmal Schuld …

Hatte ich schon erwähnt, dass ich einen zweiten Schal hatte. So ein Momperding in rot. Das wusste auch mein Mitbewohner. Und aus Schaden klug geworden, versenkte er das gute Cashmere-Teil in einer Plastetüte. Sollte die aerodynamischen Flugeigenschaften verbessern. Tat es auch. Und zwar so gut, dass der gemeingefährliche Bäumling spielends umgangen wurde. Die Tüte segelte also herab, sie segelte weiter, sie näherte sich dem Erdboden und landet hohnlachend auf der Brüstung eines Nachbarbalkons. Erster Stock zwar nur. Aber Klingeln nutzlos. Es waren alles reine Ferienwohnungen. Nicht besetzt, nicht belegt gerade. Money down the drain zum Zweiten. Supersache.

Nun gut, Schwund ist ja immer. Kann man nicht ändern. Leise vor mich hin grummelnd machte ich mich vom Acker. Hatte ja schließlich noch mehr auf dem Zettel, ehe es in die heiligen Redaktionshallen ging (das ich dort später hätte eintrudeln dürfen, war an mir vorbeigegangen, weil die entsprechende Mail erst in meinem Postfach aufschlug, als ich das Haus verlassen hatte …). .

Sind sie immer noch hier? Echt? Noch nicht genug an meinem Elend ergötzt? Nun gut, Sie haben es ja so gewollt. Ich war noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Können Sie sich meine hocherfreute Miene vorstellen, als ich nach geduldigem Einreihen am Postschalter nichts in Empfang nehmen können? Nun gut, den hübschen gelben Benachrichtigungszettel habe sie ja gelesen, meinte die freundliche Dame. Aber so ein Zettel, da könne ja jeder kommen. Wenn nix da sei, sei nix da. Ne kostenfrei Hotline könne sie bieten. Auch was hübsches, oder?

Ne ja, ist klar, soll ich doch selber zusehen, wo das gute Schriftstück gelandet ist. Und überhaupt. Sie seien schließlich eine Postbank, hallo DIE Postbank, nicht die DHL oder die Briefpost. Das seien drei ganz verschiedene Unternehmen, wurde ich mitleidig belehrt.  DREI! Sie könne schon gar nichts dafür, quoll es undeutlich aus ihren Lippen hervor mit einem gestrengen Blick über ihre Brillengläser hinweg, der deutlich machte, dass ich sie bitte nicht weiter belästigen möge.  Fast hätte ich mich dafür entschuldigt, dass ich ihre wertvolle Zeit so schnöde mit meinem egoistischen Unterfangen missbraucht hatte. Aber, nein, ein Grenze hatte Tyrannenmacht. Also ein letzter zaghafter Vorstoß. „Aber es ist doch ein Einschreiben“, stammelte ich vor mich hin. Das „So etwas kann doch nicht verloren gehen“, wurde von einem ebenso resoluten wie finalen „Das habe ich gesehen“, unterbrochen.

Okay, okay, ich weiß, wann ich geschlagen bin. Sofortiger Rückzug, Truppen sammeln und so. Der einzige Lichtblick in der Warteschleife war, dass ich fußläufig nur von der Filiale in der Frankfurter Allee bis zur Warschauer Straße warten musste, eh mein Anliegen endlich vorgetragen werden konnte. Man versprach sich zu kümmern. Handelte sich ja um ein Einschreiben …