Ruf mich nicht an

Wie soll man es einem Menschen klar machen, der Fußball nicht mag? Wie erklärt man es ihm, für den der Satz „Some people believe football is a matter of life and death, I am very disappointed with that attitude. I can assure you it is much, much more important than that“ ein Buch mit sieben Siegeln ist?

Dabei hat der alte Schotte noch untertrieben. Es fängt schon morgens an. Dieses Kribbeln, das einen den ganzen Tag nicht mehr loslassen wird.  Diese nicht enden wollende Spannung, dieses Hochgefühl. Weil du weißt, Tage wie diese, sollten nie zu Ende gehen.

Von Minute zu Minute wirst du ungeduldiger. Ja, Chef, wird erledigt. Natürlich. Gleich morgen früh und sei es mit nem Kater. ABER! NICHT! JETZT!

Die quälende Frage: Was ziehe ich bloß an? Welches Trikot? Das kleine Schwarze? Finale dahoam? Ne, das hat beim letzten Mal schon kein Glück gebracht. Nein, wir sind ja nicht abergläubig. Natürlich nicht. Aber nicht ohne Grund wolltest du es der Altkleidersammlung spenden. Sollen die doch auch mal ein quasi unbenutztes Markenprodukt aus dem Hause mit den drei Streifen weiterverschenken können. Die 30 Euro!! Pah.

Lassen wir das. Es gibt wichtigeres. Der Zeiger tickt. Unerbittlich .Und doch will er nicht vorangehen. Stunden bis zum Anpfiff. Die letzten SMS. Du kommst auch noch? Okay. Beeil dich. Keine Plätze frei. Zumindest nicht lange.

Keine Atempause. No mercy, no surrender. Du rennst, hastest machst, nur um dann dabei zu sein. Entgegen deinen Gewohnheiten eilst du noch vor dem ersten Kaffee vier Stockwerke hinunter, nur um beim nächstgelegenen Kiosk den Kicker an dich zu zerren. Hatte ich meine feuchten Hände schon erwähnt?

Seit Wochen hast du gewartet. Dich durch grausame Vorrundenspiele gequält. Abends, allein. Geographie gepaukt durch die Reisen in aller Herren entlegenen Länder. Rosenheim Trondborg sei uns selig. Und ist aber auch egal. Nichts und niemand kann und darf einen jetzt stören.

Du hast dich gerade von deinem Freund getrennt? Glückwunsch, schön für dich. War ja auch Zeit. Gutes Timing, übrigens. Da kannst du ja heute Abend …  Wie jetze? Reden? Ich hab schon Leute aus weniger nichtigen Gründen gevierteilt.

Jetzt gilt’s..Du machst dich bereit wie Javi Martinez vor dem entscheidenden Zweikampf. Du fährst die Ellenbogen aus und behauptest dich am Tresen deines Vertrauens gegen all die Eventkucker, die WM mit EM verwechseln. Mailand, Madrid, Hauptsache Italien – so strömen sie in die Vorführhallen. Gerne auch fünf Minuten nach Anpfiff, nur um dann entsetzt festzustellen, es sei doch bloß Fußball. Wieso  es denn so voll sei? Titten?  Nimm sie weg. Und hör auf jetzt alle der Reihe nach zum umarmen, du stehst im Weg for Gods sake. Gute Kinderstube? Mir doch egal.

Tagelang lächelst du Abends beim Kneipier deines Vertrauens, wohl wissend um seine Laune, wenn wieder einmal der Festnetzglocke schriller Ton erschallt und ein weiterer Ahnungsloser der Reservierung bedarf. Ja sicher, gerne doch. Und wieder nur ein Tee wie beim letzten Tatort?  Bisschen Kandis gefällig? Arme Irre.

Herr, Ober. Ein Bier noch. Eins geht noch vor der Pause. Selbst wenn die Blase noch so drängt. Die Leberwerte können warten. Und du räumst deinen Platz nicht. Zwischen dir und dem Erfolg liegen nur noch Sekunden. Du starrst auf dem Bildschirm, als gebe es kein Morgen mehr.

Gierig saugst du letzten Infomationen aus dem Netz. Süddeutsche, Bild, Spox. Die Mann-gegen-Mann-Vergleiche. All die guten wie schlechten Omen, die Wahrscheinlichkeiten und Zufälle, die Verletzungshistorien, Formkurven und die drohenden Gelbsperren. Du kannst sie runterbeten wie ein Mantra.

Dabeisein. Mittendrin. Nicht nur dabei. Das ist alles, was jetzt zählt. Du likest Fotos von Freuden, die eins der begehrten Tickets ergattern konnten und via Gesichtsbuch dich daran teilhaben lässt. Du twitterst das Innerste aus dir heraus. Momentaufnahmen für die Ewigkeit. Von denen du auch Monate später noch erzählen wirst. Von all den Flüchen. Dem Daumendrücken. Die orgiastischen Torschreie, die so laut waren, dass man mit ihnen – als Energie genutzt – eine mittlere Großstadt problemlos mit Strom hätte versorgen können.

Go Borussia, Go! Stern des Südens, come on! The road to Wembley …

Die Schlusspointe? Denke Sie sich selber eine aus. Ich muss los.

 

 

Perfekter Service, korrekte Preise … (Szenen meines Lebens XIII – nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge)

nur die Lüftung summte leise. Äh, ne machte sie nicht. Aber ich war ja auch nicht in dem von „Die Sterne“ besungenen Kiosk unterwegs. Sondern nur beim Phonedoctor. Obwohl, was heißt da nur. Ich hatte da nämlich ein Problem. Mein geliebtes iPhone, unentbehrlicher Helfer in fast allen Lebenslagen, verhielt sich seit geraumer Zeit so wie es dem Fischer  mit seiner Ollen erging: Myne Fru de Ilsebil, will nich so, als ik wol will. Es wollte nicht mehr. Und zwar vor allem eins: Laden!

Tücke des Objektes. Es kann der beste nicht in Frieden appen, surfen oder phonen wenn es dem bösen Akku nicht gefällt. Wer immer schon sich mit diesem stromverzehrenden Nützling auseinandergesetzt hat, wird um meine Verzweifelung wissen. Nicht  umsonst trägt man sich als iPhone-Besitzer des öfteren mit dem Gedanken, eins dieser herrenlosen Atomkraftwerke zu  erwerben. Und das ungeachtet der ungelösten Endlagerungsproblematik. Das hätte man als Kollateralschaden billigend in Kauf genommen. Allein der Mangel an drahtlosen Energie-Übertragungs-Wegen lässt einen dann für gewöhnlich doch davon Abstand nehmen von solchen, ein klein wenig übereilt erscheinenden Kaufentschlüssen.

Wo war ich? Ach ja. Mein 4s. Wie gesagt, es lud nicht. Bzw. höchst renitent. Kaum hatte man ihm eine neue Energiequelle erschlossen, versuchte es einen reinzulegen. Leichteste Berührungen am Kabel langten, um mit einem liebreizenden Geräusch seine Fütterungsverweigerung anzuzeigen. Alles Gute Zureden half nicht. Teenager im schönsten Pubertätsstadium haben ein vergleichsweise offenes Ohr für die Fürbitten ihrer Altvorderen im Vergleich zu der Ladewilligkeit meines Smartphones.

Was zunehmend zu Komplikationen führte. Nicht selten stürzte ich, Technik und Sonstiges eielnd zusammenraffend, des Morgens aus meinem Domizile, nur um dann wenig Minuten später eine nette Energie-Warnung zu bekommen. Äh, wie jetze? Hatte ich das verdammte Ding nicht neben meinem Bett strömlings gefüttert? War ich in unruhigem Schlafe schon wieder an den Stecker gekommen? Man fühlte sich nackt. Bloßgestellt. Entwaffnet.

Panikattacken bemächtigten sich dann in der Regel meiner. Ein Wettlauf mit der Zeit und der Hoffnung, dass die S-Bahn mal nicht einen Pendelverkehr eingerichtet hätte. Werde ich es noch schaffen zur nächsten Energiequelle? Einen Hort der Stille finden, ehe der Apfel auf dem Display hohnlachend ein letztes Mal vor Arbeitsverweigerungsbeginn aufleuchten würde? Denn sakrale Überhöhung war schön nötig. Also das Ablegen meines Schatzes auf einem erdbebensicheren Ort, einem Altar quasi. Gollum, Gollum. Eine Stelle, an der das Kabel nicht allein durch böswillige Blickkontakte sich bewegen konnte. Denn dieses jedes Mal fest in der Hand zu halten, den Wackler so zu umgehen, konnte ja auch nicht der Weißheit letzter Schluss sein.

Fragen im Kollegenkreise wurden achselzuckend beantwortet. Gehe er Graves, wurde mir gesagt. Die werden den Renitenzling einschicken. Man bekäme dann halt ein Neues. Das bisschen neu Konfigurieren müssen man eben in Kauf nehmen. Die Daten hätte man doch sicherlich in der Cloud. Mal abgesehen davon, dass ich Wolken, die nicht am Himmel ihr Dasein fristen, ein tiefes Misstrauen gegenüber hege und sensible Daten ungern in fremder Obhut lasse, konnte ich der Aussicht nicht viel abgewinnen. Das hieße doch für ein paar Tage ohne mein über alles geliebtes Kommunikationsgerät durchs Leben zu wandeln. Ersatz würde ja sicherlich nicht sofort parat stehen. Ein finsterer Gedanke zusätzlich zudem ohnehin wenig erbaulichem ständigen Energieproblem.

Dass das auf Dauer kein Zustand ist, versteht sich von selbst. Zumal das nächste subventionierte Apfelprodukt ob meines Anbietervertrages noch ein paar Monate auf sich warten lassen würde.

Und  so stand ich nun dieser Tage nach Redaktionsschluss, eine knappe halbe Stunde vor Ladenschluss in der ehemaligen Dimitroff Straße seltsam orange-gewandetem Personal gegenüber, in der Hoffnung, dass sie sich meiner erbarmen und nicht vertrösten würden.

Das Ambiente? Karg! Ein länglicher Tresencounter. Ein paar technische Gadgets schlummerten an den Wänden. Schrille iPhone-Bumber und Hüllen warteten auf neue Besitzer. Produkte in den Regalen. Auch in Töpfen oder Schalen. Orange? Warum Orange? Assoziationen zur BSR schossen mir druch den Kopf. Ein Mann am Frontdesk. Weitere, gelangweilt herumlungernde Personen irgendwo auf den Quadratmetern dahinter. Out of sight, zumeist.  Alle schon anscheinend im Feierabendmodus. Mit sich und der Welt beschäftigt. Keks gefällig? Oha, sollte das wirklich noch was werden heute? Der Zeiger meiner nicht vorhanden Armbanduhr rückte bedrohlich und unaufhaltsam weiter.

Neben meiner Wenigkeit waren zu dieser vorgerückten Ladenstunde zwei weitere Hilferheischende in der Handypraxis. Die eine rief auf Englisch ihren Entriegelungs-Code einem nicht sichtbaren Dritten hinterher, nur um sich sofort zu korrigieren. Verstehe. Kenn ich. Eintippen geht automatisch. So wie der PIN-Code an den Bargeldautomaten. Aber wehe man denkt drüber nach. Da sind Vertipper – aufgepasst Freunde der deutschen Zunge – programmiert. Nicht vorprogrammiert! Ein Programm lässt etwas automatisch ablaufen. Da braucht es kein vor. Das gibt es im Versehen, beim Vorabendprogramm. Aber über Sinn und Zweck dessen wollte ich mich hier ja gar nicht auslassen.

Zurück also zur Telefonseelsorge und seinen orange gewandeten Helfern in der technsichen Not. Person Nr. 2, ein älterer, etwas abseits wartender Herr, wurde justamente nach vorne gebeten, als ich mich an die Tresenkraft wenden wollte. Okay, war ja eher da. Dachte er würde schon bedient. werden. Künstlerpech halt. was komme ich auch auf den letzten Drücker. Und dann geschah etwas, was ich in der Service-Wüste Deutschland kaum für möglich gehalten hätte. Noch während er im Abrechnungsvorgang mit dem älteren Mitbürger war, rief er nach hinten seinen Kollegen zu, es möge doch bitte jemand nach vorne kommen. Um! Mich! zu! Bedienen!

Hammer! Wer jemals versucht hat kompetenten Rat oder auch nur eine Auskunft zu erhalten – womöglich gar auf die Schnelle oder gar kurz vor der Mittagspause – in einem Amt oder über eine x-beliebige Telefonhotline von sagen wir einmal ein Unternehmem das mit T anfängt und Elekom aufhört -, wird mein bass Erstaunen verstehen. Fetzt! Völlig egal, ob ihr weiter in Orange oder künftig in grünen Hemden mit rosa Sternen rumlauft. Der Kunde als König? Wow!

Und es wurde noch besser. Kein “ Kommen sie morgen wieder“. Oder: Das wird teuer.  Zwei MInuten des Erklärens, ein kurzes Nicken, das iPhone ausgehändigt und hastunichtgesehen war er wieder da. Mit meinem Schatz. Stecker rein, Stecker raus, Stecker rein, Stecker raus. Es klappte. Heureka. Kein Austausch irgednwelcher Teile nötig. Kein hartnäckiges Softwareproblem. Schmutz. Flusen. Dreck. Kurz, alles was man so in Hosentaschen hat, hatte sich dort festgesammelt. „Alte Problem. Kennen wir“, so sein fachmännischer Kommentar. Und als Krönung des Gnazen wollter er jetzt nichts haben. Nüscht, Gar nix. Niente. Keine müde Mark. Nicht mal nen Pfifferling.

Abzocke ein Fremdwort. Hatte ich schon mein Erstaunen erwähnt? Ja? Hatte ich?

Und wenn jetzt einer fragt, ob das hier schamlose Werbung sein soll für den Phonedoctor, dem schmettere ich ein schlichtes ja, ja und nochmals ja entgegen .

Um es mit Tui zu sagen; Sie haben es sich verdien!

 

Parkplatz des Grauens (Szenen meines Lebens XII – nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge)

Hach. Ein freier Parkplatz. Und nicht nur einer. Die ganze Straße. Der ganze Park am Ostkreuz. Äh, frei? Alles? Wtf? Ich weiß nicht, wie viele Sekundenbruchteile es brauchte, ehe es mir dämmerte. Da bedurfte es fast schon gar nicht mehr des Blickes auf das temporäre, absolute Halteverbotsschild. Das war nur die finale Gewissheit. Mist. Mist. Und nochmals Mist.

Schwertransport. Wahrscheinlich für die Bauarbeiten an unser aller Rostkreuz. Daher war dieser Raum frei zu machen gewesen. Für nicht mal 20 Stunden. Was ja kein Problem gewesen wäre. Wenn ich die Schilder gesehen hätte, als ich am Samstagabend nach dem Grottenkick gegen Ingolstadt nach endlosem umhercruisen nicht so froh über die den allerletzten Parkplatz in ungefährer Nähe meines Domizils gewesen wäre. Tirilili, welch Glückes Geschick,  hatte ich da noch gedacht. Gut Ding will eben Weile haben. Hatte schon weiter weggestanden. Und da ich das gute Gefährt bis zum nächsten Ausflug zur Bunkine nicht benötigen würde, verabschiedete in mich von meinem getreuen Vierreifler frohen Mutes auf ein baldig Wiedersehen in drei Tagen.

Doch es kann der Beste nicht in Frieden parken, wenn es dem bösen Wanderungsverkehrszeichen nicht gefällt. Ja, ich weiß, plötzlich auftretende Halteverbote wegen Umzuzg und so kannte man. Davor sollte man als Wahl- oder Ur-Berliner immer auf der Hut sein. Aber diese modernen Wegelagerer des Straßenverkehrs, diese Raubritter in Blechgestalt waren doch alle immer streng an der Wand lang. Also vor den Häusern und nicht auf der Parkseite. Da kuckt man zweimal hin! Mindestens. Nicht im Traum hätte ich aber mit so etwas gerechnet. Missmutig grummelte ich vor mich hin. Und das nachfolgende Gespräch mit den Herren Ordnungshütern, wo mich denn mein edles Blechross erwarten würde, stimmte mich auch nicht froher.

Ein lockerer Fußmarsch durchs beschauliche Friedrichshain harrte meiner. Und zu spät zur Bunkine kam  ich auch noch. Dass mich zudem mal wieder Fanpost vom Polizeipräsidenten erwarten würden, wollen wir dabei nicht unerwähnt lassen. Hatte ich schon Mist gesagt?  Ganz ehrlich, dass war der teuerste Parkplatz meines Lebens.

Szenen meines Lebens XI (nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge)

Lametta, Strohsterne, Weihnachtsterne, Lebkuchen, Plätzchen, Kränze,  Christbaumkugeln, Schokoherzen, Lichterketten, Weihnachtsmänner, Adventskalender, Zimtsterne und und und. An allen Ecken und Enden. Überall. Es gibt kein Entkommen. Und es geht mir sowas von auf den Keks. Aber sowas von. Aber auch alles.

Alles? Ne, stopp. Kommando zurück. Streichen Sie die Zimtsterne. damit haben Sie mich. Ich liebe es, wenn ein Plan aufgeht, äh , tschuldgung, falscher Film, ich meinte natürlich Zimsterne. Sie sind echt das einzige, wobei mir in der Vorweihnachtszeit das Herz aufgeht.

Dies hatte auch eine holde Apothekersfrau vernommen, die gelegentlich beim Plausche die ein oder andere Gerstenkaltschale mit mir teilt.  Und da ihre medizinische Grundversorgungstation sich derzeit einen harten innerbetrieblichen Wettbewerb liefert, ob sie eher ein Weihnachts-Give-Away-Lager oder eine medizinische Notfallstation ist, versprach sie mir Abhilfe. Sie wollte ein gerüttelt Maß an Sternen in der kneipe meines Vertrauens für mich deponieren. Ihr holder Göttergatte, sonst für meine Grundversorgung gegen Unterhopfung zuständig, würde dann dafür sagen, dass die guten Teile  bei mir ankommen.

Soweit der Plan. Gesagt, getan. Und so meldete mir mein WhatsApp frohen Mutes auch noch, dass eine Lieferung für mich eingetroffen sei. Mir lief schon das Wasser im Munde zusammen. Zimtsternstunden der Menschheit.

Doch es kann der beste nicht in Frieden naschen, wenn es dem bösen Kneiper nicht gefällt. Ahnen Sie es bereits? Nicht? Dann werfen Sie mal einen Blick auf untenstehendes Foto:

Schockschwerenot. Der hämisch vorgetragene Hinweis, man habe die Kekse in einer mir genehmen Form zusätzlich aufgehübscht, entschädigt nicht wirklich für den bösartigen, vorsätzlich herbeigeführten Mengenschwund. Von wegen Fest der Liebe. Gemeiner Mundraub. Oh Un- und Missetat.Kannst dir doch selber von deiner Holden was mitbringen lassen.  Ehrlich ey, Pix, dit gingt mir auf den Keks.

Tage wie dieser …

Ich hätt’s wissen müssen. Gleich morgens. Tage wie dieser … Nun gut, dass mit der Kaffeemaschine ist noch halbwegs glimpflich abgegangen. Die komischen Geräusche, mit denen sie sich lautstark in ihrer Ecke bemerkbar machte, ließen mich aufschrecken. Und ich gebe es ja auch zu, sie so weit unter den Tropfenfänger zu stellen, dass dieser ein Durchlaufen des erquickenden Morgentrunks ermöglichte, ist sinnvoll. Dass sie aber nur zur Hälfte darunter stand, eher weniger. Denn so ergoss sich das schwarze Gold hübsch an dem gläsernen Gefäß vorbei auf die Warmhalteplatte und wohin sonst so immer dass Gebräu sich bemüßigt fühlte.

Die Fortsetzung fand dann wenig später statt. Bei diesen Witterungsbedingung ist es ja nicht ratsam ohne Schal das Haus zu verlassen. Dies zu wissen und festzustellen, dass man es ignoriert hatte, ist wenig erbaulich, wenn zwischen sich und dem wärmenden Halstuch vier Stockwerke liegen. Und ne, ich hatte so wirklich gar und überhaupt nicht die Lust die 80 Stiegen hoch zu meinem  Palazzo noch bewältigen zu müssen.

Doch als pfiffiges Kerlchen ist man um Ideen selten verlegen. Oben in meinem Domizil war doch mein temporärer Mitbewohner. Der könnte doch. So aus dem Fenster und so.

Sie ahnen es schon? Stimmt. Denn was ich für einen echt feinen Plan hielt, entpuppte sich als Boomerang. Mit einer unglaublichen Zielsicherheit beförderte der gute Mann meinen lieben, kleinen Braunen ins Geäst eines vor dem Hause bösartig herumlungernden Baumes. Da flatterte er lustig in luftigen Höhen. Schöner Anblick. In der Tat. Nur leider half mir das nicht gegen den sich immer stärker an meinem Hals bemerkbar machenden Luftzug.

Ich wusste sofort jemanden, der nur mitleidig den Kopf schütteln würde. Ich hatte ihr „Also Papa“, schon in meinen Ohren. Die Bunkine kennt mich und meinen chronischen Schalschwund. Auch Mützen oder Handschuhe ging ich gern mal verlustig. Da hatte ich mich die letzten beiden Winter so angestrengt, mein Hab und Gut zu bewahren und nun das. Und mal abgesehen von meiner Unlust des Treppensteigens war ich nicht einmal Schuld …

Hatte ich schon erwähnt, dass ich einen zweiten Schal hatte. So ein Momperding in rot. Das wusste auch mein Mitbewohner. Und aus Schaden klug geworden, versenkte er das gute Cashmere-Teil in einer Plastetüte. Sollte die aerodynamischen Flugeigenschaften verbessern. Tat es auch. Und zwar so gut, dass der gemeingefährliche Bäumling spielends umgangen wurde. Die Tüte segelte also herab, sie segelte weiter, sie näherte sich dem Erdboden und landet hohnlachend auf der Brüstung eines Nachbarbalkons. Erster Stock zwar nur. Aber Klingeln nutzlos. Es waren alles reine Ferienwohnungen. Nicht besetzt, nicht belegt gerade. Money down the drain zum Zweiten. Supersache.

Nun gut, Schwund ist ja immer. Kann man nicht ändern. Leise vor mich hin grummelnd machte ich mich vom Acker. Hatte ja schließlich noch mehr auf dem Zettel, ehe es in die heiligen Redaktionshallen ging (das ich dort später hätte eintrudeln dürfen, war an mir vorbeigegangen, weil die entsprechende Mail erst in meinem Postfach aufschlug, als ich das Haus verlassen hatte …). .

Sind sie immer noch hier? Echt? Noch nicht genug an meinem Elend ergötzt? Nun gut, Sie haben es ja so gewollt. Ich war noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Können Sie sich meine hocherfreute Miene vorstellen, als ich nach geduldigem Einreihen am Postschalter nichts in Empfang nehmen können? Nun gut, den hübschen gelben Benachrichtigungszettel habe sie ja gelesen, meinte die freundliche Dame. Aber so ein Zettel, da könne ja jeder kommen. Wenn nix da sei, sei nix da. Ne kostenfrei Hotline könne sie bieten. Auch was hübsches, oder?

Ne ja, ist klar, soll ich doch selber zusehen, wo das gute Schriftstück gelandet ist. Und überhaupt. Sie seien schließlich eine Postbank, hallo DIE Postbank, nicht die DHL oder die Briefpost. Das seien drei ganz verschiedene Unternehmen, wurde ich mitleidig belehrt.  DREI! Sie könne schon gar nichts dafür, quoll es undeutlich aus ihren Lippen hervor mit einem gestrengen Blick über ihre Brillengläser hinweg, der deutlich machte, dass ich sie bitte nicht weiter belästigen möge.  Fast hätte ich mich dafür entschuldigt, dass ich ihre wertvolle Zeit so schnöde mit meinem egoistischen Unterfangen missbraucht hatte. Aber, nein, ein Grenze hatte Tyrannenmacht. Also ein letzter zaghafter Vorstoß. „Aber es ist doch ein Einschreiben“, stammelte ich vor mich hin. Das „So etwas kann doch nicht verloren gehen“, wurde von einem ebenso resoluten wie finalen „Das habe ich gesehen“, unterbrochen.

Okay, okay, ich weiß, wann ich geschlagen bin. Sofortiger Rückzug, Truppen sammeln und so. Der einzige Lichtblick in der Warteschleife war, dass ich fußläufig nur von der Filiale in der Frankfurter Allee bis zur Warschauer Straße warten musste, eh mein Anliegen endlich vorgetragen werden konnte. Man versprach sich zu kümmern. Handelte sich ja um ein Einschreiben …

 

 

Tempora mutantur

Ja, ja, die Zeiten ändern sich. Und wir uns in denselbigen. Geht auch am Bunki der Woche nicht spurlos vorbei. Qed:

Früher:

Später:

Und heute:

Das gute Stück ist jetzt sogar zwei Mal vorhanden. Eigentlich aus einem traurigen Anlass. Denn ein allseits geschätzter Kollege, der Namenspatron des zweiten Leibchen war, weilt ja nicht mehr unter uns.

 

 

Heute wurdest du zu Grabe getragen. An dieser Stelle: R.I.P, KDV. Ich hoffe du kannst von oben herab ein bisschen zusehen,wie die Eisernen sich so schlagen.

Und wer wirklich wissen will, was es mit dem Bunki der Woche auf sich hat, der schaue hier vorbei. Oder fragt besser gleich einfach mal die Maus.

 

Zippo

„Wo ist denn ihr Zippo?“ Hä? Bitte, was? Ihr habt es doch gerade durch den Scanner gejagt. Liegt doch noch in dem grauen Körbchen direkt vor ihnen auf dem Fließband. Was soll diese blöde Frage, konnte ich mir gerade noch so eben verkneifen. Denn ich ahnte bereits was auf mich zukommen würde.

War ja klar! Eine Chiquita sollte man ja auch nie Banane nennen! Also, Ntm: Ein Zippo ist ein Zippo ist ein Zippo! Und kein sti-no Feuerzeug. Was nun passieren würde, war klar wie Kloßbrühe. Zurück auf Los. Ohne 4000 Euro einzuziehen. Und da kam sie auch schon prompt, die befürchtete Bestätigung. „Gehen sie damit bitte noch mal an den Check Inn. Sie müssen die Watte und den Docht entfernen.“ Super. Zurück. Durch das ganze verfickte Gebäude. Dabei war ich so stolz auf mich gewesen. Der Boarding Pass ward am Abend zuvor schon ausgedruckt. Den Fenstersitzplatz in eine Gangreihe geändert. Falls Mann des Morgens  mal ein Wässerchen lassen müsste und so dem aufgezwungenen Sitznachbarn – diesmal übrigens eine junge Blondine – ein qualvolles Aufstehen aus den beengten Sitzplatzreihen ersparen kann. Kurz, alles ward vorbereitet für einen reibungslosen, kundenfreundlichen Schnelldurchlauf nach Düsseldorf und retour. „Hit an’ run“-Taktik vom Feinsten.

Schön ausbaldowert. Und nun dies. Meine allseits geliebte Morgenlaune besserte sich nicht wirklich. Noch mal durch die Kontrolle. Einreihen hinter all denen, die vorher nicht ihren Gürtel lösen können. Die niemals nie und nicht auch nur daran denken, ein Fitzelchen ihrer zu überprüfenden Reisebegleiter vorher aus den Taschen zu nehmen. Von Mänteln und Jacken, aus denen man beizeiten schlüpfen könnte, will ich jetzt gar nicht erst groß anfangen. Ich würde mich nachher im Flieger schon genug darüber ärgern, dass der Flugwillige sich immer erst unmittelbar vor seinem Sitz ausplünnen würde. Ein Verhalten, dass auf jeder Bundesautobahn einen mittellangen Verkehrsstau mit lustigen Rundfunkwarnmeldungen zur Folge haben würde, aber in den Fliegern dieser Welt offenbar zum guten Ton gehörte.

Der geneigte Leser lächelt nur Milde und denkt sich bereits: So ein Idiot. Wie kann ihm als weitgereisten Fahrensmann so etwas passieren im Zeitalter nach Nine-Eleven? Selber schuld! Sie haben ja so Recht. Mildernde Umstände wären vielleicht noch der erwähnten Morgenstunde geschuldet gewesen. Aber ehrlich gesagt, ich hatte mir darüber keine ernsthaften Gedanken gemacht. So gar keine. Weitere Umstände die für meine Entlastung sprachen: Das Zippo befand sich ja auch noch nicht so lange in meinem Besitz. Es war so etwas wie ein weinachtliches Abschiedsgeschenk meiner bald darauf Ex-Holden gewesen. Etwas, was ich schon immer mein Eigen hatte nennen wollte und nun mit einem Wappen eines bestimmten Klubs verziert auch hatte. Und da ich zuletzt nicht mehr Reisekader gewesen war, respektive alle Ziele mittels Kraftfahrzeug angesteuert hatte, war das sozusagen der Jungfernflug. Und ein Feuerzeug dufte man ja im Handgepäck mit sich führen. Aber, s.o, ntm: Ein Zippo ist ein Zippo ist ein Zippo. Geeignet dafür, aus seinen 22 Bausteinen eine lustige Brandbombe herzustellen, mittels der ich den Piloten dazu bewegen konnte, abeichend von der Normalroute flugs die Twin Towers des WTC anzusteuern …

Mein ohnehin leicht zu Jährzorn neigendes Naturell steigerte sich auf der nach oben offenen Erregungsskala auf einen legendären Wert, als man mir bedeutete, das gute Stück jetzt eigenhändig auseinander zu nehmen und die Watte nebst Docht entsorgen zu müssen. Es gibt angenehmere Arten, sich die Finger schmutzig zu machen als an einem frisch gefüllten Zippo. Denn das hatte ich vor meiner Abreise noch erledigt, damit mir im fernen Rheinlande bei der zu erwartenden, nervenzehrenden Partie es nicht unvermittelt an Feuer mangeln würde. Für eine Sekunde erwog ich, das Zippo mit Karacho in der am Counter hämisch wartenden Box für verbotene Flugbegleiter wie Scheren, Feilen und zusätzliche Feuerzeuge zu entsorgen. Hätte zudem den nicht unangenehmen Nebeneffekt gehabt, dass ich nicht ständig an etwas für immer Verloren gegangenes erinnert werden würde. Dann siegte doch die Vernunft. Dadurch würde ich sie auch nicht wieder zurückbekommen.

So mutierte mein Zippo für den schmalen Obolus  nur 4 Euro zum wohl kleinsten Gegenstand in der Gepäckaufbewahrung am Flughafen Tegel. Dort fand es also zwischenzeitlich Asyl. Und so denn die Lufthansa pünktlich niederkommen würde, bestand auch eine gute Aussicht, es am gleichen Abend wieder in meinen Besitz bringen zu können. Ein nicht ganz billiges Vergnügen. Doch ich war ja selber Schuld. Ein Zippo ist ein Zippo ist ein Zippo. Oder hatten wir das bereits? Egal. Das einzig Gute: Diesmal würde ich wenigstens nicht wie weiland in London in die Liste der meist gesuchten Verbrecher aufgenommen werden…

Urgent

Nun habe ich es schriftlich. Ich mein‘ aj nur, gewusst habe ich es ja eh schon. Vielleicht nicht immer so wirklich wahr haben wollen. Ich bin alt! Scheintot sozusagen. Und so etwas tut echt weh!

Rief ich den nach der Zeit fragenden Kids, die mich höflich siezten, nicht immer ein „Ihr könnt mich duzen“ hinterher? Da wähnte ich mich noch voll geistiger Frische und Gedankenkraft und dann das! Kann doch nicht wahr ein. Hey, ich folge dem Web2.0, auch wenn es nicht begreife. Ich blogge, surfe, bediene Gesichtsbuch ohne Unterlass. Sogar Emoticons verstehe ich meist, ohne sie nachzuschlagen. Ich habe einen Job, der wahrlich nicht dem Nine-to-Five-Modus entspricht und in dem man rumkommt und die Welt sieht. Sogar das Cup der Guten Hoffnungen zuweil. Ich sah mich umgürtet von jugendlichem Elan, dem allein die Anzahl der Lenze leicht widersprachen. Aber die sah man mir nicht zwingend an. Zumindest nicht deren alle!

Doch jetzt hatte ich den Beweis vor Augen geführt bekommen. Vom Gottvater des Infozeitalters, von „Mr. Wikipedia“ höchstpersönlich. Und wem, im Zeitalter der Informationen, soll man denn besser Glauben schenken denn Wikipedia? Eine niederschmetternde Erkenntnis. Nun wurde es zu meinem persönliche Wikileaks!  Beim kurzweiligen Besuch eines Rockkonzertes am westlichen Rande der Stadt wurde mir klar gemacht, dass ich nicht nur ein klein wenig älter als meine hübsche Begleitung gewesen bin, sondern leider doch wirklich im fortgeschrittenen Erwachsenenleben angekommen sein muss. Denn die laute dröhnende Musik, die uns da im Festungsambiente feilgeboten wurde, wird einem bestimmt Genre zugeordnet, von dem ich zwar noch nie zuvor gehört hatte, aber im Namen schon das unausweichliche Grauen klang: Adult Oriented Rock, kurz AOR.

AOR? Was soll das denn sein? Außerordentliche Respektsperson, oder was? Es schüttelte mich. Mit dem Erwachsenenleben ist das ja so eine Sache. Meist fühlt man sich noch jung. Und ehe man sich es versieht, fressen einen Verantwortung, Geldsorgen und Alltagsgeschehen auf. Kein Wunder, dass manch einer sich davor drückt, die Schwelle zu diesem Bereich seines Lebens zu übertreten. Und macht es dann doch. Zwangsweise. Egal wie viel Angst man davor hat. Meist merkt man das auch nicht bewusst. Es ist ein schleichender Prozess, der sich seinen Weg bahnt Das studentische Du konnte dem eine Weile Einhalt gebieten. Aber nicht für immer. Man ist dann halt auf einmal so ein Adult! Erwachsen! Klingt nach Maloche pur, wenig Spaß und viel Verantwortung. Hey, kümmerte ich mich nicht genug um mein Leben? Folge ich nicht den Prinzipien des Hedonismus? Getting as much fun out of your life as you possibly can? Eben. Mussten da die Herren Foreigner und Journey mich so en passant wirklich in so eine Schublade stecken (lassen), nur weil ich auf ihre Musik stand? Also nett ist anders!

Szenen meines Lebens II

Ja, ich weiß, es heißt Ratte. Nicht Maus. Hatte aber gerade keine Leseratte zur Hand. Also musste ich mir irgendwie helfen. Und da kam diese Lesemaus wie gerufen.

Bin nämlich eine. Schon von Kindesbeinen an. Immer gewesen. Meine Eltern durften nie die Lampen im Flur der ersten  Etage ausmachen, wenn ich ins Bett musste. Offiziell, weil ich Angst hatte. Aber der Lichtschein fiel so schön am Kopfende des Bettes ins Zimmer hinein. Ein schmaler Spalt, der aber breit genug war, dass man darin herrlich umblättern konnte. Und wenn dann doch einer den Flur unten betrat oder eine Erdgeschosstür sich öffnete, wurde das Buch schwuppdiwupps in Weltrekordzeit unters Bett befördert. Ich schlief. Aber so was von! Zumindest hat es gelangt, dass meine treusorgenden Altvorderen beim Anblick meiner Wohlschlummernheit beruhigt wieder von dannen zogen. Und ich danach ungestört weiter schmökern konnte.

Manche Dinge erledigen sich von selbst

Ich hätte mir das Grübeln sparen können. Denn auf einmal musste ich keine Entscheidung treffen. Böse umgeknickt beim Fußball, musste dann zur Arbeit. Und da ich keine Chance hatte, den Knöchel zu kühlen wurde er natürlich hammermegamäßig dick. War ich froh, als ich endlich zu Hause war, das Eispack drauf legen konnte. Party fiel also aus, Vielleicht auch besser so.

Ärgerlicher waren da schon die knapp vier Stunden die ich dann am Sonntag im UKB zugebracht habe. Gebrochen ist zum Glück nichts. Aber Auftreten konnte ich auch nicht. Gut, dass ich noch die Krücken von meiner Meniskus-OP Anfang Juni hatte. Sonst wäre ich hilflos gewesen. Diesmal nicht, auch wenn der vierte Stock nicht gerade berauschend ist … Im Juni war S. wenigistens noch da, hat mir geholfen. Nun ja, diesmal muss ich es alleine schaffen …