Wanderwitz

Es gibt da einen politischen Witz aus der Zeit des Dritten Reiches. Ein Engländer stellt fest, dass die Deutschen drei Eigenschaften besitzen: sie seien intelligent, aufrichtig und nationalsozialistisch. Nur leider, so sein Bedauern, träfen immer nur zwei dieser drei Eigenschaften gleichzeitg zu.

Abgewandelt trifft der imho auch auf Frauen zu. Nur, dass man dann vier Eigenschaften nennen muss.

Frauen sind gut aussehend, intelligent, ehrlich und interessieren sich für Fußball.

Wenn sie aufrichtig ist, gut aussehend und intelligent, dann interessiert sie sich nicht für Fußball.

Wenn sie sich für Fußball interessiert, ehrlich ist und intelligent, dann sieht sie nicht gut aus.

Wenn sie gut aussieht, ehrlich ist und sich für Fußball interesiert, hat sie – vorsichtig ausgedrückt – die Weisheit nicht gerade mit Löfeln gefressen.

Wenn sie hübsch ist, clever und auch Fußball mag, dann ist sie leider nicht ehrlich …

Letzteres Exemplar war die Frau, die ich liebe. Tja, Künstlerpech …

Späte Ladung

Um Viertel vor Elf klingelte mein Handy. Eigentlich genau zwei Minuten nachdem sie aufgelegt hatte. St. war dran. Ausgerechnet St. Sie war mal ihre Freundin gewesen. Aber eine, die nicht gut für sie war. Und auch nicht für unser Leben. Unzuverlässig, egoistisch. Zu jeder Tages- und Nachtzeit hatte sie angerufen, ihr Herz über die Männerwelt ausgeschüttet. Und davon hatte St. eine Menge und oft zu erzählen, weil sie entgegen ihren eigenen Wünschen ziemlich unstet durchs Leben wandelte, sich wie die Bienen mal hier mal dort niederließ.

Bei ihrem Auszug war St. noch da, half nach Kräften mit. Ohne St. hätte sie damals bestimmt die Kraft nicht aufgebracht. Das ironische daran: wenig später hat sie ohne mein Zutun erkannt, dass St. nicht gut für sie ist, sie ausnutzt. Das Tischtuch zwischen den beiden ist jetzt zerschnitten. Gut für sie. Besser eine späte Erkenntnis als keine.

Wie dem auch sei, ausgerechnet St. lud mich für den nächsten Abend zu ihrer Geburtstagsfete ein. Nicht ganz freiwillig, sondern auf Intervention unser gemeinsamen Freundin K.. Ich wollte da nicht hin. Wegen St. Und doch versuchten mich K. und ihr Freund M. zu überzeugen, ich solle mal wieder unter Leute kommen. Ja sicher richtig, aber doch nicht bei St.! Was also tun? Doch hingehen? Und mir ausgerechnet von St. helfen lassen, die für viele betrübliche Stunden in meiner Beziehung mitverantwortlich gewesen war? Ablehnen? Hätte sie mir übelgenommen. Egal wie kurzfristig ihre Einladung gekommen war. Nun ja. Ich hatte ja Zeit bis zum nächsten Abend, konnte mir das noch ein paar mal durch den Kopf gehen lassen.

Plötzlich war sie da

Plötzlich war sie da. Unangemeldet. Der Schiri hatte gerade angepiffen, als sie auf der Pressetribüne erschien. Seit fünf Tagen hatte sie keinen Laut von sich gegeben. Keine Mail, keine SMS, kein Anruf. Und nun stand sie da, als wäre nie etwas passiert. Als wüsste sie nicht genau, dass ihre Anwesenheit mich in meiner Arbeit stören würde. Weil all mein Denken wieder nur bei ihr sein würde. Tauche ich auf ihren beruflichen Terminen auf? Und dazu noch ohne Vorwarnung!

Hatte der Sonntag, als sie mir anchgelaufen war, nicht genug gezeigt? Erst saßen wir in einem Cafe, habe ein paar Gläser getrunken. Und dann leider Gottes doch geredet. Quintessenz: bedingungslose Liebe gäbe es nicht mehr! (Aber ist es nicht gerade ein Zeichen von Liebe, keine Bedingungen zustellen? Sondern einfach zu geben?) Und es sei für sie ein verdammt gutes Gefühl, nicht mehr kontrolliert zu werden. Mit anderen Worten, endlich könne sie tun und lassen, was ihr gefällt, sich in allen erdenklichen Richtungen austoben. Nun ja, wenn es dass ist, was sie will, warum genießt sie es dann nicht und wühlt in der Vergangenheit? Warum mit reden wollen, statt mich mit meinem Schmerz allein lassen?

Dann nahm sie mich doch mit zu ihr. Doch nur um an meiner Schulter zu kuscheln. Und sorry, bei aller Liebe, als normal veranlagter Mann,der seit den rund zwei Monaten seiner Trennung Enthaltsamkeit geübt hatte (oder üben musste ;-)), konte das im wahrsten Sinne des Wortes nicht befriedigen. Wie soll Mann da auf andere Gedanken kommen, wenn ein warmer, weicher, vetraut riechender, stark vermisster süßer Frauenkörper sich an einen schmiegt? Und dann noch die Frau, für die meine Gefühle unvermindert vorhanden sind. Was sie weiß! Also ging ich. Was noch etwas dauerte. Denn rund 15 Minuten standen wir im Flur, redeten in Englisch aufeinander ein. Und als gar nichts mehr ging, kamen all ihre alten Vorwürfe. Weil sie nicht sehen, wollte (Konnte?), dass ich versucht hatte einiges zu ändern. Aber so etwas ist nun mal ein Prozeß und geht nicht von heute auf morgen …

Nun brach sie wieder in meine Welt ein. Eien, die sie zwar im Lauf der Jahr kennengelernt und gelegentlich besucht hatte. Aber die nicht die Ihre war. Zumindest nicht beruflich. Und schon gar nicht private! Eine Welt, die mehr als nur mein Job ist. Da stand sie nun unvermittelt beim Anpfiff. Neue Frisur, neue Jacke (die, die wir vor unserer Trennung gemeinsam angekuckt und dann doch nicht gekauft hatten). Doch kein Wort von ihr an mich direkt. Außer ein, zwei Kommentaren zum Spiel. Auch danach war sie irgendwo von der Bildfläche und im VIP-Raum verschwunden. Als ich schon längst gegangen war, kam ein dann ihr Anruf, wo ich denn sei. Ob ich nicht noch in den VIP-Raum käme? Klasse!

Sie ist mir nachgelaufen …

Sie ist mir nachgelaufen. Eineinhalb Tramstation lang. „Bleib doch mal stehen“, flehte ihre Stimme aus dem Handy. Als ich mich umdrehte, sah ich sie an der Kreuzung hinter mir. Die Ampel war rot.

Dabei hatte ich ihr doch zu verstehen gegeben, dass ich sie nicht sehen wollte. Wirklich nicht konnte. Ihre Mail in der sie um ein Treffen am selbigen Abend bat, war auch so sachlich gewesen, so unpersönlich, als ob man ganz beiläufig einen alten Bekannten nach Jahren mal wieder rein zufällig getroffen hat.

Freiräume für sich selber fordern, ach was rede ich, die totale Freiheit verlangen, sie sich immer hinten rum heimlich zu nehmen, aber jetzt mir den nötigen Abstand nicht gönnen wollen. Den Abstand, den ich einfach brauche, um meiner Gefühle Herr zu werden.

Trotz meiner E-Mail-Absage hatte sie dann angerufen. Seit Wochen erstmals auf dem Handy und nicht hinten rum auf meinem Festnetz. Also dort, wo kein Anrufbeantworter dran ist, sondern ich nur die ISDN-Nummer erkennen kann. Jetzt der Anruf auf meinem Handy: Wo ich denn sei. Sie würde hinkommen. Ich wollte nicht. Und sagte es ihr noch mal. Und deutlich. Weil ich keinen Sinn darin sah. Wir würden doch wieder nur in alte Verhaltensmuster fallen. Daher mein eiliger Aufbruch. Und während ich die Alle runter eilte, dem Alex entgegen, kam sie mit der Tram hoch. Mich sehen, an der nächsten Haltestelle raus springen und mir nachrennen und gleichzeitig anrufen war eins: „Bleib doch mal stehen!“ Und da stand sie nun …

Irgend was bleibt immer

Was macht eigentlich, wenn man alle Rätsel des Tages geraten, alle Sudokus dieser Welt gelöst hat? Die Steuererklärung? Wäsche waschen, aufhanängen und wieder abnehmen. Und dann selbst bei so einer mechanischen Verrichtung stellt man fest: irgendwas bleibt immer. Wie ihr „Socken-Memeory“. Das passende zueinanderfinden zweier einzelnen Strümpfe, damit sie das bilden, was wir nicht mehr sind.

Immer mehr wächst die Wut und Enttäuschung über mich selber. Das ich all die Zeichen nicht sehen wollte, die Augen davor verschlossen habe und immer weiter rein investiert habe in etwas, was längst tot war. Das all die Gespräche über Zukunft leere Rituale waren, wenn ihr Handeln eine immer andere Sprache sprach.

Nun ja, selber schuld.

Einsamkeit ist langsamer, qualvoller Tod.

Irgend was bleibt immer

Der Tag hält nicht, was er versprochen hat …

Fing eigentlich ganz gut an alles heute. Nicht jeder Gedanke galt ihr. Ausnahmsweise fats keiner. Und dann kam eine Mail, mit der sie sich dafür entschuldigen wollte, dass sie sich nicht gemeldet hätte nach ihrer Rückkehr aus den Staaten. Aber sie sei dienstlich für ein paar Tage weggewesen und hätte keine Zeit gehabt. Halbwahrheiten, wie immer. Hat sie schon vergessen, dass sie mich am letzten Mittwoch von ihrem Festnetz aus bei mir zu Hause angerufen hat? Da war sie schon wieder einige Tage im Lande. Wie soll man da Vertrauen haben?

Die Abschiedsformel „Gruß und Kuss“ macht mich nur wütend. Geküsst hat sie mich doch eh nicht mehr seit damals, als sie auch dem anderen nicht nur den Kuss verweigerte.

Und schon sind meine grauen Zellen wieder nur mit dem einem Thema beschäftigt. Mit ihr, die ich immer noch liebe. Na super ….

Flammen in der Nacht

Kerzen zucken im Raum umher

Schatten hinauf an den Wänden

Und mitten drin ein weites Meer

Gedanken, die nie enden.

Niemals gesucht und doch gefunden

Ein Moment den man halten mag

Doch grausam er so schnell entschwunden

Die Freud? Ging unter mit dem Tag

So wisse meine dunkle Rose

Dass niemals ich dir zürnen kann

Selbst wenn du schweigst, du Sprachenlose

Mir bleibt Erinnerung als dann

Mit ihr durchgleite ich die Nacht

Versuch den Strudeln zu entfliehn

Die wogengleich mit aller Macht

Versuchen mich hinabzuziehen

Drum lebe wohl und blühe weiter

In deinem Garten selbst erkoren

Doch brennt die Flamme als Begleiter

Auch wenn der Weg erscheint verloren

Wenn ich wenigstens wütend wäre. Allein, es überwiegt die große Enttäuschung. Und der Ärger über mich selbst, dass ich mir fast vier Jahre etwas selbst vorgemacht habe.

Wie doof kann man eigentlich sein?

Und mir hilft es derzeit auch wenig, dass mein Chef mir rät, ich solle irgendetwas machen, was ich mit ihr nie hätte machen können. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Sprachkurs schön und gut. Es gebricht auch mal an der Kohle (Keine Angst, ich verhungere trotzdem nicht).

Ich bin nicht der Typ, der gerne alleine irgendwo hingeht oder -fährt.

Nachts in der City

Eigentlich stimmt schon der Titel nicht. Es ist zwar nachts, aber ich bin nicht in der City. Nur zu Hause. Da, wo mir die Decke auf den Kopf fällt. Mir fehlt noch die nötige Bettschwere. Muss man halt ein wenig nachhelfen. Mache das aber schon eine Weile. Nicht, dass das noch bedenklich wird.

Songfetzen kreisen in meinem Kopf. „Nichts hier ist für immer, auch wenn es so scheint, plötzlich wachst du auf und bist allein“. „Und willst weinen, dann liebe eine Frau. Doch liebe keine, doch liebe keine aus dem Tagebau. Die haben harte Hände und ein hartes Herz. Die suchen ein Vergnügen und finden nur den Schmerz“.

Alles vielleicht nicht korrekt wieder gegeben. Aber so kreiselt es durch meine Birne.

Bin heute hier über das Blog einer 23-jährigen gestolpert, die sich nach ihrem Beziehungs-Aus in psychatrisch-psychologische Behandlung (Wo ist da der Unterschied?) begeben hat und jetzt in ihrer neuen Wohnung vor sich hin leidet. Wollte ihr zunächst antworten, habe es aber dann gelassen. Erinnerte mich zu sehr an die Dinge, die mein Leben besser gesagt Sie verändert haben.

Jahrmarkt der Eitelkeiten

Und da sind wir wieder zurück im großen Jahrmarkt der Eitelkeiten, in der Stadt der „Millionen von Singles“. Der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Mit all ihren Versuchungen und Einflüsterungen.

Und endlich habe ich all die Freiheiten das zu tun, was eigentlich nie machen wollte. Rausgehen, Spaß haben, Leute kennen lernen. Nach Hause kommen wann man will. Und sich keine Vorwürfe anhören müssen, dass man vielleicht geschnarcht hat, weil man das eine oder andere Bierchen zu viel hatte. Man ist das alles anstrengend.

Immer das gleiche Spiel. Immer wieder von vorne anfangen. Immer wieder etwas neu aufbauen müssen. Also genau das, was ich nicht will. Von wegen Hermann Hesse und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …

Und doch muss es ja irgendwie sein. Leider. Ganz alleine, ne, das geht nun wirklich nicht. Jedenfalls nicht auf Dauer.

Wenn man die Summe all dessen ist, was man im Leben erfahren oder gemacht hat, dann wäre ich lieber jemand anderes.