Gedanken zur 3. Liga

Die 3. Liga – Fluch oder Segen? Gelobtes Land oder schleichender Tod? Der bei der Gründung vom DFB als Meilenstein gepriesene Zweitliga-Unterbau spaltet bis heute die Geister. Als Wettbewerb durchaus lukrativ ist er von der wirtschaftlichen Seite her äußerst schwer zu stemmen. Klagen darüber werden alljährlich laut. Auch von den Klubs, die der Drittklassigkeit entronnen sind. Wie beispielsweise der 1.FC Union.

Für den 1.FC Wundervoll, der sich gerade anschickt, vielleicht doch noch nach noch höheren Weihen zu greifen (so denn vor allem die Roten Teufel mitspielen), war die 3. Liga vor allem ein ruhmreiches Kapitel der jüngeren Vergangenheit. „Erster Deutscher 3. Ligameister der Welt“, jubelten die antikommerziell eingestellte Köpenicker kommerziell geschickt per Aufstiegs-T-Shirt im Sommer 2009.

Mittlerweile ist die höchste Spielklasse des DFB im fünften Jahr ihres Geschehens angekommen. Zeit also, sich einmal rückblickend wieder ein bisschen mit ihr zu befassen. Wobei es mir hier vor allem um die sportliche Ausrichtung geht, weniger um die Finanzen.

Was die Verringerung des Leistungsgefälles zwischen der DFL-Spielklasse 2. Bundesliga und dem Unterbau angeht, muss man sagen, dass das Projekt ein voller Erfolg ist. Zumindest was die ersten drei Jahre angeht. Von den neun Aufsteigern seit 2009 haben mit Osnabrück und Rostock nur zwei sich nicht gehalten, Düsseldorf reüssiert mittlerweile sogar in der Beletage des deutschen Fußballs, Braunschweig steht kurz davor und auch Union meldet – zumindest für das kommende Jahr – deutliche Ambitionen an.

Noch deutlicher wird es, wenn man bedenkt, dass in der Relegation sich ausnahmslos immer der Drittligist gegen den Tabellen-16. der 2. Liga durchgesetzt hat, während der Bundesliga-16. in 50% aller Fälle (Nürnberg 2009 /Gladbach 2011) die Klassenzugehörigkeit verteidigen konnte. Und nicht zuletzt die Tatsache, dass Jahr für Jahr mindestens ein Aufsteiger sich in oberen Tabellengefilden bis hin zur Relegationsnähe tummelt (2010 Düsseldorf als 4. und Paderborn als 5., 2011 Aue als 5., 2012 Braunschweig als 8.) untermauert diese These weiter. Auch dieses Jahr hat Aufsteiger Aalen diese Tradition fortgesetzt. Das geht nur mit gewachsenen Mannschaften, die nicht kurzfristig in Liga 3 mit dem Ziel Aufstieg zusammengekauft worden waren. Doch dazu später mehr.

Ob das aber weiter so anhält, Liga 3 und Liga 2 weiter so eng miteinander verzahnt bleiben, muss sich zeigen. Denn in dieser Saison sind mit Sandhausen und Regensburg zwei Ex-Drittligisten kurz davor, sich postwendend wieder aus dem Bundesliga-Unterbau zu verabschieden. Vielleicht nur die berühmte Ausnahme von der Regel, auch wenn ich eher denke, dass das ein Zeichen einer Trendwende ist.

Meine These: Seit 2008 haben die Klubs, die rechtzeitig alle notwendigen Maßnahmen auch bezüglich der Infrastruktur und des Nachwuchsbereichs einleitet haben, die Gunst der Stunden für sich entsprechend ausgenutzt. Künftigen Klubs – mit Ausnahme von R(etortenklu)B Leipzig  – werden es nicht mehr schaffen, sich im Lizenzfußball zu etablieren. Aber damit kann man Köpenick sicherlich gut leben.

Doch was passierte denn mit den Absteigern aus der 2. Liga? Die alte Boxregel „They never come back“, erstmals durchbrochen nicht von dem Größten, Muhammad Ali, wie jetzt manch einer vorschnell sagen mag, sondern 1960 von Floyd Patterson,  ist das Damoklesschwer für alle Absteiger. Von neun Absteigern schaffte es nur ein Drittel postwendend wieder zurückzukehren.  In diesem Jahr schickt sich der Karlsruher SC an, diese 1/3-Regel zu untermauern. Für Aachen und Hansa sieht es dagegen mau aus. Denn 33% der Zweitligaabsteiger sind sogar ganz in der Versenkung verschwunden so wie LR RW Ahlen, RW Oberhausen und die TuS Koblenz.

Dazu gibt es deutliche Unterscheide bei den Comeback-Kids. Nur ein finanzstarker Klub wie  Ingolstadt kann den Abstieg als Betriebsunfall reparieren, sich wieder auf Dauer im Bundesliga-Unterbau einnisten. Für Klubs die von Haus aus schwach auf der Brust sind, – da muss man kein großer Phrophet sein – bleibt maximal das Schicksal einer Fahrstuhlmannschaft.

Hier würde nur ein über längere Zeit gewachsenes Team, aus einem strukturstarken Gebeit, dessen Finanzen von Grund auf in Ordnung gebracht worden sind, künftig in die Phalanx der Zweitligisten wieder einbrechen können. Also stetig mitmischen, nicht mal so eben kurz ein Gastspiel geben. Und da sieht es weder bei den von der Insolvenz bedrohten Aachenern, den chronisch klammen Bielefeldern oder Rostock wirklich gut aus. Auch der VfL Osnabrück wird sich mangels Finanzmasse auch nur wieder auf ein Intermezzo in Liga zwei freuen können. So sie denn den Fünfkampf an der Spitze überhaupt für sich entscheiden können.

Womit das Schicksal der 3. Liga sich abzeichnet. Sie wird weiter ausbluten. Klubs werden weiter über ihre Verhältnisse leben, um an die Fleischtöpfe der DFL-Ligen heranzukommen. Die Insolvenz als Folge geht einher mit der sportlichen Diaspora. Noch mehr Tradition geht flöten.  Und Himmel hilf bei dem, was aus den viertklassig, fünfgeteilten Regionalligen droht. Lotte, Elversberg oder Illertissen – derzeit alle berechtigt an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga teilzunehmen – sind nicht gerade die Vertreter ihrer Art, die das Ballspiel liebende Publikum in Verzückung geraten ließe. Von drohenden Zweitvertretungen der Lizenzklubs wie Wolfsburg II, Hannover II, Schalke II oder Hoffenheim II wollen wir gar nicht erst anfangen zu reden.

Wodurch die 2008 noch so verheißungsvoll erscheinende Drittklassigkeit künftig noch mehr an Attraktivität verlieren wird. Und die nächste Spieklassenreform, die wiederum nur ein Rumdoktorn am System sein wird, sich schon jetzt abzeichnet.

Ich will mehr

Ja doch, die Meisterschaft wird nicht mehr in Gefahr geraten. Dazu ist der Vorsprung zu groß. Selbst wenn Dortmund (Sorry für alle LeverkusenFfans, die habe ich mangels Konstanz  nicht wirklich als Bayern-Jäger auf dem Schirm) alle seine noch ausstehenden 15 Spiele gewinnen sollte, wird das nicht langen angesichts der 12 Zähler Rückstand. Die Heynckes-Schützlinge müssten quasi jedes dritte Spiel verlieren, damit der Wettbewerb sich dann über die Tordifferenz entscheiden könnte. Und mal ehrlich, glaubt da jemand daran? Okay, Pleiten in Dortmund und eventuell bei Bayern kalkulieren wir einmal ein. Dann vielleicht noch eine Unvorhergesehene. Wären dann wohl immer noch mindestens drei Zähler Vorsprung. Titel Nr. 23, here you are!

Und doch stellt einen dieser Rückrundenauftakt nicht wirklich zufrieden. Ja doch, zwei Spiele, zwei Siege. Aber es fehlt die Leichtigkeit des Seins, die scheinbare Schwerelosigkeit, mit der die SchwatzGelben durch die Liga spazieren. Die kriegen ja gar nicht mit, wenn sie in Rückstand geraten, sondern ziehen ihren Stiefel durch. Und am Ende ist dann alles wieder schick. Die hauen mal so eben Bremen auf deren Geläuf mit 5:0 weg, dann schicken sie den Club mit drei Dingern heim. Die hören nach zwei Buden nicht auf, die sind gierig nach mehr. Die Rennen, Laufen, Machen und Tun. Die streben nur nach der Vizemeisterschaft und nehmen entspannt mit, was da noch kommen mag.

Und seien wir mal ehrlich, ohne die terrodeskehafte Einlage (so ab 0:40) von Molinaro, der sich danach am liebsten einen Gleichnamigen im Plural gegönnt hätte auf den Schreck, hätte das der erste Stolperstein sein können. Das ist zu wenig. Das macht keinen Spaß. das ist Fußballarbeit pur, die man von biederen Durchschnittsteams erwarten würde, nicht aber von so einem Ensemble von Ausnahmekönnern.

Es naht der Februar. Und mit großen Schritten ein Wettbewerb gegen einTeam, von dem wohl nur die Alten an der Isar noch wissen, wie man es bezwingt. Für die Jüngeren unter euch: Es klingt wie ein Lied aus grauer Vorzeit, aber ja, der FC Rumreich zu München hat die Borussia aus Lüdenscheid Nord schon Mal geschlagen. Etwas, was in den letzten sechs Liga- oder Pokalspielen nicht gelungen ist. Schmerzhaft misslungen ist, muss man bei fünf Pleiten anmerken. Und auch das Remis aus der Vorrunde, schmeckte mir nach vierfacher Meisterschaftspein und vor allem der Pokalfinalschmach nicht wirklich.

Malen wir den Teufel also einmal an die Wand. Was passiert, wenn am 27. Februar Die Kloppo-Jünger den nächsten Coup gegen Bayern landen? Das würde so viel Wasser auf ihre Mühlen bedeuten, dass auch die Meisterschaft noch mal spannend wird. Denn eins scheint sicher: Klopp hat denen bestimmt verboten Tabelle zu lesen. Also wissen die gar nicht, wie weit sie den Münchnern hinterherhinken, werden also ihren Stiefel weiter runter spielen, sich an sich selbst berauschen, um dann am Ende …

Sponsor of the Day

Sponsor of the Day? Die S-Bahn? Um Himmels Willen, was soll uns da beim Derby erwarten am 11. Februar? Im ersten Moment jagte mir ein Angstschauer über den Rücken. Im Winter ist die Gefahr ja viel größer bei einem Suizidversuch auf den Gleisen zu verhungern, als von einer Bahn überrollt zu werden. Und das besondere an dem Pony in der Bahn war ja weniger das Shettland Seppi. Wer immer schon mal die Öffentlichen in unserer geliebten Huptstadt genutzt hat, weiß, was sich da für skurrile Gestalten rumtreiben. Nachtschwärmer. Sich wärmende Tippelbrüder. Feierwütige TouristInnen. Ein Unpaarhufer ist da quasi Alltag. Nein, das besondere war also nicht der Vertreter der Gattung Equidae auf den Gleisen, sondern dass die Bahn auch fuhr.

Was also ist die geheime Botschaft, die uns die Herren aus Charlottenburg mit diesem Match-Präsentator mitteilen wollen? Sollte gar auf die vier größten Feinde der S-Bahn (Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter) aufmerksam gemacht werden? Dass wir zeitig aufbrechen sollen? Lieber aufs Auto umsteigen? Gar per pedes in die Betonschüssel eilen sollten?

Dass man sich als Einlaufkind bewerben soll, ist da nur die vordergründige Message. Einlaufkinder beim Fußball sind ja fast vor Erfindung der kommerziellen Balltretrei aufgetreten. Ein altbekannter Hut also. Ohne sie könnte so ein Event doch gar nicht stattfinden, würden alleine die Klatschpappen einen würdigen Rahmen bieten.

Je länger ich darüber nachdenke, komme ich nur zu einem Schluss. Die Botschaft ist subtil, aber passt: Egal wie es ausgeht, wir sollen das Stadtderby in vollen Zügen genießen.

Bau auf, bau auf – BER for ever

Also mal ganz ehrlich, ich versteh‘ diese Aufregung um den BER nicht. Dieses ewige Lamentieren, dass der Flughafen nicht fertig wird. Diese Todesangst. Dieses Rumhacken auf Wowereitchens Klaus. Als ob er selber mit Hand anlegen würde. Billig, einfach billig. Und ohne jedes Nachdenken vorgebracht.

Nun gut, der Flughafen sollte 2012 schon fertig sein, dann 2013, nun noch ein Jahr später. Alle meckern über Pfusch. Aber diese ganze Verschieberei, dis geradezu planmäßig anmutende verschieberei. Will da enrsthaft noch jemand an Zufall denken? Echt? Das kann kein Zufall sein. Da steckt mehr dahinter. Ja, mehr! Viel mehr!

Wann ist denn zuletzt in unserer geliebten Hauptstadt ein Großwerk rechtzeitig und auch noch im Kostenrahmen fertig gestellt worden? Na? Eben. Vor vier Jahren. Das Stadion an der Alten Försterei. Und was passiert dort gerade? Wider einmal zeitig und unter Einhaltung des Budgets? Wer schuftet dort bei Wind und Wetter vor sich hin? Mit nie enden wollendem Enthusiamus? Aber genau! Die Stadionbauer.

Und nun zählen sie mal bitte eins und eins zusammen. Uns Bürgermeister braucht eine positive Außendarstelllung, er muss zeigen, dass er als Herr aller Dinge Millionenprojekte erfolgreich stemmen kann. Dafür braucht’s Hilfe, Engagement, Einsatz. Fast hätte ich gesagt Ehrenamt.

Freunde in der Not, .. heißt es im Volksmund. Spätestens seit der Erbpachtregelung für die Alte Försterei sind Union-Boss Dirk Zingler und unser Errigierender Regierender richtig dicke. Allein schon wegen der Erbpachtstundung für die ersten fünf Jahre und künftigen Beihilfen für das Nachwuchsleistungszentrum.

Na, dämmert es schon? DZ würde auch Wowi gerne sofort unter die Arme greifen. Geht aber nicht. Weil: Wir bauen! Ergo sind alle rot-weißen Händer gebunden. Bis – na? – eben, 2013.

Nun gut, aber 2014, werden Sie jetzt sagen. Stimmt. Aber da gibt es noch die Kleinigkeit des Fanhauses in Eigenregie zu erledigen. Aber danach, also 2014, sind die Stadionbauer frei!

Dann wird ruckzuck mal eben der BER fertiggstellt. Nen Klacks, also ehrlich. Und danach – man ist ja gut in Form – nehmen sich die Eisernen die Kanzler-U-Bahn vor. Die wird dann sofort verlängert. Aber nicht nur bis zum Alex. Zwei Stationen sind doch für echte Stadionbauer keine Herausforderung. Bis Rostock, bis zur Ostsee wird die U55 ausgebaut. Was dann den positiven Nebeneffekt hätte, dass Union das größte Entmüdungsbecken der Welt sein Eigen nennen könnte.

Okay, die Frage der Beheizbarkeit stellt da vielleicht noch ein kleines Problem dar. Aber da könnte man bestimmt Gegenbauers Werner für gewinnen. Wer so kreativ Mietnomaderei betreibt wie er und sein balu-weißes Spielzeug im Olympiastadion, wird doch von irgendwoher ein kleines Heizkraftwerk für das Baltische Meer auftreiben können.

Last Exit, Borissov

Wat ein schöner EC-Abend. Tolle Siege von Schalke und Dortmund – zumindest gefühlt -, dazu der 6:1-Lille-Hammer des Stern des Südens. Alle auf Achtelfinalkurs. Und doch alle nicht im Gleichschritt.

Denn während dem BVB ein Remis im Amsterdam reicht, um die K.o.-Phase zu schaffen, muss Schalke gewinnen, um aus eigener Kraft in die Runde der letzten 16 einzuziehen.

Und die Bayern? Die sind der einzige Klub aus dem deutschen Trio, der sich am 5. Spieltag der Champions League nicht selber eine Runde weiter schießen kann. Bate muss patzen, sonst kommt es zu einem Endspiel in München am letzten Spieltag (vorausgesetzt, dass Valencia Lille auch noch putzt).

So kurios es klingt, ist aber so. Selbst ein Sieg in Valencia wäre für das Weiterkommen keine Garantie. Man müsste am letzten Spieltag gegen die Weißrussen zu Hause mindestens remisieren.

Falls die Heynckes-Elf aber patzt, käme nämlich der direkte Vergleich zum Einsatz, da alle drei Kontrahenten 12 Zähler aufzuweisen hätten. Und es zählen zunächst nur die Resultate untereianander. Das schöne 6:1 gegen die hoffnungslos überforderten Franzosen wäre Makulatur. Und in punkto Tordifferenz liegen die Spanier (8:4 Tore) weit vor den Münchnern (3:4) und den Jungs aus dem Osten (5:8).

 

 

Schlechte Zeiten, Kamerad?

Ja, doch. Borussia Dortmund war die alles überragende Mannschaft der Spielzeit 2011/12. Ein würdiger Meister, ein verdienter Titelträger mit der Rekordausbeute von 81 Zählern. Ist oft genug gesagt und lang genug gewürdigt worden. Doch was sich zeitgleich in den Köpfen meiner Zeitgenossen festgesetzt zu haben scheint, ist die Mär, dass die Bayern eine schlechte Saison gespielt haben.

Ich hatte es an anderer Stelle schon mal kurz skizziert, und möchte jetzt noch einmal nachdrücklich damit aufräumen. Die Spielzeit 2011/12 war eigentlich eine gute. Ja, richtig gelesen. Trotz des dreifachen Vizetraumas. Es war eine gute und dennoch enttäuschende Saison. Glauben Sie nicht? Dann leihen Sie mir mal ihr Ohr.

Zu den Fakten: 73 Zähler und 77:22 Tore – also wie der BVB eine Differenz von +55 – hätten in 49 Jahren Bundesliga-Geschichte bis auf eine Ausnahme immer den zweiten Platz beschert und damit die in der Moderne so wichtige direkte Qualifikation für die Champions League.

Die eine Ausnahme bildet übrigens der derzeit ärgste Bayern-Verfolger Schalke 04, dessen 76 Punkte in der Spielzeit 71/72 nur zu Platz 2 hinter Bomber Gerd Müller, Kaiser Franz & Co. reichte.

Und bevor jetzt jemand kommt mit Vize, dass ist zwar für manche Vereine was für den Briefkopf, für die Bayern aber nix. Das stimmt. Schauen wir doch einfach mal eine Kategorie höher. Und voila! in 46 vergleichbaren Spielzeiten – 63/64 und 64/65 fallen raus mit nur 16 Bundesligisten und die Vereinigungssaison 91/92 mit 20 Teams auch – wäre der Stern des Südens mit seiner Vorjahrsausbeute 32 Mal Meister geworden. In Worten: Zweiunddreißig!

Kuriosum am Rande: Das hätte auch 1992 zum Titel gereicht, bei vier weniger absolvierten Spielen als der VfB Stuttgart. Wenn auch nur aufgrund der Tordifferenz.

Noch Zeit für einen Exkurs? Die Drei-Punkte-Regelung – und die muss man ja vor 1995 als Umrechnungsfaktor heranziehen – hätte übrigens 1983 nicht dem HSV den Titel beschert, sondern dem punktgleichen Nordrivalen Werder Bremen. Der SV hätte mit 75 Zählern triumphiert, die Rothosen wären mit 72 Punkten abgeschlagen als Vize eingekommen.

Na, schon gemerkt? Auch da hätten die 73 Zähler den Münchnern was beschert? Eben!

Interessant zu beobachten ist dabi übrigens, dass im neuen Jahrtausend die 73 Zähler viel seltener einem zur Schale verholfen hätten als in den Dekaden zuvor. In den 60ern hätte es immer gereicht. In den 70ern und 80ern drei Mal nicht. In en 90ern wäre der Sprung ganz oben aufs Treppchen nur einmal verpasst worden. In diesem Jahrtausend aber schon sieben Mal. Bin mir selber noch nicht ganz schlüssig, was das für die Bundesliga an sich heißt. Denn International reüssierte diese in den letzten Jahren ja kaum. Mit Ausnahme der Bayern und deren zwei Finalteilnahmen 2010 und 2012.

Schlüssig erscheint mir aber, dass Robbery, Neuer & Co. in diesem Jahr in der Liga nicht einfach nur gewinnen wollen, sondern echte Duftmarken setzen. Zu sehr nagen die peinlichen Pleiten gegen den BVB, die Pokalfinaldemütigung, am Selbstbewusstsein der Bajuwaren.das gilt es auszuradieren.

Duftmarke Nr.1  ist mit dem Startrekord von acht Siegen in Folge schon gesetzt worden. Sieben Zähler Vorsprung auf Rang zwei gab es seit der Einführung der Drei-Punkte-Regelung 1995 auch noch nie nach 10 Spieltagen. Eine Tordifferenz von +26 ebenfalls noch nie in einer Spielzeit zu diesem Zeitpunkt. Die nächsten Rekorde sind auch schon in Sichtweite. Sechs Spiel auswärts ohne Gegentor könnten schon im Derby beim Club (17. November fallen. Man darf echt gespannt sein, was und wie viel die Bayern holen.

 

Für den Papierkorb

Ja mach nur einen Plan. Und sei ein großes Licht (B. Brecht, Dreigroschenoper)

Arbeit, Arbeit, nix als Arbeit. Der geneigte Leser kennt und sieht das nicht. Er hat nur des Morgens das fertige Produkt in der Hand, kann dort schwarz auf weiß oder manchmal auch in bunt nachlesen, was sich denn anderentags zugetragen hat. Dass das, was er dort findet, nicht immer das ist, was zunächst dort hätte stehen sollen, weiß er nicht. Nachfolgend einmal ein kleiner Einblick in den redaktionellen Alltag. Aufgeführt am Beispiel eines Kommentares zum Länderspiel Deutschland vs. Schweden, welches bekanntermaßen historische Dinge hervorbrachte.

Zeit ist nicht nur Geld. Sondern im Redaktionsalltag ein himmlisches Gut. Je früher die Texte von den Außenreportern in den Redaktionsstuben eintrudeln, desto besser. Sie können in Ruhe redigiert werden. Über Überschriften kann eine Minute länger nachgedacht werden, was ihnen qualitativ zumeist gut tut. Auch das manchmal notwendige Kürzen geht ohne Hektik einer sich nähernden Deadline viel leichter von der Hand. Und noch viel wichtiger, je früher eine Ausgabe Abends fertig wird, umso höher die Auflage, die die Leserschaft auch erreicht. Denn die Vertriebswege aus der redaktion via Druckhaus und hin zum Konsumenten sind nicht immer die kürzesten … Bei Abendspielen mit der unsäglichen Uhrzeit 20.45 Uhr kommt es also auf jede Minute an.

Ergo beschloss ich in der Halbzeitpause des Schwedenspiels, meinen Laptop aufzuklappen und den Kollegen drinnen am Alex schon mal den Kommentar zukommen zu lassen. Der las sich dann wie folgt:

Ja, ich gebe s zu. Auch ich war nach der Euro enttäuscht und hatte keine große Lust mehr auf die Jungs im weißen Trikot. Vor allem, weil Jogi Löw hinterher von einem guten Turnier sprach, es partout nicht zugeben wollte, dass er es im Halbfinale verbockt hatte. Wie übrigens schon bei der WM 2010 in Südafrika. In beiden Halbfinalspielen war eine deutsche Elf zu sehen, die nicht ihr Spiel durchdrücken wollte, sondern sich nach dem Gegner richtete. Mit bekanntem Resultat.

Die DFB-Cracks und die großen Turniere, das hatte was von einem  Date mit einer schönen Lady. Man kommt sich näher, es prickelt. Man wird mit nach Hause gebeten, doch an der Tür heißt es: „Tschüss, danke für den Abend.“

Die Quali-Spiele und Testkicks bevor die Saison begonnen hatte, waren ein Muster ohne Wert. Die so gern betonte Serie von bis gestern 13 Quali-Siegen in Folge rissen einen nicht vom Hocker. Das, was zählte, wurde ja immer verpasst.

Doch gestern haben mich Klose, Özil & Co. geheilt, überzeugt, begeistert. Was sich schon  in Irland abzeichnete, erfuhr im Olympiastadion seine Fortsetzung. Es wurde auf dem Rasen gezaubert, die Stimmung war pure Fußball-Gänsehaut. Ja, man kann sich wieder mit Jogi und seinen Jungs freuen. Schlaaaaaand!

Vorausgegangen war noch eine kurze inhaltliche Diskussion mit meinem Chef, der das ganze ein klein wenig zu negativ sah angesichts einer 4:0-Führung, es dann aber achselzuckend mit den Worten „Dein Name steht drüber“ abnickte.

Ich wards zufrieden. Als Augenzeuge des Halbfinal-Aus‘ in Durban anno 2010 nagte in mir dieser Gedanke der Löw’schen Fehlerwiederhlung. Ich hatte das nirgends gelesen – was nicht heißt, dass es nicht doch einer geschrieben hatte -, und war froh, etwas, was mir in unter den Nägeln brannte, an den Mann gebracht zu haben. Zudem hatte ich den Kollegen drinnen etwas Luft verschafft und das gute Teil in Minute 60 abgeschickt. Was mir wiederum im Olympiastadion – die Wege dort sind weit zwischen Pressetribüne, Pressekonferenz in der Aufwärmhalle unterhalb des Marathontors und der dort in der nähe befindlichen Mixedzone – Luft verschaffte. Man konnte jetzt also ohne Gehetze in aller Ruhe zwei, drei Minuten vor dem Abpfiff dort hingehen, die vielen Höhenmeter leicht überwinden und zudem dem Strom der aus den Blöcken eilenden Fans entgehen. Perfekt sozusagen. Und nun lehnte ich mich ein wenig zurück, harrte der Dinge, die da kommen sollte.

Und – leider – auch kamen. 4:1 durch Ibra. Wir blickten uns an. Ein Schönheitsfehler. Nicht schlimm. 4:2? Hm, nun ja. Noch kann man den Kommentar stehen lassen. Dieser Leichtsinn, der musste im Spielbericht und in der Analyse aufgefangen werden. Heute nicht meine Baustelle.

Es kam das 4:3. Und es hätte nicht mal den Worten meines Chefs bedurft, dass der Kommentar wohl so nicht mehr ginge. Also, Laptop hochgeklappt, Ressettaste gedrückt. Info an die Redaktionsstuben, der Kommentar kommt neu. was nicht heißt, dass ich sofort eine Idee parat hatte, was ich denn schreiben wollte. Die entwickelte sich zum Glück bei den ersten Zeilen. Und nun hieß es sich sputen. Viel Zeit war nicht. Zumal die Zeilenvorgabe bei so etwas auch noch einzuhalten ist. Jede zeiel zu viel bedeutet Aufwand für die Binnenarbeiter. Kürzen ist nicht immer einfach, wenn es nicht sinnentstelend werden soll.

 

Hui, was war denn das? Die Schöne und das Biest? Zwei Gesichter zeigte die deutsche Nationalelf gestern Abend vor der stimmungsvollen Kulisse des ausverkauften Olympiastadions. Sechzig Minuten begeisterten Jogis Jungs, knüpften nahtlos an ihre Gala-Vorstellung aus Dublin an, wo sie bemitleidenswerten Iren das Fell über die Ohren gezogen hatten. Das ganze Stadion hielt gebannt den Atem an. Sollte Miro Klose womöglich mit einem Vierer-Pack den Rekord von Gerd Müller schon jetzt brechen? Aber dann …

Scheinbar angekommen im Olymp hielt Bruder Leichtfuß Einzug. An allen Ecken und Enden. Und auf einmal zeigte das Tre- Kroner-Team all die Tugenden, vor denen Löw zuvor so heftig gewarnt hatte. Mit welcher Leichtfertigkeit Schweini, Lahm und Co die Partie fast noch hergeschenkt hätten, war schon unfassbar. Es ging immer weiter im Hurra-Stil nach vorne, egal wie oft es hinten klingelte. Taktisches Unvermögenden kann man das nennen. Oder eben fehlende Reife, die schon bei der Euro in Polen und in der Ukraine den großen Triumph versagt hatte. Und nur dem Unvermögen der Schweden war es zu verdanken, dass am Ende doch noch die drei Punkte im Sack waren. Diese Torflut erfreute das Fanherz hüben wie drüben. Aber die Sorgenfalten auf der Stirn von Löw dürften bestimmt nicht kleiner geworden sein.   

Puh, Geschafft. Schweißperlen von der Stirn gewischt und in Minute 90 beim Stande von 4:3 abgeschickt. Und ja, der geneigte Leser weiß es ja, die Defekthexe schlug noch einmal in Form des schwedischen Ausgleiches zu. Lange Gesichter in den Pressereihen. Kurzer Anruf in die Heiligen Hallen, während ich im Laufschritt mich auf den Oberrängen in die Katakomben aufmachte. Beruhigende Worte von drinnen, neu schicken sei nicht nötig. sie würden das schon hinbiegen können.

So sah die endgültige Fassung aus. Man beachte den letzten Absatz, der von den Kollegen in letzter Minute noch angepasst wurde.

Und nun? Eins muss ich noch sagen. Im Grunde bin ich sogar froh über den Ausgleich. Sonst hätten wir uns nur wieder die schöne Mär von den vier Startsiegen anhören dürfen. Wenn es wirklich das von Löw propagierte Lernspiel war, dann besteht ja noch Hoffnung, dass diese deutsche Elf endlich reift und titelwürdig wird. Sonst bleibt nur die Erinnerung an einen hektischen Abend.

 

 

Tempora mutantur

Ja, ja, die Zeiten ändern sich. Und wir uns in denselbigen. Geht auch am Bunki der Woche nicht spurlos vorbei. Qed:

Früher:

Später:

Und heute:

Das gute Stück ist jetzt sogar zwei Mal vorhanden. Eigentlich aus einem traurigen Anlass. Denn ein allseits geschätzter Kollege, der Namenspatron des zweiten Leibchen war, weilt ja nicht mehr unter uns.

 

 

Heute wurdest du zu Grabe getragen. An dieser Stelle: R.I.P, KDV. Ich hoffe du kannst von oben herab ein bisschen zusehen,wie die Eisernen sich so schlagen.

Und wer wirklich wissen will, was es mit dem Bunki der Woche auf sich hat, der schaue hier vorbei. Oder fragt besser gleich einfach mal die Maus.

 

Namesdropping

Große Turniere sind immer wieder auch Zeiten, in denen  nach großartig klingenden Synonymen oder Varianten gesucht wird. Manche sind ganz simpel und liegen nun mal auf der Hand. Der Titelverteidiger beispielsweise. Wahlweise auch amtierender Europameister oder Champion. Das Mutterland des Fußballs wird auch immer wieder gerne bemüht, wenn es um die „Three Lions“ auf dem Hemde geht. Co-Gastgeber dagegen sind ja erst seit der Euro 2000 in Belgien und den Niederlanden in Mode.

Von der Trikotfarbe leitet sich ja auch einige Spitznamen ab. Kaum ein Kommentator, der an „La Roja“ oder „La Furia Roja“ für Spanien oder  „squadra azzura“ für Italien. vorbeigeht. Man parliert locker von „les Bleus“ oder der „Elftal“ respektive den „Oranjes“, wenn es um Frankreich oder Holland geht. Klingt weltmännisch. Erfahren. Wissend. Gebildet halt.

Danish Dynamite scheint zwar etwas aus der Mode gekommen, ist aber auch noch allgegenwärtig. Die „Olsenbande“ ist da derzeit etwas geläufiger aufgrund ihres Trainers Morten Olsen.

Natürlich macht dieses Phänomen nicht vor europäischen Grenzen halt.  Wenn die Vokabel Albiceleste erklingt, weiß jedes Kind, es geht um Messis Argentinier. Die Socceroos für die Fußball-helden aus Down Under ist fast selbsterklärend, wenn man die dortige Fauna kennt.

Berichte über Brasilien hingegen quellen über vor Wörtern wie Selecao, Zauberer vom Zuckerhut oder – eine Nummer schlichter, aber dafür umso häufiger strapaziert – Rekordweltmeister-Erwähnungen. Es kommt wie aus der Pistole geschossen. Rekordweltmei… ? Brasilien!! Na, logo. Ist doch babyeinfach!

Und wir? Niente. Nix. Nada! Selbst die Vokabel Rekordeuropameister liegt als Alternative für ’schland quasi brach.

Fürchte aber, Häme wird ja gerne mal ausgegossen, dass wir im Falle einer Finalniederlage dann ein neues Synonym bekommen werden. Dann wären wir nämlich alleiniger Rekord-Vize-Europameister ….

Der Spieler alter und neuer Kleider

 

Dem @Trainer Baade sei dank. Mittels seines wundervollen Fußball-Blogs wurde ich auf einen wunderschönen Trikotagen-Quiz von ThreeMatchBan aufmerksam. Wow, der hatte es echt in sich. Am Ende hatte ich es aber geschafft. Mit all den Hilfsmitteln, die es halt heutzutage so gibt.

Versucht es doch selbst einmal. Ein paar kleine Hinweise: ja, es werden mehr Ländernamen gesucht als die 27 Staaten, die Wikipedia als Endrundenteilnehmer aufführt. Es ist auch hilfreich, sich die korrekten englischen Schreibweisen noch mal vor Augen zu führen. Es kommt kein Land doppelt vor. Zumindest nicht in seinen alten, geographischen Grenzen.

Es schadet auch überhaupt nichts, wenn man sich die alten Bezeichnungen von Russland im Lauf der letzten Dekaden noch einmal vor Augen führt. Ähnliches gilt für weitere Staaten, die heute so nicht mehr existent sind oder früher einmal mit Osten und Westen als Attribut belegt waren 😉 Und ach ja, eins noch, eins der 33 gesuchten Länder war noch nie bei einer Endrunde.

Viel Spaß!