Die Dinosaurier werden immer trauriger

Nun ist es also doch passiert. Unglaublich. Der Abstieg des HSV, der ewige Dino, muss runter din die Hölle der 2. Liga. Unfassbar.

Ähnlich unfassbar war ich mir heute selber. Beim Betrachten der Liga-Konferenz erwischte ich mich immer wieder dabei, dass ich jedes Tor der Wolfsburger verfluchte, den Ausgleich der Gladbacher nicht haben wollte. Ich wollte das Wunder von der Elbe.Iicchhh?  Ja, tatsächlich.

Dabei hatte ich doch zu Saisonbeginn alles darauf gesetzt, dass meine Eisernen in der Relegation gegen die Rothosen die Uhr abstellen würden. Wenn einer dann wir, da wir ansonsten in der Relegation n immer verkackt haben. So ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit des Fußballgottes. Und wir hätten unseren Platz in der Ligageschichte sicher gehabt, als der Klub, der die Raute versenkt.  Hamburg, meine Perle!

Ich war immer für St. Pauli. Das HSV-Stadion lag irgendwo am Arsch. Und Freude hatte ich nie beim langen Marsch. Witze über den HSV hatten mir stets nicht übel Freude bereitet. Die Artikel des Postilons nach mühsam überstandenen Relegationsrunden mit falschen Pfiffen une viel Geschrei, dass der HSV schon wieder die Qualifikation für die 2. LIga verfehlt hätte, hatten mir des Öfteren ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, Wenn der altehrwürdige Europapokalsieger von 1983, der uns mit seinem „Wer wird Deutscher Meister“ einst ohrwurmmäßig gequält hatte, überhaupt gesunden konnte, seinem langen Siechtum entfleuchen, dann brauchte er einfach einen Neuanfang in Liga zwei. Auf die Gefahr hin, den 60er-Weg zu gehen oder Lautern nachzueifern.

Und nun drückte ich dem HSV die Daumen?

Zum Teil kam es natürlich daher, dass der VfL Radkappe für sein Schmierentheater der letzten Jahre inklusive Dieselgate und Financial-Misplay auch bestraft gehört hätte. Das Schönste an Golfsburg ist nun einmal der ICE-Anschluss.

Ein bisschen war es auch meinem alten Herren geschuldet. Der war seit seiner Studentenzeit glühender hSV-Fan. Damals in 60ern, als St. Pauli ein normaler Stadtteilverein und kein Kultklub war. Das kam erst mit der Hafenstraße und Volker Ipping und Konsprten. Also viel, viel später. St. Pauli war nichts anderes als BU, Altona 93 oder Vorwärts Wacker. Vom Campus rüber zum Rothenbaum war es ein Katzensprung. Und was sollte man da anderes werden, als HSV-Fan, wenn man den Seeler-Brüdern, – ja liebe Kinder, davon gab es zwei, den Erwin und den Uwe – den Geschwistern Dörfel oder World-Cup-Willi Schulz zusehen konnte beim Übungsbetrieb. Schwer litt mein werter Herr Papa in den letzten Jahren und in dieser Saison noch ein bisschen mehr.

Aber der Hauptgrund war, dass es mir irgendwie imponierte, wie die Jungs da nicht aufgaben. Wie ein unbekannter Fußballlehrer namens Titz einem Totgesagten auf einmal wieder Leben einhauchte. Wie Rückschläge weggesteckt wurden und dann auf einmal am letzten Spieltag doch noch eine klitzekleine Cahcne da war.

So etwas mag ich als Fußballromantiker-

Nun geht es also zwei Mal in der kommenden Spiezeit an die Alster. Das mag ich allerdings auch.

 

Fehlersuche leicht gemacht

Keine Mensch ist fehlerfrei. Ich mit Sicherheit auch nicht. Aber die Rebungsverluste heutzutage in den Medienhäusern gehen auf keine Kuhhaut. Es! Regt! Mich! Auf!

Sonntag, 2. Liga, 15.30 Uhr. Ende so gegen 17.20 bis 25. Eine echt blöde Zeit, wenn der Andruck der Gazette um 18 Uhr ist. Da müssen ja Bilder rausgesucht werden, Layouts erstellt, Bildunterschriften gemacht werden, Tabellen erstellt und eingeladen. Kostet alles Zeit, die man eigentlich nicht hat.

Versuch der Abhilfe. Texte so früh wie möglich schicken aus dem Stadion. Schafft Luft im Arbeistprozess, geht aber auf die Kosten der Qualität.

Hinterher noch mal alles gründlich und neu. Okay, okay, mache ich. Dass man Texte während des Spiels erstellen muss, ist nie eine gute Idee. Jeder Tippfehler, den du korrigierst, lenkt deine Aufmerksamkeit von dem Geschehen auf dem grünen Rasen ab. Aber manchmal geht es nicht anders.

Unionspiel gegen Bochum. Text nacht 80 Minuten geschickt beim Stande vom 2:0. Mit der entsprechenden Bitte natürlich, etwaige Treffer noch nachzutragen.

Das klappte. Im Schlussabsatz!

Nicht aber die Veränderung des Endresultates im Vorspann!!

Bitter.

Betrifft zwar nur 5% der Auflage, aber alle Ostseeurlauber haben jetzt beispielsweise ein falsches Endresultat im Vorspann, während in der Tabelle daneben oder in der Torfolge im Text alles richtig steht.

So weit, so gut. Im zugeschickten PDF den Fehler erkannt, und für die Schubversion der Printausagbe natürlich korrigiert. Und in der Redaktion angerufen mit der Bitte, den Onlinern mitzuteilen, dass sie das eigenständig ändern müssen.

Und genau das unterblieb. Trotz ausdrücklichem Hinweises, weil ich um diese Schnittstelle der Gefahren wusste. Warum nur? ich habe doch extra drauf hingewiesen,

Mangelndes Bewusstsein für das Gesamtprodukt? Flüchtigkeit?

Die Jungs aus der Online-Abteilung nehmen nun fröhlich den Andrucktext mit dem 2:0 und schon ist der Fehler zu 100% im www.

Kostet wieder einen Anruf. Wieder Zeit. Zumal man die Herren nicht immer sofort an die Strippe kriegt.

Es steht ja nicht ihr Namen drüber. Die machen nur c&p.

Und der Depp bin ich.

Dank der Welt des Internets potenzieren sich die Fehlerquellen. Und die Zeiten für Schreiberlinge, wann ihr Job eigentlich erledigt ist.

 

 

 

Stuttgart ist nicht schöner als Berlin

Es ist elf Jahre her und doch erscheint es mir wie gestern. Zum zweiten Mal war ich  während der WM  in Stuttgart gestrandet. Beim ersten Mal konnte ich wenigstens noch einen  sich in Speiübungen ergehenden David Beckham bestaunen.Sieht man ja auch nicht alle tage.  Beim zweiten Mal  endete das Sommermärchen leider nicht wie erhofft in der Hauptstadt, aber mit einem versöhnlichen 4:2 gegen  Portugal. Und ja, es ist und bleibt das Sommermärchen. Denn  diese Gastfreundlichkeit, Weltoffenheit  und Stimmung während des Turniers wird imho nicht geschmälert vom Skandal um die WM-Vergabe. Das eine hat mit dem anderen nix zu tun. Doch zurück zu Stuttgart. Gefühlt 100 000 standen da auf dem Schloßplatz und stimmten ein vielkehliges  „Stuttgart ist viel schöner als Berlin“ an. Was mich seinerzeit inhaltlich schon arg verwunderte. Kann es etwas größeres geben als ein Finale? Egal, dieser  Mythos des schöneren Stuttgart wird seit jeher konterkariert, da der Prenzlauer Berg ja von Schwaben kolonialisiert wurde. Was wollen die denn alle hier, wenn es angeblich zu Hause ach so viel schöner ist? Eben. Halten wir fest: Berlin, auch wenn der gebürtige Schwob Jens Keller das in Unions Pressekonferenz vor dem Hit gegen den VfB noch nicht so gescheid rüberbringen konnte,  ist viel schöner als Stuttgart. Und nun ist es  an den Eisernen zu zeigen, dass Berlin auch besser ist.

Ich muss mal wieder zu Mutabor geh’n, einfach so, einfach so …

Heimspiele muss man gewinnen, um mal ein Analogie aus der Fußballersprache zu nehmen. Doch für die Berliner Punk-Folk-Band Mutbor hätte es bei ihrem über zwei Stunden dauernden Auftritt im Yaam beim Ostbahnhof nicht der halbstündigen Verlängerung über die klassischen 90 Konzert-Minuten gebraucht, Von der ersten Sekunde hatten sie bei ihrer Jubiläums-Tour „Euphoria“ wieder alles im Griff. Gelernt, ist halt gelernt. Und es ist kein Wunder, dass die Gruppe um Sänger Axl „Makana“ Steinhagen seit 25 Jahren ihre Fans mit ihrer abwechslungsreichen Mischung aus Ska-Punk und Folk, Reggae-Anklängen und afrikanischen Elementen konstant begeistern.

Nun gut, der Anfang war etwas zäh. 80 Minuten Wartezeit galt es zu überbrücken, das ein oder andere Kaltgetränk mehr als geplant hinunter zu spülen, ehe endlich die ersten Töne zu vernehmen waren und Vorband Les Bummms Boys sich die Ehre gaben. Alberner Name, aber richtig viel Bums dahinter. Die Rostocker Jungs um Leadsänger und Gitarrist Stüben entschädigten mit Ihrer Mischung aus Ska, PopRock und Balkan-Anklängen, überzeugten mit skurril-ironischen Texten und einem satten Trompeten- und Saxophon-Sound. Köstlich allein schon das Schlafzimmer-Outfit von Drummer „Grandma“. Mehr Mut zur Hässlichkeit geht nicht wirklich. Die Jungs von der Küste hätten einen eigenen Auftritt verdient gehabt, nicht nur als Prequel daherkommen müssen. Ihre 40 Minuten vergingen wie im Flug und manch einer hätte sich noch viel mehr gewünscht, wenn man nicht für Mutabor gekommen wäre.

Bleibt zu hoffen, dass sich Les Bummms Boys mal wieder aus ihrer mecklenburgischen Heimat in die Hauptstadt hinauswagen. Das SO36 wär keine ganz ungeeignete Location. Vielleicht noch gepaart mit der Friedrichshainer Humppa-Kult-Band „Die Wallerts“ als Double-Feature? Da wäre ein vergnügungssteuerpflichtiger Abend programmiert.

Doch dann war es endlich so weit. Schon mit den ersten Tönen von „Abgestandenes Bier“  kochte der Saal und hörte in der Folge nicht auf zu brodeln. Stage-Diving, auf Händen durch das Publikum rumsurfen – hier allerdings nur die feierwütigen Fans selber – , der klassische gezielte Männer-vs- Frauen-Chor bei einigen Refrains – alles dabei! Die altbekannten Nebenwirkung eben. Als antidepressive Ganzkörpertherapie hatte Mutabor seine Euphoria-Tour angekündigt und dabei den Mund nicht zu voll genommen. Die Füße bewegten sich von alleine und auch die Lippen schlossen sich beim sehr textsicheren Publikum keine einzige Sekunde.

Es war ein Stück weit so, wie man sich als zu spät Geborener das alte West-Berlin vorgestellt hatte. Rauchgeschwängerte Luft, Schweißperlen, Grasgeruch, ein wohliges Gefühl von Anarchie füllte den Raum, gepaart mit jede Menge guter Laune. Die gute alte Konzertzeit als Ausdruck eines Lebensgefühls – da war sie wieder. Und ja, festes Schuhwerk war unabdingbar,. Chucks oder Ballerinas sind nun nicht das passende Outfit wenn heftig gepogt und geschwoft wird.

Angenehm auch die ganze Abmischung des Abends. Wer im neueren Liedgut von Mutabor nicht so sattelfest war, wurde überraschend sanft mit auf die Reise genommen. Die Songs wurden unaufdringlich eingebettet in bekannte Hits wie „Es gibt keine Liebe mehr“, „Amsterdam“ oder „Lisa“.  So kamen einem selbst Lieder wie „Schietbüddel“ altvertraut vor, selbst wenn sie niemals zuvor vernommen worden waren.

Am Ende flogen dann endlich erwartungsgemäß die Textilien. Zum Klassiker „Lump“ präsentierte sich Axl mit freiem Oberkörper und offenbarte dabei einmal mehr einen Body, von dem sich Rammsteins auch recht körperbetont daherkommender Frontmann Till Lindemann die ein oder andere Scheibe abschneiden könnte. Mehr Ekstase geht nicht.

Manch einer wird wohl „Kelch auf Wanderschaft“, „Das Glas ist leer“ oder auch „Kanapee“ vermisst haben. Aber dazu hätte es wohl noch der zusätzlichen Verlängerung – um im Eingangsbild zu bleiben – des Elfmeterschießens gebraucht.

Wenn es überhaupt einen Wermutstropfen gibt, dann die Tatsache, dass jetzt wieder mindestens ein Jahr gewartet werden muss, ehe die volle Dosis Mutabor live in Berlin eingenommen werden kann.

Wie der Senat es fast einmal in die Sportseiten der Gazetten geschafft hätte

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Langsam verstehe ich den allgemeinen Presseverdruss. Ist ja auch zu gemein. Da hat der Berliner Senat – siehe rechts – so einen schöne Presseerklärung veröffentlicht. Es ging um Jugend, Nachwuchs und Sport. Um echte Zukunft eben. Und was machen die feinen Herren Reporter einfach? Statt pflichtschuldigst laut Hosianna zu schreien, ignorieren die sie einfach. Sachen gibt es …

Der Blick durch die Medienlandschaft des folgenden Tages kann sich der entsprechende Pressereferent also sparen. Auch wenn er sich dessen und seiner eigenen Schuld scheinbar nicht bewusst ist. Schicksal. Gegen Ignoranz ist eben kein Kraut gewachsen.

Nun gut, es könnte natürlich sein, dass der Zeitpunkt der Bekanntmachung ein klein wenig zu durchschaubar war. So unmittelbar kurz vor einer Landtagswahl. Quasi mit Ultimo zeigte der Regierende, was er nicht alles bereit ist für den 1.FC Wundervoll zu tun. Mit Stimmenfang hat das aber garantiert nichts zu tun.

Am Inhalt kann es auch nicht gelegen haben. Schließlich wurde da etwas verkündet, was seit Sonnabend beim Kick der Eisernen gegen Karlsruhe rund 20 000 Stadionbesucher aus dem Munde von Union Pressesprecher Christian Arbeit schon erfahren hatten. Nämlich dass die Standortfrage des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) final geklärt sei zwischen dem Land Berlin und den Eisernen. Das NLZ soll seine Heimat südlich der Alten Försterei in Oberschöneweide finden. Genauer gesagt im Bruno-Bürgel-Weg. Es umfasst die dort bereits vorhandenen Sportanlagen mit den Hausnummern 99 und 63. Auch die Liegenschaften dazwischen sollen in das neue Nachwuchs-Areal mit eingebunden werden. Dies war Kurier-Lesern übrigens schon hinreichend bekannt. Aber dennoch wurde die Meldung am Tag nach dem KSC-Kick, übrigens ein grottenschlechtes Spiel, in dem die Eiserenn es versäumten zweistellig zu gewinnen, nochmal publiziert. Weil endlich amtlich.

Warum zum Teufel also wurde diesmal nicht drauf eingegangen? Die schrieben doch sonst jeden Scheibenkleister ab. Sie war doch so liebevoll ausgestaltet worden. Zitate vom Regierenden waren drin. Auch von Klub-Boss Dirk I. aus dem Hause Zingler. Nun gut, was grundsätzlich Neues stand nicht drin. Was mit finanzieller Einigung. Wie immer die auch aussehen mag. (War da nicht mal was mit Lotto-Mitteln, die Union seinerzeit beim Bau der neuen Haupttribüne nicht in Anspruch nahm) ) Lediglich, dass Union die Grundstücke in irgendeiner nicht näher spezifizierten Erbpacht übernehmen werden. Belastbare Zahlen will doch eh keiner haben. Die nützen höchstens noch der Opposition oder womöglich der AfD. Ne, lass mal lieber.

Und ja doch, auch dass das Fell des Bären schon verteilt wird, bevor er erlegt worden ist. Die Grundstücke zwischen den Sportplätzen muss das Land ja erst erwerben. Aber wer hält sich denn an solchen Kleinigkeiten auf angesichts der bahnbrechenden Dimension des Projektes? Ich bitte, Sie!

Und an dem Zeitpunkt der Veröffentlichung kann es nun gar nicht gelegen haben. Erstens waren die Gazetten ja schon seit Sonnabend vorgewarnt gewesen. Und zweitens kam die Erklärung früh genug am Morgen, so dass man doch bitte schön alles hätte umschmeißen können in den Blättern. Und hören Sie mir bitte auf damit zu argumentieren, dass an einem Tag vor einem Punktspiel ein denkbar schlechter Zeitpunkt ist und man das früher hätte machen können. Wissen Sie was so kurz vor einer Wahl alles los ist?  Und wen interessiert schon zu erfahren, wie Trainer Jens Keller die Aufgabe bei den Münchner Löwen anzugehen gedenkt. Was ist ein Spiel gegen die Nachhaltigkeit eines solchen Projektes? Soll man da etwas noch drauf Rücksicht nehmen? Eben!

Kann also nur an der Perfidität dieser Schreiberlingen liegen.

Mir graut davor …

 

Oh nein. Bitte nicht. Mir graut schon jetzt davor. Und für all die, die bei GoT6x09 nicht up to date sind, bitte einfach an dieser Stelle aufhören zu lesen. Hochgradiger Spoileralarm, ehrlich. Und ich will euch nicht den Spaß verderben. Also bitte einfach ein andermal zum Wandererwischendenwelten.de zurückkehren. Für heute habt Ihr hier leider Feierabend.

Die Kritik auf die Kritiker ist schon geschrieben

Das war zu erwarten gewesen. Da sind die Nachrufe auf Pep Guardiola noch nicht geschrieben und schon versuchen sich die Feingeister des schönen Spiels schon in Sachen Vorwärtsverteidigung.  Und das nicht einmal mit dem Florett, sondern dem stumpfen Schwert. Wer es nicht versteht, dem wird von den Apotheotikern der Ballzirkulation flugs Oberflächlichkeit und Unlust am Denken unterstellt. Das ist mir ein bisschen zu einfach. Es ist der klassische Reflex derjenigen, die sich an der grauen Theorie ergötzen, aber das Spiel nie geliebt haben.

Pep von Gottes Gnaden, was hat er nicht alles super-super gemacht. Besser als jeder andere, so lautet die steile These.  Schöner vor allem. Hach! Schon 12/13 vergessen? Oder schlimmer, nicht hingeguckt? Alle Rekorde gebrochen? Hey, ein bisschen klingt das wie Pipi Langstrumpf. Wir machen uns die Welt., wie sie uns gefällt. Wen kümmern schon Fakten? Bis heute unerreichte 91 Punkte in der Liga wurden nicht von dem Katalanen erspielt. Und Siege kamen auch da nicht durch den schnöden Bayern-Dusel zustande. Und  wie war das damals im Halbfinale gegen Barcelona? oder danach im Wembleystadion? Ein gewisser Joseph H. hat da auf der Grundlagenarbeit eines Lous v.G. einen modernen Spielstil kreiert , der den Nobelklub von der Isar zu höchsten Weihen und nicht zweckentfremdeten Ballbesetztdominanzgebahren geführt hat. Irgendwie beschleicht mich hier der Gedanke. dass da kleine bockige Jungs in den elffreundehaften Redaktionsstuben sitzen, die es einfach nicht verwinden können, dass man ihnen ihr Lieblingsspielzeug madig gemacht hat, dass ihr geliebter Ballspielverein von 1909 sich im Finale geschlagen geben musste. was hatten da diese Schöngeister des Spiels für Häme über den FC Bayern ausgespuckt. Es sind die gleichen, die sich an der Hinrunden-Eintagsfliege Hoffenheim nach deren Aufstieg berauschten oder jetzt Red Bull mit freudiger Erwartung entgegensehen. Es sind diejenigen, die immer einem neuen Bayern-Gegner zujubeln, so er denn mal wieder – und sei es kurzfristig – am Horizont erscheint.

Nein, ich schütte keine Häme über pep aus. Er ist ein guter Trainer. Zweifelsohne. Aber einer, der nicht verstanden wird. Und noch schlimmer, den das nicht juckt. Der sich selber nicht jeden Tag verbessern will. Der sich in seinen Elfenbeinturm zurückzieht und das Spiel vergeistigt. Als ob das ein Wert an sich sei.

Drei Meisterschaften in Folge sollen eine Leistung von ihm sein? Ich bitte Sie, das hätte auch ein Felix Magath geschafft. Der sicherte sich immerhin zwei Mal das Double. Das hat der Katalane auch noch nicht vollbracht. Zu oft starben seine Teams in Schönheit. Und er in Hilflosigkeit. In Turin wurde beinahe schon alles verspielt. Im Vorjahr wusste er im DFB-Pokal-Halbfinale den Borussen nichts entgegenzusetzen, als es plötzlich um die Wurst ging. Er verwirrt mit seinen ständigen Rochaden alles und jeden. Und soll am Ende nicht schuld sein? Nicht gescheitert? Das ist mir ein bisschen weit hergeholt.  Nein. Guardiola hat den Bayern nicht gegeben. Und dem deutschen Fußball schon gar nicht. Denn er wäre gar nicht erst auf die Idee gekommen, mit vier Innenverteidigern ein Spiel angehen zu wollen. Lieber wäre er mit vier Mittelfeldspielern im Defensivverbund  in Schönheit untergegangen.

 

Axel, Achim und ich

Achim Mentzel ist tot. Sollte mich eigentlich gar nicht so berühren. Tut es aber doch. Ja, ich weiß, dass er verantwortlich ist für eins der großen Union-Lieder „Stimmung an der Alten Försterei“.

Auf einer grünen Wiese zwei Tore aufgestellt und zwischen diesen Toren der schönste Platz der Welt.  Angriff – Unioner stürmen vor den Ball hinein ins gegnerische Tor“

Doch heute berühren mich weniger diese Zeilen. Denn auch wenn  ich sie kenne und auswendig mitgröhlen könnte, ist es eine andere Begegnung mit ihm, an die ich zurückdenken muss. Damals in Hütte.

Seinen künstlich mit Oliver Kalkhofe vom Zaun gebrochenen Streit, der hat mich seinerzeit schon amüsiert. Entertainment vom Feinsten. Nicht ernst zu nehmen,

Ich bin ihm irgendwann zwischen. 1996 und 1998 begegnet. In Eisenhüttenstadt. Im Tonstudio von Axel Titzki saßen wir zusammen. Ziel: Eine Hymne für den Verein in Deutschland zu entwickeln, dem nicht mal der FC Bayern das Stadion füllen würde. So zumindest war Kalle Kassel, seinerzeit Co-Trainer des Regionaligisten EFC Stahl, davon überzeugt. Und lag damit über Kreuz mit seinem direkten Boss Harry Rath. Aber egal, lassen wir das.

Wir saßen da bei Axel. Scherzten, tranken Kaffee. Und mittendrin wurde immer wieder ein Take aufgenommen. Ich hab die Zeilen noch bis heute im Ohr. „EFC, Schenk uns einen Sieg, EFC, bis das Stadion bebt, EFC, die Fans stehen hinter dir. EFC, auf zum Sieg. “ Es wurde kein Gassenhauer. Aber es war authentisch. Was Achim machte, da kniete er sich rein. RIP

Die Wahrheit hinter Unions scheinbarem Niedergang

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Herbstzeit. Das Laub fällt und Union wenig ein. Die rot-weißen Fußballgötter dümpeln in der Liga vor sich hin. Und hier im Wandererzwischendenwelten.de,, aber auch wirklich nur hier, wird jetzt die ganze bittere Wahrheit verkündet. Nein, es liegt nicht daran, dass Dirk Zingler die Parole ausgegeben hat, er wolle Uwe Neuhaus nächste Saison nicht hier in diesem Stadion sehen. Und da Union ja nicht die Flucht nach oben antreten kann und Dresden sich dem Aufstieg nur noch durch einen kollektiven Massenselbstmord entziehen kann, führt der einzige Weg aus diesem Dilemma schnurstracks nach unten. Dresden und Union müssten sich die Klinke sozusagen in die Hand gebe.

Nein, das ist nicht der Grund. Das ist ein böser Scherz. Ein ganz böser sogar. Aber Zingler ist trotzdem nicht ganz unschuldig. Er hat seinem neuen Coach Sascha Lewandowski nämlich einen ganz klaren Auftrage an die Hand gegeben: „Ich will endlich einmal ein Heimspiel im DFB-Pokal haben.“

„Wird gemacht, Chef“, hat da der Sascha, das alte Ruhrgebietskind, gesagt. Dein Wunsch ist mir Befehl. Und weil er sich trotz seiner erst kurzen Verweildauer im Südosten unserer geliebten Stadt gut in die Union-Geschichte eingearbeitet hat und daher weiß, dass die Eisernen in Runde eins immer ein Freilos sind, gibt es nur einen gangbaren Lösungsweg. Union muss die laufende Saison als 15. abschließen. Dann kämen die Köpenicker bei der Auslosung automatisch  in den Amateur-Topf und somit zu einem Heimspiel. und das  womöglich auch noch gegen einen Bundesligisten. Vor Zinglers geistigem Auge rollten Derbyszenarios ab. Oder die Bayern. Stimmung an der Alten Försterei …

So weit, so gut. Wenn da nicht ein gewisser  Oskar K. (Name der Redaktion bekannt) in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Stadionbetriebs AG mahnend  die Hand gehoben hätte. „Cheffe“, sagte er ganz unaufregegt, „Cheffe, so geht das nicht. Wir haben viel zu wenig Heimspiele hier. Nicht genügend Veranstaltungen. So kann das Stadion nie Gewinn abwerfen.“

Zingler, ganz Kaufmann, grübelte. Verflixt, das hatte der Betonfürst nicht bedacht. Aber auch da hatte der Sascha sofort ein Lösung parat. Freudestrahlend verkündet er den Königsweg. „Die Relegation, Cheffe. Platz 16. Heimspiel im Pokal und ein Heimspiel gegen Großasbach. Die haben doch diesen Manager von Andrea Berg als Sponsor“ Zingler strahlte. Ein echtes „Schlager“-Spiel vor Augen zu haben, kann ja nur Jubelstürme auslösen. „Macht!“, so sein einziger Kommentar.  (Foto: Matthias Kern)

 

Viel Spaß

„Viel Spaß.“

Danke. Äh, bitte was? Nun gut letzteres hatte ich nur gedacht. Aber es irritierte mich jedes Mal, wenn ich im Stadion an den Ordnern vorbei zu meinem Arbeitsplatz eilen wollte.  Spaß?

Sicher, es war ja nur lieb gemeint.  Eine freundliche Geste halt. Natürlich wünscht sich jeder Stadiongänger gute Unterhaltung. Logo. Und ich möchte jetzt hier mal ganz außen vorlassen, dass man als Reporter dort zum Arbeiten ist und nicht als Fan. Doch selbst die Journaille liebt einen gepflegt.kurzweiligen Kick mehr als schnöden Punktekampf zweier sich aneinander abarbeitender Teams. Der Spaßfaktor spielt also auch ohne echte Leidenschaft für den Gegenstand der Berichterstattung eine nicht unerhebliche Rolle.

Was mich störte waren eher zwei andere Faktoren. Erstens ging es hier um Union. Man geht da nicht hin, weil man sich unterhalten lassen will. Für schönen Fußball stehen die anderen. Union ist Arbeit. Arbeit ist mühsam. Und  wenn sie am Ende des Tages erledigt ist, kann man mit Wohlwollen darauf blicken. Aber Spaß? Den erwartet der geneigte Anhänger der Köpenicker eher weniger.

Zudem war es Fußball. Keine leichte Unterhaltung, kein fucking Event, kein Kino, kein Theaterbesuch, kein Konzert, bei dem man von vorneherein dem Dargebotenen etwas abverlangt. Eine gute schauspielerische Leistung meinethalben. Ein tiefgründiges gesellschaftliches Problem, dass mit den Mitteln der Kunst einem näher gebracht wird. Auch wollte man sich nicht in heißen Rhythmen wiegen oder alkoholgeschwängert ein Liedchen mitträllern. Spaß ist da oft relativ und zudem abhängig vom Ergebnis.

Neiiiiin, verdammt noch mal. Union ist eine Sucht, das ist das Lechzen nach dem allwöchentlichen Adrenalinkick, dem nächsten Schus. Es ist eien Abhängigkeit. Das schnöde Wissen, dass ein dreckiges 1:0 in der Schlusssekunde einen viel mehr befriedigt als eine kunstvolle Unterhaltungsshow es jemals kann. Es ist oft wie ein Autounfall, man kann einfach nicht wegblicken.

Spaß? Ne, das passt einfach nicht.