Mir graut davor …

Wo war ich stehen geblieben? Ach, ja, mir graut. Und das nicht einmal vor der fatalen Leere, die mich kommende Woche einholen wird, wenn mit Folge 10 der sechsten Staffel eine endlose Zeit des Wartens einsetzen wird. Das ist schlimm. Aber zu verkraften. Irgendwann. Irgendwie.

Nein, ich möchte hier frei nach Faustens geliebter Margarete ausrufen: „Schorsch, mir graut vor dir!“

Denn mal ehrlich, George R.R. Martin wäre nicht der, der er ist, wenn er uns jetzt nicht mit mal wieder einer wahnwitzigen Wendung des Schicksals kommen würde. Als der junge König des Nordens alles auf den Schlachtfeldern erfolgreich dahinmetzelte, musste er durch Arglist erbleichen. Als Ned stark in Königsmund als großer Held, die Ordnung hatte hergestellt, findet er sich unversehens als Angeklagter wieder. Und jetzt überlegt doch mal nur, wo wir stehen, egal ob in Westeros oder Essos!

Scheinbar wendet sich alles zum Guten. Winterfell ist befreit. Sansa in ihrer rechtmäßigen Heimat. Ihr gar nicht Götter-Gatte Ramsey hat endlich eine nützliche Verwendung als Hundefutter gefunden. Was in uns allen eine tiefe Befriedigung ausgelöst haben sollte. Und Jon muss nicht mehr im hohen Norden frieren.

 

Wer in Königsmund regiert, ob der High Sparrow oder Königinmutter Cersei ist uns doch eigentlich wurscht. Lasst die sich doch gegenseitig zerfleischen. Gespannt ist unsereiner nur darauf, wie Cersei jetzt um die Gerichtsverhandlung rumzukommen gedenkt, da sie ihren dritten Sohn ja jetzt auch verloren zu haben scheint. Denn dass er seine Mutter dem sicheren Tode ausliefert, weil er das Gottesurteil, als eine Gerichtsentscheidung per Zweikampf abgeschafft hat, müsste dem Bürschchen eigentlich klar sein. Insofern erweist sich Tommen tatsächlich als ein würdiger Spross des Hauses Lannister.

Zudem steht die Mutter der Drachen endlich kurz davor, ihre lang ersehnte Kreuzfahrt antreten zu dürfen. Immerhin ist ihre Armee jetzt vollständig in allen Waffengattungen. Die Marine ist da (Theon & seiner ihrer Schwester Schiffchen), die Luftwaffen funktioniert („Dracarys“), eine Runde schwerer Kavallerie hat sie von ihrem luftigen Ausflug zu den Dothraki auch mitgebracht. Über die Landstreitkräfte um Grauer Wurm müssen wir uns nicht groß unterhalten. Zudem haben die Ritter des grünen Tals endlich einmal etwas Sinnvolles gemacht, als Krug zum grünen Kranze, äh auf Hohenehr zu verweilen. Und auch unser aller Liebling Arya ist ja schon auf dem Sprung zurück auf den westlichen Kontinent. Wie wäre es denn mit einem Besuch bei Herrn Frey auf den Zwillingen? Da war doch auch noch eine kleine Bluthochzeits-Rechnung offen.

Was soll da noch schief gehen? Ich fürchte alles.

Droht uns womöglich ein Erbfolgekrieg, wenn Daenerys Sturmtochter das Land ihrer Vorfahren – Eroberung vorausgesetzt – betritt? Bislang galt in Westeros doch eher das salische Recht: In terram salicam mulieres ne succedant. Damit wäre unsere Lieblingsblondine gar nicht thronbesteigeberechtigt. Kann das einfach per Akklamation aufgehoben werden? Oder gar per Rösselsprung?

Wie das nun aber mit ihrem womöglich Neffen Jon Snow in Übereinklang zu bringen ist, das steht auf einem anderen Blatt. Es gibt ja immer noch die weit verbreitete These, dass Jon gar nicht Ned Starks Bastard ist, sondern der illegitime Spross von seiner Schwester Lyanna mit Kronprinz Rhaegar Targaryen. Wer darf nun das Land vereinen?

Und nicht außen vor lassen sollte man da noch, das Jon der Nachtwache den Rücken gekehrt hat und damit eigentlich eidbrüchig und als Deserteur anzusehen wäre. was denen droht, wurde ja schon in der allerersten Folge von GoT gezeigt. Klar, das ist ein Fall der die Juristen der sieben Königslande bestimmt hochgradig erfreuen wird. Hat Jon seinen Eid erfüllt, als er in der Schwarzen Festung gemeuchelt worden ist wie weiland Gaius Julius Caesar? Oder besteht da eine Erfüllungspflicht über das Leben hinaus? oder ist er nach seiner Wiederbelebung durch die Rote Frau nun ein freier Mann, ungebunden also von seinem Schwur.

Und glaubt wirklich einer, dass Lord Peter Baelysh aus völlig altruistischen Motiven handelt? Er wollte doch einst Lady Kathlyn ehelichen.Wenn man die Mutter nicht kriegt, wie wäre es mit der Tochter? Noch ist seiner Herrschaft im grünen Tal zu sehr von den Launen des schwachsinnigen Robin Arryn abhängig. was, wenn er den aus versehen nicht ehr um den „Kleinfinger“ wickeln kann? Ne, ne, der ehemalige Meister der Münze in den sieben Königslanden hat noch was vor. Und ihm ist nicht über den Weg zu trauen.

Doch das ultimative Ausmaß des Schreckens habt ihr eigentlich schon gehört, als Mr. Ramsey Bolton, geb. Snow, mit seiner Noch-Gemahlin ein paar letzte berühmte Worte wechselte. Wie war das? Du wirst für immer ein Teil von mir sein? Heißt das etwa? Ich fürchte ja! Ach Sansa-Schatz, von diesem Bastard ein Kind zu erwarten, das wäre wieder eine dieser typischen Gemeinheiten von Herrn Martin.

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