Eiserne Premieren

Um es vorwegzunehmen, dieser Beitrag ist Felix zu verdanken. Der kam nach meinem vorherigen Posting auf mich zu und meinte, ob ich mein erstes Mal nicht für seinen Blog Union in Englisch aufschreiben möchte. Gesagt, getan. Und er bekam es. Aber ein bisschen anders, als er es sich wohl vorgestellt hatte.Matthias_Bunkus_first_time_Union_Berlin_02Doch egal. Für diejenigen unter uns, die der englischen Zunge nicht ganz so mächtig sind, folgt hier die germanische Fassung.

Ich hasse es. Alle haben so ihre Erinnerungen. Sie kennen ihren Opa, Onkel oder den Herrn Papa. Und sie wissen genau, wann ihr erstes Mal war. Gegen wen, wann und warum. Ein grandioses Spiel natürlich. Zumindest aber eine Niederlage, bei der die Fans in Zeiten eines ungleichen Kampfes wie verrückt von den Rängen schrien, als der Durchhaltewillen  der Schlosserjungs ins Unermessliche stieg. Und natürlich ist das dann – rückblickend – nostalgisch  verklärt ihr schönster Moment. Nirgends eine Inkubationszeit. Alle sofort infiziert.

Schön für sie. Ich kann da nicht mit dienen. Meine eiserne Entjungferung war weniger spektakulär. Mich verschlug es aus dienstlichen Gründen in die Alte Försterei. Dies immerhin in einer Zeit, als kein Flutlicht den heiligen Rasen beschien, keine Überdachung der Widerhall verstärkte. Es war in den goldenen Zwanzigern. Ach ne, stimmt nicht. Es war 1997. Genauer gesagt im August. Und zu Gast war der FC Sachsen Leipzig. Und ich kam auch nicht als Fan. Nicht als zahlender Fußballfan. Sondern als Linienrichter an die Alte Försterei.

Ich war 1995 aus Niedersachsen nach Eisenhüttenstadt gegangen, um bei der Märkischen-Oder-Zeitung mein Volontariat zu absolvieren. Um Redakteur werden zu können, musste das sein. Dafür hätte man sich auch auf Hintertupfingen eingelassen. Und mit mir in meine neue Heimat wanderte mein liebstes Hobby, dem ich seit meinem 16 oder 17 Lebensjahr frönte – die Pfeiferei. Immerhin hatte ich es bis in die Verbandsliga gebracht und war in Niedersachsen durchaus auch das ein oder andere Mal in Regionalligaspiele – damals immerhin die dritthöchste Spielklasse – an der Seitenlinie im Einsatz. Der Gilde der Schwarzkittel anzugehören, erleichterte mir reinem Wessi den Einstieg im Osten ungemein. So fuhr ich dann mit Rainer Spickenagel, Sohn der alten Vorwärts-Torhüterlegende Karl-Heinz, des Öfteren durch das NOFV-Gebiet.

OLYMPUS DIGITAL CAMERADiesmal führte uns der Weg nach Köpenick. Vergeblich kram ich in meinen Erinnerungen. Die Umkleidekabine für die Schiris? Hm, irgendwo hinten am Ende des Ganges in den Containern. Ich weiß es nicht mehr. Zu viele Kabuffs hab ich während meiner aktiven Pfeifen-Zeit erlebt. Irgendwie haben sie sich alle geähnelt. Zumindest war auch bei Union nichts Außergewöhnliches. Es blieb mir nichts haften. Ein spanungsarmes torloses Remis. Und auch Rückblickend bleibt nur zu sagen, dass mein erstes Mal auch mein letztes Mal war. Nicht, was Union betraf. Sondern als Unparteiischer. Wenige Wochen später hängte ich die Pfeife an den Nagel. Als nunmehr  Jungredakteur nur im Sport und nicht mehr auch in anderen Resorts unterwegs, ließ sich beides kaum nicht unter einen Hut bringen. Beides fand eben am Wochenende statt. Dienst ist nun mal Dienst du Schnaps eben Schnaps.

Vielleicht sollte noch hinzugefügt werden, dass auch die nächsten beiden Begegnungen mit den Eisernen mein Herz nicht für sie erwärmen konnte. Rund vier Wochen später traten die Köpenicker im Stadion der Hüttenwerker beim EFC Stahl. Dies unter wenig freundlichen Vorzeichen. Denn obwohl Union mal wieder chronisch Pleite war, hatte es das Management nicht daran gehindert, an den beiden besten EFC-Akteure zu baggern. Der lange Jörg Weber und Silvio Schade sollten seinerzeit für die mir unfassbar hoch erscheinen Summe von monatlich 20 000 Mark von der Oder-Neiße-Grenze an die Spree gelockt werden. Plus Auto und Wohnung versteht sich. Also ein Klub, der keine Kohle hatte – was in Anbetracht des Schuldenstandes noch eine richtig freundliche Untertreibung ist -,  wollte die Hoffnungen des EFC zunichtemachen, indem man die beiden einzigen Lichtblicke abwarb. Höchst unfein so etwas. Man war bei Stahl „not amused“ wie der Englänger sagen würde. Und die MOZ stieß mit einer gehörige Portion Lokalpatriotismus natürlich lautstark ins Horn. Roch alles ein bisschen nach Bayern-Methode. So haben die Bajuwaren schon manche Konkurrenz kleingekriegt. Muss noch erwähnt  werden, dass mich der einzige Sieg der Hüttenstädter gegen die Eisernen (3:0) diebisch freute seinerzeit? Am Ende des Spieletages fand ich mich mit einigen Akteuren aus beiden Teams  rauchenderweise in der Dusche wieder. Ich könnte schwören, es war Jörg Schwanke dabei gewesen. Aber der war damals gar nicht im Team. Wird also doch wohl wieder nur der Keiler gewesen sein. Oder Ronny Nikol. Egal. Auch das weiß ich mehr in Gänze. Die MOZ hatte ja keine Sonntagsausgabe. Zeitdruck war an einem Sonnabend ein Fremdwort für mich.

Hach, goldene Zeiten des Printjournalismusses in den Tagen vor einem funktionierenden Internet.  Where have all the papers gone? Long time passing …

Begegnung Nummer 3 war dann auch kein Grund sich irgendetwas wie einen Virus Matthias_Bunkus_first_time_Union_Berlin_05einzufangen. Mein bester Kumpel aus Göttingen hatte mich in Eisenhüttenstadt besucht. Und auf dem Weg nach Berlin machten wir im Stadion an der Alte Försterei Station. Es war ein nasskalter Oktobertag. Gegner: die allseits gefürchtete Fußballgroßmacht Spandauer SV! Besucher: Übersichtliche 1092 Mann verbreiteten nicht gerade Hexenkessel-Atmosphäre. Und ja, ein wiedermal torloses Spiel, riss uns ebenfalls nicht zu Beifallsstürmen hin.  Da war der Kinofilm gepaart mit einem Kneipenbummel in der Hauptstadt am Abend imposanter.

Erinnerungen an meine ersten Union-Erfahrungen habe ich also schon. Aber zum Eisernen haben mich diese drei Begegnungen bestimmt nicht gemacht. Wie das kam, ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

Sternstunde der Fan-Scheit

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Es war so etwas wie der Running Gag des Sommers. Wen man auch traf, egal wo. Man raunte es sich zu. Unaufgefordert. Es musste, aber sein. „Da fehlt ein Stern“, verkündete man mit einem schelmischen Grinsen, als gehöre man einer geheimen Sekte an. Der andere nickte. Anerkennend. Amüsiert. Wissend, dass das ja nicht anders ging. Denn so sehr die Marketender der Weltfirma auf Zack sind, das hatte keine Maschinerie der Welt leisten können.

Und so stolzierten wir in unseren Dreistern-Trikots durch die Straßen. Lustwandelten an den Ostseestränden und wisperten allen anderen gar nicht so geheimen Geheimnisträgern ein ums andere Mal fröhlich die Parole zu: „Da fehlt ein Stern.“

Was ein Sommer. Vielleicht nicht der von Gundermann besungene „zweitbeste„. Aber immer einer, der nicht so schnell in Vergessenheit geraten würde.

Sicher, die strahlende Jahreszeit hatte auch all das wider hervorgebracht, auf das ich getrost verzichten kann. Wespen! Flip-Flops im Straßenbild und nicht nur in Sanddünen. Lackierte Fußnägel in einer Vielzahl. als gelte es dadurch die Welt zu retten. Und Barfußgänger in einer dreckigen Großstadt. Wir wollen nicht die Barfußgänger vergessen.

An und für sich ist gegen so textilfreies Endbein gar nicht so viel einzuwenden. Es hilft sogar gewissen, wenig wohlfeilen Gerüchen vorzubauen. Aber baren Fußes doch bitte schön dort, wo es sich gut anfühlt. In feuchtem Gras, auf dem sich der Morgentau gegen seine bevorstehende Verdunstung wehrt. Oder im manchmal viel zu heißen Ostseesand. Aber nicht in vergotteten, mit Glasscherben und sonstigem Unrat übersäten Asphaltdschungel.

Es war der Sommer, an dem ein schon in die Jahre gekommener Song der Sportfreunde Stiller endgültig zu Grabe getragen wurde. Sie wissen schon: das unsägliche 54 – 74 – 90 – 2006, das wenig später um vier Jahre erweitert werden musste. Nun war es endgültig Zeit, sich davon zu verabschieden. Nicht mal, weil eine zeitgemäß adaptierte Version sich phonetisch nicht gut angehört hätte. Sondern weil dem einstmals Gassenhauer schlicht und einfach die Grundlage entzogen worden war.

Den er fehlte ja nicht mehr. Wir hatten ihn – den viel besungenen vierten Stern. Geholt im fernen Brasilien.Bewundert und bejubelt auch hier in Berlin. Stehend mit der Bunkine auf dem Sofa im WM-Wohnzimmer. Singend. Hoffend. Fluchend.

Manchmal staunend. War das möglich? War das echt Brasilien? Ich saß in Kärnten und starrte ungläubig den Bildschirm in einer Pizzeria an, während die Bunkine zu Hause um den Laptop tanzte. „Das muss man erlebt haben. Das glaubt einem keiner“ schickte sie mir via Facebook. Und hatte Recht. Aber so was von.

Wir wurden mitgerissen auf einer Woge der Begeisterung. Auf einer Welle der Euphorie. Nicht mal mein durchnässtes Beinkleid beim Finale – ja, es hatte mal wieder geregnet und die Plane über dem Sofa hatte sich gegen das Abdecken zu wehren versucht – konnte einen erschüttern. Obwohl es im ersten Moment sich leicht frostig anfühlte. Zumindest unterkühlt.

Doch bei dieser Sternstunde der Fanscheit war uns alles gleich. Wir saßen nur da, drückten die Daumen, kauten an den Fingernägeln. Und harrten der Dinge, die da kommen mögen. Sicher, die anderen hatten Messi. Doch wir waren der festen Überzeugung, dass wir Zeugen eines historischen Ereignisses werden würden. Das hatte sich eingebrannt durch das unauslöschliche 7:1 gegen die Gastgeber. Heute konnte nicht schiefgehen. Wir waren das bessere Team. Wir hatten den besten Fußball geboten. Es würde so was von verdient sein. Wir saßen da mit einer Hingabe, wie wir sie vielleicht sonst nur einem Fünf-Gänge-Menü in beschaulichem Ambiente aus den Händen eines Sternekochs entgegengebracht hätten.

Tage wie diese, summte automatisch durch mein Hirn. Gepaart mit Fetzen einer einstmals auf Helgoland verfassten Hymne. Und dann war es endlich soweit. Ein Götzendienst brachte uns den Moment. Der Stern war da. Und mit ihm der Running Gag des Sommers – „Da fehlt ein Stern“.

Bring(t) mich zum Rasen

FotoIch mag keine kleinen Kinder. Nicht mal mit Speck und Zwiebelchen. Und Bücher über Fußball schon gar nicht. Sicher, ich hab ein paar davon. Aber alles mehr oder weniger Zufallsprodukte. Fußball findet auf dem grünen Rasen statt. Meinethalben auch auf den Rängen oder in den Gazetten. ersatzweise im TV, wenn der Weg zum Stadion zu weit ist und man daher nur die Bidlschirme anbrüllen kann.  Und ja doch, ich schreib selber darüber. Dennoch mag ich Fußballbücher nicht.

Und nun sitze ich vor etwas, was diese beiden Themen vereint. Sie zu einer untrennbaren Einheit verwebt. Verwobt würde die Autorin wohl in ihrem als Stilmittel recht gern gepflegten Ostbrandenburgisch sagen. Stefanie Fiebrig aka @rudelbildung, für mich aber immer noch „La Lamm“ (so steht sie weiter in meinem Mobilfunkverzeichnis), hat es geschafft, mein Interesse zu wecken mit zwei Themen, die mich so gar nicht reizen – Kinder und Fußball. Ausnahmsweise nicht wordgepresst, sondern zwischen ein paar Pappdeckeln in schönstem Stadiongrün. Und mit einem treffenden Titel: Bring mich zum Rasen.

Der allein hat es ja schon in sich. Ist da das substantivierte Verb gemeint? Oder soll mich jemand zum Ort des Spielgeschehens geleiten? Auch hier steht zwei für eins. Steffi parliert munter vor sich hin. Nimmt uns mit auf eine beschauliche Reise, die wir gar nicht beenden wollen. Sie beschreibt ihre Liebe zum runden Leder, einst erwacht aus Liebe zu Menschen. Aus Momenten, in denen sie Authentizität einfangen wollte durch das Objektiv ihrer Kamera.

Locker flockig erzählt sie von ihrer Zuneigung zu Trikots und Farben. Und amüsiert sich selber über ihre eigene Unzulänglichkeit, das Trikot eines abgewanderten Fußballgottes adäquat ausfüllen zu können. Allein diese Passagen weckten ein ambivalentes Gefühl in mir. War es doch meine Wenigkeit, die ihr einst das Leibchens unseres ewigen Torwartes unserer Herzen verschafft hatte. Jan Glinker bleibt unsere Nummer 1, ungeachtet der Tatsache, dass er derzeit nicht mal bei einem Viertligisten seiner liebsten Berufsbeschäftigung nachgehen darf. Mit sehr viel Wehmut nahm ich daher einst zu Kenntnis, dass sie Avatar bei Twitter geändert hatte. Nicht mehr die die Rückenansicht besagten Leibchens zierte es, sondern ein wohlfeil gezeichnetes Selbstportrait. Ein Gelungenes muss ich sogar sagen. Denn wunderbar malen kann sie neben „schreiben“ auch, auch wenn sie in „Bring mich zum Rasen“ behauptet, dass sie so vieles nicht könne.

Dieses Buch liefert keine Ergebnisse, keine tiefschürfenden Analysen oder Hintergrundberichte. Es erhebt auch nicht den Anspruch, von Fußball Ahnung zu haben.  Es lebt von seinen Gefühlen und von seiner  Leidenschaft. Von den Geschichten über Menschen und den Geschichten, die die Autorin über sich preisgibt. Beispielsweise  von dem Testspiel, bei dem sie sich ihren Göttergatten geangelt hat und von dem sie heute nicht einmal mehr das Ergebnis weiß. Was wir hiermit ihr nachreichen: 2:1 ging’s aus im schönen Schöneiche an einem kalten End-Januar-Nachmittag des Jahres 2009. 2:1. Aber nicht für die Guten! Auch wenn da bei denen zahlreiche der ehemals Guten sich tummelten.

Diese Anekdoten mach „Bring mich zum Rasen“ lesenswert. Diese ungewohnte Perspektive, eine völlig andere Art des Draufschauens. Es ist ein Muss für Freunde des runden Leders. Egal welche Farben sie tragen. Weil es die Liebe zum seinem Klub nicht verbirgt oder mit großem Sendungsbewusstsein brutal vor sich herträgt. Es ist zeitlos quasi stellvertretend für alle Fans und ihre Fanwerdung. Und es hält überraschende Momente bereit.

Denn mal ehrlich, wer käme schon auf den Gedanke ein zweites Mal zu besingen? Nur Erbsensuppe wird aufgewärmt besser. Doch Steffi schon. Sie tut das .mit eiern Nonchalance, als würde sie mal eben in den Garten flip-floppen, um Gartenkräuter für das Abendbrot einzusammeln. So „schrub“ sie über das zweite Derby im Olympiastadion, nicht über jeden Abend im Februar 2010, an dem John-Jairo Mosquera, Torsten Mattuschka und  Torsteher Maikel Aerts – letzterer eigentlich auf der anderen Seite, aber dank seiner Mithilfe doch für einen Moment auf der Seite der Guten – unsterblich wurden.

Es ist nicht alles nur lustig. Manche Kapitel stimmen einen sehr nachdenklich. Und Melancholie tritt auf. Aber auch das ist großes Kino. Weil Steffi wieder wunderbar mit unserer Gefühlswelt spielt.

Und jetzt sitze ich hier und schreibe über etwas, was ich noch nicht mal zur Gänze kenne. Denn nach den ersten 30 Seiten hatte es mich schon so gepackt, dass ich eine Elegie darauf verfassen musste. Und die Gefahr, auf den folgenden Seiten enttäuscht zu werden, erachte ich als gering. Ich kenne Rudelbildungs Stil aus dem Stadtteilmagazin Maulbeerblatt oder ihrem Blog Textilvergehen, in dem sie sich leider in letzter Zeit viel zu wenig produziert. Und wenn nur durch Bilder  oder als Randgelächter bei den stets überlang daherkommenden Podcasts. Wenn es mir nicht weiter gefallen sollte, bin ich selber schuld. Das wäre so, als ob ich nach einem perfekten Date am Abend der jungen Dame leider sagen muss, es liegt an mir, nicht an ihr.

Und nun entschuldigen Sie mich, bitte. Ich muss aufhören. Da warten noch rund 190 weitere Seiten auf mich.

Wie Coca-Cola Uns Jogi auf die Sprünge hilft

Ja, ja, die Macht der Sponsoren. Alltäglich. Unübersehbar. Der Einfluss wächst. Wer zahlt, will ja auch die Musik bestellen, oder? Doch langsam wird mir das ganze unheimlich. Zu welch perfiden, nahezu subversiven Methoden ein omnipotenter Brausehersteller greift – und nein, liebe Fußballgemeinde, ausnahmsweise ist nicht dieser komische, die Fußballwelt verändernde Energiedrinkhersteller aus einem bis 1806 zum Heilligen Römischen Reich gehörigen Landstrich gemeint – scheut keine Kosten und Mühen, um nachhaltig auf den Bundes-Jogi einzuwirken – So zumindest lehrte mich heute  mein täglich Gang in die Kantine.

Das, ein liebgewonnenes Ritual, wenn manchmal auch Qual (mangels Wahl), offerierte mir ein seltsam Bild beim Griff ins Kühlregal. Der in Atlanta beheimatete und mit dem DFB verbandelte Getränkelieferant sendet deutliche Signale nach Santo Andre aus, wo Jogi gerade über die Aufstellung für das USA-Spiel brütet. Und dort stand sie nun, fein säuberlich aufgereiht. Jogis neue Viererabwehrkette von rechts nach links: Philipp (was der gar nicht gerne hören mag), Jerome (endlich wieder innen), Per und Benedikt. Sachen gibt’s.

FotoPS: Es waren zu meiner nicht gelinden Überraschung tatsächlich die letzten vier Cola-Zero-Flaschen im Regal. Ich musste dafür nicht mal sortieren oder suchen.

 

PPS: Und  jeder, der jetzt den naheliegenden Gedanken hegt, dass Cola mit Absicht Nullen empfiehlt respektive mit einer veritablen Umstellung die Joginatoren zu schwächen hofft,  damit Klinsis US-Boys die nächste Runde erreichen, sollte sich dringend als Verschwörungstheoretiker staatlich vereidigen lassen 😉

 

 

 

Der Mann ist unbezahlbar

Gery Lineker, der Erfinder des Bonmots Fußball ist ein einfaches Spiel, 22 Mann jagen einen Ball und am Ende gewinnen immer die Deutschen“ hat seinen Sinn für Humor auch in den schwärzesten Stunden nicht verloren. Gestern waren seine Twitterergüsse wieder einmal legendär ob des Ausscheidens der Three Lions.

Auch wenn wir von ihnen abhängig sind, ist das keine Entschuldigung für die Italiener, so (schlecht) zu spielen wie wir.

Recht hat er.

Und natürlich durfte auch eine Anleihe bei den Großmeistern des britischen Humors, bei den legendären Monty Pythons und ihrem  „Leben des Brian“  nicht fehlen:

Köstlich.

 

Mein Sofa, mein Stadion, mein Wohnzimmer

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Vorfreude, schönste Freude … Aber mal ehrlich, von WM-Fieber war lange Zeit nix bei mir zu spüren. Mehr so im Gegentum. Es ging mir auf die Nerven das ganze Vorgeplänkel, dieses kadereske Streichorchester. Dieses Kaffeesatzleserei nach den vielen mehr oder weniger sinnvollen Testspielen. All diese aufgebauschten Hiobsbotschaften und nicht enden wollenden Katastrophen. Hier ein Pickel aufgeplatzt, dort ein Fingernagel gebrochen, dazu der gemeine Haarspliss. Flankiert von all diesen astrologierenden Astrologen. Gähn. Langweilig.

Doch Dienstag morgen war es dann soweit. Ich verspürte es dieses gewisse Kribbeln.Zunehmend mehr wurde ich ballaballa. Und schuld daran war ein eher profaner Gebrauchsgegenstand. Ein ganz herkömmliches Möbelstück – ein Sofa!

Der geneigte Leser – so er denn meine Wenigkeit ein wenig kennt –  ahnt es bereits, ich will hier jetzt nicht als Stilikone oder Wohnberater auftreten, sondern einmal mehr meiner rot-weißen Ader frönen. Besagtes Mobiliar musste sich einem Mobilitätstest unterziehen. Aus dem fernen Wedding galt es ihn fortzubewegen und in Köpenick ein neues Zuhause zu geben. Denn dort, im Ballhaus des Ostens, harrten Seinesgleichen. Gemeinsam wollten sie – besessen von ein paar Verrückten – König Fußball huldigen, der dort allabendlich über eine überdimensionale Leinwand flimmern sollte.

Hey, das wird ein Spaß werden, dachte ich noch bei mir, ehe ein Blick auf den Wecker meine Laune vergällte. 6.30 Uhr? Wtf? Warum nur tue ich mir das an.? Der Morgenschlaf war mir heilig als echtem Nachtschattengewächs. Ich ward doch ein Arbeiter der Stirne, und nicht der Faust. Ich dichtete und denkte Zeit meines Lebens in den dunklen Abendstunden. Ob nun im Studium oder in den Redaktionsstuben. Was nur um Himmels Willen hatte mich das vergessen machen? Welche Fieberwahn hatte sich meiner bemächtigt. Hätte ich nicht schön und gemütlich in meiner Stampe? So völlig stressfrei ohen Plackerei! Aber ne, musste schon was Besonders sein für den feinen Herrn. Und nun hatte ich den Salat, saß mit meinem Kumpel Svenni noch vor dem Aufstehen in der M13  und strebte der baldigen Ex-Heimat der guten alten Couch  entgegen. Denn diese wurde mir als Dauerleihgabe von einem Bekannten überlassen, der sich häuslich zu verändern gedachte und der alte Weggefährte spielte darin keine Rolle mehr.

Kam mir zupass.

Soweit die Theorie. Nun gut, die Zeit hatte ich ja schon erwähnt. Die Temperaturen auch? Nicht? Sie sollten sich daran erinnern. It was hot, damned hot. Und meine Laune stieg umgekehrt proportional zum guten alten Quecksilberthermometer an. Von der Stirne heiß, rinnen tat der Schweiß. Tröpfchen für Tröpfchen Qualität. Kommt doch von Quälen, oder? Es war nur ein  Sofa. Eins. Nicht mal übermäßig Und auch nur der zweite Stock. Doch es langte. Möbelpacker werde ich in meinem weiteren leben nicht mehr. So viel steht fest. Muss noch erwähnt werden, dass die Stadtautobahn auch noch mit dichten Verkehr aufwartete. Nicht nur der Motor geriet zunehmend ins Kochen. Die Zeit drängte zudem, da meine freundlichen Begleiter noch ihrer Arbeit entgegenstreben mussten.

Doch für all die Unbill ward man entschuldigt, als die gerentete Robbe dann sanft im Stadion an der Alten Försterei einrollte. Geschäftiges Treiben. Hektisches Kabelgezerre. Monitorcheck. Es war alles in vollem Gange. All die kleinen Couchtischchen. Nüdelich. Die weißen Lampenschirme. Entzückend, um es mit Kojak zu sagen.  Ein Tapete an den Traversen, die ich nicht einmal in den 50er Jahren mein Eigen hätte nennen mögen. Fast schon eine Persiflage eines Wohnzimmers.  das sollte gefährlich sein? Oha. Welch abgrundtiefer Verrat an der Fankultur, diesen Gralshütern der rollenden Kugel. Welch ein Dolchstoß in den Rücken der selbsternannten Avantgarde.

Doch egal. Ich war da. Mittendrin. Schweißgebadet, aber glücklich lag ich auf meiner Couch. Zum Teufel mit all denen, die uns diesen Spaß nicht gönnen wollen. Zur Hölle mit denen, die den Untergang des Abendlands und den Niedergang der Fankultur angesichts des kommerziellen Events in ihrem Wohnzimmer beschrieen. Selber mal Emotionen respektieren!  Wer sich an andere Leute Eigentum vergreift und ihnen den Spaß nicht gönnt, sollte sich einmal selber hinterfragen. Ich jammer‘ doch auch nicht rum, wenn bei Rückstand mal wieder völlig Spiel unbezogen gegen Stadionverbote angesungen wird.  Ich brülle auch nicht bei jedem Bengalo Zeter und Mordio.

Hier würde ich sitzen. Zusammen mit all den anderen Eisernen. Und Gästen. Es war nicht Union. Aber artverwandt. Und Fußball. Besonderer Fußball sogar. Und wo kuckt man das am besten? Eben! In einem Stadion und nicht auf verfickten Fanmeile am Fifa-Brandenburg-Gate oder wie immer das Ding dann auch heißen mag.

Schweißgebadet saß ich dann da. Tropfnass.Angeschmiegt an ein braun-beiges Etwas, dass in seiner Hässlichkeit an nasskalte Frühlingstage erinnerte. Aber das war egal. Meins. Drin. Zufrieden seufzet Bunki klein, hier bin ich Fan, hier darf ich’s sein. Mögen die Spiele beginnen.

 

Hören Sie auf, zu jammern, Herr Wulff

So, so, jetzt hat er also ein Buch geschrieben der Christian. Eins, das endlich die wahre Sicht auf die Dinge enthüllt. Was eine Freude … Und, Überraschung, bitter Unrecht ist dem kleinen Wulff geschähen.

Eine Träne für Petronius, und eine für Sie.

Nun gut den Makel des Versagers hatten Sie mit dem Sieg über Gabriel abgestreift. Aber auch das war nur das Glück des Augenblickes. Oder politische Dummheit des SPD-Mannes. Niemand in Niedersachsens CDU hatte ernsthaft kandidieren wollen, weil der Wahlausgang sicher schien. So mussten Sie als Streichkandiat ein drittes Mal ran nach Ihren beiden grandiosen, farblosen Niederlagen. Und hatten schlichtweg Glück. Nicht weniger, nicht mehr.

Ganz ehrlich, Sie haben es bis heute nicht begriffen. Du weißt gar nichts Jon Snow möchte man Ihnen entgegenrufen.

Eine Kampagne wittern Sie, wie die Kollegen von der Zeit so schön geschrieben haben. Vor allem der linken Coleur. Datierend aus den Zeiten ihrer Präsidentschaftsbewerbung. Bild, Spiegel und FAZ bekommen alle ihr Fett ab Klein-Chrissie gegen den Rest der Welt. Süß!!

Mal abgesehen davon, dass Ihnen hier eine seltsam anmutende  Rechts-Links-Schwäche unterstellt werden muss, möchte man fast applaudieren, dass sie den Zeitpunkt des tiefen Misstrauens, das Ihnen entgegenschlug, begriffen haben.

Denn das mag sogar stimmen. Weil Sie im besten Mannesalter, als noch vergleichsweise junger Politiker für sich beschlossen hatten, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen und sich in die soziale Hängematte des Bundespräsidialamtes zu legen. Mit nur 49 Jahren? Mit Nicht-mal-50!!  In Rom kam auch erst ab einem gewissen Alter in den Senat. Aber um dort etwas zu leisten!

Darf ich hier mal kurz die niedersächsische Verfassung zitieren, deren oberster Lordsiegelbewahrer Sie seinerzeit waren: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Volke und dem Lande widmen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und die Niedersächsische Verfassung sowie die Gesetze wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegenüber allen Menschen üben werde“, heißt es in Artikel 31. Kraft dem Volke widmen!

Hallo, merken sie was? Von Pfründen abgreifen steht da weniger. Der Weg ins Kanzleramt war zu weit. Zu merkelig. Zu dornig. Zu unsicher. Also sich schnellstmöglich zur Ruhe setzen. So ein repräsentativer Job ist doch auch was Feines. Zudem glamouröser. Und nicht so undankbar wie ein alltäglicher Kampf im Dschungel des niedersächsichen Landtages. Nicht so ermüdend. Ist Ihnen da nie das Wort Fahnenflucht in den Sinn gekommen? Anderen schon. Und Misstrauen. Sehr viel Misstrauen.  Wie soll man einem solchen Burschen vertrauen, der bei der ersten besten Gelegenheit kneift? Der nur an sich selber denkt.

Glauben Sie ein Richard von Weiszäcker hätte so gehandelt? Wie war das doch noch gleich mit Kants kategorischem Imperativ?

Weizsäcker. Hach. Es ist eine Schande, dass man Sie beide qua Amtes  in einem Atemzug überhaupt erwähnen muss.

Ihre Haltung zu Glogowski schon vergessen? Waren Sie es nicht, der sich als einer der schärfsten Kritiker gegenüber Bruder Johannes bei der Düsseldorfer Flugaffäre aufgespielt hatte? Forderten Sie nicht einen Bundespräsidenten, der moralisch integer sei? Und mal ehrlich, wenn Ihnen auch rechtlich nichts nachzusagen ist, allein die Tatsache, dass das geprüft werden musste, disqualifizierte sie mehr als genug für das Amt.  Davon, dass Sie die Medien in der Ausübung ihres Jobs behindern wollten, wollen wir gar nicht erst anfangem.Mit zweierlei Maß zu messen, zeugt nicht von Führungseigenschaften.

Nein, mein Herr. Sie hatten das Amt nicht verdient. Was Sie jetzt mit Ihrem Buch noch einmal nachdrücklich beweisen.

Sie haben sich mit der Kandidatur fürs Bundespräsidialamt als das geoutet, was man in der Politik nicht sehen will: als einen hemmungslosen Karrieristen und Beutelschneider. Hauptsache sich ins gemachte Nest setzen und dick abkassieren. Menschen wie Sie sind der Grund dafür, dass der Berufsstand des Politikers ein so niedriges Ansehen hat. und auch jetzt tun sie noch alles dafür, dass das so bleibt.

We few. We happy few. We band of brothers

FotoWenn ein Pfaffenspross in einer Kirche singt, muss das nicht zwingend was mit der Ausübung christlicher Gebräuche zu tun haben. Auch wenn es naheliegend scheint. Doch Roland Krispin ist zwar ein sehr ehrenwerter Nachkomme eines Geistlichen, doch seine Lieder sind eher weltlichlicher Natur. Eine Kostprobe davon gab es am vergangenen Sonnabend in Neukölln in der Nikodemuskirche. Christoph Thiel und Roland Krispin sind der eisernen Gemeinde im Südosten unserer Stadt spätestens seit ihrer Ballade  „Wir sind Union“ bekannt. Doch das Duo kann weit mehr als Stadion-taugliche Musik einspielen. In Neukölln hatten sie sich Verstärkung  mitgebracht. Franziska Kraft am Cello und Barbara Klaus-Coska am Akkordeon untermalten die beiden eisernen Barden. Und um es vorwegzunehmen, dieser mein  St. Crispins Day hätte ein paar mehr Besucher verdient gehabt als die paar Gestalten, die da waren. Aber es waren happy few, a band of brothers.

Foto2Oft und gerne – so behauptet es das Netz – werden die beiden mit Element of Crime verglichen. Ja, doch, Geht es nicht noch ne Nummer größer?, hatte ich biem ersten Lesen der Band-Bio so gedacht. Wenn man etwas nicht kennt, möglichst marktschreierisch anpreisen. Und überhaupt, es fiel mir schwer zu glauben, dass man Sven Regener & Co. so einfach das Wasser reichen könnte.

 

Gut, wenn man die sanften, vorsichtigen Töne so hört, die er anschlägt, können einem schon die traurig-schönen Klänge von Element of Crime als wesensverwandt erscheinen. Krispin kommt nicht mit dem Vorschlaghammer daher. Es sind keine Lieder zum mitgrölen. Aber spätestens bei den Texten ist mit der Ähnlichkeit Schluss. Krispin kommt viel lebensbejahender rüber, ist bei weitem nicht so melancholisch, so düster. Und man muss genau zuhören, wenn er von Ost und West schwadroniert, in Erinnerungen an eine verflossene Liebe verfällt.

Foto2Vielleicht kann einer daher meine Vorfreude verstehen, wenn am kommenden Dienstag Krispin wieder gemeinsam mit Christian Arbeit und dessen Band The Breakers auf der Bühne stehen werden und im FluxBau die B-Seite seines Vinylprojektes aufnehmen will.

 

P.S. Bessere Bilder findet man beispielsweise hier.  Bin halt doch nur ein Schreiberling.

 

 

 

Du, die Wanne ist voll (Szenen meines Lebens XIV, nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge)

Mens sana in corpore sano. Nie ward mir das besser bewusst als in diesen Tagen, da mich ein fürchterlicher Rücken plagt. Körper und Geist sind untrennbar miteinander verbunden. Denn neben dem körperlichen Schmerz kommt da noch der geistige Frust hinzu. Nun gut, an beidem bin ich nicht ganz unschuldig. Der Versuch meinen Barbaren zu leveln, weil das dumme Biest Diablo ihn mir immer kurz vor dem finalen Hieb in die ewige Jagdgründe schickt, ist das eine. Mit besserer Taktik sollte ich endlich in den fünften Akt des Computerspiels einsteigen können. Viel schlimmer aber war meine hausgemachte Dummheit, das altgeliebte Computerspiel am Couchtisch betrieben zu haben. Sie wissen schon, eine Muskulatur entspannende Haltung geht anders.

Nun gut. da muss ich jetzt durch. Doppelt. Und natürlich sucht man Abhilfe. Zumindest für den physikalischen Teil, denn das Hirn wird sich erst entspannen,  wenn ich den Teufel erledigt habe und den sehr ehrenwerten Mr. Baal verfolgen darf. Aber zurück zum Nass und meinem Rücken. Ein heißes Bad gehört da zu den Sachen, die gemeinhin als empfehlenswert für Verspannungen gelten. Was mich in die Abgründe der Nostalgie driften ließ.

Denn ich gehöre eher zu den Menschen, die nicht dem heißen Wannengenuss frönen. Ich bin ein Warmduscher. Ist praktischer. Schneller. Spart Wasser. Ist also umweltbewusster und Geldbeutel schonend. Und überhaupt.

Sicher, auch ich stiegt derweilen in das mit heißem Nass gefüllte Porzellanbecken. Meist dann, wenn es mit entsprechenden Düften und netter weiblicher Begleitung gefüllt war. So mit Kerzenlicht, Schaum und prickelndem Schaumgetränk französischer Herstellung. Aber das dient mehr der Belustigung als der Entspannung  und liegt nun auch schon eine Weile zurück. Zumindest das letzte Mal.

Und doch habe ich ob meiner Jugend richtig schöne Erinnerungen an große, dampfausstoßende Gefäße, in denen ich mich räkeln durfte. Es war ein samstäglich Ritual zu den Zeiten, als der Fußball noch nicht auf allen Kanälen lief. Als noch kein Pay-TV am Horizont und Privatfernsehen versuchte, das Bildungswesen zu konterkarieren. Mein ehrenwerter alter Herr und ich stiefelten regelmäßig am sechsten Tag der Woche in den Nassraum. Nur wir zwei. Dafür aber bewaffnet mit einem Kofferradio! Denn es galt der Bundesliga-Konferenz auf NDR 2 zu folgen. Die war mitnichten mit dem Anpfiff zur Stelle. Erst in der zweiten Halbzeit, also da, wo die Spiele spannender wurden, dröhnten die sonoren Stimmen der Kommentatoren durch unsere heilige Hallen, trugen uns auf unsichtbaren Wellen von einem Spielort zum anderen, ließen uns jueblen udn aufstöhnen. Je nach Gusto.

Es war eine Zeit, in der ich als Jungfan der damals drittöstlichsten und heute zweitöstlichsten Bundesligamannschaft arg zu leiden hatte. Davon schrub ich ja schon an andere Stelle. Aber, wie gesagt, es war ein Ritual. Da lagen wir nun im kühler werdenden Nass, lauschten ergriffen den Torschreien. Stets hin- und hergerissen in dem Verlangen, Heißes nachzufüllen oder uns aus der Wanne zu quälen. Denn bis zum Anpfiff der guten alten Sportschau, die seinerzeit nur die Highlights einiger weniger Spiele präsentierte und noch nicht eine allumfassende Berichterstattung für ihr Publikum vorhielt, galt es noch andere Dinge zu erledigen. Mit Schirm, Charme und Melone harrte unser im Dritten. Auch Time Tunnel. Wobei ich mich nicht mehr Recht erinnere, ob das nicht eher nach der Sportschau lief denn parallel. Zumindest lief es, bis das große Fernsehprogramm des Abends begann, stets eingeläutet durch Mr. Tagesschau Karl-Heinz Köpcke.

IMit einsetzender Adoleszenz ging das Ritual zunehmend verloren. Ich trieb mich pfeifenderweis auf Fußballplätzen herum. Samstag die C- Junioren oder irgendwelche Damen, die angeblich das Leistungsniveau der Regionallia inne  hatten Später dann höherklassig. Und als ich dann noch später gar den geliebten Status des Homo studiosus erklommen hatte, waren mir die Wannen in meinen ersten Behausungen verloren gegangen. Und damit wohl endgültig die Vorliebe zum Baden …