So, so, der Herr Brussig also. Kann man ja mal mach
en. Immerhin hat der gute Herr ja auch mit „Leben bis Männer“ und „Schiedsrichter fertig“ zwei recht bemerkenswerte Stücke über Fußball, das Leben und den Rest des Univ
ersums an sich geschrieben. Als Autor hat er was drauf. Mit großem Vergnügen habe ich seinerzeit „Helden wie wir“ und „Das untere Ende der Sonnenallee“ verschlungen. Und dass mir mein erstes Zusammtreffen mit ihm einen recht peinlichen Auftritt in meiner journalistischen Karriere beschert hat, lag weniger an dem Herrn Autor, denn an mir. Wenn man eine Buchlesung in der lokalen Gazette schön großflächig bewirbt und sich mit dem ach so tollen Artikel brüstet, sollte man nicht so stolz darauf sein, wenn man den Namen des Vortragenden nicht richtig wiedergegeben hat. Als junger Volontär in Eisenhüttenstadt hatte ich mir das u in Brussig für ein ü vormachen lassen. Herr B., also der andere, nicht ich, war nicht sehr amüsiert. Anfängerfehler. Lassen wir das.
Nun soll der gute Herr ja auch leidenschaftlich vor sich hin kicken. Da kann unser gutes Verbandsorgan ihn schon mal in einem Interview zu Wort kommen lassen.Ob man sich aber in seiner Hauspostille so unwidersprochen kritisieren lassen muss, so von oben herab runtergeputzt sehen möchte, lasse ich einmal dahingestellt.
Gerne hätte ich hier die entsprechenden Passagen verlinkt. Aber der VdS ist da eher so OldMedia1.0. Also machen wir das mal auf gute, altmodische Art wie im Studium. Gerlernt ist halt gelernt.
Brussig: „“Der Sportjournalismus steht demzufolge vor dem Problem, dass er permanent mehr aus dem Sport machen muss, als er ist.“ (Sportjournalist 11/2009, Seite 10)
„Das Investigative ist eine Seite, die der Sportjournalismus nicht notgedrungen braucht“. (ebd.)
Und: „Der Sport wird routiniert und gedankenlos abgefeiert.“ (ebd. Seite 11)
„Wir wissen doch, wie Zeitungen sich darin gefallen, Konflikte anzuheizen und damit die nächste Folge der Seifenoper zu schreiben.“ (ebd.)
Tschuldigung, für wen wird der Sportjournalismus noch mal gemacht? Muss ich dafür wirklich Beitrag zahlen, dass ich mich beschimpfen lasse? Ne, so geht das nicht. Zum Glück lieferte Brussig in dem Interview ja eine Herangehensweise für den rechten Umgang mit Druckerzeugnissen gleich mit, in dem er fordert, dass man eine kritisch-spöttische Haltung entwickeln solle.
Machen wir uns den guten Vorschlag gleich mal zu eigen. Wie war das noch gleich mit dem Thema unreflektierte Überhöhung profaner Sachverhalte? Das mit dem Mehr aus etwas machen, als es ist? Die fabulöse Thekenschlampenmannschaft, deren Mitbegründer der kickende Literat ist, hat sich in der ihr eigenen Bescheidenheit einen richtig netten Namen verliehen. Sie nennt sich schlicht Autonoma. Das steht für Autorenationalmannschaft!
Freizeitkicker als Landesauswahl? Ne, ja ist klar. Gut, dass Brussig nichts überhöht.