I’m dreaming of a black-an‘-white World Cup

Foto: Gassmann/Express

Weiß? Also ganz in weiß. Vonne Birne bis zu die Füße, wenn man mal absieht von dem komischen roten, äh Brustring? Pfeil? Balken? Ja was denn eigentlich? Und Schwarz und Gold muss man auch noch mit der Lupe suchen, so sehr werden die Nadelstreifchen am Rande von den Rotbalken überschattet. Unsere Landesfarben sind ja – den Lützower Jägern sei Dank und dem Hambacher Fest eingedenk – ganz bestimmt schon immer auch schwarz-rot-rot.rot-gold, ne?

Aber egal. Lassen wir das. Kommen wir zum Grundsätzlichen zurück. Auch noch ne weiße Hose? Nun komme man mir nicht damit, dass der DFB schon 1970 in Mexiko gegen Uruguay in blütenweiß Platz 3 errungen habe. Oder die berühmte Wasserschlacht von Frankfurt anno 74 gegen die Polen. Das waren Ausnahmen. Geschuldet auch in nicht unerheblichem Maße  dem schwarz-weiß Fernsehen. Also heutzutage im Zeitalter des Supertechnicolor-HD-Sonstwas-MultiKulti-Schnickschacks unnötig wie ein Kropf. Und das, weiß jedes Kind. Selbst wenn man später geboren ist und nicht wie ich damals die Sprengel-Bildchen der Weltmeisterschaften von 1966, 1970 und 1974 gesammelt und fleißig eingeklebt hat (und ja liebe Kinder, es gab auch mal eine Zeit vor Panini!)

Also ganz ehrlich verarschen kann sich der Fan alleine. Dazu bedarf es keineswegs der Marketingstrategen von Adidas, die mit den beiden neuen WM-Kleidungen eine ausgesprochene Abneigung gegen Tradition offenbaren.

Das anthrazitfarbene von 2002 konnte man ja im Sinne der Historie noch irgendwie hinnehmen. War ja ein leichter Grünstich drin. Auch mit dem Reversen, also schwarzes Hemd, weiß Hose, konnte man sich zur Not anfreunden. Mit letzterem machte man immerhin die Klinsmann’sche, Sündfall, die Rot-Orgie im Away-Dress vergessen.

Doch bei der letzten Euro in Polen und in der Ukraine war es endlich soweit. Es wurde  sich endlich wieder dem klassischen Grün verschrieben. Zurück zu den Wurzeln, dachte ich glücksbeseelt. Ende Allende mit den ganzen scheußlichen Experimenten. Jott sei’s jetrommelt und jepfiffen. Was von den Marketender mit Liebe zum Detail ja ausgiebig gefeiert wurde.

Mit stolzgeschwellter Heldenbrust verfolgte ich das Geschehen im fernen Polen und in der Ukraine. Zitterte in Grüne bei Siegen und bei Punktverlust.  Alles in der Hoffnung, dass es Fotouns künftig ein treuer Begleiter sein wird. Ach ja, Weit gefehlt. Ales nur von kurzer Dauer. Und was immer das sein soll, was uns die Sportschuster aus Franken diesmal aufnötigen, mit den Jungs, die den Adler auf der Brust tragen, hat das nichts, aber nullkommanix zu tun! (Foto: Bunkus)

 

Was zum Teufel spricht denn gegen das allseits beliebte  Grün? Legendäre Schlachten wurde darin geschlagen. Das 3:1 im Wembley-Stadion 1972 im EM-Viertelfinale. Das 2:3 gegen die Gauchos anno 1986. Ein Spiel, das die Albiceleste ohne die Hand Gottes im Viertelfinale gar nicht hätte bestreiten dürfen. 1974 wurden die  Schweden 4:2 im  Rheinstadion zu Düsseldorf abgeferkelt. (Ja, auch das gab es mal. Stadien, keine Arenen!) Die Liste ließe sich fortsetzen. Spielend.

Grün ist die Hoffnung. Kann sich das keiner bei  der Marke mit den drei Streifen merken? Was rauchen die für ein Zeug? Egal was es ist, nehmt weniger.  Oder sind die alle gemäß der scherzhaften englischen Übersetzung (all day i dream about sex) mit was ganz Anderem beschäftigt da unten in Herzogenaurach?