Warum?

Sie hat geweint. Nein, nicht bei mir. Die Blöße gibt sie sich nicht. Sondern bei unserer gemeinsamen Freundin. Sagte, sie sei so unglücklich.

Was will sie? Mitleid? Oder dass sich die Situation ändert? Dann soll sie mal ihre Verhaltensweisen überprüfen, ob sie nicht auch Fehler gemacht haben könnte. Vielleicht kommt sie dann drauf.

Ich habe ihr genug Signale gesendet. Irgendwann kann man nicht mehr.

Sie ist mir nachgelaufen …

Sie ist mir nachgelaufen. Eineinhalb Tramstation lang. „Bleib doch mal stehen“, flehte ihre Stimme aus dem Handy. Als ich mich umdrehte, sah ich sie an der Kreuzung hinter mir. Die Ampel war rot.

Dabei hatte ich ihr doch zu verstehen gegeben, dass ich sie nicht sehen wollte. Wirklich nicht konnte. Ihre Mail in der sie um ein Treffen am selbigen Abend bat, war auch so sachlich gewesen, so unpersönlich, als ob man ganz beiläufig einen alten Bekannten nach Jahren mal wieder rein zufällig getroffen hat.

Freiräume für sich selber fordern, ach was rede ich, die totale Freiheit verlangen, sie sich immer hinten rum heimlich zu nehmen, aber jetzt mir den nötigen Abstand nicht gönnen wollen. Den Abstand, den ich einfach brauche, um meiner Gefühle Herr zu werden.

Trotz meiner E-Mail-Absage hatte sie dann angerufen. Seit Wochen erstmals auf dem Handy und nicht hinten rum auf meinem Festnetz. Also dort, wo kein Anrufbeantworter dran ist, sondern ich nur die ISDN-Nummer erkennen kann. Jetzt der Anruf auf meinem Handy: Wo ich denn sei. Sie würde hinkommen. Ich wollte nicht. Und sagte es ihr noch mal. Und deutlich. Weil ich keinen Sinn darin sah. Wir würden doch wieder nur in alte Verhaltensmuster fallen. Daher mein eiliger Aufbruch. Und während ich die Alle runter eilte, dem Alex entgegen, kam sie mit der Tram hoch. Mich sehen, an der nächsten Haltestelle raus springen und mir nachrennen und gleichzeitig anrufen war eins: „Bleib doch mal stehen!“ Und da stand sie nun …

Irgend was bleibt immer

Was macht eigentlich, wenn man alle Rätsel des Tages geraten, alle Sudokus dieser Welt gelöst hat? Die Steuererklärung? Wäsche waschen, aufhanängen und wieder abnehmen. Und dann selbst bei so einer mechanischen Verrichtung stellt man fest: irgendwas bleibt immer. Wie ihr „Socken-Memeory“. Das passende zueinanderfinden zweier einzelnen Strümpfe, damit sie das bilden, was wir nicht mehr sind.

Immer mehr wächst die Wut und Enttäuschung über mich selber. Das ich all die Zeichen nicht sehen wollte, die Augen davor verschlossen habe und immer weiter rein investiert habe in etwas, was längst tot war. Das all die Gespräche über Zukunft leere Rituale waren, wenn ihr Handeln eine immer andere Sprache sprach.

Nun ja, selber schuld.

Einsamkeit ist langsamer, qualvoller Tod.

Irgend was bleibt immer

Der Tag hält nicht, was er versprochen hat …

Fing eigentlich ganz gut an alles heute. Nicht jeder Gedanke galt ihr. Ausnahmsweise fats keiner. Und dann kam eine Mail, mit der sie sich dafür entschuldigen wollte, dass sie sich nicht gemeldet hätte nach ihrer Rückkehr aus den Staaten. Aber sie sei dienstlich für ein paar Tage weggewesen und hätte keine Zeit gehabt. Halbwahrheiten, wie immer. Hat sie schon vergessen, dass sie mich am letzten Mittwoch von ihrem Festnetz aus bei mir zu Hause angerufen hat? Da war sie schon wieder einige Tage im Lande. Wie soll man da Vertrauen haben?

Die Abschiedsformel „Gruß und Kuss“ macht mich nur wütend. Geküsst hat sie mich doch eh nicht mehr seit damals, als sie auch dem anderen nicht nur den Kuss verweigerte.

Und schon sind meine grauen Zellen wieder nur mit dem einem Thema beschäftigt. Mit ihr, die ich immer noch liebe. Na super ….

Wenn ich wenigstens wütend wäre. Allein, es überwiegt die große Enttäuschung. Und der Ärger über mich selbst, dass ich mir fast vier Jahre etwas selbst vorgemacht habe.

Wie doof kann man eigentlich sein?

Und mir hilft es derzeit auch wenig, dass mein Chef mir rät, ich solle irgendetwas machen, was ich mit ihr nie hätte machen können. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Sprachkurs schön und gut. Es gebricht auch mal an der Kohle (Keine Angst, ich verhungere trotzdem nicht).

Ich bin nicht der Typ, der gerne alleine irgendwo hingeht oder -fährt.