Gero

Ich mach mir Sorgen. Um Gero. Gut, ich kenne Gero nicht. Nicht mal ansatzweise. Aber heute morgen wurde ich in der S-Bahn dankenswerterweise ebenso lautstark wie umfassend über ihn informiert. Oder besser gesagt, über seine Probleme. Die mit der Diplomarbeit, meine ich. Darüber bin ich jetzt voll im Bilde. Wobei ich bis vor kurzem gar nicht mal wusste, dass Gero studiert. Aber okay, man lernt ja nie aus.

Aber zurück zum Thema: Die Anzahl der beschrieben Seiten bei Gero tendiert deutlich gegen Null. Mein Gegenüber verstieg sich kurz vor dem Ostbahnhof sogar zu der Behauptung, dass es genau Null seien. Was zwar nichts mit Ostbahnhof zu tun hat, aber dem geneigten Leser zumindest ein visuell fassbares Bild vor Augen führt, falls er über Gero noch keine eigene Meinung haben sollte. Nun ja, der Gero will jetzt irgendwie nicht. Nach Berlin kommen, sich hier helfen lassen. Obwohl es ihm beim letzten Maal gefallen habe. Dabei wurde es ihm doch so schön offeriert. Zitat: „Wenn er mal eine Woche hier wäre, dann könnte man ihm bei den ersten zwei, drei Seiten helfen. Der Rest geht dann von alleine.“

Ich glaube auch noch das Wort Paderborn vernommen zu haben. Aber da kann ich mich auch irren, weil seit Sonntag, als Union von Platz elf auf Rang 2 vorstürmte, das Wort Paderborn allgegenwärtig ist für Eiserne.

Ich finde das wirklich gut, wie offen unsere Gesellschaft mit solchen Problemen umgeht. Gero wird das zu schätzen wissen. Irgendwann einmal. Denn bis dahin war ja eigentlich wichtiger in Nahverkehr zu erfahren, wann denn jemand die Kartoffeln aufsetzen habe. Oder was sonst in der Küche noch fehlt. Oder wie viele Nanosekunden man von der Liebsten entfernt war. Das war immer irgendwie viel zu privat, fand ich.

Und nun könnte man helfen. Endlich. Altruistisch und uneigennützig. Wenn der Typ nicht auf einmal am Ostbahnhof mitsamt dem Gespräch ausgestiegen wäre.

Jetzt steh ich da. Und mach mir Sorgen. Wie es weiter geht. Mit Gero. Hatte ich das irgendwo schon einmal erwähnt?

2 Gedanken zu „Gero

  1. Eine Frage die sich möglicherweise auch Gerontologen stellen – entschuldige, der flache Witz steht heut an erster Stelle bei mir. Gero wird es schaffen, da bin ich mir sicher – also solang er kein Sozialwissenschaftler ist, die Unterart des Studenten, der am meisten leidet. Wir können gern einen Suchlauf führ ihn starten. Kampagnen schalten, Aufklärungsarbeit leisten etc.. Das wird eine ganz große emotionsgeladene Sache, so etwas braucht die Welt.

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