Aberglauben

Fußballer sind abergläubisch. Was nicht nur der uns allen wenig ob seiner Sangeskunst so weniger liebreizende Barde Jack White einst behauptete. Womit er bestimmt nicht alleine da steht. Aber mir gebricht es gerade an Zeit und Lust, weitere Belegen dafür zu präsentieren. Doch wehe, man hat das Spielfeld nicht als Letzter betreten. Unheil droht demjenigen, der zuerst den Töppen am falschen Fuße hatte beim wettkämpflichen Voreinkleiden.

Was weniger bekannt ist: Auch in den Redaktionen, die die hohe Kunst des Kickens oft auch als hundsgemeine Chronisten des Unterganges begleiten, ist man von solcherlei Verhaltensmustern nicht weit entfernt. So verabschiedete sich ein liebenswerter Kollege justamente in einen vierwöchigen Urlaub, als die alte Dame namens Hertha sich nach einer tollen Serie im Glanze der Tabellenführung sonnte. Und er blieb solange den warmen Redaktionsstuben ferne (und aalte sich in noch wärmeren Gefilden südöstlich der Halbkugelgrenze), als das bis die Hertha drei Pleiten kassiert und die fürderhin all zu lästige Position des von allen Gejagten erfolgreichst wieder aufgegeben hatte. Doch kaum zurückgekehrt, sonnengebräunt und einem Sack voll guter Ideen für noch bessere Geschichten im Handgepäck mit sich führend, fand der Lucien-Favre’sche BSC wundersamerweise ob dessen Augenzeugerei unversehens in die Erfolgspur zurück.

Ein Fluch, dass diese Saison auch mich ganz unvermittelt traf. Aus diversesten Gründen, weilte ich bei einigen Spielen meiner Eisernen nicht im jeweiligen Stadionrund. Und prompt durfte der mich liebevoll vertretende Kollege in vierfacher Ausfertigung kein Tor des souveränen Drittligatabellenführers 1. FC Union nach jeweils 90 Spielminuten erleben, der Treffern ansonsten recht wenig geizt. 0:0 gegen Bayern II. Torlost gegen die Bremer Reserve. Zur Abwechslung streute er sogar eine 0:1-Pleite gegen Unterhaching ein und setzte die Ladehemmung in Sandhausen am jüngsten Spieltag munterst fort. Auch der Berliner-Pilsner-Pokalerfolg nach dem 1:1 und einem 3:0 nach Elfmeterschießen gegen den VfB Hermsdorf widerspricht da nur vordergründig. Denn nach Ablauf der regulären Spielzeit hatte es 0:0 gestanden in der Wendenschloßstraße 182.

Mittwoch ist wieder ein Spiel. Ich gehe hin. Obwohl ich noch frei habe und offiziell erst am Donnerstag meine Arbeit wieder aufzunehmen gedenke. Sonst hält der grausam‘ Fluch womöglich an …

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