Was zu weit geht …

Okay, okay, ich weiß ja. Notleidender Industriezweig und so. Arbeitsplatz sichernde Maßnahmen. Schon klar. Es wird einem leicht blümerant zumute. Und so erträgt man nahezu klaglos die Inflation der Feiertage, die oft und gerne von jenseits des großen Teiches zu uns rüberschwappt. Die spukenden Geister um Halloween, die originalsprachlich mit „Trick or treat“ wenigstens noch mit einer Alliteration aufwarten können. Auch die die Zahl der zu küssenden Personen hat ja durch den „US Valentinstag“ nicht zwingend zugenommen. Wohl aber das Brimborium nebst wohlduftendender Flora drum herum. Und ja doch, es gibt ja auch bei uns noch den guten alten Muttertag. Ein wohlfeiler Tag, der mich so überhaupt nicht tangiert. Wohl aber mein geliebtes Mütterlein. Wehe mir, so ich ihn einmal vergesse. Das Schmollen möchten Sie nicht ertragen. Meine engste  Vorfahrin ist ja sonst eine echt patente Frau. Argumenten zugänglich und so. Und natürlich stimmt sie meinem oftmals dezent vorgetragenem Hinweis vollumfänglich zu, dass der Muttertag in Germanien von den Nazis auf schnödeste instrumentalisiert und missbraucht worden ist, die ja ohnehin in ihrer Ideologie der Frau mehr die Rolle der Gebärmaschine zugeiwesen hatten. Dann nickt mein Liebmütterlein zustimmend. Und schert sich ein paar Monate später nicht die Bohne darum. Nun gut, ich hab kapituliert. Blume 4000 oder FlEUROpfutsch können meinen großzügigen Obolus alljährlich einstreichen. Ist ja für La  Mama. Also einen guten Zweck. Und ich bin ja das einzige Kind. Aber, ich möchte das jetzt noch einmal betont wissen, ABER, was zu weit geht, geht zu weit. Omatag? Diesmal mache ich nicht mit, dieser neumodische Tag zum Wohle der darbenden Pflanzenindustrie wird von mir boykottiert:

 

Ne, ich mag nicht!

Der 1.FC Wundervoll vermeldet seinen Sommerfahrplan. Und zwar hier! Was sehr löblich, weil zeitig. Und nicht wie sonst häufig erst Wochen nach dem Abschluss der Spielzeit. Warum dieser nun „Sommer of Love“ betitelt wird erschließt sich mir zwar nicht.  Doch das ist für meine Gedanken gerade auch unerheblich. Mir geht es eher um daseingangs der Meldung erwähnte, altehrwürdige Zoschke-Stadion, dem die Eisernen am 19. Juni im Rahmen ihrer Sommervorbereitung ihre Aufwartung machen wollen. Denn dann gastiert die Elf von Uwe Neuhauszum Testkick  bei Lichtenberg 47 in der HOWOGE-Arena.

Himmel, hilf. HOWOGE-Arena! Meine Nackenhaare stellen sich auf. Zoschke riecht nach Tradition. Nach Fußball pur ohne Event und Schnittchen. Nach Spielfreude! Lust aufs Bällchen. Nach dem, was wir lieben. Aber HOWOGE? Ja, ich weiß, dass heutzutage die Stadion an beliebige Namenspatronen verschachert werden. Nicht alle tun sich damit so schwer wie die Eisernen (Ausspreche Lob und Anerkennung dafür an dieser Stelle). Der HSV hat da ja den unseligen Vorarbeiter gespielt mit seiner einstmaligen AOK, sorry , AOL-Arena. Und so werden uns die Trolli-Arenen, die Signal-Iduna-Parks und all die Commscherzbank-Spielstätten und Volksbank-Kampbahnen dieser Welt tagtäglich um die Ohren gehauen. Manch einer wechselt den Namen häufiger als  die Unterwäsche, so scheint’s. Mit dem Ergebnis, dass ich derzeit ehrlicherweise nicht weiß, wie sich das – sorry, no offence ment – Stadion an der Müllhalde gerade schimpft.

Warum in Drei-Teufels-Namen kann es nicht weiter Volkspark geheißen werden? Und wer in aller Welt zwingt meine schreibenden, radiosprechenden oder TV moderierenden Kollegen dazu, unreflektiert diese „New Names“ auch zu benutzen? Nein, nein, ich will das nicht. Zum einen, was habe ich davon? Schalten  die unternehmen Anzeigen bei meinem Blatt dafür, dass ich sie unentgeltlich erwähnen? Großes NEIN! habe ich einen persönlichen Vorteil davon? Nochmals nein!

Man kann es erwähnen. Muss aber nicht. Für mich bleibt das EasyCreditstadion weiterhin der Valznerweiher oder das einstige Frankenstadion. Ich rede von und schreibe vom ehemaligen Volkspark. Es ist die Arena AufSchalke und nicht die eines Bierbrauers. Man kann, so man denn will,  es ganz leicht umdribbeln und sich nicht vor den Werbekarren eines x-beliebigen Sponsors spannen lassen.

Das alles mit zwei, zugegebenermaßen, Ausnahmen. Die da wären die AllianzArena zu München und die O2World in Berlin. Beide  trugen schon in der Bauphase diese (Sponsoren)Namen, wurde also nicht hinterher verschachert.  Da fällt es mir doch irgendwie schwer puristisch rein von Münchner Arena zu schreiben …

Das Geschäft meines Lebens

Den Kreditinstituten sei Dank habe ich das Geschäft meines Lebens gemacht. Glaubt ihr nicht? War aber so. Die haben doch, um mal wieder ihre Kunden zum persönlichen Vorsprechen zu nötigen, lustig Millionen von Scheckkarten kaputt gemacht, oder so. Na ja, jedenfalls bekamen jede Menge Leute einfach kein Geld obwohl ihre Konten Deckung und/oder Deckungs ähnliches Verhalten aufwiesen. Logischerweise musste es bei einer solchen Stückzahl auch Freunde von mir treffen.

Und dann kam ich!! Da hilft kein Betteln und  kein Beten, nur Bunki rettet den Planeten. Blitzartig trat die „Bank of Bunkus“ in Aktion und kreditierte einem an Liquidität mangelnden Kumpel 50 Euronen als Cash-Soforthilfe. Großzügig wie meine Freunde nun mal veranlagt sind, wusste er sich für diese selbstverständliche Gefälligkeit auch gleich zu revanchieren. Prompt übernahm er unaufgefordert (!) die Rechnung meiner Cola, die wir, um das Frieren und das Warten auf die Veranstaltung in der Yuma Bar zu verkürzen, in einer italiener-ähnlichen Neuköllner Eckkneipe zu uns nahmen.

Das waren immerhin stolze 2,20 Euro, die er da für mich hinlegte unaufgefordert. Und diejenigen unter meinen Lesern, die die alte Zinsrechnerformel Z=(k*p*t)/100 im Kopf haben, also quasi alle, denn wir sind ja aus den Zeiten vor Pisa allumfassend gebildet, haben auch sofort angesichts der stolzen 4,4% anerkennend mit dem Kopf genickt.

Mehr als der Spareckzins also. Was mein Gegenüber nach kurzer Überlegungsphase dann auch anerkannte. Und wenn man es genau nimmt, ist das noch weit mehr. Denn natürlich wurde die zu DM-Zeiten als „Lübecker“ bezeichnete Zahl ja prompt zurücküberwiesen. Ergo ergänzen wir die oben genannten Formel um fünf Werkstage und kommen auf eine sagenhaft anmutende Verzinsung von 316,8%. Ein Faktor, bei dem selbst die Herren Fugger vor Neid erblasst wären. Hey, das soll mir mal einer nachmachen.

Solchermaßen nachdenklich gestimmt, reagierte besagter Freund höchst erfreut, als ich in der Yuma Bar dem Veranstalter für einen Wegedienst eine von jenen neumodischen Biobrausegetränken spendieren wollte, bei denen man als Normaltrinkender eigentlich nur „de nada“  sagen kann. „Hey, jetzt ist dein Gewinn wieder weg“, entfuhr es ihm hocherfreut.

Was mich kurz in ein Nachdenken und dann etwas länger in eine Kilometergeldberechnung stürzte. Der Weg von der Bühne zum Tresen betrug – dem Wunsche nach Einfachheit geschuldet – jetzt mal exakt 10 m. Für gewöhnlich erstattet einem der Herr Brötchengeber finanzamtkompatible 0,30 Euronen pro Kilometer. Hm, so ne Nadebio kostet auch bestimmt auch wieder zwei Teuros. Also zwei auf 10 m, 20 auf 100, und 200 € auf den Kilometer. Holy shit! So viel habe ich umgerechnet noch nie jemandem spendiert, wenn man von der Bunkine absieht. Doch der steht das als nahe Verwandte ja irgendwie auch zu.

Das breite Grinsen auf den Gesicht meines Freundes, der mich bei meiner Überschlagsrechnung observierte, blieb nicht von langer Dauer. Denn . Jottseisjetrommeltundjepfiffen, der Herr Gastgeber verzichtete großzügig auf die Einladung mit der lapidaren Bemerkung, er trinke eh auf Kosten des Hauses bei diesen Veranstaltungen. Puh, noch mal Glück gehabt!