Rheinhessen-Gau

Eine der besten Erfindungen im heutigen Tageszeitungsjournalismus sind für mich die sogenannten Korrekturspalten. Fehler machen ist menschlich. Und es bricht einem kein Zacken aus der Krone, wenn man das dann auch zugibt. Nur zu häufig sollte es nicht vorkommen. Sonst verliert man doch ein wenig an Glaubwürdigkeit.

Es hat gedauert, aber anders als in früheren Jahren, begibt sich die OldMedia1.0 zunehmend aus ihrem Elfenbeinturm der Unangreifbarkeit in den Redaktionsstuben herab, und stellt sich der Außenwelt, also ihren Lesern. Und das nicht nur mit Alibi-Leserbriefseiten. Ja, auch wir machen Fehler. Sorry, dafür. In diesen Rubriken entschuldigt sich also für falsche Schreibweisen eines Namens und, viel wichtiger noch, korrigiert man inhaltlich falsche Darstellungen und geht nicht einfach zur Tagesordnung über. Kurz, man verbessert Wichtiges!!

Sagte ich wichtiges? Hm, muss ich wohl ein klein bisschen revidieren. Die bemerkenswerteste  Korrektur seit langem, bekam ich heute in einem Artikel, der sich eigentlich mit Überhangmandaten beschäftigt, zu Gesicht. Veröffentlicht worden ist er bei meinen Freunden von den vier Buchstaben.

Hugo Müller-Vogg, einst schon als Herausgeber bei der FAZ nicht zwingend als heißglühender Anhänger einer linken Republik verdächtig, macht dort das, was er am liebsten macht: Wahlkampf für rechts. Und so finden wir unter der schönen Überschrift „Überhangmandate retteten 2001 Schröder die Kanzlerschaft“ einen klassischen Konter-Angriff gegen SPD, die Linke und was weiß ich noch wen. Die versuchen dieser Tage perfider weise die immer noch gültige Überhangsmandatsregel moralisch zu diskreditieren, weil die Union bei der Bervorstehenden Bundestagswahl – aka Nine-Twentyseven – wohl deutlich davon profitieren wird. Dass diese Reglung aber noch legal ist und erst 2011 endgültig per Gesetz neu abgeklärt sein muss, scherte die Krakeeler  wie Dietmar Bartsch (PDS Linke) und Jürgen Trittin (Grüne) wenig. Sie sehen nur das hier und jetzt. Und fürchten naturgemäß die Zusatzsitze der Konservativen und geißeln sie als „ergaunerte Mehrheit“. Da möchte man ihnen doch den guten alten Gerd Schröder entgegensetzen: Mehrheit ist Mehrheit. Man kann nicht einfach die Regeln ändern, nur weil man das Spiel zu verlieren droht.

Aber ich schweife ab. Was wollte ich Ihnen noch mal vor Augen führen? Ach ja, die wichtige Korrektur. Hier kommt sie:

Danke. Das wäre also nun auch geklärt. Ich hatte mir echt schon Sorgen gemacht, dass der alte Rheingauer Winzersohn einen Rheinhessen verschenkt hat. Käme ja echt einem landsmannschaftlichem Supergau gleich.Und das von diesem so preußisch-korrekt daherkommendem Verteidigungsminister.  Aber nun wissen wir es besser, können also ganz beruhigt wieder schlafen gehen. Ein Journalistenfehler. Fein säuberlich korrigiert auf dem dafür vorgedachten Weg. Und das alles dank Herrn Müller-Vogg, einem Mann, der Wert drauf legt, dass der Mädchenname seiner Mutter nicht wie ein englisches Wort für Geschlechtsverkehr ausgesprochen wird.

Einmal Koblenz und zurück

Um es mit Jan Glinker zu sagen: Ein Punkt ist ein Punkt ist ein Punkt. Viel mehr ist zu dem Ausflug nach Koblenz auch nicht zu sagen.

Ach halt, doch. Es ward ein Eisbein vertilgt. Eins von enormer Größe. Wir sagen zwar nicht, wer hier den Mund zu voll nahm, wissen aber, das Lars* es nicht „Schnell“ genug verspachteln konnte. Es blieb noch was für einen Mitesser übrig.

Wir stellten fest, dass es am Deutschen Eck durchaus auszuhalten ist. Vor allem, wenn die Sonne scheint. Und das Fußballfans entgegen einem landläufigen Vorurteil durchaus auch kulturelle Aspekte des Auswärtsreisens zu genießen wissen.

Beobachtet wurde auch eine nette, sehr zur Nachahmung empfohlene Shirtgestaltung für  Nachwuchskräfte. TuS-Stürmer muss es zwar nicht unbedingt sein. Man sollte den Nachwuchs ja nicht von vorneherein auf Masochismus trimmen. Aber ein Spruch in der Preisklasse mit ein bisschen mehr eisernem Allerlei gewürzt, stünde auch unserem Fanshop nicht schlecht zu Gesicht.

Ein Matze Koch baute sich fotogen vor einer wohl eigens nur für ihn geschaffenen Werbabande auf. PR1 kann ja nur für Photo-Reporter Nr.1 stehen.

Ein Bouelvardgipfel ward zu beobachten, der fein säuberlich ausgekennzeichnet war. Ein Vergnügen, dass wir nicht mal so in unserem Wohnzimmer erleben durften. Dort wurden anfangs der laufenden Spielzeit die eigenhändig und in mühevoller Kleinstarbeit angebrachten Aufkleber vereinsseitig entfernt und dafür lustige neue Zettel  auf die entsprechenden Sitzplätze verteilt. Weil aber eine  einmalige Verteilung von leicht beweglichen Objekten ohne das Fixieren derselbigen für vohersehbaren Schwund sorgt, gab es nunmehr vermeintlich herrenlose Sitze in der Alten Försterei, die beim letzten Heimspiel munter von aushäusigen auswärtigen Journalisten genutzt wurde. Meines Stammplatzes verlustig gegangen zu sein, ist mir in 10 Jahren Union-Berichterstattung auch noch nie passiert. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis.

Nicht minder interessant war, dass Dirk Zingler nach knapp fünfeinhalbstündiger Autofahrt nebst Tross (diesmal ein Triumvirat) mal nicht mittendrin war, sondern recht abseitig auf der Tribüne. Aber auch da ging er voll mit.

Womit ich zur abschließenden Feststellung komme. Aus dem „Tabellenführerchen“ von Freitag Abend wurde im weiteren Verlauf des Wochenendes ein richtiger Tabellenführer (s.u.). Wozu ein Punkt manchmal gut sein kann.

Schweigen im (Blätter)Walde

„… Preetz dementiert die Einigung mit Pawljutschenko nicht, sagt zu BILD: „Nach dem Ende der Transferperiode möchte ich mich dazu jetzt aber auch nicht mehr äußern…“

Ui, der ist echt nicht schlecht. Vor dem Ende der Transferperiode will man sich für gewöhnlich nicht an Spekulationen beteiligen und bleibt daher stumm. Hinterher machen wir jetzt auch auf nordkoreanische Informationspolitik. Fehlt nur noch, dass man sich lauthals darüber beklagt, dass dann etwas unsinniges geschrieben steht.