Bring(t) mich zum Rasen

FotoIch mag keine kleinen Kinder. Nicht mal mit Speck und Zwiebelchen. Und Bücher über Fußball schon gar nicht. Sicher, ich hab ein paar davon. Aber alles mehr oder weniger Zufallsprodukte. Fußball findet auf dem grünen Rasen statt. Meinethalben auch auf den Rängen oder in den Gazetten. ersatzweise im TV, wenn der Weg zum Stadion zu weit ist und man daher nur die Bidlschirme anbrüllen kann.  Und ja doch, ich schreib selber darüber. Dennoch mag ich Fußballbücher nicht.

Und nun sitze ich vor etwas, was diese beiden Themen vereint. Sie zu einer untrennbaren Einheit verwebt. Verwobt würde die Autorin wohl in ihrem als Stilmittel recht gern gepflegten Ostbrandenburgisch sagen. Stefanie Fiebrig aka @rudelbildung, für mich aber immer noch „La Lamm“ (so steht sie weiter in meinem Mobilfunkverzeichnis), hat es geschafft, mein Interesse zu wecken mit zwei Themen, die mich so gar nicht reizen – Kinder und Fußball. Ausnahmsweise nicht wordgepresst, sondern zwischen ein paar Pappdeckeln in schönstem Stadiongrün. Und mit einem treffenden Titel: Bring mich zum Rasen.

Der allein hat es ja schon in sich. Ist da das substantivierte Verb gemeint? Oder soll mich jemand zum Ort des Spielgeschehens geleiten? Auch hier steht zwei für eins. Steffi parliert munter vor sich hin. Nimmt uns mit auf eine beschauliche Reise, die wir gar nicht beenden wollen. Sie beschreibt ihre Liebe zum runden Leder, einst erwacht aus Liebe zu Menschen. Aus Momenten, in denen sie Authentizität einfangen wollte durch das Objektiv ihrer Kamera.

Locker flockig erzählt sie von ihrer Zuneigung zu Trikots und Farben. Und amüsiert sich selber über ihre eigene Unzulänglichkeit, das Trikot eines abgewanderten Fußballgottes adäquat ausfüllen zu können. Allein diese Passagen weckten ein ambivalentes Gefühl in mir. War es doch meine Wenigkeit, die ihr einst das Leibchens unseres ewigen Torwartes unserer Herzen verschafft hatte. Jan Glinker bleibt unsere Nummer 1, ungeachtet der Tatsache, dass er derzeit nicht mal bei einem Viertligisten seiner liebsten Berufsbeschäftigung nachgehen darf. Mit sehr viel Wehmut nahm ich daher einst zu Kenntnis, dass sie Avatar bei Twitter geändert hatte. Nicht mehr die die Rückenansicht besagten Leibchens zierte es, sondern ein wohlfeil gezeichnetes Selbstportrait. Ein Gelungenes muss ich sogar sagen. Denn wunderbar malen kann sie neben „schreiben“ auch, auch wenn sie in „Bring mich zum Rasen“ behauptet, dass sie so vieles nicht könne.

Dieses Buch liefert keine Ergebnisse, keine tiefschürfenden Analysen oder Hintergrundberichte. Es erhebt auch nicht den Anspruch, von Fußball Ahnung zu haben.  Es lebt von seinen Gefühlen und von seiner  Leidenschaft. Von den Geschichten über Menschen und den Geschichten, die die Autorin über sich preisgibt. Beispielsweise  von dem Testspiel, bei dem sie sich ihren Göttergatten geangelt hat und von dem sie heute nicht einmal mehr das Ergebnis weiß. Was wir hiermit ihr nachreichen: 2:1 ging’s aus im schönen Schöneiche an einem kalten End-Januar-Nachmittag des Jahres 2009. 2:1. Aber nicht für die Guten! Auch wenn da bei denen zahlreiche der ehemals Guten sich tummelten.

Diese Anekdoten mach „Bring mich zum Rasen“ lesenswert. Diese ungewohnte Perspektive, eine völlig andere Art des Draufschauens. Es ist ein Muss für Freunde des runden Leders. Egal welche Farben sie tragen. Weil es die Liebe zum seinem Klub nicht verbirgt oder mit großem Sendungsbewusstsein brutal vor sich herträgt. Es ist zeitlos quasi stellvertretend für alle Fans und ihre Fanwerdung. Und es hält überraschende Momente bereit.

Denn mal ehrlich, wer käme schon auf den Gedanke ein zweites Mal zu besingen? Nur Erbsensuppe wird aufgewärmt besser. Doch Steffi schon. Sie tut das .mit eiern Nonchalance, als würde sie mal eben in den Garten flip-floppen, um Gartenkräuter für das Abendbrot einzusammeln. So „schrub“ sie über das zweite Derby im Olympiastadion, nicht über jeden Abend im Februar 2010, an dem John-Jairo Mosquera, Torsten Mattuschka und  Torsteher Maikel Aerts – letzterer eigentlich auf der anderen Seite, aber dank seiner Mithilfe doch für einen Moment auf der Seite der Guten – unsterblich wurden.

Es ist nicht alles nur lustig. Manche Kapitel stimmen einen sehr nachdenklich. Und Melancholie tritt auf. Aber auch das ist großes Kino. Weil Steffi wieder wunderbar mit unserer Gefühlswelt spielt.

Und jetzt sitze ich hier und schreibe über etwas, was ich noch nicht mal zur Gänze kenne. Denn nach den ersten 30 Seiten hatte es mich schon so gepackt, dass ich eine Elegie darauf verfassen musste. Und die Gefahr, auf den folgenden Seiten enttäuscht zu werden, erachte ich als gering. Ich kenne Rudelbildungs Stil aus dem Stadtteilmagazin Maulbeerblatt oder ihrem Blog Textilvergehen, in dem sie sich leider in letzter Zeit viel zu wenig produziert. Und wenn nur durch Bilder  oder als Randgelächter bei den stets überlang daherkommenden Podcasts. Wenn es mir nicht weiter gefallen sollte, bin ich selber schuld. Das wäre so, als ob ich nach einem perfekten Date am Abend der jungen Dame leider sagen muss, es liegt an mir, nicht an ihr.

Und nun entschuldigen Sie mich, bitte. Ich muss aufhören. Da warten noch rund 190 weitere Seiten auf mich.

Die WM und ich

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Die Küchenuhr tickt. Leise. Stetig. Aber viel zu langsam für meinen Geschmack. Ich will endlich los. Ins Wohnzimmer. Auf mein Sofa im Stadion an der Alten Försterei. Endspieltag! Und doch ist das alles noch so fern. Viel zu fern. Und die Zeit will nicht rumgehen…

WM-Endspiel. Es gibt nichts Größeres. Und für mich als leidenschaftlichen Fußballfan sowieso nicht. Als rasender Reporter kann ich meine Emotionen beruflich bedingt gar nicht so ausleben wie all die Jungs bei den Spielen des 1.FC Wundervoll auf den Rängen. Für mich sind es immer die Großturniere, bei denen ich mich auch einmal gehen lassen kann. Mitfiebern. Die Leinweand anbrüllen oder extatisch mit anderen zusammen einen Jubelchor anstimmen kann.

Dass das runde Leder mich in den Griff bekommen sollte, war bei meiner Geburt offensichtlich vorherbestimmt. Ich erblickte das Licht der Welt genau an dem Tag, als in England ein neuer Stern am Fußballhimmel aufging. Eine spätere Lichtgestalt führte die deutsche Mannschaft zu einem grandiosen 5:0 beim Auftakt im Hillsborough. Der Ort, der 23 Jahre später zum Inbegriff einer Tragödie wurde und die heutige Sitzplatz(un)kultur einleitete.

Nun sitze ich hier. Und warte. Und warte. Versuche mich abzulenken. Die Sachen für den Usedomurlaub mit der Bunkine zu packen. Oder zumindest auf kleine Häufchen zu stapeln. Man(n) will ja nix vergessen.

Gedanken streifen dabei durch meinen Kopf. Wann ich denn das erste Mal bewusst eine WM verfolgt habe. Eigentlich müsste es 1974 gewesen sein. Doch beileibe nicht alle Spiele. Die Anstoßzeiten waren oft so gestrickt, dass ein achtjähriger Steppke sie nicht mitverfolgen durfte. Ich glaube ich habe die Vorrunde Größtenteils irgendwie verpasst, das der Spielerrevolte folgende 2:0 gegen Jugoslawien auch. Meine Erinnerungen setzen ein mit dem 4:2 gegen Schweden und der Wasserschlacht zu Frankfurt gegen Polen. Und natürlich irgendwie das Endspiel gegen die Oranjes.

Alles Bilder, die sehr präsent sind in meinem Kopf. Auch heute noch.

Aber wenn ich ganz tief in meinem Unterbewusstsein krame, dann liegt das eher nicht am gemeinsamen fernsehen mit meinem geliebten Altvorderen, sondern an etwas Süßem. An Schokolade besser gesagt. Es gab in jenen Tagen eine längst ausgestorbene Marke namens Sprengel. Und diese Süßtafeln enthielten lustige Sammelbilder. Mit Fleiß und Akribie kollektivierte ich die bunten Bildchen und klebte sie in das dafür vorgesehene Sammelalbum „1966 – 1970 -1974“.

Vier Jahre später sah es schon ganz anders aus. Argentinien war zwar weit. Aber als mittlerweile gestandener 12-Jähriger wollte man auf der Höhe des Geschehens sein. Ich quälte mich durch ein langweiliges Eröffnungs-Null-zu-Null. Mit zunehmendem Enthusiasmus, den zwei Zwischenrunden-Remis ein wenig ernüchterten. Wenigstens das Spiel um Platz 3 sollte drin sein. Waren ja nur die Österreicher. Doch, Sie wissen es ja, Cordoba. Mancher wird närrisch. Und ich ging deprimiert raus zum Kicken mit den Nachbarjungs. Das heißt kicken stimmte auch nicht so ganz. Ich musste dabei laufend den Radio-Reporter mimen, denn um meine fußwerklichen Künste war es nicht so gut bestellt. Zumindest nicht im Vergleich mit den Bengels aus der Nachbarschaft. Also war ich noch nicht so richtig drin im WM-Wahn.

1982: Wahrscheinlich meine erste wirkliche WM. Lassen wir die Schande von Gijon einmal außen vor, springen wir gleich ins Halbfinale. Das Spiel gegen Frankreich. Ein unaufhaltbar scheinender Rückstand. Und dann die Einwechslung des angeschlagenen Karl-Heinz Rummenigge, die dem Spiel eine seltsame Wendung gab. Selbst mein Frau Mutter fieberte vor dem Fernseher mit. Dabei war sie der Affinität zum schnöden Gekicke nicht im geringsten Verdächtig. Für sie hätten sich alle 22 Mann jeder in eine Ecke setzen können und mit ihrem eigenen Bällchen spielen. Immer wieder hatte sie es im Turnierverlauf geschafft unvermittelt aus den Tiefen des Hauses aufzutauchen wie weiland nur Günter Netzer aus den Tiefen des Raumes und selbst im spannendsten Spiel einen mit irgendwelchen belanglose Fragen zu behelligen. Aufgeräumte Zimmer und so.  Doch da saß sie nun und unterstützte lautstark die Jungs mit dem Adler auf der Brust. Da konnte doch nix mehr schiefgehen auf dem Weg zum dritten Titel. Nix, außer Italien eben. Chancenlosigkeit pur im Finale. Und ein bis heute nicht abgeebbtes Desinteresse meiner werten Frau Mama, was das runde Leder anging.

1986:  Als angehender Abiturient haben ich mir nahezu alles gegeben. Jedes Vorrundenspiel. Egal wann. Schließlich war man doch einer der Großen in der Schule. Was kümmerte einen das übernächtigt sein am nächsten Morgen im langweiligen LK Geschichte. Doch alles was hängen blieb war die Hand Gottes. Und ein eingewechselter Dieter Hoeneß im Endspiel, als wir uns anschickten Maradona und Co. doch noch den Triumph zu entreißen. Kam mal wieder anders. Aber dank fleißigen Studiums des Kicker Sportmagazins – so denn mein alter Herr mal ein bisschen Luft ranließ -, war ich stehst gut informiert. Suppenkasperaffäre und so.

1990: Mittlerweile im ehrenwerten Stadiums des Studierenden angekommen, drehte sich in der Sommerzeit alles nur darum, wo und wann man das nächste Spiel ansehen würde. Live-Übertargungen in den Hörsälen der Georgia-Augusta waren da ebenso Programm wie gemeinsames verfolgen des Geschehens mit dem Kommilitonen. Von Spiel zu Spiel steigerten wir uns weiter rein. Ein Lothar Matteus auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Das unvergessliche Spuckspiel gegen die Niederlande. Ein über sich hinauswachsender Jürgen Klinsmann. Genial. Und ebenso das Ende, als sich wildfremde Menschen spontan am Gänse-Lisl versammelten und einander in die Armen fielen. Ein Vorgeschmack auf Sommermärchen 2006, ohne das man es damals so genannt hätte.

1994: Ach lassen wir das. Subsumieren wir dieses und das danach folgende Turnier unter dem Begriff hässliche Trikots und zwei peinliche K.o.s im Viertelfinale. Sie wissen schon, Jordan Letschkov, der alter HSVer, und im Turnier darauf nahmen die Kroaten die Aufforderung der Bildzeitung (Los, Berti! ic sie weg) sich sehr zu Herzen. Leider.

2002: Mittlerweile im Reportleben angekommen, artete das Turnier in Arbeit aus. Seitenumfänge mussten gefüllt werden. Mit Andreas Baingo war ein Kollege live vor Ort. Die Übertragungszeiten waren auch sehr kompatibel. Da konnte und musste man alles mitverfolgen. Rudis Resterampe rumpelte sich dann auch durch ins Finale. Sicher, da waren ein paar tolle Spiele dabei. Acht Tore gegen Rudi-Hau-die-Saudi, beispielsweise. Der überlegene Sieg in Unterzahl gegen ein damals bärenstarkes Kamerun.  Umgekehrt ergaben sich die Engländer trotz Überzahl den Brasilianern. Bei eigenem Rückstand. Unfassbar so etwas. Wir hangelten uns im leichteren Paarkreuz nach Tokio, Michael Ballack opferte sich im Halbfinale gegen Südkorea. Und dann mussten man ausgerechnet im Endspiel Zeuge einer Fleischwerdung des Titanen werden. Oliver Kahn patzte. Ausgerechnet. Und der Sieger hieß Brasilien, obwohl das deutsche Team sein vielleicht bestes Spiel abgelagert hatte.

2006: Sommermärchen. Und alle in der Reaktion nahmen dran teil. 15 Spiele verfolgte ich live im Stadion. Darunter alle deutschen. Den Rest gab es beim Public Viewing. Beispielsweise vor dem Reichstag, wo die Herren von Adidas ein Miniatur-Olympiastadion aufgebaut hatten. Oder in der 11Freunde-Lounge am Potsdamer Platz. Ein Spiel sah ich auch in Dortmund am Vorabend des unsäglichen 0:2 gegen Italien. Auf der Rückfahrt nach Berlin erreichte mich kurz vor der Autobahn noch die SMS einer ehemaligen Gespielin: „Das war so nicht abgemacht.“ Und ob Stuttgart wirklich so viel schöner war als Berlin, haben die Schwaben dann zwar nach dem Spiel gegen Portugal lautstark besungen, aber ich hatte meine Zweifel. Nun gut, konnte ich wenigstens das Endspiel am nächsten Tag im Oly ohne Stress verfolgen.

2010: Sportfreunde Stillers Neuauflage, die Verballhornung von Lena Meyer-Landruts „Satellite“ (’schland, oh ’schland, wir sind an deiner Seite), dazu das unausweichliche Waka-Waka. Letzteres blieb mir in Südafrika ja nicht erspart. Wohl aber manche Auswüchse der Schlandimania. Es blieben wieder 15 Spiele live im Stadion, darunter die beiden grandiosen Auftritte gegen England und Argentinien in der K.o.-Runde. Am Ende wieder nur Dritter. Und ein Finale, in dem die Holländer auf alles traten, was sich bewegte und nicht der Ball war und doch den Spaniern nicht das Wasser reichen konnten. Der Rückflug war übrigens mein Geburtstag. Ich verbrachte ihn mit einem langen, flugplan-bedingten  Stop-Over in Windhoek. Nette Gespräche mit einigen, na gut sagen wir mal freundlich Allesfahrern. Aber für gewöhnlich suche ich mir die Gesellschaft zu meinem Wiegenfeste gerne selber aus.

2014: Der Traum rückt näher. Diesmal leider nur aus der Ferne. Synergieeffekte im Verlag, ließen den Kurier außen vor bei der Reise an den Zuckerhut.  Doch die Sofa-Aktion im Stadion an der Alten Försterei entschädigte. Dazu die Bunkine neben mir. Das war einfach genial. Die Spiele bewegten sich  insgesamt auch auf einem ordentlichen Niveau. Mit Toren satt. Und spätestens nach dem tollen 7:1 gegen Brasilien war klar, die Zeit ist reif für den vierten Stern.

Und nun entschuldigen Sie mich bitte. Es klingelt. Ich muss los. Man sieht sich …

Wie Coca-Cola Uns Jogi auf die Sprünge hilft

Ja, ja, die Macht der Sponsoren. Alltäglich. Unübersehbar. Der Einfluss wächst. Wer zahlt, will ja auch die Musik bestellen, oder? Doch langsam wird mir das ganze unheimlich. Zu welch perfiden, nahezu subversiven Methoden ein omnipotenter Brausehersteller greift – und nein, liebe Fußballgemeinde, ausnahmsweise ist nicht dieser komische, die Fußballwelt verändernde Energiedrinkhersteller aus einem bis 1806 zum Heilligen Römischen Reich gehörigen Landstrich gemeint – scheut keine Kosten und Mühen, um nachhaltig auf den Bundes-Jogi einzuwirken – So zumindest lehrte mich heute  mein täglich Gang in die Kantine.

Das, ein liebgewonnenes Ritual, wenn manchmal auch Qual (mangels Wahl), offerierte mir ein seltsam Bild beim Griff ins Kühlregal. Der in Atlanta beheimatete und mit dem DFB verbandelte Getränkelieferant sendet deutliche Signale nach Santo Andre aus, wo Jogi gerade über die Aufstellung für das USA-Spiel brütet. Und dort stand sie nun, fein säuberlich aufgereiht. Jogis neue Viererabwehrkette von rechts nach links: Philipp (was der gar nicht gerne hören mag), Jerome (endlich wieder innen), Per und Benedikt. Sachen gibt’s.

FotoPS: Es waren zu meiner nicht gelinden Überraschung tatsächlich die letzten vier Cola-Zero-Flaschen im Regal. Ich musste dafür nicht mal sortieren oder suchen.

 

PPS: Und  jeder, der jetzt den naheliegenden Gedanken hegt, dass Cola mit Absicht Nullen empfiehlt respektive mit einer veritablen Umstellung die Joginatoren zu schwächen hofft,  damit Klinsis US-Boys die nächste Runde erreichen, sollte sich dringend als Verschwörungstheoretiker staatlich vereidigen lassen 😉

 

 

 

Der Mann ist unbezahlbar

Gery Lineker, der Erfinder des Bonmots Fußball ist ein einfaches Spiel, 22 Mann jagen einen Ball und am Ende gewinnen immer die Deutschen“ hat seinen Sinn für Humor auch in den schwärzesten Stunden nicht verloren. Gestern waren seine Twitterergüsse wieder einmal legendär ob des Ausscheidens der Three Lions.

Auch wenn wir von ihnen abhängig sind, ist das keine Entschuldigung für die Italiener, so (schlecht) zu spielen wie wir.

Recht hat er.

Und natürlich durfte auch eine Anleihe bei den Großmeistern des britischen Humors, bei den legendären Monty Pythons und ihrem  „Leben des Brian“  nicht fehlen:

Köstlich.

 

Mein Sofa, mein Stadion, mein Wohnzimmer

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Vorfreude, schönste Freude … Aber mal ehrlich, von WM-Fieber war lange Zeit nix bei mir zu spüren. Mehr so im Gegentum. Es ging mir auf die Nerven das ganze Vorgeplänkel, dieses kadereske Streichorchester. Dieses Kaffeesatzleserei nach den vielen mehr oder weniger sinnvollen Testspielen. All diese aufgebauschten Hiobsbotschaften und nicht enden wollenden Katastrophen. Hier ein Pickel aufgeplatzt, dort ein Fingernagel gebrochen, dazu der gemeine Haarspliss. Flankiert von all diesen astrologierenden Astrologen. Gähn. Langweilig.

Doch Dienstag morgen war es dann soweit. Ich verspürte es dieses gewisse Kribbeln.Zunehmend mehr wurde ich ballaballa. Und schuld daran war ein eher profaner Gebrauchsgegenstand. Ein ganz herkömmliches Möbelstück – ein Sofa!

Der geneigte Leser – so er denn meine Wenigkeit ein wenig kennt –  ahnt es bereits, ich will hier jetzt nicht als Stilikone oder Wohnberater auftreten, sondern einmal mehr meiner rot-weißen Ader frönen. Besagtes Mobiliar musste sich einem Mobilitätstest unterziehen. Aus dem fernen Wedding galt es ihn fortzubewegen und in Köpenick ein neues Zuhause zu geben. Denn dort, im Ballhaus des Ostens, harrten Seinesgleichen. Gemeinsam wollten sie – besessen von ein paar Verrückten – König Fußball huldigen, der dort allabendlich über eine überdimensionale Leinwand flimmern sollte.

Hey, das wird ein Spaß werden, dachte ich noch bei mir, ehe ein Blick auf den Wecker meine Laune vergällte. 6.30 Uhr? Wtf? Warum nur tue ich mir das an.? Der Morgenschlaf war mir heilig als echtem Nachtschattengewächs. Ich ward doch ein Arbeiter der Stirne, und nicht der Faust. Ich dichtete und denkte Zeit meines Lebens in den dunklen Abendstunden. Ob nun im Studium oder in den Redaktionsstuben. Was nur um Himmels Willen hatte mich das vergessen machen? Welche Fieberwahn hatte sich meiner bemächtigt. Hätte ich nicht schön und gemütlich in meiner Stampe? So völlig stressfrei ohen Plackerei! Aber ne, musste schon was Besonders sein für den feinen Herrn. Und nun hatte ich den Salat, saß mit meinem Kumpel Svenni noch vor dem Aufstehen in der M13  und strebte der baldigen Ex-Heimat der guten alten Couch  entgegen. Denn diese wurde mir als Dauerleihgabe von einem Bekannten überlassen, der sich häuslich zu verändern gedachte und der alte Weggefährte spielte darin keine Rolle mehr.

Kam mir zupass.

Soweit die Theorie. Nun gut, die Zeit hatte ich ja schon erwähnt. Die Temperaturen auch? Nicht? Sie sollten sich daran erinnern. It was hot, damned hot. Und meine Laune stieg umgekehrt proportional zum guten alten Quecksilberthermometer an. Von der Stirne heiß, rinnen tat der Schweiß. Tröpfchen für Tröpfchen Qualität. Kommt doch von Quälen, oder? Es war nur ein  Sofa. Eins. Nicht mal übermäßig Und auch nur der zweite Stock. Doch es langte. Möbelpacker werde ich in meinem weiteren leben nicht mehr. So viel steht fest. Muss noch erwähnt werden, dass die Stadtautobahn auch noch mit dichten Verkehr aufwartete. Nicht nur der Motor geriet zunehmend ins Kochen. Die Zeit drängte zudem, da meine freundlichen Begleiter noch ihrer Arbeit entgegenstreben mussten.

Doch für all die Unbill ward man entschuldigt, als die gerentete Robbe dann sanft im Stadion an der Alten Försterei einrollte. Geschäftiges Treiben. Hektisches Kabelgezerre. Monitorcheck. Es war alles in vollem Gange. All die kleinen Couchtischchen. Nüdelich. Die weißen Lampenschirme. Entzückend, um es mit Kojak zu sagen.  Ein Tapete an den Traversen, die ich nicht einmal in den 50er Jahren mein Eigen hätte nennen mögen. Fast schon eine Persiflage eines Wohnzimmers.  das sollte gefährlich sein? Oha. Welch abgrundtiefer Verrat an der Fankultur, diesen Gralshütern der rollenden Kugel. Welch ein Dolchstoß in den Rücken der selbsternannten Avantgarde.

Doch egal. Ich war da. Mittendrin. Schweißgebadet, aber glücklich lag ich auf meiner Couch. Zum Teufel mit all denen, die uns diesen Spaß nicht gönnen wollen. Zur Hölle mit denen, die den Untergang des Abendlands und den Niedergang der Fankultur angesichts des kommerziellen Events in ihrem Wohnzimmer beschrieen. Selber mal Emotionen respektieren!  Wer sich an andere Leute Eigentum vergreift und ihnen den Spaß nicht gönnt, sollte sich einmal selber hinterfragen. Ich jammer‘ doch auch nicht rum, wenn bei Rückstand mal wieder völlig Spiel unbezogen gegen Stadionverbote angesungen wird.  Ich brülle auch nicht bei jedem Bengalo Zeter und Mordio.

Hier würde ich sitzen. Zusammen mit all den anderen Eisernen. Und Gästen. Es war nicht Union. Aber artverwandt. Und Fußball. Besonderer Fußball sogar. Und wo kuckt man das am besten? Eben! In einem Stadion und nicht auf verfickten Fanmeile am Fifa-Brandenburg-Gate oder wie immer das Ding dann auch heißen mag.

Schweißgebadet saß ich dann da. Tropfnass.Angeschmiegt an ein braun-beiges Etwas, dass in seiner Hässlichkeit an nasskalte Frühlingstage erinnerte. Aber das war egal. Meins. Drin. Zufrieden seufzet Bunki klein, hier bin ich Fan, hier darf ich’s sein. Mögen die Spiele beginnen.

 

Du, die Wanne ist voll (Szenen meines Lebens XIV, nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge)

Mens sana in corpore sano. Nie ward mir das besser bewusst als in diesen Tagen, da mich ein fürchterlicher Rücken plagt. Körper und Geist sind untrennbar miteinander verbunden. Denn neben dem körperlichen Schmerz kommt da noch der geistige Frust hinzu. Nun gut, an beidem bin ich nicht ganz unschuldig. Der Versuch meinen Barbaren zu leveln, weil das dumme Biest Diablo ihn mir immer kurz vor dem finalen Hieb in die ewige Jagdgründe schickt, ist das eine. Mit besserer Taktik sollte ich endlich in den fünften Akt des Computerspiels einsteigen können. Viel schlimmer aber war meine hausgemachte Dummheit, das altgeliebte Computerspiel am Couchtisch betrieben zu haben. Sie wissen schon, eine Muskulatur entspannende Haltung geht anders.

Nun gut. da muss ich jetzt durch. Doppelt. Und natürlich sucht man Abhilfe. Zumindest für den physikalischen Teil, denn das Hirn wird sich erst entspannen,  wenn ich den Teufel erledigt habe und den sehr ehrenwerten Mr. Baal verfolgen darf. Aber zurück zum Nass und meinem Rücken. Ein heißes Bad gehört da zu den Sachen, die gemeinhin als empfehlenswert für Verspannungen gelten. Was mich in die Abgründe der Nostalgie driften ließ.

Denn ich gehöre eher zu den Menschen, die nicht dem heißen Wannengenuss frönen. Ich bin ein Warmduscher. Ist praktischer. Schneller. Spart Wasser. Ist also umweltbewusster und Geldbeutel schonend. Und überhaupt.

Sicher, auch ich stiegt derweilen in das mit heißem Nass gefüllte Porzellanbecken. Meist dann, wenn es mit entsprechenden Düften und netter weiblicher Begleitung gefüllt war. So mit Kerzenlicht, Schaum und prickelndem Schaumgetränk französischer Herstellung. Aber das dient mehr der Belustigung als der Entspannung  und liegt nun auch schon eine Weile zurück. Zumindest das letzte Mal.

Und doch habe ich ob meiner Jugend richtig schöne Erinnerungen an große, dampfausstoßende Gefäße, in denen ich mich räkeln durfte. Es war ein samstäglich Ritual zu den Zeiten, als der Fußball noch nicht auf allen Kanälen lief. Als noch kein Pay-TV am Horizont und Privatfernsehen versuchte, das Bildungswesen zu konterkarieren. Mein ehrenwerter alter Herr und ich stiefelten regelmäßig am sechsten Tag der Woche in den Nassraum. Nur wir zwei. Dafür aber bewaffnet mit einem Kofferradio! Denn es galt der Bundesliga-Konferenz auf NDR 2 zu folgen. Die war mitnichten mit dem Anpfiff zur Stelle. Erst in der zweiten Halbzeit, also da, wo die Spiele spannender wurden, dröhnten die sonoren Stimmen der Kommentatoren durch unsere heilige Hallen, trugen uns auf unsichtbaren Wellen von einem Spielort zum anderen, ließen uns jueblen udn aufstöhnen. Je nach Gusto.

Es war eine Zeit, in der ich als Jungfan der damals drittöstlichsten und heute zweitöstlichsten Bundesligamannschaft arg zu leiden hatte. Davon schrub ich ja schon an andere Stelle. Aber, wie gesagt, es war ein Ritual. Da lagen wir nun im kühler werdenden Nass, lauschten ergriffen den Torschreien. Stets hin- und hergerissen in dem Verlangen, Heißes nachzufüllen oder uns aus der Wanne zu quälen. Denn bis zum Anpfiff der guten alten Sportschau, die seinerzeit nur die Highlights einiger weniger Spiele präsentierte und noch nicht eine allumfassende Berichterstattung für ihr Publikum vorhielt, galt es noch andere Dinge zu erledigen. Mit Schirm, Charme und Melone harrte unser im Dritten. Auch Time Tunnel. Wobei ich mich nicht mehr Recht erinnere, ob das nicht eher nach der Sportschau lief denn parallel. Zumindest lief es, bis das große Fernsehprogramm des Abends begann, stets eingeläutet durch Mr. Tagesschau Karl-Heinz Köpcke.

IMit einsetzender Adoleszenz ging das Ritual zunehmend verloren. Ich trieb mich pfeifenderweis auf Fußballplätzen herum. Samstag die C- Junioren oder irgendwelche Damen, die angeblich das Leistungsniveau der Regionallia inne  hatten Später dann höherklassig. Und als ich dann noch später gar den geliebten Status des Homo studiosus erklommen hatte, waren mir die Wannen in meinen ersten Behausungen verloren gegangen. Und damit wohl endgültig die Vorliebe zum Baden …

I’m dreaming of a black-an‘-white World Cup

Foto: Gassmann/Express

Weiß? Also ganz in weiß. Vonne Birne bis zu die Füße, wenn man mal absieht von dem komischen roten, äh Brustring? Pfeil? Balken? Ja was denn eigentlich? Und Schwarz und Gold muss man auch noch mit der Lupe suchen, so sehr werden die Nadelstreifchen am Rande von den Rotbalken überschattet. Unsere Landesfarben sind ja – den Lützower Jägern sei Dank und dem Hambacher Fest eingedenk – ganz bestimmt schon immer auch schwarz-rot-rot.rot-gold, ne?

Aber egal. Lassen wir das. Kommen wir zum Grundsätzlichen zurück. Auch noch ne weiße Hose? Nun komme man mir nicht damit, dass der DFB schon 1970 in Mexiko gegen Uruguay in blütenweiß Platz 3 errungen habe. Oder die berühmte Wasserschlacht von Frankfurt anno 74 gegen die Polen. Das waren Ausnahmen. Geschuldet auch in nicht unerheblichem Maße  dem schwarz-weiß Fernsehen. Also heutzutage im Zeitalter des Supertechnicolor-HD-Sonstwas-MultiKulti-Schnickschacks unnötig wie ein Kropf. Und das, weiß jedes Kind. Selbst wenn man später geboren ist und nicht wie ich damals die Sprengel-Bildchen der Weltmeisterschaften von 1966, 1970 und 1974 gesammelt und fleißig eingeklebt hat (und ja liebe Kinder, es gab auch mal eine Zeit vor Panini!)

Also ganz ehrlich verarschen kann sich der Fan alleine. Dazu bedarf es keineswegs der Marketingstrategen von Adidas, die mit den beiden neuen WM-Kleidungen eine ausgesprochene Abneigung gegen Tradition offenbaren.

Das anthrazitfarbene von 2002 konnte man ja im Sinne der Historie noch irgendwie hinnehmen. War ja ein leichter Grünstich drin. Auch mit dem Reversen, also schwarzes Hemd, weiß Hose, konnte man sich zur Not anfreunden. Mit letzterem machte man immerhin die Klinsmann’sche, Sündfall, die Rot-Orgie im Away-Dress vergessen.

Doch bei der letzten Euro in Polen und in der Ukraine war es endlich soweit. Es wurde  sich endlich wieder dem klassischen Grün verschrieben. Zurück zu den Wurzeln, dachte ich glücksbeseelt. Ende Allende mit den ganzen scheußlichen Experimenten. Jott sei’s jetrommelt und jepfiffen. Was von den Marketender mit Liebe zum Detail ja ausgiebig gefeiert wurde.

Mit stolzgeschwellter Heldenbrust verfolgte ich das Geschehen im fernen Polen und in der Ukraine. Zitterte in Grüne bei Siegen und bei Punktverlust.  Alles in der Hoffnung, dass es Fotouns künftig ein treuer Begleiter sein wird. Ach ja, Weit gefehlt. Ales nur von kurzer Dauer. Und was immer das sein soll, was uns die Sportschuster aus Franken diesmal aufnötigen, mit den Jungs, die den Adler auf der Brust tragen, hat das nichts, aber nullkommanix zu tun! (Foto: Bunkus)

 

Was zum Teufel spricht denn gegen das allseits beliebte  Grün? Legendäre Schlachten wurde darin geschlagen. Das 3:1 im Wembley-Stadion 1972 im EM-Viertelfinale. Das 2:3 gegen die Gauchos anno 1986. Ein Spiel, das die Albiceleste ohne die Hand Gottes im Viertelfinale gar nicht hätte bestreiten dürfen. 1974 wurden die  Schweden 4:2 im  Rheinstadion zu Düsseldorf abgeferkelt. (Ja, auch das gab es mal. Stadien, keine Arenen!) Die Liste ließe sich fortsetzen. Spielend.

Grün ist die Hoffnung. Kann sich das keiner bei  der Marke mit den drei Streifen merken? Was rauchen die für ein Zeug? Egal was es ist, nehmt weniger.  Oder sind die alle gemäß der scherzhaften englischen Übersetzung (all day i dream about sex) mit was ganz Anderem beschäftigt da unten in Herzogenaurach?

Die Pk, die niemals war

Das Nachfolgende hat sich natürlich niemals so zugetragen. Wird es auch nie. Und jede Ähnlichkeit mit irgendwelchen Personen ist natürlich der absoluten Zufälligkeit geschuldet. Was denn sonst? Eben. Also, ad rem.

Der Ort: Ein fensterloser Raum in einem schnieken, hypermodernen Fußballtempel im Südosten einer nicht ganz kleinen Großstadt. Sagen wir mal östlich der Elbe.

Die Protagonisten: Ein beliebiger Berufsfußballspieler (Vollzeit), im folgenden BFS abgekürzt. Ein Chefübungsleiter (hauptamtlich), kurz: Cheffe: verheiratet, (Anzahl der Kinder aus erster Ehe der Redaktion bekannt). Dazu ein klubeigener Moderator, kurz KluMo. Und natürlich eine Bande sensationsgeiler, hyperventilierender Medienfuzzis, die in ihrer nie enden wollenden Perfidität nur darauf aus sind, dem Klub ein schlechtes Zeugnis ausstellen zu wollen und dem Cheffe seine wertvolle Zeit zu klauen. Im folgenden als NB (Nervbolde) 1 bis 5 usw. abgekürzt.

Die PK beginnt, Cheffe beißt noch mal schnell von einem Brötchen ab, das er sich spät, aber dank seines überragenden Stellungsspiels doch noch sichern konnte, weil die sonst so vorhandenen Mitarbeiter des Klubs (sind in der Überzahl gegenüber der Journaille) ihm kaum eins übrig gelassen hätten bis zum Ende der PK. Cheffe  macht noch schnell  – begleitet von einem breiten Grinsen – einen freundlichen Soundcheck für die Journalisten, in dem er vor deren Aufnahmegeräten noch rasch und lautstark ein wenig mit seinem Schlüsselbund herumklimpert. Wäre ja schlimm, wenn der Aufnahmepegelanzeiger nicht ausschlagen würde. Hilfsbereit ist er, dass muss man ihm lassen. Auch beim Abhören ist der jeweilige Schmierfink Journalist dann bestimmt sofort hellwach.

KluMO: BFS, laut den Medien haben wir letztes Wochenende nicht gewonnen.

BFS: Das stimmt so nicht. Das ist eine böswillige Unterstellung. Wir haben nicht verloren. Das sollte man mal festhalten.

KluMO: Jetzt am Sonntag spielen wir gegen den nächsten Gegner.

BFS: Wir ist da so ein Wort.Wir. Ihr sitzt schön auf der Tribüne. Und ich weiß ja nicht, ob der Trainer mich lässt. Wir haben 22 gute Spieler im Kader, alle haben ihre Qualitäten. Da will jeder spielen. Auch die Putzfrau oder der Zeugwart. Und ob ich gespielt habe, erfahre ich auch immer erst nach Schlusspfiff. Vorher gibt der Trainer den Kader ja nicht bekannt.

KluMo: Ein Sieg am Sonntag vorausgesetzt und wir stehen in der Tabelle auf einem Aufstiegsplatz.

BFS: Ach, das ist doch nur eine Momentaufnahme. Wir haben doch erst drei Drittel der Saison gespielt. Das hat alles keine echte Aussagekraft.

KluMo: Aber wir hätten dann einen Zwei-Punkteschnitt. Wie weit ist man dann noch von der Bundesliga entfernt?

BFS: Meilenweit. Dazu muss man doch nur mal am Montag den Kicker aufschlagen. Da kommen seitenweise die Erstligisten vor. Zwei Seiten pro Spiel. Mindestens. Und dann noch Spanen, England, Italien. Suchen Sie mal nach der Zweiten Liga. Die ist da kaum zu finden. Die ist irgendwo ganzweit  hinten versteckt. Die Bundesliga ist also richtig fern. Und gemein wie die beim Kicker nun mal sind, speisen sie uns am Montag immer mit einer unvollständigen Tabelle ab. Da fehlt immer ein Spiel. So können wir uns nie ausrechnen, wie weit wir von der Bundesliga entfernt sind.

NB2: Ihr habt in der Saison das System umgestellt. Was ist dir persönlich eigentlich lieber: Mit nur einer Spitze oder mit zweien?

BFS: Och, das ist mir egal (hinter seinem Rücken flüstert Cheffe dem KluMo diebisch grinsend zu: „Ihm ist alles egal, Hauptsache er spielt.“). Ich kann über mich jetzt nichts groß Lobenswertes sagen. Mir ist beides Recht. Ich kann rechts wie links, vorne hinten, oben, unten.

NB2 hakt nach: Aber ihr Kollege hat gesagt, selbst als er alleine da vorne spielte, ihm wäre ein System mit zwei Spitzen lieber.

BFS: Ach immer dieses System-Frage. Immer dieses sich Aufhängen an  4-4-3 oder 4-4-2 oder irgendwelchen Ketten. Ob Vierkette, Dreierkette, Perlenkette. Das ist doch alles egal. Es geht hier doch um Fußball. Natürlich freue ich mich, wenn ich spiele. Dafür lebt man doch, dafür ist man Fußballer geworden. Aber das entscheidet der Trainer..

KluMO: Nun gut fragen wir mal den Trainer,  warum wir am Sonntag die drei Punkte hier behalten..

Cheffe:  Ich finde diese Fragestellung schon nicht korrekt. Sie lässt jeglichen Respekt vor dem Gegner vermissen. Die spielen auch 2. Liga! Da kann jeder jeden schlagen. Wenn man da nicht hellwach ist, immer 110 Prozent gibt, kann das ganz schnell nach hinten losgehen. Alles muss man sich erarbeiten. Jeden einzelnen Spieltag lang. Die spielen ja auch mit elf Mann. Jedes einzelne Spiel. Das müssen Sie sich mal vorstellen! Die haben Abwehrspieler, die abwehren, Mittelfeldspieler, die in der Mitte wirbeln. Und Stürmer. Wir dürfen nicht vergessen Stürmer.

KluMo: Ich glaube es ist dann jetzt die Gelegenheit für die Pressevertreter Fragen an den Trainer zu stellen. Bitte warten Sie, bis wir Ihnen das Mikro reichen. Wir wollen das im Klub-TV ausstrahlen, damit unsere Fans nicht mehr zum Zeitungskauf mühsam das Haus verlassen müssen, sondern schön bequem vor ihrem PC das Klub-TV-Abo genießen können. Kostet übrigens nur 4,95 Euro im Monat.

NB1: Haben sie denn schon eine Vorstellung davon, wie sie das Spiel angehen wollen?

Cheffe. Herr NB1 , ich sehe sie hier mit einer Kamera. Ich weiß nicht, als was sie hier sind. Als Fotograf oder Journalist? Ihnen antworte ich nicht.

NB4: Worauf muss man sich beim Gegner einstellen?

Cheffe: Die haben 15 Spieler abgegeben. Abert auch 15 dazu bekommen. Den A, den B. C auch noch  (rattert alle in alphabetischer Aufstellung runter). Die sind spielstark, kampfstark, schussstark, defensivstark, wolfgangstark. Das ist ne richtig gute Mannschaft und überhaupt nicht mit der zu vergleichen, die im kommenden Jahr gegen uns spielen wird.

NB2: Herr Cheffe, aber mit einem Sieg morgen könnte der Klub Geschichte schreiben …

Cheffe: Geschichte? Das ist doch Kokolores. Das ist mir zu boulevardesk. Das mache ich nicht mit. Immer diese Schlagzeilen. Immer diese großen Buchstaben. Glauben sie denn ich bin blind und dass ich eine Brille brauche? Ich kann lesen! Sehr gut sogar. Das Kleingedruckte und zwischen den Zeilen. Machen Sie mich nicht älter, als ich bin. Ich bin drei Jahre jünger als der Kollege Benno Möhlmann. Das habe ich extra nochmal nachgeschaut.

NB2: Herr Cheffe, Ihnen wird nachgesagt, dass sie immer versuchen, alles unter Kontrolle zu halten …

Cheffe: Das stimmt doch so gar nicht. Das können Sie die Spieler fragen.

NB2: Würden wir ja gerne. Aber die dürfen nicht mit uns reden.

Cheffe: Das wieder so eine Unterstellung. Ich habe den Spielern das niemals verboten. Zu keiner Zeit. Nur nicht erlaubt. Außerdem wird mir das zu persönlich. Nur Fragen zum Spiel, bitte.

NB3: Mit welcher Mannschaft wollen sie denn das Spiel angehen?

Cheffe: Das weiß ich jetzt noch nicht. Es sind noch zwei Trainingseinheiten bis zum Spiel. Da muss ich die letzten Eindrücke abwarten. Es könnt sich ja jemand noch verletzten. Oder der Himmel nicht das richtige Blau haben. Sie glauben doch nicht jetzt allerernstens, dass ich Ihnen etwas zur Mannschaftsaufstellung sage. Die weiß ich ja selber noch nicht mal genau. Das ist mir jetzt alles zu persönlich.

NB3: Sie haben also noch nicht im Kopf welcher BFS den jetzt ausfallenden BFS ersetzen soll?

Cheffe: Doch, natürlich. Aber das werde ich Ihnen doch hier nicht erzählen. Das schreiben sie doch brühwarm auf. Sie können ja die Tinte nie halten. Die anderen Trainer lesen doch auch. Die kaufen doch am morgen vor dem Spiel immer alle sechs Tageszeitungen auf, um zu sehen, was ich mir habe einfallen lassen. Nochmal, die kaufen alle sechs Zeitungen auf! Wie soll ich die denn da überraschen? Ne, das sage ich ihnen nicht. Auch wenn ich es noch nicht im Kopf hab.

 NB5: Mit welchen Erwartungen gehen sie an das Spiel?

Cheffe: Das ist mal wieder typisch. Diese Fragestellung. Das mache ich nicht mit. Immer diese Erwartungen. Dadurch setzt man doch alle unnötig unter Druck. So ein Spiel kann ganz schnell vorbei sein. Nach nicht mal 90 Minuten. Nochmal, nach nicht mal 90 Minuten. Da kann ich doch keine Prognosen abgeben. Das wäre nicht seriös. Und Sie wollen da von Erwartungen sprechen?

NB1 (ganz vorsichtig): Und warum ist dieses Spiel jetzt so schwer?

Cheffe: Das ist doch völlig klar. Das nächste Spiel ist immer das schwerste. Und das übernächste das überschwerste. Von dem danach will jetzt gar nicht erst anfangen, denn wir müssen nur von Spiel zu Spiel denken. Alles andere ist Kokolores.  Wir müssen uns immer auf das nächsteschwerste Spiel vorbereiten und da alles in die Waagschale werfen. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Sogar die, die hier gar nicht mitspielen. Nein, wir  müssen vor allem die Ordnung halten. So wie beim Einlaufen. Das sieht immer recht hübsch aus. Wir müssen hinten gut stehen, kompakt stehen, schnell umschalten und Geduld bewahren. 90 MInuten können verdammt lang sein. Wenn man da nicht aufpasst, ist das Spiel ganz schnell vobei.

 

 

 

 

 

Alliterierende Vereinsnamen

Beim Anblick der NOFV-Oberliga Staffel Süd und ihres Spitzenreiters, überlegte ich unwillkürlich, wie viele in sich selbst stabende Vereinsnamen mit geographischem Bezug es gibt. Hier eine – gerne zu ergänzende – vorläufige Liste:

Budissa Bautzen

Kilia Kiel

Vienna Wien

Dnjper Dnjpropetrowsk

SV Greif Greifswald

Wormatia Worms

 

 

War’s das schon? Weiß jemand mehr?

 

Der Ball und ich Teil 1

Das 3:2 gegen St. Pauli steckt noch in mir drin. Dieser tolle Kick, bei dem der 1.FC Wundervoll einen 0:2-Rückstand noch in ein 3:2 umbiegen konnte. Und wäre ich noch genussvoll an die Treffer von Torsten Mattuschka, Adam Nemec und Simon Terodde denke, dem heutigen Schlager gegen die Kleeblätter aus Franken entgegenfiebere, versuche ich ähnlich spannende Partien vor meinem geistigen Auge aufsteigen zu lassen. Was gar nicht so einfach ist. Das eine oder andere habe ich ja auf zwei Kontinenten schon gesehen. Nachfolgend einfach mal die Spiele, bei denen ich live im Stadion war. Sozusagen meine persönlichen Highlight aus über zwei Jahrzehnten Stadiongängerei.

 

27. Juni 2010, Deutschland – England 4:2 in Bloemfontein

Ein Tag wie gemalt. Wenn mal von der Anreise absieht. Zeiten, die deutlich vor dem Aufstehen liegen, sind nicht so mein Ding. Aber unser Quartier während der WM lag nun einmal 399 km weiter nördlich zwischen Johannesburg und Pretoria. Und da die Anstoßzeit auf 16 Uhr festgelegt worden war, hieß es sich sputen. Zumal man mindestens zwei Stunden vor dem Spiel da sein musste. Und 400 km in Südafrika nicht zwingend der Verkehrswegigkeit deutscher Bundesautobahnen entsprechen. Fünf Mann in einem Auto waren dabei auch nicht unbedingt der Bringer. Aber egal, da musste man durch.  An die Stadt selber erinnere ich mich nicht. Ankommen, parken, Akkreditierung abholen, Sicherheitsschleusen überwinden, die eines Flughafens würdig waren. Ein bisschen Vorfreue schwebte beim Anmarsch schon mit. Denn 25 000 englische Schlachtenbummler erfüllten mit ihren Gesängen die Luft in der Stadt der Rosen. Schon im Vorfeld hatten die englischen Medien das Spiel gut angeheizt. Martialisch wie so häufig. Deutschland erzittert vor den „drei Löwen“.  Postiv aber allemalen, dass diesmal die Freunde altangelsächsischer Kriegsmetaphorik sich vornehm zurückgehalten hatten. 

Das Spiel ein Traum. Klose und Podolski hatte die Joginatoren nach 32 Minuten komfortabel in Führung gebracht. Die DFB-Eleven spielten sich in einen Rausch, der Anschlusstreffer war ein Schönheitsfehler. Und dann kam das Wembley-Tor.. Besser gesagt die Neuauflage davon. Findige Köpfe wiesen zwar blitzartig nach (siehe Foto), dass der Ball niemals, nie und nicht die Linie hinter Neuer überquert hatte, doch die „Three Lions“ sahen das naturgemäß anders. Am Ende hieß es dank zweier Müller-Tore 4:1 für die Germanen. Und alle Debatten um das hätte, wenn und aber ob des nicht gegebenen Ausgleiches waren – ätschibätschi – nur noch theoretischer Natur. Logo, die Sun und Konsorten heulten ein wenig rum, machten ausgerechnet Lampard zum Symbolbild des Scheiterns. Aber alles in Maßen. Englands Altinternationaler fasste es gegenüber der BBC ganz gut zusammen: „Das war so schlecht, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es war von der ersten Minute an hoffnungslos.“ Und als Augenzeuge musste ich ihm recht geben, war ich der festen Überzeugung, dass auch Lampards Equalizer dem Ausgang der Partie keine Wende verliehen hätte. Zu sehr hatte der Auftritt der deutschen Elf überzeugt. Dann hätte man eben nur 3:2 gewonnen oder 4.2.

 

 

Deutschland Argentinien 4:0, 3. Juli, Kapstadt, Cape Town Stadium

Immer noch ganz euphorisiert durch die Battle of Britain fieberten wir der Partie mit der Albicelste entgegen. Die waren ein ganz anderes Kaliber. Diego „die Hand Gottes“ Maradona als Trainer, dazu der Heiland in irdenem Gewand, aka  Messi. Sozusagen der fleischgewordene Sohn Gottes auf grünem Rasen. Und immer noch mahnte im Hinterkopf die alte These, dass die Jungs mit dem Adler auf der Brust nicht mehr dazu in der Lage sind, einen der Großen zu schlagen. Und England, bei allem Respekt, gehörte schon seit 1966 eigentlich nicht mehr dazu. Memonto mori!

Nun also die Gauchos. In Kapstadt. Eine der schönsten Städte Südafrikas.Und endlich einmal auch etwas Zeit, sich vorher in der Stadt umzusehen. Eigentlich wollte man gar nicht mehr weg. Das Wetter stimmte. Die Stadt summte vor sich hin. Im Hafen kreischten die Möven. Der malerische Tafelberg lud zum Verweilen. So man sich die Mühe machte, ihn zu erklimmen.

Doch natürlich rief die Pflicht. Und auch die Lust. Schon weit vor Anpfiff hatte man sich ins Stadionoval begeben. Es lag etwas in der Luft. Es knisterte. Würde Argentinien Revanche nehmen für die Niederlage gegen Zettel-Lehmann vor vier Jahren? Spötter behaupten ja, das dort im Berliner Olympiastadion folgende Worte auf dem Papier gestanden hätten. „Nicht mehr als zwei halten. Sonst wirkt’s arrogant.“ Nun, Lehmann war weit weg. Berlin auch. Und hier in Kapstadt rollte die Kugel.

Kurioserweise befand sich mitten im teutonischen Pressemob ein südamerikanischer Kollege. Normalerweise trennt die FIFA  weitestgehend die Reporter der Kontrahenten. Nun saß aber dort ein gefühlter 2-m-Hüne mittenmang. Und ward von Sekunde um Sekunde kleiner. Das treffliche Sinnbild der argentinischen Ladehemmung seht ihr unten. Der argentinische Berichterstater jedenfalls  rutschte auf seinem Sessel hin und her. Er sank immer tiefer in sich zusammen, während rings um ihn her sich Unsereiner vor Vergnügen auf die Schenkel klopfte. Wir wussten gar nicht wohin mit unseren Blicken. Das Schauspiel auf dem grünen Rasen war dem auf den Presseplätzen ebenbürtig.  Beim Schlusspfiff saß da ein kleines Häufchen Elend. Gefühlt in Hobbitgröße. Unfreiwilliger Hauptdarsteller  in dem Streifen, „Liebling, ich habe die Gauchos geschrumpft.“ Und wir trauten immer noch unseren Augen nicht ganz über das gerade dargebotene. Unvermittelt kam mir „54 – 74- 90 – 2010“ von Stillers Sportfreunden in den Sinn. Diesmal würde es klappen. Der Griff nach dem Pott! wer sollte diese Joginatoren aufhalten können? Nun gut, Sie kennen die Antwort …

 

 

 

 

 

 

 

 Borussia Dortmund – FC Bayern 5:2, 12. Mai 2012, Berliner Olympiastadion

Boah, ey. Was war ich sauer. Was erlauben Strunz? Ach ne, der spielte ja gar nicht mehr im Dress der Bajuwaren. Aber was der Rekordmeister da im Berliner Cupfinale geboten hatte, war unterirdisch. Eher eine Supernova denn ein Stern des Südens. Sicher, gegen Dortmund kann man verlieren, darf man verlieren. Aber eine Notschlachtung? Der eigens aus München angereiste @probek war auch nicht sonderlich amüsiert. Die zweite Stufe auf dem Weg zum verhassten Vize-Minga, war gezündet worden. Wenig später sollte sie im Finale dahoam gegen Chelsea endgültig in die Umlaufbahn geschossen werden.

Ich verstand es irgendwie nicht. Wo war denn der Ehrgeiz der Roten?  Sicher, Arjen Robben verwandelte diesmal – anders als im Ligabetrieb wenige Wochen zuvor – seinen Elfer. Im Westfalenstadion hatte er zwei Minuten vor Schluss so arg gefehlt, dass der BVB sicher dem Titel entgegenstreben  und bei 6 Punkten Vorsprung nicht mehr durch den FCB gefährdet werden konnte. Allein das hätte doch als Motivation schon genügen müssen, wenn einem schon der Spott egal war, dass man auf eine Stufe mit Vizekusen gestellt zu werden drohte.

Zu sehen war davon nix. Man war ich bedient.

 

Energie Cottbus – Hannover 96 3:1, 5. Juni 1997, Stadion der Freundschaft

Es mag ein wenig überraschen, warum jetzt ein Spiel hier auftaucht von Vereinen, mit denen ich eigentlich weniger verbunden bin. Ist vielleicht auch der außergewöhnlichen Saison der Energetiker geschuldet, die 1997 bis ins DFB-Pokal-Final stürmten und dort gegen den Ligavierten VfB Stuttgart mit 0:2 verloren. Ich erinnere mich noch gut an den Abend wie ich hinterher mit Ingo „Inge“ Schneider, Jens-Uwe Zöphel und Igor Lazic zusammen vor dem VIP-Zelt der Lausitzer nördlich des Marathontores stand und über den geplatzten Traum und ihre Aufstiegssaison parlierte. Die Schneeballschlacht gegen Bundesligist Karlsruhe mitten im April spielte da auch eine Rolle, als Cottbus Euro-Eddy & Co. mit 3:0 aus dem Stadion der Freundschaft kegelten.

Nun, die Relegation gegen Hannover hatte es auch in sich. Der Vergleich mit zwei Schwergewichtsboxern traf es irgendwie. 96 hätte das 1:1 aufgrund der Auswärtstorregel gelangt, Energie wirkte so saftlos, als hätte man ihnen den Stecker rausgezogen. Doch um 21.38 Uhr fiel das Flutlicht aus. Und als die beiden Mannschaften 12 Minuten später weiter machen konnten, flog der beinharte Jens Melzig, der mühelos in jedem James-Bond-Film als Bösewicht akzeptiert worden wäre, vom Platz. Aus die Maus. Schluss der Traum vom bezahlten Fußball. Energie würde  nicht neben Zwickau, Jena und vor allem Hansa Rostock das schmale Grüppchen ostdeutscher Fußballklubs im großen  Ligazirkus verstärken können. Doch dann kam nur eine Minute später Detlef Irrgang und legte wenig später noch einmal nach. Geschafft. Der FCE war aufgestiegen. Und ich war erstmals bei etwas Großem dabei gewesen.

Das ist vielleicht übrigens noch ein Grund, warum mir das Spiel im Gedächtnis geblieben ist. Es hatte mit meinem Weg als Sportjournalist zu tun. Mit Spitzenfußball hatte ich wenig zu tun gehabt bis dahin in meiner Laufbahn. Für das schmale Zeilengeld von 30 Pfennige hatte ich in der Provinz beim Göttinger Tageblatt Vorschauen für die achtklassige Bezirksklasse geschrieben. Auch wenn wenig Später Bezirksliga und Bezirksoberliga dazu kamen, dann von Grone in der Landesliga und der SVG Göttingen in der Oberliga bereichert wurden. An den Platzhirschen der Universitätsstadt, den noblen SC Göttingen 05, ließ man einen freien Mitarbeiter nicht ran. Ih, bewahre. Höchstens auswärts, wo das GT aus Kostengründen keine Mitarbeiter hinschickte und ich auch nur dann zum Zug kam, wenn ich beispielsweise kostengünstig in Oldenburg  oder ähnlichem bei FreundInnen übernachten konnte. Selbstmurmelnd ohne Reisekosten abrechnen zu dürfen .Gut, dass ich seinerzeit einen alten Golf Diesel hatte …

 

FC St. Pauli – SC Paderborn 2:2, 1.4.2013, Millerntor

Es gibt Spiele, über die muss man nicht viele Worte verlieren. Das Remis im Montagabendspiel ist so eins. Normalerweise nix für di Annalen. Doch diesmal war alles anders. Wann erlebt man schon einmal live ein Kopfballtor eines Torhüters. Höchst selten. Umso erfreulicher, wenn man davon Augenzeuge ist. Noch erfreulicher ist es, wenn man es als reiner Besucher im Stadion erleben darf. Bei Bratwurst und Bier halt. Das Dumme am Fußball ist ja, um es vom Herrn Yeboah und seinem legendären Premiere-Werbespott zu entlehnen, jedesmal wenn ich ein Stadion betrete, muss ich ja arbeiten.

 

 

1.FC Union – BFC Dynamo 8:0, 21. August 2005, Stadion an der Alten Försterei

Foto: Hupe

Was hatten wir uns alle aufgeregt. Im Vorfeld. Im Spiel dann auch nicht weniger. Doch dazu später mehr. Das erste betraf die Ereignisse in einer Disco in der Frankfurter Allee, in der die Herren Ordnungshüter am Vorabend des Derbys ein wenig allzugründlich nach den dem Rechten gesehen hatten. Folglich stand die Partie kurz vor der Absage. Das ganze Ambiente war seltsam angespannt. Von der Grünen in voller Montur bis hin zu den 14 200 auf den Rängen. Dann rauften wir uns wieder die Haare. Über Chancentod Karim Benyamina. Der war damals im ersten Jahr eisern. Und  noch ganz weit entfernt davon eines Tages als Rekordtorjäger seinen Dienst an der Wuhle quittieren zu dürfen. Im Spiel gegen die Weinrotweißen jedenfalls ließ er unglaubliche Fehlschützenqualitäten erkennen, auch wenn er am Ende drei Mal eingenetzt hatte. Was er versiebte hätte – gefühlt – für drei Schützenfeste langen müssen.  Egal. Lassen wir das. Er hat sich entwickelt und zu Recht einen klangvollen Namen in der eisernen Ruhmeshalle. Und auch wenn viele es nicht mehr wahrhaben wollen: Hätte Jörn Lenz mit seinem Freistoß kurz vor der Pause auf 1:2 verkürzt, wer weiß, welchen Verlauf die Partie dann genommen hätte. Doch hätte, wenn und aber. „You know who“ traf nicht. Jack Grubert kurz nach der Pauseaber  schon. Was so ziemlich das Einzige ist, wofür er in Köpenick in Erinnerung blieb. Und am Ende war es ein rauschendes Fest im Ballhaus des Ostens. Was den 1.FC Wundervoll übrigens nicht daran hinderte, den Trainer dieses Sieges wenige Wochen später zu entsorgen, ihn zu einer Randnotiz in der Geschichte der Eisernen verkommen zu lassen

 

Und weil ich gerade merke, dass ich viel zu sehr ins Plaudern gekommen bin, beschließe ich, meine aufregendsten Spiele in zwei Teile zu teilen. Mehr also demnächst auf diesem Sender. Oder wie es immer so schön in Comics heißt: Fortsetzung folgt.