Ein Tor, der nicht dafür ist

Ach was ein Jammern und Wehklagen. Ein Lamentieren und Gezeter. Vier bis fünf Mal kam  Capellos Fabio von selbst darauf zu sprechen, ohne auch nur eine weitere Erklärung für die biedere Balltreterei seiner Eleven zu finden. Dieses ach so hundsgemeine, das Spiel verfälschende,  nicht gegebene Wembley-Tor. „Wir haben hier fünf Schiedsrichter …“ ließ sich der Herr C. aus „Bella Italia“ hinreißen. Den Rest können sie sich denken und erspare ich mir nach der „Battle of Bloemfontein“, die hier unten mit der wunderschön doppeldeutigen Überschrift „Out of this World“ in der Beilage der Times (u.v.a.) verschlagzeilt wurde.

Für diejenigen unter uns, die es derzeit schaffen, sich dem ganz normalen WM-Wahnsinn zu entziehen und/oder auch mit dem Begriff  „Wembley-Tor“ partout nichts anfangen können, sei zur geflissentlicher Lektüre dieser Beitrag hier anempfohlen

Schon klar, dass jetzt allen Ortens von Experten (und denen die sich dafür halten), der sofortige Einsatz des Videobeweises, des Chips im Jabulani (Intel inside), und mindestens der Einsatz von Amnesty International, wenn nicht gar einer multinationalen, Friedens stiftenden Einsatztruppe gefordert wird.

In all dem hysterischen Geschrei geht derzeit völlig unter, dass einmal mehr eine andere Unsitte Einzug in das Spiel der Spiele gehalten hat. All dies Grapschen, Reißen, Zerren am Outfit! Das Halten, Zupfen und Zergeln. Kurz diese ungeahndeten Textilvergehen sind meist in schönster Regelmäßigkeit in Superzeitlupe zu bewundern.

Hier wäre nun der Hebel so einfach und kostengünstig anzusetzen. Keinerlei modernes, teueres Hilfsmittel müsste zum Einsatz gebracht werden. Die ach so oft beschworene Einheit der Fußballfamilie durch alle Ligen von ganz oben bis in die Kreisligen C, die Gleichheit der Regeln für alle, wäre  gewährleistet. Auch der Artikel 3 Absatz 1 des Grundgesetzes nicht verletzt. Kein elektronisches Auge wäre vonnöten. Die Lösung wäre so simpel!

Ich fordere hiermit ultimativ die Anschaffung von Trikots aus Materialien wie Krepppapier! Oder aber zumindest eine zeitgemäße Perforation, wie sie uns im Alltag beispielsweise beim Toilettenpapier ständig begegnet.

Es wäre endlich Schluss mit diesen, den noblen Geist des Spiels verletzenden Übergriffen. Ein Videobeweis schlicht nicht mehr erforderlich. Die Unparteiischen könnten mit dem bloßen Auge die Vergehen erkennen und mittels Schnellgericht ahnden. Die Beweislast läge ihnen zu Füßen oder hing in Fetzen am malträtierten Kickerkörper herum.

Positiver Nebeneffekt: Die Herren Ballspieler müssten sich ja erfolgtem Vergehen sofort wieder neu einkleiden. Was der notleidenden Textilindustrie ungeahnte Umsatzsteigerungen bescheren würde. Zudem könnte die stets zum reinen Wohle der Fußball treibenden, unermüdlich nach neuen Einnahmequellen suchende  FIFA all die zusätzlichen Spielunterbrechungen mit hübschen Werbeblöcken füllen. Womit allen eigentlich allen gedient wäre, oder?

P.S. Bevor ich es vergesse. Meine liebenswerten Kollegen beim Berliner Kurier haben bei ihren unermüdlichen Recherchen im „www“ (Worldcup Wide Web) natürlich den untrüglichen Beweis gefunden, dass Herr C.  aus I. schlicht irrt. Kuckst du hier: Kein Tor!

P.P.S. Mein illustrer Dank gilt dem Herrn @ ZwWdF, bei dem ich viaTwitter obiges Bild gefunden habe.

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