Plötzlich war sie da

Plötzlich war sie da. Unangemeldet. Der Schiri hatte gerade angepiffen, als sie auf der Pressetribüne erschien. Seit fünf Tagen hatte sie keinen Laut von sich gegeben. Keine Mail, keine SMS, kein Anruf. Und nun stand sie da, als wäre nie etwas passiert. Als wüsste sie nicht genau, dass ihre Anwesenheit mich in meiner Arbeit stören würde. Weil all mein Denken wieder nur bei ihr sein würde. Tauche ich auf ihren beruflichen Terminen auf? Und dazu noch ohne Vorwarnung!

Hatte der Sonntag, als sie mir anchgelaufen war, nicht genug gezeigt? Erst saßen wir in einem Cafe, habe ein paar Gläser getrunken. Und dann leider Gottes doch geredet. Quintessenz: bedingungslose Liebe gäbe es nicht mehr! (Aber ist es nicht gerade ein Zeichen von Liebe, keine Bedingungen zustellen? Sondern einfach zu geben?) Und es sei für sie ein verdammt gutes Gefühl, nicht mehr kontrolliert zu werden. Mit anderen Worten, endlich könne sie tun und lassen, was ihr gefällt, sich in allen erdenklichen Richtungen austoben. Nun ja, wenn es dass ist, was sie will, warum genießt sie es dann nicht und wühlt in der Vergangenheit? Warum mit reden wollen, statt mich mit meinem Schmerz allein lassen?

Dann nahm sie mich doch mit zu ihr. Doch nur um an meiner Schulter zu kuscheln. Und sorry, bei aller Liebe, als normal veranlagter Mann,der seit den rund zwei Monaten seiner Trennung Enthaltsamkeit geübt hatte (oder üben musste ;-)), konte das im wahrsten Sinne des Wortes nicht befriedigen. Wie soll Mann da auf andere Gedanken kommen, wenn ein warmer, weicher, vetraut riechender, stark vermisster süßer Frauenkörper sich an einen schmiegt? Und dann noch die Frau, für die meine Gefühle unvermindert vorhanden sind. Was sie weiß! Also ging ich. Was noch etwas dauerte. Denn rund 15 Minuten standen wir im Flur, redeten in Englisch aufeinander ein. Und als gar nichts mehr ging, kamen all ihre alten Vorwürfe. Weil sie nicht sehen, wollte (Konnte?), dass ich versucht hatte einiges zu ändern. Aber so etwas ist nun mal ein Prozeß und geht nicht von heute auf morgen …

Nun brach sie wieder in meine Welt ein. Eien, die sie zwar im Lauf der Jahr kennengelernt und gelegentlich besucht hatte. Aber die nicht die Ihre war. Zumindest nicht beruflich. Und schon gar nicht private! Eine Welt, die mehr als nur mein Job ist. Da stand sie nun unvermittelt beim Anpfiff. Neue Frisur, neue Jacke (die, die wir vor unserer Trennung gemeinsam angekuckt und dann doch nicht gekauft hatten). Doch kein Wort von ihr an mich direkt. Außer ein, zwei Kommentaren zum Spiel. Auch danach war sie irgendwo von der Bildfläche und im VIP-Raum verschwunden. Als ich schon längst gegangen war, kam ein dann ihr Anruf, wo ich denn sei. Ob ich nicht noch in den VIP-Raum käme? Klasse!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.